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Zur Abkühlung der Warmblüter.

Von

Dr. Alexis Horvath aus Kieff.

Künstlich abgekühlte Warmblüter haben unter Anderem Folgendes gezeigt:

Thier (Hunde, Kaninchen u. a.), welche durch Eintauchen ihres Körpers bis zum Halse in Wasser von circa 0o abgekühlt werden, sterben, wie bekannt, gewöhnlich unter den Erscheinungen des Tetanus zu einer Zeit, wo ihre Körper-Temperatur auf circa + 19° C. gesunken ist. Thiere derselben Art können aber eine bedeutend weitere Abkühlung ihres Körpers aushalten, ohne zu sterben, wenn während der Abkühlung bei ihnen künstliche Respiration unterhalten wird.

Welche Abkühlung unter diesen lezten Bedingungen die Warmblüter aushalten können, ohne dabei unbedingt getödtet zu werden, habe ich noch nicht feststellen können. Jedenfalls ist diese tödtliche Grenze für verschiedene Species der Warmblüter und für verschiedene Individuen einer und derselben Species verschieden. → Junge Thiere (Hunde) ertrugen ohne getödtet zu werden, sogar ohne jede künstliche Respiration eine mehrmalige Abkühlung ihres Körpers unter+5o C. Durchleiten von Blut durch ein herausgeschnittenes Herz (von einem jungen Hunde) zeigte während einiger Stunden nach Belieben bald eine Beschleunigung, bald eine Verlangsamung der Herzschläge je nachdem man warmes oder kaltes Blut durch das Herz durchströmen liess.

Dieser Versuch, bei welchem das Herz eines Warmblüters getrennt vom Thiere war, zeigt deutlich genug, dass die bei der Abkühlung der Warmblüter gewöhnlich eintretende Verlangsamung der Herzschläge nicht nothwendig durch eine Wirkung des centralen Nervensystems bedingt ist, sondern ohne dasselbe zu Stande kommen Das Herz besitzt in sich selbst die Fähigkeit durch Temperatur-Veränderungen Verlangsamung oder Beschleunigung seiner Pulsationen zu bewerkstelligen.

kann.

Bei der Abkühlung der Thiere sinkt gewöhnlich der Blutdruck der Arterien allmählig bis auf 0, in welchem Zustande das Herz obgleich langsam, so doch längere Zeit und energisch sich contrahirt.

Es ist nicht unbedingt nothwendig, dass beim Eintauchen des Thieres in kaltes Wasser der arterielle Blutdruck steigen soll, was bis jetzt als feststehend betrachtet wird, denn bei manchen meiner Versuchen war keine Spur von dieser Blutdruckerhöhung zu bemerken.

Der Blutdruck in den Arterien sinkt manchmal während der Abkühlung der Thiere nicht allmählig, sondern plötzlich von einer beträchtlichen Höhe bis auf 0, was den Tod des Thieres durch Gerinnung des Blutes in seinen Gefässen documentirt.

Zu einer Zeit, wo der Druck in den Arterien des allmählig abgekühlten Thieres bereits auf 0, gesunken ist und das Herz längere Zeit still steht (über fünf Minuten), ist der Druck in den Venen noch genügend gross, um das Blut aus der angestochenen Vene über zehn Centim. in die Höhe spritzen zu lassen.

Diese Beobachtung, wo der Blutdruck während eines anhaltenden Herzstillstandes in den Venen grösser sein kann als in den Arterien, zwingt uns hinter die berühmte Ludwig-Brunner'sche Theorie der ruhenden Gefässspannung mindestens zwei ?? zu setzen.

Vielleicht mit diesen Druckverhältnissen in den Venen im Zuzamenhange stehend ist bei den zum Tode abgekühlten Thieren zu beobachten, dass die Leber solcher Thiere mit Blut derart überfüllt ist, wie man es sonst in der Leber vielleicht nie zu beobachten Gelegenheit hat. Macht man einen tiefen Einschnitt in die Leber, so füllt sich sofort die klaffende Wunde mit Blut. Sollten weitere Versuche ergeben, dass diese Ueberfüllung der Leber mit Blut eine auch längere Zeit nach dem Tode fortbestehende sei, so könnte das für die gerichtliche Medicin ein Mittel abgeben, den Tod durch sogenanntes Erfrieren zu erkennen.

