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dem ersten congruenter Glasstreifen, ebenfalls mit Glasquadrat, kann so auf den ersten aufgelegt werden, dass die beiden Glasquadrate genau parallel über einander stehen, aber ein Abstand von ca. 1 Mm. zwischen beiden frei bleibt; dies ist dadurch erreicht, dass der feste Glasstreifen an seinen beiden Enden aufgekittete Glasbankchen von der nöthigen Höhe hat, und der andere mit Glasleistchen genau zwischen diese eingreift. Auf demselben Stativ ist ferner die du Bois'sche Reizvorrichtung mit den L-förmigen Platinelectroden so befestigt, dass letztere unverrückbar den Quadraten gegenüber über der longitudinalen Grundplatte schweben. Zum Versuche erhält nun zunächst der feste Glasstreifen zwei Thonlager von der Dicke des Abstands beider Streifen, welche genau an die Quadrate anstossen. Hierauf werden die Ischiadici von 6 Fröschen präparirt, und die 12 Nerven so, in einer Reihe dicht neben einander, auf den Apparat gelegt, dass ihr centrales Ende auf den Platinelectroden aufliegt, ihre Mitte aber über das Glasquadrat hinübergeht; die Breite desselben ist hierdurch grade ausgefüllt, und bei aufgelegtem zweiten Glasstreifen haben wir zwischen den Glasquadraten eine Schicht Nervensubstanz, die mittels der Thonlager genau quer durchströmt werden kann, senkrecht zur Durchströmungsrichtung aber nach beiden Seiten hinausragt, auf der einen Seite zur Reizvorrichtung, auf der andern zu den peripherischen Schnittenden. Erstere steht etwa 22, letztere 10 Mm. von der durchströmten Strecke ab; die letztere ist nämlich so gewählt, dass sie von den Stümpfen der Oberschenkeläste und von den peripherischen Querschnitten möglichst weit entfernt ist, um deren negative Stromesschwankungen keinen Einfluss gewinnen zu lassen; freilich fällt so grade der dünnste Theil der Nerven in die Platten, und man braucht deshalb zur Ausfüllung etwa 12 Nerven.

Die Versuche wurden nun auf zwei Arten angestellt, entsprechend den beiden Methoden bei der Längsrichtung. Mit jedem Nervensatz wurden, um allzugrossen Materialverbrauch zu vermeiden, beide Methoden hinter einander angewandt.

Das erste Verfahren bestand darin, dass mittels zweier Thonstiefelelectroden ein Zweigstrom eines Daniell'schen Elementes den beiden Thonlagern zugeleitet wurde; in den Kreis war zugleich die Boussole eingeschaltet, deren Scale natürlich unendlich weit aus dem Gesichtsfeld geschleudert wurde; durch eine Hilfsrolle und einen Hilfsstromkreis wurde sie, wie in den früheren Versuchen

(X. 227), wieder ins Gesichtsfeld reducirt, und nun, nachdem Ruhe eingetreten war, die Nerven mit tetanisirenden Strömen gereizt. An einem der mittleren Nerven war der Unterschenkel gelassen und durch ein Stativ sehr fest fixirt 1); dieser Schenkel diente als Zeiger für die Stärke des Tetanus. Der Erfolg kräftiger Tetanisirung ist eine äusserst schwache Bewegung der Scale im Sinne des Querstroms, deren Betrag niemals 6 Scalentheile überschritt.

Das zweite Verfahren bestand in Wheatstone'scher Widerstandsmessung, wie in den Bd. X p. 216 dieses Archivs mitgetheilten Versuchen. Ich führe als Beispiel einen dieser Versuche an. Maasswiderstand 9000 S.-E., Rheochord länge 1980 Mm., Compensationsstand in der Ruhe 14472), bei kräftigem Tetanus im Probeschenkel 1446,5. Hierauf wird der Nervensatz in umgekehrter Richtung durchflossen: Compensationsstand in der Ruhe 1412, bei kräftigem Tetanus 1411,5. Hierauf werden die Nerven aus dem Kreise entfernt, und ihr Platz durch einen dicken Thonwürfel ersetzt. Jetzt Compensationsstand 375. Hieraus ergeben sich folgende Werthe:

