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Rauscht des Jammers trüber Sturm nicht mehr.
Hier darf Schmerz die Seele nicht durchschneiden,
Keine Träne fliesst hier mehr dem Leiden,

Nur des Geistes tapfrer Gegenwehr.

Lieblich, wie der Iris Farbenfeuer

Auf der Donner wolke duft'gem Thau,

Schimmert durch der Wehmut düstern Schleier

Hier der Ruhe heitres Blau.

Nur wer in der Tiefe seines Herzens eines unerschütterlichen, seligen Glaubens an die Wahrheit seiner Ideale, an die ewigen Werte des Menschenwesens lebt, vermag sich zu der göttlichen Milde und Ruhe zu erheben, die alle Näherstehenden an Schiller priesen. Wir haben uns heute gewöhnt, den Menschen einseitig als Naturwesen, als Produkt der Verhältnisse und Umstände aufzufassen, und eine gewisse Richtung der Gegenwart ist emsig an der Arbeit, die alten, ewigen Werte der Menschenbrust zu zernagen.

Da soll uns denn Schiller, allen philosophischen Nörglern und Haarspaltern zum Trotz, in dieser Feststunde an das "Majestätsrecht unserer Person," an unseren Willen gemahnen. Auf der Ueberzeugung von der Freiheit und Macht das Willens, der Unabhängigkeit des Ich von der Natur, beruht im letzten Grunde das Geheimnis von Schillers sittlicher Grösse, seiner unbesiegbaren Jugendkraft, wie der Wirkung seiner Poesie. Zu dieser Ueberzeugung bedurfte er keiner grübelnden Spekulation, sie war ihm unmittelbar gegeben, wie die Ueberzeugung von den ewigen Werten des Menschenwesens, die sein lauteres Gefühl ihm offenbarte. Der feste, männliche, dem Guten zugerichtete Wille seiner Persönlichkeit ist es denn auch, der seiner Poesie den Poesie den ferndringenden Stahl-und Glockenklang verleiht. Nur da, wo ein mannhafter Wille herrscht, der sich mit dem ewigen Willen eins weiss, kann von Verantwortung, von Schuld und Sühne die Rede sein. Auf dem Grunde dieser Weltanschauung, deren Mittelpunkt der sittliche Wille ist, wurde Schiller zum grössten tragischen Dichter seit Shakespeare. Nicht zufällig hat er im Ringen gewaltiger Naturen um Herrschaft und um Freiheit den inner

sten Lebensnerv der Geschichte, wie die Wurzel der Tragik erblickt. Hat er in der Entfaltung und im Kampf gleichberechtigter Willen die Offenbarung des einen, ewigen Willens geschaut und den göttlichen Menschenberuf, Schöpfer zu sein und Gestalter unserer eigenen Welt.

So hat Schiller uns Goethes Welt, die reiche und doch zu einseitig naturhaft bedingte, ergänzt, indem er uns in seinen Dramen die Wunderfülle der sittlichen Welt, der Menschenwelt, als einer Menge gleichberechtiger Willensmittelpunkte erschloss. Denn Goethe kennt im letzten Grunde doch nur einen Mittelpunkt d.h. sich selbst; Schiller dagegen hat eine Unendlichkeit von solchen Mittelpunkten, die er zu einem zusammenzuschliessen trachtete. Nicht mit Zwang, sondern durch Verbrüderung der Geister; nicht um sie, nach der Weise phantastischer Philosophen, etwa untergehen zu lassen in einem abstracten "Allwillen," sondern um der Individualität, ohne die der wahre Dichter nicht auskommen kann, erst recht die unabhängige Stellung im Ganzen zu sichern:

"Einig sollst du zwar sein, doch eines nicht mit dem Ganzen. Durch die Vernunft bist du e in s, einig mit ihm durch das Herz. Stimme des Ganzen ist deine Vernunft, dein Herz bist du selber : Wohl dir, wenn die Vernunft immer im Herzen

dir wohnt."

Wo hätte die schmerzlich gesuchte Einheit von Kopf und Herz, wo das ersehnte letzte Zusammenklingen des Einzelnen, Aller Einzelnen, mit dem Ganzen je tieferen Ausdruck und glücklicher abschliessende Lösung gefunden? Das ist ja das Grosse, Einzige in Schillers Geisteswelt, dass darin der Einzelne in sich zugleich das Ganze darstellt, das er braucht und dem er mit freiem Entschluss zustrebt.

