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Gattung zur vollen Anwendung mit Ausschluss der übrigen rhetorischen Lichtpunkte, d. h. des genus grande und floridum.

Um kleinere Verbesserungen, die im engsten Anschluss an die Ueberlieferung vorgenommen wurden, zu übergehen, will ich nur noch eine Stelle berühren, die eine durchgreifende Reform erheischte. Im 11. Capitel sucht Quint. in einer sehr interessanten Erörterung das Bedenken zu beseitigen, als stelle er für den künftigen Redner zu grosse Forderungen auf und schrecke so viele von dem Versuche ab, sich einer solchen Laufbahn zu widmen. Das Ziel sei erreichbar bei ernstem Willen und guter Benützung der Zeit. Aber, heisst es, § 18: breve nobis tempus nos facimus: quantulum enim studiis partimur?3) alias horas vanus salutandi labor, alias datum fabulis otium, alias spectacula, alias convivia trahunt. Die hierauf folgenden Worte lauten so in den bisherigen Texten: Adice tot genera ludendi et insanam corporis curam; trahat inde peregrinatio, rura, calculorum anxiae sollicitudines, multae causae libidinum et vinum et flagitiosus omni genere voluptatum animus; ne ea quidem tempora idonea quae supersunt. Um dieses Satzgebilde zu schaffen, musste zuerst für die Nominative peregrinatio etc. aus schlechten Varianten ein Verbum trahat inde (aus der Variante traiam oder traiani) gewonnen werden; sodann passt das Subject flagitiosus.. animus zu den übrigen, die lauter zerstreuende Gegenstände bezeichnen, nicht im geringsten; schon der matte Schlussatz ne ea quidem tempora idonea etc., der sich ohne eine Verknüpfung anreiht und so nackt hingestellt kaum verständlich erscheint, musste auf die

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3) So die besseren Handschriften, wie es 1, 12, 4 heisst: non pluribus curis horas partimur? Die schlechte Vulgata impartimur ist Conjectur.

Vermuthung führen, dass der bisherige Text an tiefen Schäden leidet. Aus der noch besten Ueberlieferung im Bamb. 'adicet ut genera ludendi et insanam corporis curam peregrines rura calculorum ansia sollicitudine multae eam 4) libidinum et uinum et flagitiis omni genere uoluptatum animis ne eam quidem tempora idonea quae supersunt geht, wie verderbt sie auch ist, doch so viel mit Sicherheit hervor, dass nicht drei Sätze vorliegen, sondern eine Reihe von Accusativen, die alle von adice abhängen. Dieses Erkenntniss führte mich auf folgende Verbesserung der bisher so arg entstellten Stelle: adice tot genera ludendi et insanam corporis curam, peregrinationes, rura, calculorum anxiam sollicitudinem, invitamenta libidinum et vinum (venerum?) et flagrantibus omni genere voluptatum animis ne ea quidem tempora idonea ·quae supersunt. Der Sinn des letzten Gliedes ist und dass, wenn der Geist von jeder Art von Genüssen aufgeregt ist, auch die noch frei bleibenden Zeiten für ernste Beschäftigungen nicht geeignet sind.

Eine besondere Erwähnung verdienen noch die Lücken, an denen der Text des Quintilian mehr als der vieler anderer Autoren leidet. Besonders das letzte Capitel des ganzen Werkes ist in dieser Hinsicht in den geringeren Handschriften übel hinweggekommen, für das sich aus dem Bamb. allein nicht weniger als 14 Ergänzungen ergaben, darunter die Ausfüllung von zwei ganzen Satzgliedern § 21 und 23. Da es einem Vandalen beigefallen ist, den grösseren Theil dieser Ergänzungen im Codex hinwegzuradieren, habe ich wegen des seltenen Falls die betreffenden Stellen im rheinischen Museum XXIII, S. 218 ff. besonders besprochen. Glücklicher Weise ist jedoch dem Verstümmler des Codex eine Anzahl

4) Dass eam im Bamb. punktiert sei, ist unrichtige Angabe von Enderlein.

von Ausfüllungen entgangen, c. 11 § 16 eo vor dico, § 19 ut nihil vor noctes, § 21 opera vor perfecta und universae Graeciae credimus Gorgiam, § 23 idem summus imperator idem sapiens. Man kann sich denken, wie der Zustand des Textes in dieser Partie gewesen ist, ehe der Bambergensis, den Zumpt nicht der Mühe werth fand zu benützen, bekannt geworden ist. Aber trotz dieser zahlreichen Ergänzungen, die man der einzigen Handschrift verdankt, fehlt es in den letzten Abschnitten des Werkes doch nicht an mehreren lückenhaften Stellen. Die Mehrzahl derselben war bereits berichtigt, c. 10 § 51 nullas non . . debet habere virtutes: [virtutes] dico, non vitia, §57 an Amphiona [nosset], § 59 ratio [narrandi] probandique, § 62 hoc dicente iudex [deos] appellabit, § 64 nivibus [hibernis], §75 si contuleris [Tyriae] eam lacernae, c. 11 § 14 novimus [quam] discere, § 21 [qui non] liberalium, § 28 nec illi [qui] post eos fuerunt. An anderen Stellen war noch eine kleine Nachhilfe erforderlich. C. 10 § 47 fehlt in dem Satze do tempori, ne hirta toga sit, non ut serica, ne intonsum caput, non in gradus atque anulos comptum' ut vor in gradus, wie das parallele Glied ut serica zeigt. In § 48 ceterum hoc, quod vulgo sententias vocamus dum rem contineant et copia non redundent et ad victoriam spectent, quis utile neget? hat schon Buttmann mit Recht die Verbesserung utiles verlangt; Quint. hat wahrscheinlich geschrieben: quis utile[s esse] neget? In dem Satze § 53 cum vero iudex detur aut populus aut ex populo laturique sententiam indocti saepius atque interim rustici' fehlt offenbar sint vor sententiam, indem man zu indocti nicht dentur aus dem ersten Satzglied wird ergänzen wollen. § 57 las man bisher: prudenter enim qui cum interrogasset rusticum testem, an Amphionem nosset, negante eo detraxit aspirationem breviavitque secundam eius nominis syllabam. Statt hier zu übersetzen: 'klug hat derjenige gehandelt, der' etc. wird

