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Hauptantheil haben, nicht mehr richtig von Statten gehen; es tritt eine Stockung ein. Wir kennen die mächtige und auffallende Wirkung der Kalisalze auf den Organismus, wenn sie ins Blut gebracht werden, während die Natronsalze in gleicher Menge ganz unschädlich sind; wir wissen, dass in den Geweben und den Blutzellen beinahe nur Kalisalze vorkommen, im Plasma beinahe nur Natronsalze; diese durchgängig vorhandene Verhältniss ist gewiss von der tiefsten Bedeutung; wenn nun ins Plasma Kali gelangt und zwar auf einmal so viel, dass es nicht rasch genug entfernt, oder den Zellen mitgetheilt werden kann, so werden die Vorgänge zwischen umgebender Ernährungsflüssigkeit und Zelle gestört und es muss der Tod erfolgen. Ich bin überzeugt, dass das Kali, das durch die Zersetzung von Fleisch im Körper überflüssig wird und ins Plasma gelangt, bei der Nichtausscheidung einen wesentlichen Antheil an den Symptomen der Urämie hat. Ebenso wird auch die nicht flüchtige Säure, die den Harn sonst sauer macht, und hier nicht entfernt wird, dazu beitragen, denn es ist aus Ranke's schönen Versuchen bekannt, dass die Einspritzung geringer Säuremengen den Muskel ermüdet und zu Leistungen unfähig macht. Ich möchte daher die Wirkung der Retention der Harnbestandtheile mit der Auslöschung eines Feuers durch die sich ansammelnde Asche, oder mit einer Erstickung durch die Nichtausscheidung der nicht gasförmigen Zersetzungsprodukte vergleichen.

Oeffentliche Sitzung der k. Akademie der Wissenschaften

zur Feier des 108. Stiftungstages

am 28. März 1867.

Der Vorstand Herr Baron v. Liebig leitete die Sitzung mit folgenden Worten ein:

In der heutigen Sitzung unserer Akademie zur Feier ihres 108. Stiftungstages werden die Herrn Vorstände der drei Classen der wissenschaftlichen Verdienste ihrer Mitglieder gedenken, die sie im verflossenen Jahre durch den Tod verloren hat.

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In der philosophisch-philologischen Classe:
Victor Cousin in Paris.

In der mathematisch-physikalischen Classe:
Professor Riemann in Göttingen.

Dr. v. Jäger in Stuttgart.

Professor Dr. Osann in Würzburg.

Oberst v. Siebold.

In der historischen Classe:

Ritter v. Koch-Sternfeld in Tittmoning.

Joseph Kopp in Luzern.

Professor Warnkönig in Stuttgart.

Wir haben ferner eines unserer ausgezeichnetsten EhrenMitglieder verloren, Se. Durchlaucht den Prinzen

Alexander Philipp Maximilian v. Wied-Neuwied; er ist vorigen Jahres auf seinem Schlosse zu Neuwied, 80 Jahre alt, entschlafen.

Er ist am 23. Sept. 1782 geboren, zweiter Sohn einer höchst geistreichen Mutter (einer Gräfin von WittgensteinBerleburg), die nach dem Tode ihres Gemahls Regentin des Ländchens wurde.

Es

Max war zuerst k. preussischer Kapitän, studierte einige Zeit in Göttingen (bei Blumenbach, Schröder und Heeren) und unternahm dann nach Beendigung des Befreiungskrieges über England eine Reise nach Brasilien 1815–1817. war diess die erste wissenschaftliche Unternehmung nach von Humboldt's epochemachender Reise und von ihm mit lebendigster Sympathie begleitet und die 1820 und 1821 in 2 Quartbänden veröffentlichte Beschreibung derselben verdient die höchste Anerkennung wegen der Unmittelbarkeit der Beobachtung, der Wahrheitsliebe und der Unbefangenheit, womit sie ein Mann aus den höchsten Lebenskreisen verfasst hatte.

