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bessere Zeugnis kriegt

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das rächt sich im Leben, wo der Jude für alle Fälle geistig gerüstet ist."

"

Sie sprechen jezt selber fast wie die Antisemiten, die auch den Juden an Intelligenz und Fleiß den Germanen überlegen schildern was eigentlich die größte Schmeichelei für die Juden, aber nach meiner Erfahrung gar nicht wahr ist.“

"

An Fleiß unbedingt - an Fleiß sind sie unbedingt überlegen. Auch an gewissen Gaben des Geistes. Nur für die ganz großen Dinge reichen sie nicht. Die durchschnittliche Intelligenz der Juden ist der durchschnittlichen Intelligenz der Germanen entschieden über. Das Höchste in den Wissenschaften, in den Künsten bleibt ihnen freilich versagt."

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„Gewiß ist Heine eine Höhe unserer Litteratur, aber die neben den Gipfeln wie Goethe und Schiller doch nur gering erscheint. Das ist es ja gerade, was ich sage."

"Spinoza -"

„Ich bin Spinozist so durch und durch, in allen Empfindungen und Gedanken, daß ich den Namen des Größten nur mit tiefer Ehrfurcht höre. Aber eine Ausnahme kann doch blos die Regel bestätigen.“

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Ich

2.

Theodor Barth.

quere durch den Tiergarten, vom Brandenburger Thor weg, an der lauten und paßigen Säule mit der unmäßigen Viktoria vorbei, die man gerne das bravste Mädchen von Berlin nennt, weil sie gar feine Verhältnisse hat. Links drüben ist die lange, lange Straße, auf die sie hier sehr stolz sind, weil man an jedem Hause, wie es geziert und grell beladen ist, gleich von außen merken kann, wie viel Millionen drinnen wohnen. Seine Nummer ist ganz am Ende, die leßte der langen, langen Straße.

Die freisinnige Partei schäßt Theodor Barth sehr, weil er vom Schlage der arbeitenden Parlamentarier ist, der immer seltener wird. Auf der Tribüne sieht man ihn nicht oft, aber die Kommissionen kennen seinen Fleiß. Er hat das undankbare Teil gewählt, von dem die beglückwünschten Redner lieber nichts wissen wollen: die harte Mühe der po

litischen Geschäfte. Man rühmt seine unerschöpfliche, immer bereite Kraft. Die Bremer schwärmen noch heute für den einstigen Sekretär ihrer Handelskammer, und die „Nation“, die er nun das zehnte Jahr leitet, hat er durch bedachte Sorge und findigen Eifer zum Liebling des bürgerlichen Geschmackes gemacht.

Er ist klein, unscheinbar, und der schmale blonde Bart rahmt müde, erschöpfte, fast ein wenig schmerzliche Züge. Sie scheinen weich, schwank und ver= änderlich, und erst wenn er sich in der Rede ereifert, nehmen sie eine faßliche Entschiedenheit an. Er hat hinter den Gläsern, aus geröteten Lidern hervor, den tastenden Blick der Myopen Jules Lemaître fällt mir ein. Er spricht suchend, stockend, oft einen Ge= danken zwischen den andern, Säße durcheinander schiebend, und eine zaudernde Geste, die sich unentschlossen wieder verliert, ein leises Lächeln, eine halbe Frage endet gern die Rede. Es ist kein Plaudern, es ist auch kein Sprechen, es ist mehr ein lautes Denken vor sich hin.

„Der Antisemitismus ist eine Art Sozialismus der Junker . . . von den Junkern und für die Junker. Das Nationale und Religiöse dabei ist nur Hülle und Schein. Die kleinen Junker sind durch die moderne Entwicklung in das Verderben gedrängt und dem Untergange bestimmt. Sie vertragen sich mit den Tendenzen der ökonomischen Entwicklung nicht, Ihr Verfall ist unaufhaltsam. Natürlich ergeben sie

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sich nicht ohne Widerstand, sondern wehren sich nach Kräften, was freilich nichts helfen wird, weil der Drang der ökonomischen Prozesse unwiderstehlich, unüberwindlich ist. Daher ihr Haß gegen diese Entwicklung, die sie tötet und der handgreiflichste Ausdruck dieser Entwicklung ist der Jude. Daher ihre heftige Begierde, sie um jeden Preis zu hemmen und gewaltsam zu verzögern, indem sie die Macht des Staates gegen sie mißtrauisch machen und auf die Seite der Vergangenheit bringen möchten und das beste Mittel, die Macht des Staates von der Entwicklung abzuschrecken, ist wieder der Jude, die Heze gegen den Juden. Es ist ganz natürlich, daß sie die Juden hassen, weil die Juden für sie gleichsam ein Symbol der verhaßten Zeit sind, die ihr Ende bedeutet. Es ist ganz praktisch, daß sie gegen die Juden heben, weil nur Aufruhr und Tumult im Pöbel die Macht des Staates vielleicht ängstigen und in der natürlichen Entwicklung beirren kann. Dann mag es ihnen doch am Ende gelingen, sich auf fremde Kosten wieder ein bischen weiter zu fristen, indem sich die Macht des Staates dazu hergiebt, sie aus den anderen zu bereichern ihre Zölle, ihre Liebesgaben, die Steuerpläne des Herrn Miquel, der ganze Bimetallismus, den sie sich einfach als eine Reduktion aller Schulden zum Schaden der Gläubiger, als eine förmliche Seisachtheia denken, alle ihre „Reformen“ wollen sonst nichts, als sie aus den Taschen der anderen verköstigen. Dazu soll der Antisemitis

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mus helfen, indem er den Staat gegen die moderne Entwicklung bedenklich macht, ins Bockshorn jagt und seine erschreckte Macht wieder in ihre Dienste treibt. Die richtigen Catilinarier, die Aufruhr, Lärm und Verbitterung brauchen, um im Trüben zu fischen. Ob darüber der Friede des Landes verdirbt, ja selbst das Königtum, das sie doch immer im Munde führen, in Gefahr kommt, das ist ihnen pipe. Sie wollen immer nur den eigenen Vorteil. Sie brauchen Verwirrung, Unzufriedenheit und den Schein wachsender Empörung in den Massen. Darum heßen sie die schlechtesten Elemente, verkommene Arbeiter, entlassene Beamte, Deklassierte aller Art, dunkle Existenzen -"

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„Ja das sind ihre Instrumente. Und für die Führung sorgen Demagogen von Beruf wie dieser Ahlwardt. Daran ist auch Bismarck schuld, mit der zügellosen Frivolität und der chnischen Unbedenklichfeit seiner Politik, daß derlei Leute jezt überhaupt möglich sind. Ein Mann, der in jedem Prozesse der Verleumdung überführt wird - und durch jeden Prozeß wächst nur die Macht und der Eifer seiner Partei! Es ist heute bewiesen worden, daß von allen seinen Behauptungen und Klagen nichts, aber auch gar nichts, nicht ein Jota, nicht der Schein und Schatten eines Wortes wahr ist — der Mann macht ein ungemein vergnügtes Gesicht dazu, lacht uns

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