Was die Ursache des Todes bei den abgekühlten Thieren betrifft, so ist hervorzuheben, dass die Gerinnung des Blutes in den Gefässen des Thieres zu einer der häufigeren Ursachen des Todes gezählt werden muss, was um so auffallender erscheint, als man grade die Kälte und das Brücke'sche Darinhalten des Blutes in den Blutgefässen für Mittel hält, die Gerinnung des Blutes zu verhindern.

Dass in diesen Fällen das langsame Strömen des Blutes in den

Gefässen die alleinige Ursache der Blutgerinnung nicht sein kann, ersieht man daraus, dass bei einer anderen Gruppe der Warmblüter (bei Winterschläfern) man trotz einer noch stärkeren Abkühlung und also wahrscheinlich auch langsameren Blutströmung niemals diese Blutgerinnung eintreten sieht, wie dies zahlreiche Versuche gezeigt haben.

Als zweite Ursache des Todes der abgekühlten Thiere (die ganz jungen ausgenommen), welcher gewöhnlich ohne künstliche Respiration bei circa 19o C. ihrer Körpertemperatur eintritt, ist die Erstickung anzunehmen; denn eine zu dieser Zeit eingeleitete künstliche Respiration sichert das Leben der Thiere und erlaubt die Temperatur derselben bedeutend unter + 19° C. herabzusetzen, ohne dieselben zu tödten.

Was die weiteren Ursachen des Todes anbelangt nämlich bei Thieren, deren Blut während der Abkühlung nicht gerann, und bei welchen durch künstliche Respiration die Erstickung vermieden war, so sind dieselben schwer anzugeben, da es mir, wie bereits erwähnt, noch nicht gelungen ist, für Warmblüter die unterste Grenze der Abkühlung, welche für diese Thiere unbedingt tödtlich ist, festzustellen.

Bei der künstlichen Abkühlung lassen die Thiere (Hunde, Kaninchen) niemals Urin von sich, trotzdem dass die Harnblase oft stark mit Harn gefüllt ist. Diese Thatsache steht vollkommen im Einklange mit der früher von mir mitgetheilten, dass die Kälte die glatten Muskeln bedeutend früher paralysirt als die quergestreiften.

Die elektrische Reizung des Gehirns, welche anfangs eine sehr energische Wirkung auf die Thiere ausübt, verliert an dieser Wirkung in dem Maasse, als die Abkühlung vorschreitet.

Wenn man nur den Kopf des Thieres durch Eintauchen desselben in kaltes Wasser abkühlt, so zeigen sich dabei ziemlich dieselben Erscheinungen in Bezug auf den Blutdruck, wie man sie gewöhnlich bei Thieren beobachtet, welche nach den oben beschriebenen Methoden abgekühlt waren.

Ein abgekühlter und darauf wieder erwärmter Hund, welcher sonst keine merklichen Veränderungen an sich zeigte, lieferte Pulskurven, welche ähnlich denjenigen sind, die man am Hunde mit durchschnittenen Vagi bekommt.

Diese Beobachtung und überhaupt die curare-ähnliche Wirkung der Kälte auf die motorischen Nerven der abgekühlten Warmblüter')

1) Centralblatt für die medicin. Wissensch. vom Jahre 1871, Seite 531.

schreiben uns deutlich genug die Richtung vor, in welcher die weiteren Untersuchungen anzustellen sind.

Dass das Leben eines warmblütigen Thieres, dessen sämmtliche Muskeln abgestorben sind, nicht denkbar ist, versteht sich von selbst.

