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Herr Bischoff hält einen Vortrag:

,,Ueber die Brauchbarkeit der durch die Recrutirungsbehörden bis jetzt ermittelten Zahlen zur Beurtheilung des Entwicklungsund Gesundheits-Zustandes der jungen männlichen Bevölkerung eines Landes".

Der Vortragende ist der Ansicht, dass der bis jetzt bei dem Recrutirungsgeschäft ausschliesslich berücksichtigte militärische Standpunkt, den bei diesem Geschäfte über Grössen und Gesundheits-Verhältnisse gewonnenen Zahlen, so gut wie keinen weder absoluten noch relativen biostatischen Werth zuerkennen lässt. Die Verschiedenheit der Militärergänzungs-Vorschriften, sowohl in demselben Lande zu verschiedenen Zeiten, als in verschiedenen Ländern zu derselben Zeit, wonach bald die ganze im Militärdienstpflichtigen Alter stehende junge Mannschaft, bald nur ein durch das Loos zufällig bestimmter Bruchtheil derselben untersucht wird; die Verschiedenheit des Minimalmaasses und der Ansichten über die zum Militärdienst untauglich machenden Gebrechen; der Einfluss, welchen auf diese Bestimmungen die politischen Zustände ausüben: die grössere oder geringere Strenge und Genauigkeit, mit welcher man bei den Untersuchungen verfährt, haben so abweichende Zahlen hervorgebracht, dass dieselben ohnmöglich in der Sache begründet sein, und in keiner Weise miteinander verglichen werden können.

Der Vortragende erläutert dieses durch eine Uebersicht der in Preussen, Frankreich und Bayern erzielter Resultate, welche miteinander verglichen, zu ganz falschen Anschauungen führen würden. Soll dieses bei dem Militär-Ersatz

Aushebungsgeschäft zu gewinnende grossartige und wichtige Material nicht ganz verloren gehen, so müssen andere Methoden bei der Sammlung und Aufstellung desselben Platz greifen, was sicher ganz unbeschadet des militärischen Zweckes geschehen kann.

Der Vortrag ist ausführlicher für sich gesondert gedruckt werden.

Derselbe berichtet:

,,Ueber zwei weitere ihm von Paris zugesendete männliche Chimpansé-Schädel".

In meiner Abhandlung über die Schädel der sogen. anthropomorphen Affen habe ich pag. 2 angegeben, dass ich durch die Güte des Herrn Professor Serres in Paris einen alten weiblichen und männlichen Chimpansé - Schädel zur Ansicht zugesendet erhielt, und pag. 19, wo ich über den angeblichen Unterschied zwischen Troglodytes niger und Troglodytes Tschégo Duv. spreche, bemerkte ich ferner, dass von den von Duvernoy in seiner Abhandlung über die anthropomorphen Affen als in dem Pariser Museum befindlichen, erwähnten Schädeln und Skeletten von Chimpansé, nur noch die zwei Skelette, deren Schädel mir übersendet worden und ein weiblicher Schädel, welchen Blainville in seiner Osteographie abgebildet, übrig seien. Ich musste nach den mir bei Uebersendung der beiden Schädel gemachten Aeusserungen zwei weitere Chimpansé-Skelete, deren Duvernoy Erwähnung gethan, für nicht mehr vorhanden

erachten.

Neuerdings hat es sich gezeigt, dass dieses auf einem Irrthum beruhte und dass allerdings noch zwei Chimpansé

Skelete in dem Museum d'Histoire naturelle zu Paris vorhanden sind, deren Schädel mir so eben von Herrn Professor Serres auch noch freundlichst übersendet worden sind.

Der Eine dieser Schädel ist mit älterer Schrift bezeichnet: Troglodytes Chimpanzé. Troglodytes niger G. St. H. (Geoffroy St. Hilaire); der zweite mit neuer Schrift: Tête du Squelette de Troglodytes Chimpanzé. Herr Dr. Pouchet, Assistent an dem naturhistorischen Museum schreibt mir dabei, dass das Skelet dieses letzteren Schädels in dem Cataloge als Troglodytes Tschégo Duvernoy bezeichnet sei, und diese Bezeichnung findet sich auch auf der Innenseite des Unterkiefers mit Bleistift. Der von mir früher gesehene und benützte männliche Schädel war ebenfalls nach einer Mittheilung von Dr. Pouchet vom 2. Mai 1866 bezeichnet als von einem Skelete entnommen, welches in dem Catalog verzeichnet war: 1854 Nr. 223 Troglodytes tres adulte. Troglodytes Tschégo Duv. Squelette envoyé du Gabon en 1854 par Mr. Aubry Lecomte.

