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Einem Kaninchen wurden im Laufe eines Tages 6 Decigramm in 2stündigen Intervallen in Dosen von je ein Decigramm subcutan beigebracht, ohne die mindesten Erscheinungen hervorzurufen. Eine Dosis von 2 Decigramm auf einmal am anderen Tage bewirkte Nachschleifen der Hinterbeine und weitere 6 Decigramm auf einmal hatten raschen Tod unter den beschriebenen Erscheinungen zur Folge. Es scheint dieser Versuch für ein schnelles Ausgeschiedenresp. Verändert werden des Guanidin im Thierkörper zu sprechen. Dem entgegen steht aber ein anderes, bei welchem ein Kaninchen nach Injection von 0,2 Grm. pro die an den ersten beiden Tagen unverändert blieb und erst einige Stunden nach der dritten Dosis. unter den Erscheinungen der Guanidin-Vergiftung zu Grunde ging. Fibrilläre Muskelzuckungen waren bei keinem der mit Kaninchen angestellten Versuche nachzuweisen.

Das Methylguanidin wirkt wie das Guanidin bei den Kaltblütern und haben alle oben geschilderten an Fröschen ausgeführte Versuche für beide Substanzen dasselbe Resultat ergeben. An Säugethieren haben wir mit Methylguanidin nicht experimentirt.

Dagegen ist es uns nicht gelungen vermittels Dicyandiamidin weder bei Fröschen noch bei Säugethieren irgend welche toxische Wirkung hervorzurufen. Allerdings setzt die schwere Löslichkeit des Salzes Versuchen mit grösseren Dosen bei Fröschen ein Hinderniss entgegen. Aber auch bei Kaninchen bleibt auf Dosen von 1,5 Grm. jede Vergiftungserscheinung aus.

Im Anschluss an obige Versuche schien es uns wünschenswerth, auch etwas über das Verhalten des Cyanamids im thierischen Organismus zu erfahren. Injicirt man einem Frosch in den Lymphsack ein Centigramm des C. in wässriger Lösung, so entstehen rasch klonische Krämpfe der Extremitäten und auch der übrigen Muskulatur, während fibrilläre Zuckungen am Bauch und Rücken besonders deutlich, an den Beinen jedoch weniger sichtbar sind. Die Anfangs klonischen reflektorisch leicht erzeugbaren Krämpfe gehen bald in Tetanus und Opisthotonus über. Bei tödtlicher Dosis (0,02 Grm.) geht die Streckung direkt in Todtenstarre über. Man findet dann das Herz in Kammersystole stillstehend. Bei einem Frosch, dessen Rückenmark zerstört ist, bleiben diese Erscheinungen aus. An abgeschnittenen Extremitäten vergifteter Thiere ist keine fibrilläre Muskelzuckung zu sehen. Curare erweist sich als Antidot wie beim Guanidin. Ein enthirnter Frosch zeigt dieselben Vergiftungssymptome

wie der unverletzte. Die Athmung ist während der Krampferscheinungen sistirt, die Herzaktion verlangsamt und abgeschwächt. Durch Injection von 5 Milligramm sind beim Frosch noch sichtbare Erscheinungen, bestehend in vereinzelten fibrillären Muskelzuckungen und durch Reize auslösbare Streckkrämpfe zu erzielen. Eine Dosis von 2 Centigramm erwies sich immer als tödtlich.

Ein Kaninchen, dem 5 Decigramm per os beigebracht waren, starb nach 12 Stunden unter klonischen Krämpfen der Nackenmuskeln und der Extremitäten. Es kam nicht zum Tetanus und waren auch die Streckungen der Beine reflektorisch durch Kneipen nicht hervorzurufen. Der während dieser Zeit secernirte Harn des Thieres (etwa 80 Ccm.) enthielt Cyanamid nicht in nachweisbarer Menge.