Ebenso ist es bekannt, dass ein curarisirter Warmblüter durch eine Veränderung seiner Nerven an Erstickung zu Grunde geht, wenn er nach der Vergiftung sich selbst überlassen bleibt. Welche Wirkungen aber das Curare oder andere Gifte, in derselben Dosis und in derselben Weise demselben Warmblüter beigebracht, hervorbringen, wenn diese Einführung der Gifte zu einer Zeit geschieht, wo die Körpertemperatur der Thiere bis auf + 15° C. oder noch weiter herabgesetzt war, wissen wir nicht, denn es ist noch keineswegs klar, wie die Gifte auf die Respiration, Circulation und andere Functionen zu einer Zeit wirken, wo das Thier durch Abkühlung in einen Zustand versetzt worden ist, in welchem es der Respiration, Circulation etc. in weit geringerem Maasse oder vielleicht gar nicht bedarf.

Diese und andere ähnliche darauf bezügliche Fragen sind bisher nicht nur nicht entschieden, sondern nicht einmal aufgestellt worden.

Nach dem eben Gesagten verspricht uns eine eingehendere Untersuchung der Bedingungen, unter denen die erwähnte curareähnliche Wirkung der Kälte auf die Nerven entsteht, fortdauert und schwindet, auf neue interessante physiologische Thatsachen zu führen und giebt uns Hoffnung, dass weitere Forschungen in dieser Richtung uns der so gewünschten Erkenntniss der Todesursache der Warmblüter bei der Abkühlung näher bringen könnten. wäre von Interesse festzustellen, ob nur einzelne Nerven oder Gruppen oder sämmtliche Nerven in gleichem Maasse, oder zu gleicher Zeit durch die Kälte verändert werden.

Es

Sollte es sich herausstellen, dass die durch Kälte horvorgebrachten Veränderungen gewisser Nerven nach der Wiedererwärmung der Thiere fortbestehen, und sollten diese Veränderungen derart sein, das sie vom Thiere nicht ertragen werden können, so wäre damit die so gesuchte letzte Todes-Ursache bei der Abkühlung der Warmblüter gefunden, wobei als letzte Ursache eine solche betrachtet werden soll, welche zu beseitigen wir heut zu Tage kein derartiges

Mittel kennen, wie z. B. die künstliche Respiration, welche oft zur Beseitigung der Erstickung dienen kann.

Nähere Details werden demnächst in der ausführlichen Arbeit darüber mitgetheilt werden.

(Physiologisches Laboratorium in Bonn.)

Ueber Temperatur und Stoffwechsel der Säugethiere. Vorläufige Mittheilung

Von
E. Pflüger.

I. Wenn man ohne wesentliche Gefährdung des Blutkreislaufs die Einwirkung des Gehirns und Rückenmarks auf die Organe des Körpers aufhebt oder möglichst abschwächt, so ist die Energie des Stoffwechsels ganz allgemein um so grösser, je höher die im Rectum gemessene Temperatur des Thieres ist. Die Temperatur der Thiere wurde künstlich durch Bäder herabgedrückt oder gesteigert. Untersucht wurde das Intervall von 20° bis 43° C. immer gemessen im Rectum. Die Energie des Stoffwechsels ist gemessen durch die Sauerstoffmengen, welche in bestimmter Zeit von dem Thiere verbraucht und die Kohlensäuremengen, die gleichzeitig von ihm ausgeschieden wurden. Der Stoffwechsel bei 20o C. im Rectum ist nicht viel höher als der der Amphibien von gleicher Temperatur.

II. Bei Thieren mit unversehrtem Nervensysteme addirt sich zu der Wirkung, welche die Temperatur im Inneren des Thierkörpers an sich bedingt, die Einwirkung des centralen Nervensystemes, welches innerhalb weiter Grenzen den Stoffwechsel um so energischer steigert, je stärkerer Abkühlung die Oberfläche des Thieres ausgesetzt ist. Bei sehr hohen Temperaturen im Inneren des Thierkörpers — nämlich 39.8 bis 42o C. und bei sehr niederen Temperaturen im Inneren des Thierkörpers - nämlich 30 bis 20o C.- übercompensirt die Temperatur im Inneren des Thierkörpers die Wirkung des Nervensystemes, sodass maximale Werthe des Stoffwechsels bei den höchsten Temperaturen im Inneren des Thierkörpers und minimale Werthe des Stoffwechsels bei den niedrigsten Temperaturen im In

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