Ethnographie, Zoologie und Botanik haben viele Erweiterungen dieser Reise zu verdanken.

In den dreissiger Jahren machte Prinz Max eine Reise in das nördliche Amerika. Während er sich in seiner brasilischen Reise nicht tief in das Innere begeben, sondern mehr die Küstenstriche zwischen Rio de Janeiro und Bahia

durchforscht hat, drang er in Nordamerika tief in das Land und beobachtete das Leben und die Gebräuche der Indianer mit feingeübten Augen.

Der Atlas zu dieser zweiten Reise enthält meisterhafte Abbildungen aus dem Leben der Ureinwohner, welche nach und nach von der Erde verschwinden und hat grossen anthropologischen Werth durch die trefflichen Zeichnungen von Bodmer.

Auch diese Reise wurde in 2 Bänden beschrieben. Ausser einzelnen Abhandlungen des Prinzen veröffentlichte er ein Kupferwerk über die Thiere in Ostbrasilien und eine systematische Beschreibung der Säugethiere, Vögel und Amphibien in 4 Bänden.

Hierauf widmeten die drei Classensecretäre den Verstorbenen folgenden Nachruf:

1) Herr Müller, als Secretär der philos.-philol. Classe:

Victor Cousin.

Durch die Stürme der Revolution und die Fülle des Ruhms des Kaiserreiches war der französische Genius in eine Epoche frisch lebendigen Strebens eingetreten, welches aber erst nach der friedlichen Beendigung jener zwei grossen politischen und militärischen Zeitabschnitte zur vollen Entfaltung gelangte. So wenig der Nation die Restauration zusagte, so fand doch in der Thätigkeit der Geister, durch die so eben berührten Anstösse hervorgerufen, eine nach allen Seiten sich verbreitende frohe und lebensvolle Expansion statt. Naturgemäss musste der reformatorische Trieb

sich auch der Behandlung der tiefsten Probleme des menschlichen Bewusstseins bemächtigen. Der Weg, den die französische Philosophie seit Descartes genommen hatte, schien abgeschlossen, und man suchte bei den benachbarten Nationen sich nach Elementen einer fortschreitenden Bewegung umzusehen. Die schottische Philosophie zog tiefe und ernste Geister, wie Royer Collard, mächtig an: aber erst die Bekanntschaft mit der deutschen Speculation gab der französischen Forschung ein neues Leben und die Voraussetzung einer bisher ungeahnten Bewegung. Das glänzende Talent, das die Brücke zwischen der geistigen Individualität der Deutschen und Franzosen schlug, war Victor Cousin. Mit lebendiger Einbildungskraft, feinem und schmiegsamen Sinn, der sich auch das heterogene Fremde anzueignen versteht, mit dem klaren Verstand, der bei seiner Race so fruchtbar wirkt, mit einer strahlenden Beredsamkeit begabt, riss er sein Publikum mit Macht auf die ihm bisher verschlossenen Gebiete. Er blendete nicht durch Aufstellung eines geschlossenen Systemes, welche diesseits des Rheines als das erste Erforderniss eines zu gedeihlicher Wirksamkeit sich bestimmenden Philosophen gefordert wird; diess litt die Beweglichkeit seines raschen Geistes nicht. Wo dieser in dem ganzen Umfang des philosophischen Gebietes einen seinem innersten Wesen zusagenden Gedanken traf, benützte er diesen, um ihm die ausgedehnteste Entwicklung zu geben und nach allen Seiten hin fruchtbar zu machen. Man würde sich aber täuschen, wenn man diesem seinem sogenannten Eclecticismus den Begriff eines ungeordneten Aggregates der verschiedensten Gedanken unterschieben wollte. Die scheinbare Systemlosigkeit fand ihren Mittelpunkt in seinem sprudelnden Geiste, der für alle Ideen des Wahren und Schönen glühend, zugleich das Maass seiner Speculation in sich trug, und war vollkommen geeignet, das Interesse für philosophische Gedanken und Forschungen in den verschiedensten

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