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Ich habe schon bei einer anderen Gelegenheit gezeigt 4), dass in der Torfsubstanz selbst ein nicht unbedeutender Unterschied auftritt, je nachdem dieselbe einem Hoch- oder Wiesenmoore entnommen ist. Abgesehen von der charakteristischen physikalischen Verschiedenheit beider zeigt sich dieser Unterschied namentlich in dem Verhältniss der Aschenmengen und auch mitunter des Wassergehaltes. Letzterer ist in den Torfsorten der Hochmoore gewöhnlich etwas höher als in den Torfsorten der Wiesenmoore, jedoch beträgt die Differenz nur 5-6 Procente. Auffallender ist die Verschiedenheit der Aschenmengen. Nach meinen eigenen Analysen der verschiedensten Torfsorten und der classificirenden Beurtheilung früherer Arbeiten, so weit diess bei der leider oft mangelnden Angabe des Standortes einer untersuchten Torfgattung möglich war, ergiebt sich, wie ich diess schon a. a. O. auseinander gesetzt habe, dass die aschenreichen Torfsorten fast sämmtlich den Wiesenmooren, die aschenarmen dagegen vorzugsweise den Hochmooren angehören. Es musste von Interesse sein, den Nachweis solcher den Hochmoortorf charakterisirender Verhältnisse auch in dieser mitten in einem Wiesenmoore aufgefundenen Hochmoorbildung zu versuchen. Zu dem Ende wurde die Sphagnumdecke mit ihrer Erdunterlage von einer Stelle entfernt, so dass mehrere Stücke des darunter liegenden Torfes herausgehoben werden konnten; zum Vergleiche war dasselbe an einer ungefähr 12 Fuss davon entfernten Wiesenmoorstelle geschehen. Im äussern Ansehen zeigten diese beiden Torfsorten keine Verschiedenheit; der Wassergehalt ergab sich bei jeder derselben durch das Trocknen in dem durch Schwefelsäure geleiteten Luftstrome bei 110° C. zu 86,2 bis 87 Procenten. Die mit beiden Torfsorten auf ganz

4) Sitzungsberichte 1865. I. 1. S 105.

gleiche Weise vorgenommene Einäscherung im Platintiegel über der Gaslampe zeigte eine nur unwesentliche Verschiedenheit der Aschenmengen. Die Analyse der Aschen, welche sich vorzugsweise auf die Bestimmung der Kalkerde und Kieselerde bezog, ergab als Hauptresultat, dass in der Asche des Torfes, welcher der hier beschriebenen Hochmoorbildung entnommen war, die Kieselerde den 8ten Theil der Kalkerde ausmachte, während sie in der Asche des Wiesenmoortorfes nur den 12. Theil derselben betrug. Es dürfte somit dieser unter einer Hochmoorvegetation liegende Torf abgesehen von seinem etwas erhöhten Kieselerdegehalte der Asche allen seinen Eigenschaften nach immerhin noch den Wiesenmoortorfsorten zugezählt werden, indem die überstehenden Hochmoorpflanzenspecien noch geringen oder gar keinen Antheil an der Torfbildung genommen haben. Der Phosphorsäuregehalt, welcher wie bekannt in der Asche der Schleissheim-Dachauer Torflager verhältnissmässig gross ist, betrug auch in diesem Falle 2,2 Proc., also von dem Phosphorsäuregehalte des diesem Torfmoore überhaupt eigenthümlichen nicht abweichend. Die Phosphorsäurebestimmungen wurden stets nach der bekannten Titrirmethode mittelst essigsauren Uranoxydes ausgeführt. Die Verdünnung der essigsauren Uranoxydlösung war in der Weise hergestellt worden, dass 1 C. C. derselben 0,005 Grmm. Phosphorsäure entsprach. Nebenbei mag bemerkt werden, dass einigen Versuchen zu Folge, welche die Empfindlichkeit dieser Methode zum Gegenstande hatten, mittelst derselben noch 1/4000 Grmm. Phosphorsäure mit der grössten Genauigkeit zu erkennen ist.

Es dürfte hier der Ort sein, noch eines Versuches Erwähnung zu thun, welcher nach meinem Dafürhalten über die durch Standörtlichkeit bedingte Verschiedenheit der Hoch- und Wiesenmoorvegetation Aufschluss giebt. Ich habe schon früher die Resultate meiner Versuche über das Ver