Nach diesen Bezeichnungen hätte ich also nun zwei Schädel in Händen gehabt, welche nach Duvernoy als Troglodytes Tschégo, und einen, welcher nach Geoffroy St. Hilaire als Troglodytes niger bezeichnet sind. In Beziehung auf das Geschlecht ist nur bei dem ersten und schon von mir berücksichtigten Schädel angegeben, dass er ein männlicher sei, die beiden jetzt gesendeten sind in dieser Hinsicht nicht bezeichnet, so wie sich auch Duvernoy nicht über das Geschlecht der von ihm untersuchten Schädel und Skelette ausgesprochen hat.

Ich zweifle nun nicht daran, dass zunächst die beiden mir jetzt übersendeten Schädel männliche sind. Beide sind von erwachsenen Thieren, insofern beide bereits alle bleibenden Zähne besitzen und in allen Näthen fest verknöchert sind. Dennoch sind beide in der Grösse und unzweifelhaft in dem Alter merklich verschieden von einander.

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Ich halte beide für männliche Schädel, weil bei beiden die von den äusseren Winkeln der oberen Orbitalränder ausgehenden Lineae semicirculares temporales auf dem Scheitel sich vollständig vereinigen, und zwar bei beiden schon 80 Mm. hinter der Glabella gleich hinter der Sutura coronalis. Sie bilden sogar bei beiden nach ihrer Vereinigung eine schwache Crista sagittalis, die sich nach hinten bis zu ihrer Vereinigung mit der Crista occipitalis erstreckt. Letztere ist ebenfalls bemerklich stärker entwickelt, als an den früher von mir als weiblichen beschriebenen und bezeichneten Schädeln. Ferner sind die Eckzähne selbst bei dem kleineren der jetzt vorliegenden Schädel ansehnlich länger als bei den weiblichen, und der Winkel des Unterkiefers zeigt die charakteristische Flächenbiegung nach aussen, die kein weiblicher Schädel besass.

Was die Schädelnäthe betrifft, so sind bei beiden Schädeln die Näthe aller Gesichtsknochen längst vollkommen verschwunden; dagegen besteht bei beiden noch die Sutura coronalis, squamosa und lambdoidea, und man kann sagen bei dem grösseren die beiden letzteren noch freier als bei dem kleineren, so dass Owen doch Recht zu haben scheint, wenn er dieses längere Bestehen der Schädelnäthe beim Chimpansé für charakteristisch ansieht.

Wenn ich weiter beide Schädel mit einander und mit den früher untersuchten Schädeln, männlichen und weiblichen, vergleiche, so muss ich meine früher ausgesprochene Ueberzeugung wiederholen, dass sie keinen Grund abgeben, sie zwei verschiedenen Species zuzuschreiben, und solche nur überhaupt anzunehmen. Alle ihre Verschiedenheiten reduciren sich auf die der Grösse und des Alters und Geschlechtes, zeigen aber nirgends Verschiedenheiten, welche zur Annahme verschiedener Species berechtigen. Die beiden jetzt mir vorliegenden Schädel unterscheiden sich von den beiden früheren männlichen aus Paris und Lübeck erhaltenen, nur durch geringe individuelle Verschiedenheiten, unter denen die schwächere Entwicklung einer Crista sagittalis bei letztern die bemerkenswertheste ist. Allein auch der frühere Pariser Schädel sollte ja einem Tschégo angehören, der eine der jetzigen aber einem Trogl. niger. Diesem Unterschiede hat also schon Duvernoy keine Bedeutung beigelegt, wie er auch keine verdient, weil er zu gering und sicher nur individuell ist.

Der grössere der mir jetzt gesendeten und als Tschégo bezeichneten Schädel besitzt ferner allerdings an der äusseren hinteren Fläche der oberen Eckzähne eine Längsfurche (une rainure etroite), welche Duvernoy als ein Kennzeichen für den Tschégo aufführt. Allein keiner der übrigen, weder männlichen noch weiblichen Schädel zeigt etwas von dieser Rinne, so dass ich sie für eine individuelle Eigenthümlich

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