Imágenes de páginas
PDF
EPUB

AUS DEN SCHÄTZEN DER HERZOGLICHEN BIBLIOTHEK ZU WOLFENBÜTTEL.

II.

Erschröklihe Warhafftige

Newe zeittung / die sich mit
grausamen erdbidem vnd
feur in Sicilia / an vnd
vmb den perg Ethna begeben ha=
ben/ aus der Welschen sprach
verteutscht.

Wfb. Qu. 190.10.4°.

x. Julij. M. V. xxxvj.

Gnediger Herr welcher gestalt ich inn die Stadt Catania genant, in Sicilia ankommen, vnd mir meiner geschefft halben glucklichen von den gnaden Gottes zu gstanden, das hab ich eurn gnaden hieuor in meinem schreiben vnd brifen angezeygt. Fúg aber eurn gnaden ferner zu wissen, das den xxj. Marcij negst verschinen, ein Kauffman von hinnenn ist auszzogen, in mainung auff Missina vnd ferner in die Jnseln von einer stadt in die andern, seiner hantirung nach, zu reyszen, Ist also die erst nacht in ein stadt Tauormia genant, ein tagreysz von Catonia, pliben, vnnd ist gegen dem tag gantz frůe, nach des lands geprauch, auffgestanden, vnd seinen weg den nechsten auff Missinia zůgenommen, do er nun also reyset, vnnd der tag anbrochen, seyen jme zehen wanderer begegnet, hat jnen bedeucht wie sie alle wehr trügen, in massen wie mans daselbst vnnd durch gantz Duscana im landt nach gewonheyt tregt, Lampardi genant, die selben zehen wanderer wurden von jme gefragt, wo hinn sie willens weren zu reysen, darauff sie jme geantwort, Sie weren von jrer herren einem, auff den perck Ethna oder Mongibollo genant, geschickt, da selbt solten sie ein geschefft volbringen, das wolt jr herr von jnen haben. Also ist

er ferner gereyset vnd palle sind jme abermals zehen andere bekommen, die trugen mit jnen werckzeug von eysen, wie es die Steinmetzen vnd maurer prauchen, die hat er in maszen wie ersten bespracht, die jme widerumb geanwort. Sie wurden (aij) von jrer herrn eynem aus den vorgenanten pergk geschickt aldo ein werck zůuolbringen, hat er sie ferner gefragt, wer doch der selbig jr herr sey, haben sie je geantwort, er werd nit weyt reysen er werde jhn sehen, mit solchen worten sindt sie von einander gescheyden. Pald hernach ist jme dem kaufman begegnet, ein grosser vnnd anzusehen ein tapferer langer, gantz schwartzer man in einem part. Als pald der selb grosz man zu dem kauffman kumen ist, hat er jn vngegrůst angesprochen, vnnd gefragt, Ob jme seine knecht, vor jm nicht begegnet weren, hat er jm geantwort, Jm weren wol etlich begegnet von denen er vernomen, sie wolten auff den pergk Ethna, etlich werck daselbst zu pawen, nicht wüst er ob sie sein knecht wern oder nit, vnd so er dann jhr herr were, so solt er im doch sagen was sie vnnd er für ein werck wolten verpringen, dann wie jnen bedeucht (sprach der kauffman) wer es ein vnbequem ort daselbst zu pawen, wie er von vilen gehört, gleichwol aber were er dero ortenn nicht sunders wol bekant, moch seinen halben wol hin zieen vnd pawen. Darauff jme ein grosz werck zůuolbringen. Er (den kauffman mainendt) würde pald sehen, was er machen könt.

Nach solchen worten ist den kauffman ein solcher grosser schreck vnd forcht ankomen, das er in ångsten schir vergangen wer, doch, als er sich nun erholet hat, vnd zu sich selbs kommen, ist er in solchem schrecken vnd zittern, mit můhe vnd arbhyt, widerumb in die stadt vnd an das ort, dauon er desselben tågs ausgereyst, zogen, vnd hat solchs yderman gesagt vnd anzeygt, wie es jme ergangen sey. darnach ist er palde mit tode verschieden.

Also ist auff den selben tag, nemlich den xxiij. Marcij, wie der mehr benant kauffman mit tod abgangen, vmb ein vr gegen nachts, komen ein grosz erschrocklich wetter mit einem grausamen erdbidem, vnd vnmenschlichen prinnenden fewr, zu oberst

aus dem perg Ethna, gegen auffgang der Sonnen, der gestalt, dz sich alles volck, aus grossem erschrecken vnd forcht, zu den geystlichen in der Stadt (die man die heyligsten nennet) gethan, haben sich mit ynen einer walfart, zů S. Agatha, nahen daselbst vmb gelegen vereynigt, die auch mit hertzlicher andacht, gebet, flehenn, vnd parfusz volbracht, alle glocken geleut, vnd in gemeyner procession, Gott trewlich angeruffen vnd gebeten, solch vnerhört vnd erschrocklich prennen vnd erdbidem, genediglich abzuwenden, vnd als solch bitten vnd hertzlich flehen geschehen, hat man können abnemen vnd prüffen, das sich das feur zum teyls geminnert vnd gelegt hat.