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halten der Moorvegetation in fruchtbarer Gartenerde mitgetheilt 5). Setzte man nämlich ein Stück Torfrasen mit den Wurzeln in gedüngte Erde, so entwickelte sich bald eine neue Vegetation, indem die Halme des sogenannten sauren Grases zu welken begannen und einer Entwicklung von Futtergräsern Platz machten. Jener Versuch war mit einem Stücke Wasen aus einem Wiesenmoore angestellt worden; ich habe nun Gelegenheit genommen, einen ähnlichen Versuch mit einem Stücke Sphagnum polster, einer Hochmoorvegetationsgruppe entnommen, in etwas anderer Weise auszuführen. In zwei vergleichenden Versuchen befanden sich von der anhängenden Erde möglichst vollständig befreite Stöcke einer Hochmoor- und Wiesenmoorvegetation in Gläsern mit gewöhnlichem Brunnenwasser. Es zeigte sich unter diesen Verhältnissen sehr bald ein deutliches Verwelken und Absterben der Hochmoorpflanzen, während die Wiesenmoorpflanzen, unter ganz gleichen Bedingungen stehend, lange Zeit erhalten werden konnten. In destillirtem Wasser aufgestellt zeigte sich dagegen dieser Unterschied nicht, Bekanntlich ist das Münchener Brunnen wasser ein ungewöhnlich kalkreiches, so dass sich hieraus wohl die ungünstige Wirkung auf die Kieselpflanzen des Hochmoores im Gegensatze zu den Kalkpflanzen des Wiesenmoores erklären lassen dürfte. Hiedurch findet auch eine schon von Sendtner früher gemachte merkwürdige Angabe augenfällige Bestätigung. Derselbe hatte nämlich Gelegenheit zu beobachten, dass beim zufälligen Beschlämmen eines Hochmoores bei Rosenheim mit einem sehr kalkreichen Sande sämmtliche Hochmoorpflanzen zu Grunde giengen, so wie auch, dass: dieselben Pflanzen mit ihrem ganzen Torfrasen in den Münchener botanischen Garten versetzt, woselbst ihnen

5) Akadem. Sitzungsber. 1864. II. 3. S. 205.

kalkreiches Wasser zufliesst, sogar unter denselben Feuchtigkeitsbedingungen, wie sie sich im Moore fanden, nicht gedeihen konnten.

Die Erklärung der eigenthümlichen Thatsache eines Vegetationswechsels ohne künstliche Besamung an den hier beschriebenen Stellen eines Wiesenmoores hängt wie es mir scheint, nahe mit den Gründen, einer Umwandlung der vegetabilen Erscheinungen zusammen, welche sich zeigen, wenn man ein Torfmoor einfach entwässert, eine Beobachtung die sich bei beginnender Cultur der Moore in so auffälliger Weise darbietet. Wie durch die theilweise Trockenlegung des Moores das sogenannte saure Gras verschwindet und neue Grasarten theils dykotyledonische Gewächse hervortreten, ebenso sind an diesen Hochmoorstellen im Wiesenmoore durch eine zufällige Zufuhr von Lehm oder Silikaten Kieselpflanzen statt der Kalkpflanzen zu Tage gefördert worden, indem wie Herr Baron v. Liebig gezeigt hat, die im Boden ruhende Grasnarbe die unentwickelten Keime der mannigfaltigsten Pflanzengebilde, somit auch Kieselvegetation, in sich trägt. Durch die Entwässerung wird in dem einen, durch die Zufuhr von Silikaten in dem anderen Falle die Entwicklungsbedingung des verschiedenen vegetabilen Lebens dargeboten, so dass wir in den entwässerten Moorstellen eine üppige Grasvegetation, in den zufällig mit Silikaten. bereicherten Wiesenmoorstellen Hochmoorvegetationen sich entwickeln sehen. In einem ähnlichen Zusammenhange steht die von mir und Anderen schon häufig beobachtete Erscheinung, dass sich in der nächsten Umgebung von Sägemühlen sehr bald eine auffallende Distelvegetation bemerkbar macht. Wahrscheinlich ist diese durch die reichliche Ueberstreuung des Bodens mit Sägespähnen bedingt.

Der Entwässerung eines Moores folgt die gänzliche Umwandlung der Vegetation in verhältnissmässig sehr kurzer Zeit; um aber künstlich eine Veränderung der Moorvegetation

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durch geeignete Mineraldüngung zu erzielen, hiezu gehört, wie es scheint ein längerer Zeitraum von Jahren; wenigstens haben die von mir schon früher angedeuteten Versuche 6) auf einigen Strecken von Hoch- und Wiesenmooren, in der Absicht auf künstlichem Wege die Wiesenmoor- in Hochmoorvegetation und umgekehrt umzuwandeln, bisher noch zu keinem sichtbaren Resultate geführt.

Herr Gümbel hält einen Vortrag:

,,Ueber das Vorkommen von Eozoon in dem ostbayerischen Urgebirge",

und erläutert ihn durch Vorzeigung von Handstücken und von Original-Zeichnungen.

Die Entdeckung von organischen Ueberresten in den Urkalklagen der Gneissschichten von Canada, welche wir dem Scharfblicke Sir Will. Logan's und den sorgfältigen, mikroskopischen Untersuchungen Dawson's und Carpenter's verdanken, muss als ein für die geognostische Wissenschaft Epoche-machendes Ereigniss bezeichnet werden.

Dieses Vorkommen zerstört mit einem Schlage eine ganze Reihe falscher, zum Theil abenteuerlicher Vorstellungen, welche man sich nicht bloss über den Ursprung des lagerweise im Urgebirge ausgebreiteten Urkalkes, sondern der krystallinischen Schiefergebilde überhaupt gemacht hat und verweist die offenbar geschichteten Urgebirgsfelsarten einfach in die nach rückwärts verlängerte Kette der versteiner

6) Akadem. Sitzungsber. 1864. II. 3. S. 111.

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