Im filtrirten Harn entstand auf Zusatz von schwefelsaurem Kupfer und Natronlauge kein dunkelgefärbter Niederschlag. Auf Zusatz von ammoniakalischer Silberlösung entstand ein anfangs weisser Niederschlag in geringer Menge, der keine Silberverbindung des Cyanamid enthielt. Wurde dagegen Harn mit wenig Tropfen einer Cyanamidlösung versetzt, so gab er die characteristischen Niederschläge der schwarzbraunen Kupferverbindung und der citronengelben Silberverbindung des Cyanamid aufs deutlichste.

Ueber die Gährung des Harnstoffs.

Von

F. Musculus.

In einer früheren Mittheilung (Comptes rendus Paris. T. 78. Janvier 1874) habe ich eine Methode beschrieben, nach welcher Harnstoff, selbst in minimalen Quantitäten, leicht nachgewiesen werden kann. Dieselbe beruht darauf, dass man ammoniakalisch gewordenen Harn filtrirt, das Filter mit Wasser auswascht, trocknet und mit Curcuma färbt. Das so erhaltene Papier enthält in seinen

Poren eine gewisse Quantität Ferment, welches sich in trockenem Zustand beliebig lang aufbewahren lässt.

Ich besitze ein solches, das jetzt schon zwei Jahre alt ist und das noch nichts von seinen Eigenschaften verloren hat.

Wenn man das Papier in eine Harnstofflösung taucht und dann an die Luft legt, fängt es nach wenigen Minuten an braun zu werden. Die Farbe wird dann immer dunkler, je mehr Harnstoff in der Lösung ist. Diese Farbenveränderung wird durch die bekannte Umwandlung des Harnstoffes in kohlensaures Ammoniak, welches das Curcumapapier braun färbt, bedingt.

Es ist mir gelungen, das Ferment in grösserer Quantität ziemlich rein darzustellen und dasselbe einer genaueren Untersuchung zu unterwerfen.

Diese ergab, dass das Ferment wesentliche andere Eigenschaften besitzt als die ihm zugeschriebenen.

Jeder Harn eignet sich nicht zur Darstellung des Fermentes, es gibt sogar Harn, den man Monate lang, im Sommer an der Luft stehn lassen kann, ohne dass er in ammoniakalische Gährung übergeht.

Das beste Material ist der dickflüssige, schleimreiche, ammoniakalische Harn von am Blasen-Catarrh leidenden Personen 1).

Diesen Harn kann man nicht filtriren, denn er verstopft in kurzer Zeit alle Poren des Papiers, auf welchem der Schleim eine undurchdringliche Schichte bildet.

Wenn man aber starken Alkohol hinzufügt, so wird der Schleim zu einer zähen, dem Fibrin ähnlichen Masse coagulirt, und lässt sich dann leicht von der Flüssigkeit abscheiden. Der Niederschlag wird bei einer gelinden Wärme getrocknet, in Pulver verrieben, und in einem verschlossenen Glase aufbewahrt. Man erhält auf diese Art das eigentliche Ferment.

Alle Filter, welche zu dieser Darstellung gedient haben und auf welchen noch ein wenig von der Substanz hängen geblieben ist, können nach Färbung mit Curcuma, als Reagenspapier für Harnstoff dienen. Dieses Papier ist dann viel stärker als das, welches ich früher durch einfaches Filtriren des ammoniakalischen Harnes

1) Um ein kräftig-wirkendes Ferment zu bekommen, ist es zweckmässig, den Harn von dem Kranken zu nehmen, ehe demselben Medicamente, wie Benzoësäure, Terpenthin u. s. w. gereicht worden sind.

erhielt. Wenn man diesen getrockneten Schleim mit dem Mikroskop untersucht, findet man keine Fermentzellen, wie die, welche sich im Sediment vom Harn befinden und denen man die Eigenschaft, den Harnstoff in kohlensaures Ammoniak umzuwandeln, zuschreibt.

Der Schleim wirkt vielmehr selbst als chemisches Ferment. Der beste Beweis davon ist seine Löslichkeit im Wasser.

Bringt man etwas von dem Fermentpapier in Wasser und giesst die Mischung auf ein Filter, so geht zuerst eine trübe Flüssigkeit durch, die aber allmählich vollkommen klar wird. Fügt man nun zu der klaren Lösung ein wenig Harnstoff, so wird dieser in kurzer Zeit in kohlensaures Ammoniak umgewandelt, obgleich die Solution nur sehr wenig Substanz enthält.