Darnach des volgenden tags frw, haben sie wider ein procession mit der geystligkeit vnd allem volck barfusz, volbracht, in ein closter vor der Stadt S. Lucia genant, vnd hat sich das volck alles lassen Communiciren, mit grosser andacht ainer dem andern seiner missethat, so er wider jn gehabt, verziegen, vnd in summa, ein solche andacht vnnd (aiij) freuntschafft erzeygt das sich die natur gleich entsatzt. Anch ist dergleichen vast in der gantzen insel da selbt geschehen. Auff bemelten sontag den .xxvj. tag Marcij vngeferlich vmb ein stundt in die nacht, ist ein vil grausamer erdbidem komen, dann vor ye, darzu auch ein grausam erschrocklich fewr, gegen mittag wartz, vnd hat das selb fewr vmfangen gehabt, bey sechs welsch meyln weyt, gerings vmb den perg bisz zu einem Münchscloster, der Gnaden perg genant, Sant Lyo, von gemelter Statt vngeferlich .xvj. welsch oder .iiij. teutsch meill wechs, vnd hat sich in grosser eyl erzeygt gegen der Stadt zu die am perg herabligt, die gnaden Stadt genant, darinnen sich dann meniglich seins lebens verwegen' gehabt.

Auff solchs, haben sich die in der stat mit sampt den priestern (jren heiligsten auch den adel, jung vnd alt, einer procession vnd walfart, alle parfusz, vereynigt gen S. Maria de Jesu, die auszerhalb der Stadt vngeferlich ein halbe meyl wegs ligt, do haben sie Got den almechtigen vmb genaden angeruffen vnd gebeten, vnd sich die gantze menge der mossen gewilligt, do selbst in die kirchen, dahin sie gewalt, vbernachten, beysammen,

lebendig vnd tod zupleyben. Aber Gott hat sie gnediglichen erhalten, wie er dann ein trewer helffer ist, allen denen, die jne in noten anrüffen.

Den. xxvij. Marcij morgens frue, haben die selbenn aus der Stadt ein potschafft zu dem bemelten Closter zu sanct Lyo geschickt, zu erfaren was das erschrocklich feur bey dem selben Closter gethan hett, da hat sichs befunden das das selbig Closter von dem feur gantz vnd gar, sampt allen den so darinnen gewont, verprent vnd verzert sindt also, das man auch auff disen tag nit sehen noch spåren kan, ob eynig Closter oder gebew daselbst gewesen sey oder nit.

Also ist der merer teyl aus der stadt hinausz gangen, das erschrocklich wunder zu sehen, in solchem bin ich auch selbst mit gangen, vnd hab auch mit fleisz die löcher besehen daraus das feur ist kommen, das sind grosse grausame locher, vnd würfft für vnd für fliegendt feur heraus, mit einer gestalt vnd form gleich einer hübschen erdenklotz, bey zehen spannen hoch, vnd mainet ainer man möchte sicher darauff vmbgeen, aber darunter erzeygt sich das leyffent fewr, mit sampt einem grossen rauch. Doch erlengern sich die bemelten feûrlöcher, eins bisz zweyer elen weyt, gegen einem flecken Paterno genant, der ligt vngeferlich bey .iiij. meyl wegs van Catania. Aber das feur das auff Catania zu get, dz bey .xiij welsch meyl wegs raicht, das laufft vnnd prent gewonlich alle .xxiiij. stundt, das ist tag vnd nacht, einer dritteyl meyl wegs, vnd hat sich bemelt feur, von den gnaden gottes, bisz auff dise stundt, mehr nit den .iiij. meyl wegs nahen zu der stadt Catania genahet, vnd ist ein grose forcht vnter dem volck, die bitten vnd flehen stettigs, zu Gott dem almechtigen, seinen woluerschulten zorn abzuwenden, vnd sie zuerretten, dann es ist zu besorgen es werde weyter reysen.

Was dann fremdes volcks ist gewesen, das ist vast alles aus der gemelten Stadt anheyms zogen zuerrettung jrer vnd der selben gåter.

Solchs hab ich eurn gnaden für ein gantze warhafftige newe zeittung geschreiben vnd anzeygen wollen, vnd ich glaub, das

1

Verwegen stv. mit gen. d. s. worauf verzichten.

man auff der gantzen welt des gleichen andechtig vnd gotforchtig volck nit finde, als an disem ort, wie ich gemelt hab, vnd wiewol ich erstlich auch willens, mich dannen zu thun, so ich aber jren glauben vnd bestendigkeyt gesehen, hab ich mich bey jnen ergeben, zepleyben, vnd zu gewarten, was doch aus solchem feur wil werden, trostlicher hoffnung Gott der almechtig werde vnser berewt hertz, vnd demůtig gebet ansehen, vnd vns gnediglich erhalten Amen. Dat. aus der Stadt Catania in Sicilia den zehenden tag Aprilis Anno. M. V. xxxvj.

University of Wisconsin.

ERNST VOSs.

« AnteriorContinuar »