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man lieber die leichte Aenderung qui[dam] cum vornehmen wollen. § 66 las man bisher: nam ut inter gracile validumque (sc. genus dicendi) tertium aliquid constitutum est, ita horum intervalla sunt atque inter haec ipsa mixtum quiddam ex duobus medium est eorum. Statt intervalla haben die Handschriften inter se ualla; es war nichts zu streichen, sondern inter se intervalla zu ergänzen. — § 70 sah Rollin richtig, dass in den Worten ita in eadem oratione aliter conciliabit (orator)' ein gegensätzliches Glied mit aliter fehlt; statt der von ihm vorgeschlagenen Ergänzung aliter inflammabit wird man den Ausfall von aliter concitabit wahrscheinlicher finden, welches Verbum bei Quint. häufig als Gegensatz von placare, mitigare, lenire vorkommt. C. 11 § 3 wird von Domitius Afer erzählt, dass er als Greis von seinem früheren Ansehen als Redner täglich mehr einbüsste, so dass, wenn er auftrat, die einen lachten, andere errötheten: quae occasio fuit dicendi, malle eum deficere quam desinere. Vor fuit haben die Handschriften noch alio, illi, die besseren illo, woraus zu schreiben war: quae occasio [de] illo fuit dicendi. Die verderbte Stelle c. 11 § 12 brevis est institutio vitae honestae beataeque, si credas: natura enim nos ad mentem optimam genuit etc.' hat mir wie den übrigen Herausgebern viel Kopfbrechens verursacht; mein Freund Christ hat richtig erkannt, dass auch hier eine Lücke vorliege, und die Stelle treffend so verbessert: si cedas [naturae]: natura enim etc.

Aus diesen Proben wird, wie ich hoffe, erhellen, dass ich nicht ohne Noth die zahlreichen Ausgaben des Quintilian mit einer neuen vermehrt habe; möge es mir gelungen sein, bei einem so verderbten Schriftsteller die richtige Mitte zwischen zu conservativer und zu radicaler Kritik einzuhalten.

Herr Haneberg theilt eine Abhandlung mit:
,,Ueber arabische Canones des h. Hippolytus
im Codex der alexandrinischen Kirche."

Dieselbe wird vollständig als eigenes Werk im Verlage der k. Akademie erscheinen.

Die kirchliche Gesetzgebung der Patriarchate von Konstantinopel und Antiochien ist seit zweihundert Jahren von vielen und tüchtigen Gelehrten so vielseitig erklärt und bearbeitet worden, 1) dass dieses Gebiet als ein hinlänglich von der Wissenschaft beherrschtes betrachet werden kann.

Das Kirchenrecht des alexandrinischen Patriarchats dagegen ist, wenn man von Ludolf's Arbeiten über die Geschichte von Abyssinien und Wanslebs Geschichte der Kirche von Alexandrien absieht, beinahe ganz unberücksichtigt geblieben. Allerdings hat das Gesetzbuch der alexandrinischen Kirche mit jenem der Griechen vieles gemein, wie die Canones

1) Ich erinnere an den zweiten Theil der Bibliotheca juris canonici veteris von Guil. Voellius und Henr. Justellus, Paris 1661. fol. an Justelli's Ausgabe des Nomocanon des Photius, Paris 1615, an die ältere Ausgabe der Basilica von Fabrot (1647), die neuere der beiden Heimbach, an die freilich unvollendete Bibliotheca juris eccles. orientalis von Assemani, die Acta Patriarchatus Constantinopolitani von Miklosich und Jos. Müller (Wien 1860 f.), das Eherecht der orientalischen Kirche von Jos. Zhishman (Wien 1864), wie an das neueste Werk von Card. Pitra: Juris Ecclesiastici Graecorum Historia et Monumenta. T. I. 1864. T. II. 1868. Das Patriarchat von Antiochia ist vertreten durch den nestorianischen Nomocanon von Ebedjesu und den monophysitischen von Abulfarag' Barhebraeus. Beide von Assemani bearbeitet, von Mai herausgegeben. Scriptorum veterum nova Collectio t. X. 1838.

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