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am persischen Hofe zu. Herodot war blos ein gewöhnlicher Reisender und besass keine besondern Erleichterungen um im Oriente Erkundigungen einzuziehen, Ktesias war Leibarzt des Artaxerxes Mnemon und konnte als solcher wahrscheinlich Zutritt zu irgend welchen Archiven bekommen, welche die persischen Könige unterhielten. Aber diese Vortheile scheinen durch die Gemüthsstimmung und Denkart des Mannes mehr als aufgewogen worden zu sein. Er begann sein Werk mit der offnen Behauptung dass Herodot,,ein Lügner" sei (Phot. Bibl. Cod. LXXII) und war daher gehalten von ihm abzuweichen, wenn er dieselben Zeitabschnitte oder Völker behandelte. Er weicht von ihm ab, ebenso auch von Thucydides, wenn sie dieselben Angelegenheiten behandeln, aber in keinem Falle wo er von dem einen oder dem andern Schriftsteller abweicht scheint seine Erzählung Glauben zu verdienen. Die Keilinschriften widersprechen dem Ktesias beständig, während sie gewöhnlich Herodot bestättigen. Er ist im Widerspruch mit Manetho über die ägyptische, mit Ptolomäus über die babylonische Chronologie. Kein unabhängiger Schriftsteller bestättigt ihn in irgend einem Punkt von Wichtigkeit. Seine Geschichte des Orients ist ganz unvereinbar mit den Angaben der Bibel. Man hat jeden Grund das Urtheil des Aristoteles, des Plutarch, des Arrian, des Scaliger und fast aller ausgezeichneten Kritiker der Neuzeit in Betreff der Glaubwürdigkeit des Ktesias festzuhalten und seine Autorität ist äusserst gering, wenn es darauf ankommt irgend einen streitigen Punkt festzustellen." Diese Gründe, welchen ich vollkommen beipflichte, werden es begreiflich machen, wenn wir den Nachrichten welche von Ktesias unmittelbar oder mittelbar herrühren, einen sehr geringen Werth zuschreiben können..

Es würde aber eine in unsern Tagen nicht zu entschuldigende Einseitigkeit sein, wollten wir die Lebensumstände des Zarathustra blos nach abendländischen Quellen festzu

stellen suchen, ohne auch die morgenländischen zu benützen. Früher, als blos muhammedanische Berichte über Zarathustra vorlagen, mochte ein solches einseitiges Verfahren mit Hinweis auf die Ungleichheit des Alters der morgenländischen Nachrichten sich einigermassen beschönigen lassen. Jetzt, wo wir das ganze Avesta benützen können, fällt natürlich diese Entschuldigung weg, und das Avesta, als das Religionsbuch der Nachfolger Zarathustra's, kann eine genaue Beachtung beanspruchen, seine Aussagen werden einen relativen Werth selbst dann behalten, wenn sie sich nicht als strenge geschichtlich erweisen sollten. Das Alter des Buches ist noch nicht endgültig festgestellt, für unsern Zweck genügt es indess vollkommen zu wissen, dass der Inhalt des Buches zum mindesten so alt ist als die Inschriften des Darius. Windischmann hat für die, welche sehen wollen, genügend nachgewiesen 5), dass die Keilinschriften der altpersischen Könige ganz dasselbe Religionssystem kennen wie das Avesta. Sollte nun auch das Wortgefüge des einen oder andern Abschnittes des Avesta erst später verfasst sein als die altpersischen Inschriften, so hat diess für unsere Zwecke sehr wenig zu bedeuten, da es uns auf den Inhalt und nicht auf die Form ankommt; das Religionssystem des Zarathustra's ist aber ein so fest gegliedertes, consequent gedachtes, dass nicht wohl denkbar ist, dass später wesentliche Stücke eingefügt werden konnten, man würde sie, als fremdartig, sofort erkennen. Hiernach hätten wir denn an dem Avesta eine Quelle für die Kenntniss der Lebensumstände Zarathu-. stra's, die reichlich soweit hinauf geht als die ältesten griechischen Berichte. An das Avesta schliessen sich Notizen über Zarathustra an, welche sich in neuern Schriften der Parsen von der Zeit der Sâsâniden an bis auf die heutigen Tage vorfinden. Der Werth dieser spätern Notizen

5) Cf. dessen Zoroastrische Studien, p. 121 fg.

ist natürlich sehr verschieden und ihre Glaubwürdigkeit bemisst sich vornehmlich nach der Uebereinstimmung mit den Angaben des Avesta. Aber auch die muhammedanischen Quellen sind nicht ganz zu vernachlässigen, es verdienen vielmehr diejenigen moslemischen Schriftsteller alle Beachtung, denen es noch vergönnt war werthvolle Werke aus der Zeit der Sâsâniden zu benützen, welche uns jetzt verloren sind. Hier ist vor Allem Firdosi zu nennen der den alten Sagenschatz seines Landes getreu benützt und in seinem Königsbuche niedergelegt hat. Die Uebereinstimmungen des Shâhnâme und des Avesta sind zahlreich und schlagend. Neben Firdosi ist namentlich Hamza von Isfâhân zu nennen 6), der noch das alte Khodâi-nâme, die Hauptquelle Firdosi's, benützen konnte, er starb etwa um das Jahr 377 d. Hedjra. Im genauen Zusammenhange mit Hamza steht der Verfasser des Mujmil ut-tewârich ), ein Autor dessen Name und Lebenszeit nicht genauer bekannt ist, der sich aber in demjenigen Theile seines Werkes, welcher Erân behandelt, vorzüglich auf Hamza stützt und manches ausführlicher berichtet als in dem kurzen Compendium, das wir noch von Hamza besitzen, angegeben ist. Im Ganzen kann man sagen, dass in allen Angaben, welche die genannten morgenländischen Werke über Zarathustra machen, die schönste Uebereinstimmung herrsche.

