Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Buddhismus, Theosophie - viele erschrecken schon vor den Worten und denken gleich an wüsten Spuk. Sie sollten einmal nach dem Hauptquartiere der Theosophical Society in der Avenue Road, am Rande des Regents Park. Es sind zwei helle, enge Häuschen, zwischen Rosen und Syringen, Käfer surren, Falter flattern, der Wind biegt die Zweige, heitere Fülle rauscht. Man kommt in einen kurzen Salon, dem fremde Bronzen, Bilder von wunderlichen, bleichen und verzückten Köpfen und die bunte Lust japanischer Zierden eine feine und bizarre Weihe geben. Man vergißt die breite, braune Öde der englischen Wohnungen, wo man sich immer wie im OrientExpreß fühlt.

Mead empfängt mich, der Generalsekretär der Gesellschaft. Hager, schmal, leise, mit matten, zagen, ängstlichen Gesten, mit weichen, nur ein bischen ironischen Reden, mit einer fahlen, dünnen, blutlosen Miene, die farge, rötliche Fransen rahmen, wie einer von den kranken Prinzen des Velasquez. Er sagt mir das Programm der Gesellschaft, die den 17. November 1875 in New-York gestiftet wurde. Sie seht sich drei Ziele: eine große Bruderschaft aller Menschen zu bilden, unbekümmert um Raffe, Glauben, Geschlecht, Kaste und Farbe; die Kenntnis der orientalischen Litteraturen, Religionen und Philosophien zu fördern; und nach den unbekannten Geseßen der Natur und der seelischen Kräfte zu forschen, welche heimlich im Menschen sind.

[ocr errors]

Sie sehen, da ist gar keine Spur von Hererei und Satanismus. Im Gegenteil wir sind immer ein bischen skeptisch gegen hysterische Jünger, welche die nervöse Freude an geheimen schauerlichen Reizen zu uns bringt daher der Zwist mit den Franzosen. Und Sie finden da auch gleich die Antwort auf Ihre Frage: es kann für uns keinen Antisemitismus geben. Jeder Glaube, jede Rasse gilt uns gleich. Wir suchen das Ewige hinter den vergänglichen Formen.

[ocr errors]

Er führt mich in den Saal, wo sie ihre Feste halten, mit strengen Zeichen aus allen Religionen, zeigt mir ihre Schriften, Bücher, Revuen in der großen Bibliothek, wo Schmiechen das düstere, schwere, schmerzliche Haupt der Blavatsky gemalt hat, und bringt mich zur Besant.

Sie ist klein, schmächtig, scheu, von linkischer, gedrückter Weise, ärmlich in Haltung und Geste, die triste Miene unter kurzen, weißen Stußen. Sie trägt sich, verächtlich gegen Puz und Mode, ge= flissentlich kahl und nüchtern, wie man die englischen Gouvernanten zeichnet. Aber die tiefen, kindlichen, grauen Augen leuchten.

„Wir sind natürlich gegen den Antisemitismus. Jede Bewegung gegen eine Rasse oder einen Glauben erscheint uns ungerecht und thöricht. Übrigens glaube ich, daß man ja überhaupt in England eigentlich von Antisemitismus nicht sprechen kann. Es giebt keinen. Was etwa bisweilen so klingt, hat im

Grunde nichts mit den Juden zu thun. Es ist bei den einen der Haß gegen die großen Mächte an der Börse; bei den anderen, in Eastend draußen, wo man die russische Einwanderung nicht mag, ist es die Furcht vor der billigen Arbeit, die die Preise verdirbt ähnlich wie in Amerika die Heze gegen die Chinesen. Da nun diese Beschwerden nichts treffen, das ausschließlich jüdisch wäre, dürfen wir uns wohl rühmen, daß unser Land keinen Antisemitismus fennt."

[ocr errors]

雙雙

32.

Sidney Whitman.

er Freund Bismarcks, der das „Imperial Germany“ und „The Realm of the Habsburgs“ geschrieben hat, einer von den großen Vermittlern zwischen den Völkern und Phöniziern des Geistes, wie Hillebrand, Georg Brandes und Juan Valera, welche die Grenzen der eigenen Nation_verlassen, mit Liebe in die anderen dringen und das Menschliche aus ihnen holen, das im Wechsel der Formen unabänderlich gleicht.

Eine stille Stube, mit jener breiten, dunklen Behaglichkeit des britischen Geschmackes. Stiche von Whistler, Bilder von Lenbach; eines mit dem lakonischen Vermerk: „Mißlungen“ Franz von Lenbach. Allerhand Erinnerungen an Bismarck und Moltke. Und wenn er erst seine Mappen öffnet, defilieren alle Namen Europas. Er reist nicht, wie

die anderen, Straßen und Bauten und bloß die Körper der Länder zu sehen, sondern weiß die mächtigen Führer zu treffen, welche das Schicksal und den Geist der Völker entscheiden.

Er bestätigt mir, daß England keinen Antisemitismus kennt, und er glaubt nicht, daß sich das ändern wird. Über den kontinentalen Antisemitismus hat er selber neulich in einer englischen Monats= schrift geschrieben. Er wiederholt mir die wichtigsten Säße.

„Wer die Bewegung erkennen will, muß den Antisemitismus von den Antisemiten trennen. Die Antisemiten sind meistens unverläßliche und wenig erfreuliche Leute. Sie flunkern mit allerhand Behauptungen, die sie vor Gericht dann nicht beweisen können, und verleumden. Es fehlt ihnen an der Ethik der Genauigkeit. Dennoch folgen ihnen viele, weil sie instinktiv fühlen, daß im Antisemitismus etwas steckt. Das sollten die Juden nicht verkennen und sollten begreifen, daß der Haß gegen das Judentum sich mit einer großen Achtung vor dem einzelnen Juden sehr wohl vertragen kann. Sie müßten vielmehr selber die Schäden suchen, die gegen sie reizen. Es würde sich dann vielleicht zeigen, daß sie gar nicht in den Juden, sondern in der modernen Entwicklung liegen. Daß man heute Geld nicht „verdient", sondern gewinnt", daß nicht der Schöpfer einer Sache gilt, sondern der „Macher“, der sie „lancirt“ oder „poussiert“, daß der Schwindel über

« AnteriorContinuar »