Diese Substanz verhält sich ganz wie Mucin.

Durch Alkohol, so wie durch Essigsäure wird sie in weissen Flocken niedergeschlagen.

Salpetersaures Quecksilberoxyd bewirkt auch einen Niederschlag, welcher sich durch Erwärmen rosenroth färbt.

Chlornatrium gibt keinen Niederschlag und beim Sieden bleibt die Flüssigkeit klar.

Der mit Alkohol erhaltene Niederschlag gibt beim Trocknen eine braune amorphe glänzende Masse, die sich im Wasser wieder löst, besonders, wenn man ein wenig Chlornatrium hinzufügt, und dann sehr energisch auf Harnstoff wirkt.

0,10 in 50 Cc. Wasser gelöst, verwandeln 0,20 Harnstoff in weniger als einer Stunde, bei einer Temperatur von 34° bis 40° vollständig in kohlensaures Ammoniak. Dagegen hat das durch Essigsäure gewonnene Präcipitat alle Eigenschaften als HarnstoffFerment verloren.

Die Essigsäure hat also das Ferment zerstört.

Dieser Befund hat mich veranlasst, einige Versuche anzustellen, um das Verhalten des Ferments gegen Säure im Allgemeinen, und zugleich auch gegen einige andere Substanzen zu untersuchen.

Die Empfindlichkeit des Ferments gegen Säure ist ausserordentlich.

Bringt man ein wenig Ferment in Wasser, welches 1/1000 Salzsäure enthält und neutralisiert nach 10 Minuten mit Natron, so be

kommt man eine Lösung, die nicht die geringste Wirkung mehr auf Harnstoff hat.

Dass das Ferment nicht durch die Gegenwart des gebildeten Chlornatrium unwirksam geworden ist, geht daraus hervor, dass dasselbe in einer 20。igen Chlornatriumlösung wie in reinem Wasser wirkt.

Man könnte vielleicht auch glauben, dass durch die Suturation selbst das Ferment in seiner Wirkung beeinträchtigt sei. Allein dieser Einwand widerlegt sich durch folgenden Versuch:

Bringt man das Ferment in eine Lösung von caustischem Natron und zwar von der Stärke von 1/100, und neutralisirt nun mit Salzsäure, mit der Vorsicht nicht einen Ueberschuss in die Flüssigkeit zu bringen, so wird die Wirksamkeit des Ferments kaum merkbar verändert.

Diesen merkwürdigen Einfluss der Säure kann man noch auf eine andere Art beweisen.

Bringt man sehr starkes Fermentpapier in eine Lösung von 1/1000 Salzsäure während 10 Minuten, wascht dann das Papier, mit alkoholhaltigem Wasser aus, so hat dasselbe seine fermentativen Eigenschaften vollständig verloren.

Mit einer Salzsäurelösung von 1/3000 wird das Ferment nur theilweise zerstört. Das Papier, in Harnstofflösung getaucht, bräunt sich noch auf einigen Stellen.

Schwefelsäure, Salpetersäure, Essigsäure, Salicylsäure u. s. w. wirken auf ähnliche Art.

Die Wärme zerstört das Ferment im feuchten, so wie im trockenen Zustand schon bei 80° Celsius. Durch Fäulniss wird es ebenfalls zerstört.

Verdünnte Alkalien hemmen die Wirkung des Ferments (5% Ammoniak hindern die Gährung vollständig), ohne dasselbe zu zerstören, denn nach der Suturation wirkt es unverändert fort.

Chlornatrium und andere neutrale Alkali-Salze haben keinen

Einfluss.

Das Phenol, welches alle organisirte Fermente zerstört, hat gar keine Einwirkung auf die Energie des Ferments.

Fermentpapier wurde mit reinem Phenol imprägnirt, dann mit Alkohol gut ausgewaschen, ohne dass es irgend etwas von seinen Eigenschaften verlor.

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