§. 2.

Der Name Zarathustra.

Am kürzesten können wir uns über den Namen fassen

6) Cf. Hamzae Isfahanensis annalium libb. X. ed. J. M. E, Gottwaldt. Vol. I. Lipsiae 1844. Vol. II ib.

7) Auszüge dieses Werkes welche gerade die hier in Frage stehenden Angelegenheiten betreffen hat J. Mohl gegeben im Journal asiatique 1841. T. XI. p. 150 fg.

welcher dem Zarathustra gegeben wird, da über denselben schon Windischmann ausführlich gehandelt hat). Der gewöhnliche Name den die Alten ihm geben ist Ζωροαστρος, Diodor nennt ihn, wahrscheinlich auf die Autorität des Ktesias, Za gavoτns. Nach einer Bemerkung de Lagardes (Gesammelte Abhandlungen p. 47) wäre freilich bei Diodor Eadραύστης zu lesen. Dass die Namensformen Ζάρης, Ζαράδης, Zapatos zwar bei Spätern den Zarathustra bezeichnen sollen, aber bei ältern Schriftstellern eine ganz andere Person bedeuten, nämlich einen Assyrer, der für den Lehrer des Pythagoras gilt, scheint mir Windischmann gleichfalls erwiesen zu haben 9). Der einheimische Name lautet Zarathustra, von der abendländischen Form Zwoóαoτgos verschieden und kaum damit zu vereinen, Windischmann vermuthet, dass in Westéran eine etwas abweichende Form, etwa Zaraustra im Gebrauche gewesen sei, an welche sich. die griechische anschliessen würde. Dies ist möglich, aber zu erweisen ist es nicht. Wie dem auch sein möge, die neuern orientalischen Benenungen gehen alle von der Namensform Zarathustra aus, so das armenische Zrdasht, das huzvâresch und neup. Zartust, Zartuhast, Zardust und verschiedene andere Spielarten. Schwierig ist es den Namen zu deuten, mag man sich an die abendländische oder die morgenländische Form desselben halten. Die angeblich von Deinon herrührende Deutung durch dotooJúτys, wofür Bochart dorqodeάrns vermuthete, ist längst als unhaltbar anerkannt 10). Die neuern Erklärungen halten sich an die altbaktrische Namensform Zarathustra, die Versuche zur Deutung hat noch neuerdings Fr. Müller zusammengestellt 11). Es lassen

8) Zoroastrische Studien, p. 44 fg.

9) 1. c. p. 263. fg.

10) Windischmann 1. c. p. 275. not.
11) Zendstudien I, 3. fg.

sich die Erklärungen in zwei Classen theilen, während die Einen das Wort in zara-thustra zerlegen, trennen die Andern zarath-ustra. Die erstere Art abzutheilen hatte früher Windischmann angenommen und das Wort mit „Goldstern“ übersetzt. Später hat er diese Erklärung selbst als sehr problematisch bezeichnet, er läugnet zwar nicht, dass zara Gold heissen könne, obwohl es sich in unsern Texten in dieser Bedeutung nicht findet, aber dass thustra jemals einen Stern bedeuten konnte, ist äusserst zweifelhaft. Nicht besser steht es mit einer zweiten Erklärung, nach welcher zarathustra soviel als,,Goldschmied" bedeuten soll; auch hier müsste zara mit Gold übersetzt werden, thustra aber aus thworestar, Bildner, verstümmelt sein, solche Zusammenziehungen in so alter Zeit sind aber höchst unwahrscheinlich. Auf die zweite Art das Wort abzutheilen sich stützend hat früher Burnouf zarath-ustra übersetzen wollen: fulvos camelos habens, gewiss unrichtig, denn zarath kann nicht fulvus bedeuten. Ebenso sind die Vorschläge Haugs unbedingt zu verwerfen, nach denen man das Wort zu übersetzen hätte: „,der treffliche Lobsänger" oder „der ein treffliches Herz hat" oder auch,,der vortrefflichste Vorsteher." Abgesehen von allen sprachlichen Bedenken welche diese Uebersetzungen hervorrufen, ist noch zu bemerken, dass nach diesen Uebersetzungen das Wort zarathustra eher einen Titel als einen Namen bezeichnen müsste und wir mithin den Namen des érânischen Religionsstifters eigentlich gar nicht kennen würden. F. Müller selbst übersetzt das Wort mit,,muthige Kamele besitzend“, indem er zarath auf eine Wurzel zar = skr. ghar zurückführt und in zarath ein Participium praes. (= zarat) sieht, ustra aber für das gewöhnliche Wort für Kamel hält, wie schon Burnouf gethan hatte. Von dieser Uebersetzung unterscheidet sich die meinige nur in sofern, als ich in zarath das Part. praes. der altbaktrischen Wurzel zar, peinigen, sehe und also zarathustra mit „Kamele peinigend“ übersetzen

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