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aufstellen lassen, und dass eben desshalb auch nur bei einem solchen Luftzustande, d. h. an sonst geeigneten Tagen von 9-11 Uhr Morgens und von 3-5 Uhr Abends genaue Höhenmessungen, trigonometrische und barometrische, gemacht werden können. Diese Ansicht habe ich schon früher ausgesprochen 3), und ich finde sie wiederholt bestätigt bei den oben mitgetheilten Baeyer'schen Refractions-Beobachtungen, sowie bei den noch anzuführenden barometrischen Messungen des Montblanc, welche ebenfalls zur Vergleichung meiner Theorie mit der Erfahrung dienen sollen. Die Relationen zwischen Temperatur, Dichtigkeit, Druck und Höhe der Atmosphäre, welche ich früher aus Beobachtungen abgeleitet habe, und worauf alle meine Entwickelungen über astronomische und terrestrische Refraction beruhen, beziehen sich nur auf einen solchen normalen Zustand der Atmosphäre und können desshalb nicht angewendet werden, wenn (wie es am Morgen öfter der Fall ist und auch bei Baeyer's Messungen am Harz vorkam) die Temperatur der Luft von unten nach oben zu- statt abnimmt.

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Unter den oben ausgesprochenen Bedingungen finde ich, dass sich der terrestrische Coefficient mit mehreren Grössen ändert mit der Temperatur der Luft, dem Barometerstand, der Höhe und Breite des Standorts, sowie mit der Höhe und Entfernung des Objects. So wird, unter übrigens gleichen Umständen, der genannte Coefficient kleiner, wenn die horizontale Entfernung oder die scheinbare Höhe des Objects wächst, und grösser, wenn die geographische Breite des Messungsbezirks zunimmt. Diese Aenderungen sind indessen, wenn auch der Berücksichtigung werth, doch nicht bedeutend den grössten Einfluss üben Temperatur, Barometerstand und Höhenlage des Beobachtungsorts.

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3) Vergl. meine Beobb. und Unters. s. über die Genauigkeit barom. Höhenmessungen. München, 1862.

Was die Temperatur und den Barometerstand anbelangt, welche zusammen die Dichtigkeit der Luft bestimmen, so zeigt sich, dass unter sonst gleichen Umständen der Coefficient der terrestrischen Strahlenbrechung nahezu dem Quadrat der Luftdichtigkeit proportional ist. Berechnet man hienach den Coefficienten für zwei extreme Fälle von Thermound Barometerständen, z. B. für 25° R. und 761,71 Quecksilber von 0°, sowie für + 25° R. und 741mm.,71 Quecksilber, so findet man, dass dieser Coefficient für die höchsten Temperaturen und kleinsten Barometerstände fast nur halb so viel beträgt, als bei den niedrigsten Temperaturen und höchsten Barometerständen.

Fast eben so gross können die Aenderungen des Coefficienten werden, welche von der Höhe des Standorts herrühren. Die Theorie fordert nemlich, dass der Coefficient, unter sonst gleichen Umständen, mit der Höhe kleiner wird, und zwar nahezu im biquadratischen Verhältnisse der über den beiden Standorten noch verbleibenden Atmosphärenhöhen. Wenn demnach der Coefficient auf einer Station, die 100 über Meer und unter 40° n. Breite liegt, bei einer Lufttemperatur von 10o,3 R., einem Barometerstand von 751,71, einer Amplitude von 26′ 40′′ und bei einer Zenithdistanz von 88° 54' 40" gleich 0,17 ist, so wird er auf einer andern Station, die 4000 über Meer liegt, bei gleichzeitiger Messung, wobei die Amplitude ebenfalls 26' 40", dagegen die Zenithdistanz nur 88° 6′ 20′′ beträgt, auf 0,116 herabsinken, und es beträgt alsdann der Coefficient der höheren Station nur 0,6823 oder etwa zwei Drittel des Coefficienten der unteren Station.

Diese zwei wichtigen Sätze über den Einfluss der Luftdichtigkeit und der Höhe des Standorts auf die Grösse des terrestrischen Coefficienten habe ich ebenfalls mit den Ergebnissen der Beobachtungen verglichen. Für den ersteren war dieses nur dadurch möglich, dass ich ihn auf die Be

rechnung grosser Berghöhen anwandte und dann zusah, wie dieses Rechnungsresultat mit den durch trigonometrisches Nivellement oder durch sorgfältige Barometermessungen gefundenen Höhen übereinstimmte. Ich hätte hiebei eigene Messungen am Miesing im bayerischen Hochgebirge benutzen können; allein es schien mir zweckmässiger, meine Theorie der terrestrischen Refraction, ebenso wie die der astronomischen, an fremden Beobachtungen zu prüfen, und darum wählte ich als Prüfstein Baeyers bereits genannte Messungen am Harz und die Höhenbestimmungen des Montblanc, von denen die barometrischen die Herren Bravais und Martins, die trigometrischen Carlini und Plana ausgeführt haben, und deren Resultate Delcros ) veröffentlicht hat.