Querwiderstand der Nerven in der Ruhe

in der Erregung

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24433 S. 24402 22373

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Desgl. bei entgegengesetzter Stromrichtung, in der Ruhe

Widerstand des Stromkreises ohne die Nerven circa

2103 99

Das Resultat der Versuche ist unzweifelhaft. Sie ergeben zwar eine äusserst geringe scheinbare Widerstandsabnahme während der Erregung; aber der Betrag derselben ist geradezu verschwindend gegenüber dem bei der Längsdurchströmung. Bei dem ersten Verfahren beträgt die Zunahme der Ablenkung 1-6 Scalentheile bei einem Strome, dessen Ablenkung auf viele Tausend Scalentheile geschätzt werden muss. Bei dem zweiten nimmt der Widerstand von über 24000 S.-E., um 31 S.-E. ab, obgleich die Nerven wie das mitgetheilte Beispiel zeigt, über 9/10 des ganzen Widerstandes im Kreise ausmachen. Berechnet man die gefundene Widerstandsabnahme procentisch auf den Nervenwiderstand für sich, so beträgt sie etwa 0,14 pct., während bei der Längsdurchströmung die scheinbare Wider

1) Das Stativ fasst den Schenkel an der Tibia mittels einer Zange; seine Bewegungen sind dadurch absolut wirkungslos für die Lage der Nerven. 2) Die Längen zählen von der Seite auf der sich das Nervenpräparat

befindet.

standsabnahme für die entsprechenden schwachen Intensitäten mindestens 7 pCt. betrug 1).

Man darf also unbedenklich die gefundene verschwindend kleine Widerstandsabnahme von einer geringen Längscomponente des Stromes ableiten, die bei der grössten Sorgfalt nicht absolut zu vermeiden ist. Das Vorhandensein dieser Längscomponente lässt sich direct darthun; verstärkt man nämlich den Querstrom bis auf etwa 20 S.-E. Nebenschliessung (bei 1 Daniell), so erhält man regelmässig bei Schliessung desselben, und zwar bei beiden Richtungen, eine Zuckung des Probeschenkels.

Die mitgetheilten Versuche bestätigen also auf das Schönste mein früheres Resultat, dass die scheinbare Widerstandsabnahme gegen Längsströme bei der Erregung, nicht von einer wirklichen Widerstandsverminderung im Nerven, sondern von electromotorischen Kräften herrührte. Denn eine wirkliche Widerstandsveränderung müsste bei Querdurchströmung sich ebensogut geltend machen wie beim Längsstrom. Die Versuche lehren aber noch etwas mehr als die früheren. Diese nämlich konnten eine wirkliche positive oder negative Widerstandsänderung der Nervensubstanz durch die Erregung nicht ausschliessen, wenn sie auch bewiesen, dass eine solche nicht die Ursache des beobachteten Phänomens ist. Die neuen Versuche aber zeigen mit voller Sicherheit, dass mit der Erregung überhaupt keine Veränderung des Widerstands der Nervensubstanzen, weder eine Verminderung noch eine Vergrösserung desselben, verbunden ist.

Herr Grünhagen hat aus der von ihm vermeintlich bewiesenen Widerstandsabnahme bei der Erregung die negative Stromesschwankung erklären zu können geglaubt, ja von diesem Gedanken ausgehend seinen Versuch angestellt. Wenn, so argumentirt er, der Nervenstrom bei der Erregung eine besser leitende Schliessung im Nerven findet, so muss dadurch der den ableitenden Bogen durchfliessende Stromzweig abnehmen. Ganz abgesehen von der Unrichtigkeit seiner Annahme über den Widerstand 2), hat aber Herr G. einen äusserst nahe liegenden, vernichtenden Einwand gegen

1) Vergl. dies Archiv X. 217.

2) Die Angabe, auf die er sich stützt, nämlich dass die Verstärkung der Ströme beim Tetanisiren deren Intensität proportional sei, ist nach meinen Bd. X p. 215 ff. mitgetheilten Untersuchungen gänzlich unrichtig.