Und aus dieser Weltanschauung ist schliesslich Schillers Poesie der Freiheit erblüht. Denn nur wo Freiheit ist, da kann von Wille die Rede sein. Jene innere Freiheit, die herrschen lernt über die Aussenwelt und Kraft gibt zum Kampfe, wie im Leid. Darum ist sie kein aesthetisches Phantasiespiel, kein flüchtiger Traum abstracter Speculation, am

wenigsten zuchtlos romantische Willkür; sondern die höchste sittliche Lebenskraft unseres Gemütes selbst. Diese Lebenskraft, in der Ziel und Wesen des Menschengeistes keimhaft beschlossen liegen, als dessen innersten Trieb zu erwecken, zu üben und auszubilden, ist die letzte Aufgabe der Kunst, der Schiller als Profet und Priester diente: "Die wahre Kunst hat es nicht bloss auf ein vorübergehendes Spiel abgesehen; es ist ihr Ernst damit, den Menschen nicht bloss in einen vorübergehenden Traum von Freiheit zu versetzen, sondern ihn wirklich und in der That frei zu machen, und dieses dadurch, dass sie eine Kraft in ihm erweckt, übt und ausbildet, die sinnliche Welt, die sonst nur als roher Stoff auf uns lastet, als eine blinde Macht auf uns drückt, in eine objective Ferne zu rücken, in ein freies Werk unseres Geistes zu verwandeln und das Materielle durch Ideen zu beherrschen."

Aus den ewigen Wundergärten des Wahren, Guten und Schönen, dahin Schiller wie Keiner gewaltig vorgedrungen war, hat er das Evangelium der Freiheit als goldene Frucht seinem Volke und, durch uns, der Menschheit dargebracht. Jahrhunderte mögen vergehen, ehe der Welt aus der Himmelstiefe deutschen Geistes eine gleich herrliche Botschaft erklingen wird. JULIUS GOEBEL.

THE SCOPE OF THE POST-POSITIVE ARTICLE IN

OLAFS SAGA HINS HELGA.

The post-positive definite article is undoubtedly the most striking distinguishing feature of the Scandinavian branch of the Germanic languages. Its source, as has long ago been pointed out, is the old adjectival definite article enn (fem. en, neut. et), the coalition of the noun and the article as a suffixal element being made possible by the Old Scandinavian order of words, according to which the article and adjective quite generally followed the noun; e. g., konongr enn goðe, fjall et stora. The writing of konongrenn and fjallet was merely representing graphically that joining of noun and article, which already existed in the spoken language, the two being easily combined because of the unstressed nature of the article, but especially because the initial sound of the latter was a vowel. In Icelandic the suffixed article came into general use in the twelfth century, although the written literature seems to show but four instances for that century, and only one single certain example as early as 1100. Even for the thirteenth century only a dozen occurrences have been recorded'; consequently it can hardly have been fully established in the spoken language of Iceland before the last half of the twelfth century. For Old Norwegian, however, the date must have been considerably earlier, as clearly evidenced by its extent and its function in the literature of the first half of the thirteenth century. Old Norwegian was probably a good century in advance of Old Icelandic in the development of the post-positive article. Old Swedish, again, was rather conservative with respect to the new

1Or inn, in, it and hinn, hin, hit; see Noreen's Altisländische und altnorwegische Grammatik, 138,, 461-462.

ikke.

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Cf. the suffixed pronoun in modern speech: han slo'n, jeg har'n

'Finnur Jónsson, Det norsk-islandske Skjaldesprog, p. 80.

grammatical device, it would seem, although its limited presence in the older West Gothic law' is of but little value as a test of the condition in the language of the people at the time."

In the following pages I shall try to show the extent to which the post-positive article has developed and to illustrate the circumstances of its use in an Old Norwegian monument from the middle of the thirteenth century. Departures from Old Icelandic and Old Swedish conditions will be noted only in significant cases.*

1. The general function of the suffixed article in Olafs saga hins helga will be indicated in the following passages of our

text:

Son Harallz hins harfagra var Biorn kaupmaðr faðer Gudroðar faður Harallz hins grænska faður Olafs hins hælga. Moder Olafs hins hælga var Asta dotter Guðbranz kulu. Systir hænnar var Ulvilldr moðer hins hælga Hallvarðz oc Istrið moðer Staigarpores. Haralldr hinn grænske var mikill hofðingi ivir riki sinu. I þann tima reð firir Gautlande Sigrid en storraða. Da bar sva at æinn sinni at Haralldr konongr kom or hærnaðe oc kæmr við Gautland. Sigrið gerir menn imot hanum oc byðr hanum til væizlu. Oc er buin var væizlan pa saker hann til væizlunnar oc er drotningen en bliðazta við hann. (Chapter 1).

Nu la Knutr konongr við Lunduna bryggiur oc læitaðe ser raða at vinna borgena, oc la aigi laust firir. Hann tok pat rað at vita ef hann mætte koma anne Tams a bryggiurnar oc i 'See the selection in Noreen's Altschwedisches Lesebuch, pp. 1-8. *In Danish the post-positive article was even later in its develop

ment.

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For Old Icelandic we have the excellent survey in Nygaard's Norrön Syntax, 1908, pp. 30-47; for late Old Swedish Ottelin's article on the "Codex Bureanus" in Nordiska Studier tilegnade Adolf Noreen, 1907, pp. 435-449. Cf. also Falk and Torp's Dansk-Norskens Syntax, 1900, pp. 61-73.

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The spelling of the original is retained except that where appears for u, as in nv, I have written u, and P is written Ð.

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