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Diese Vergleichungen fielen zu Gunsten der genannten beiden Sätze aus, und ich bin überzeugt, dass alle weiteren Prüfungen, von wem sie auch vorgenommen werden mögen, ein ähnliches günstiges Resultat liefern müssen. Bezüglich des letzten Satzes aber, der die Abnahme des terrestrischen Coefficienten mit der Höhe formulirt, habe ich bereits eine gewichtige Bestätigung in Händen. Im vorigen Jahre übersandte mir nemlich Herr Obristlieutenant Stebnizki, welcher bei der Leitung der trigonometrischen Vermessung Kaukasiens betheiligt ist, aus freiem Antriebe eine schätzbare Zusammenstellung von baro- und thermometrischen, in grossen Höhen angestellten Beobachtungen mit einem sehr freundlichen Schreiben d. d. Tiflis 16/28. April 1865, das unter Anderem folgende Notiz enthält: „Die Berechnung der Data der kaukasischen Triangulation ist noch nicht ganz beendigt, dem ohnerachtet erhielten wir mehrere sehr interessante Resultate: so fanden wir, dass der Coefficient der Refraction mit der Höhe abnimmt, und dass er z. B. auf der Höhe

4) Notice sur les altitudes du Mont-Blanc et du Mont-Rose" Annuaire méteor. de la France. 1851.

von 100 Metern 0,085 und auf der Höhe von 4000 Metern 0,058 beträgt".

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Fast genau diese Zahlen giebt aber meine Theorie, wie aus dem Beispiele hervorgeht, womit ich den in Rede stehenden Satz (Seite 321) erläutert habe, und wozu ich nur noch zu bemerken brauche, dass viele Geodäten unter dem terrestrischen Coefficienten die Hälfte der Zahl verstehen, welche sonst und auch hier so genannt wird. (Es beruht dieser Gebrauch auf der Voraussetzung gleicher Correctionen, und es bezeichnet in diesem Falle das Product aus dem halben Coefficienten und der Amplitude beider Objecte die an jeder Zenithdistanz anzubringende Correction.).

Wenn ich im Eingange dieses Berichts davon sprach,. dass die neue Bearbeitung der terrestrischen Strahlenbrechung auch eine Bedeutung für die Physik der Erde haben werde, so wollte ich damit lediglich andeuten, dass meine Aufstellung über die physikalische Constitution der Atmosphäre (wonach sich bei einem mittleren Zustande der letzteren an zwei Stationen die absoluten Temperaturen, die sechsten Wurzeln der Drückungen und die fünften Wurzeln der Dichtigkeit der Luft wie die über diesen Stationen verbleibenden Atmosphärenhöhen verhalten) eine neue Bestätigung erhalten hat, indem ich nunmehr auch an terrestrischen Messungen deren Uebereinstimmung mit den aus jener Aufstellung abgeleiteten Ergebnissen nachgewiesen habe, und dass demnach diese Aufstellung der genaue oder doch sehr genäherte Ausdruck der physischen Gesetze sein muss, nach denen bei normalem Zustande der Atmosphäre, Temperatur, Druck und Dichtigkeit mit der Höhe derselben abnehmen.

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Herr Nägeli legt einen Aufsatz vor

,,Ueber die systematische Behandlung der Hieracien rücksichtlich der Mittelformen".

In den Mittheilungen vom 18. November, vom 15. Dezember, vom 13. Januar und vom 16. Februar habe ich einige Fragen besprochen, welche für die systematische Behandlung einer formenreichen und verwickelten Gattung nach meiner Ansicht von entscheidendem Gewicht sind. Sie betrafen den Einfluss der äusseren Verhältnisse auf die Varietätenbildung, die Ursachen des Vorkommens, die Bastardbildung und die Bedeutung der Zwischenformen. Ich habe diese Untersuchungen vorausgehen lassen, um eine Grundlage für eine Reihe von Mittheilungen über die Formen der Gattung Hieracium zu gewinnen. Ohne Klarheit und Sicherheit über die angegebenen Punkte ist es, wie ich aus eigener Erfahrung weiss, nicht möglich, zu einem befriedigenden Resultate zu gelangen.

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Ich glaubte früher, noch befangen in den Lehren der Schule, an die absolute Verschiedenheit der Arten. Ich zweifelte zwar nicht daran, dass ein genetischer Zusammenhang zwischen denen der frühern Erdperioden und den jetzt lebenden bestehe, und dass diese aus jenen entstanden seien; aber die Umwandlung hatte sich, wie ich mir dachte, beim Uebergange der einen Periode in die andere rasch oder plötzlich vollzogen. Die gleichzeitig bestehenden Arten hielt ich für dergestalt verschieden, dass die eine sich nicht in andere umändern und dass es keine Uebergangsglieder zwischen ihnen geben könne. Die grosse Mannigfaltigkeit in den Formen leitete ich von den äussern Verhältnissen her und war daher der Ansicht, dass die gleiche Art auf verschiedenen Standorten und in verschiedenen Klimaten sich

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