156 L. Hermann: Der Querwiderstand des Nerven während der Erregung.

seine Erklärung übersehen, die Thatsache nämlich, dass die negative Schwankung auch bei compensirtem ruhenden Nervenstrom eintritt. Dies wäre unmöglich, wenn blosse Widerstandsveränderung im Nerven stattfände. Man kann letzteres auf verschiedene Arten darthun, am präcisesten folgendermassen: Wenn man den Nervenstromzweig im ableitenden Bogen compensirt, so verhält sich der Nerv genau so als ob ihm gar kein ableitender Bogen angelegt wäre 1). Die Strömungslinien und Spannungsflächen in einem Leiter sind aber, als rein geometrische Function, vom allgemeinen Widerstand desselben völlig unabhängig, können sich also durch blosse allgemeine Widerstandsveränderungen im Leiter (man müsste denn partiale Widerstandsveränderungen in willkürlichster Weise annehmen) durchaus nicht ändern, wie es doch sein müsste, um den im compensirten stromlosen Bogen bei der Erregung auftretenden Strom zu erklären. Wem diese Argumentation zu abstract ist, der kann sich die Sache auch auf folgende Weise an einem vereinfachten Fall klar machen. Von einem Stromkreis der die Kraft E enthält, sei ein Bogen abgezweigt, und dessen Stromzweig durch die Kraft e compensirt. Ist W der Widerstand des Hauptkreises bis zu den beiden Abzweigungspuncten und w der des Restes des Hauptkreises, so muss e behufs Ew Compensation den Werth W+w

haben. Jetzt werde der Wider

stand im Hauptkreise überall auf das nfache seines Werthes vergrössert, also W in nW und w in nw verwandelt. Um jetzt den Strom im Zweigbogen zu compensiren, ist erforderlich die Kraft e =

Enw

=

Ew

nW + nw W+w

; dieselbe Kraft wie vorher genügt also zum

Compensiren, folglich kann durch die Widerstandsänderung im Haupt= system kein Strom im compensirten Zweigbaogen antreten.

1) Vgl. hierüber dies Archiv VII p. 310, X p. 29.

(Aus dem physiologischen Institut in Freiburg i. B.)

Beiträge zur Lehre von der reflectorischen Erregung der Gefässmuskeln.

Von

Dr. Joh, Latschenberger und Dr. A. Deahna.

(Hierzu Tafel III, IV und V.)

v. Bezold hat bekanntlich zuerst die Thatsache gefunden, dass bei Reizung des centralen Stumpfes eines sensiblen Nerven der Blutdruck steigt 1). Als Ursache der Steigerung nahm er die gleichzeitig vermehrte Schlagfolge des Herzens an, oder in den Fällen, in welchen letztere fehlte, eine verstärkte Herzaction.

C. Ludwig und Dr. L. Thiry2) aber zeigten, dass die Erhöhung des Blutdruckes die Folge der gleichzeitig bei der Reizung eintretenden Contraction der Arterien sei.

Lovén3) bestätigte die Beobachtung von Snellen, dass bei der centralen Reizung der nn. auriculares post. et ant. auf die zuerst eintretende Verengerung Erweiterung der Ohrarterien folge; ja er beobachtete bei diesen Nerven sowohl wie bei dem n. dorsalis pedis bei Reizung der centralen Stümpfe sofort ohne vorangehende Verengerung eintretende Erweiterung der Ohrarterien, bezüglich der art. saphena. Er und Snellen haben also zuerst reflectorisch eintretende Erweiterung der Arterien beobachtet.

E. Cyon und C. Ludwig) fanden im n. depressor des Kaninchens etc. einen Nerven, der bei der Reizung seines centralen Stumpfes nur Erniedrigung des Blutdruckes bewirkt, so dass hiemit die Existenz zweierlei centripetal laufender, den Blutdruck beein

1) v. Bezold, Untersuchungen über die Innervation des Herzens. Leipzig, Engelmann 1863.

2) C. Ludwig u. Dr. L. Thiry, über den Einfluss des Halsmarkes auf den Blutstrom. Wiener Acad. 49, B. 2. Abth. 1864, mathem.-naturw. Klasse. 3) Dr. Christ. Lovén, über die Erweiterung von Arterien in Folge einer Nervenerregung. Sächs. Acad. 30. Mai 1866.

4) E. Cyon u. C. Ludwig, die Reflexe eines der sensiblen Nerven des Herzens auf die motorischen der Blutgefässe. Sächs. Acad. 30. Oct. 1866.

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