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Sterilisirte Milch als aetiologischer Faktor bei Skorbut.

Von

A. SEIBERT.

In meinem, am 7ten Mai in der Deutschen Medicinischen Gesellschaft von New York gehaltenen, und in der Mainummer der,,New Yorker Medicinische Monatsschrift" veröffentlichten, Vortrag, findet sich ein Citat aus dem ,,New York Medical Journal" vom 14. April, 1894, welches angeblich Dr. A. Jacobi's Ansicht über den Werth sterilisirter Milch repräsentirt. In der Diskussion verwahrte sich Dr. Jacobi gegen diese im „Journal" ihm nachgesagte Aeusserung, und möchte ich hier nur auf seine bezüglichen Erklärungen, welche in der Diskussion der Maisitzung zu finden sein werden, aufmerksam machen. New York, der 4. Juni, 1894.

EDITORIELLES.

Als wir letztens durch eine unserer bevölkertsten Strassen gingen fiel uns schon von Weitem ein enormes Auge auf, welches uns von dem Schaufenster eines Ladens engegenstarrte. Von Forschungsdrang erfüllt, traten wir näher, um das uns interessirende Organ zu studiren. Das Schaufenster stak voller Brillen, Pince-nez, Fernrohre, Microscopen, et id genus omne und war mit zwei kollossalen Holzschildern eingerahmt, auf denen in fusslangen Lettern zu lesen war: „Augen werden umsonst wissenschaftlich untersucht; alte Brillen werden in Theilzahlung angenommen. X. Y. Z., Optician." Wahrlich, es giebt doch gescheidte Leute in dieser Stadt. Wozu sollen fernerhin Augenärzte erst jahrelang das Gymnasium besuchen, viele Semester auf der Universität sich herumdrücken und dann in Spezialkursen und AugenHeilanstalten sich zu vervollkommnen suchen, wenn ein einfacher, schlichter Optikus ihre ganze Weisheit sich im Handumdrehen aneignen kann? Und doch läuft das liebe Publikum und kauft sich ein paar Brillen gerade als wäre es ein Paar Handschuhe oder ein Spazierstock. Ja, wenn wir die grossen Magazine aufsuchen, finden wir sogar mit Brillen gefüllte,,Bargain Counters," die von Kauflustigen bestürmt werden. Und da giebt es noch Augenärzte, die es für gar nicht so einfach halten, für einen Augenleidenden die passende Korrektur zu finden. Ein geübter Augenarzt muss sich wohl eine halbe Stunde abquälen, bis ihm dies gelingt, aber unser Optiker verkauft flott eine Convexbrille bei einem anfangenden Staar, eine Concavbrille bei vorgeschrittenem Glaucom, Prismen bei drohender Netzhautablösung und versichert seinen leichtgläubigen Kunden, dass weiter nichts für sie geschehen kann,

Gewöhnlich warten sie dann bis das Glaucom unheilbar, die Netzhautablösung complet geworden und der Arzt nicht mehr retten kann. Die billige Brille ist wahrlich theuer erkauft. Gesetzlich wird man wohl nicht gegen diesen Unfug auftreten können. Jeder Hausarzt sollte es sich aber zur Pflicht machen, seinen Patienten die Nothwendigkeit einer genauen Augenuntersuchung durch einen kompetenten Augenarzt klar zu machen, sowie sie über irgend welche, das Auge betreffende Symptome klagen.

In der Februarnummer unserer Zeitschrift haben wir unsere Ansicht über Kunstfehler und deren eventuelle gerichtliche Folgen in einem kurzen Leitartikel unseren Lesern vorzulegen uns erlaubt. Wir hoffen, dass er denselben so gut gefallen hat, wie dem Herrn Collegen L. T. RIESMEYER, Editor der Medical Review, St. Louis, Missouri, der in der Nummer vom 14. April, denselben wortgetreu übersetzt, zum grossen Theile wiederbringt, natürlich ohne Quellenangabe. Wir wissen diese Ehre zu schätzen, und stellen dem Herrn RIESMEYER gerne sämmtliche Leitartikel, einschliesslich dieses, des ganzen Jahrgangs zur freundlichen Verfügung.

Der Geschichte der Medizin, sowohl in diesem Lande, wie in Europa, scheint kürzlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt zu werden, nachdem erst in No. 37 des John Hopkins Hospital Bulletin ein Artikel über die Justine Siegemundin erschien, bringt das Bulletin of the Johns Hopkins Hospital in der Mainummer eine Besprechung der Werke der Madame Boivin, von Dr. HUNTER ROBB. In derselben Nummer finden wir eine kurze Lebensbeschreibung und Beurtheilung LANGENBECK'S, worin die tiefste Verehrung für denselben als Chirurg wie als Mensch klar aus jeder Zeile spricht. Weiterhin liefert das Tri-State Medical Journal, Keokuk, Iowa, in der Mainummer, '94, eine Arbeit über Aztecische Medicin, von DAVID CERNA, Ph. D., M. D., Galveston, Texas, die, nach dem ersten Artikel zu urtheilen, ganz interessant zu werden verspricht.

Es scheint nachgerade Mode zu werden, dass Aerzte in den monatlichen Zeitschriften Abhandlungen bringen, theils populärwissenschaftlichen Inhalts, theils Fragen behandelnd, die die Stellung von Patient und Arzt zu einander betreffen. Weir Mitchell brachte vor zwei Jahren im Century Magazine seine,,Characteristics", die in Novellenform, moderne Denkweise, besonders die auf naturwissenschaftlichen Anschauungen fassende, darzustellen versuchte. Keen veröffentlichte in demselben Journal einen populärwissenschaftlichen Artikel über Gehirnchirurgie, zu dem mildthätigen Zwecke, die hirnrissigen Vorurtheile der Antivivisectionisten zu widerlegen, indem er nachwies, dass wir alles, was wir bis jetzt an diagnostischer Localisirung können, der,,Vivisection" zu verdanken haben. George F. Shrady beschreibt in der Aprilnummer von The Forum, amerikanische Errungenschaften in der Chirurgie. Der interessante Artikel würde uns noch besser gefallen, wenn wir die Tendenz, das Nationalgefühl in die Wissenschaft hineinzutragen, billigen könnten.

Dr. WILLIAM A. HAMMOND versucht in der Juninummer der North American Review die kitzliche Frage zu beantworten, "What Should a Doctor be Paid?" Wir müssen unsere Leser auf den wirklich amüsanten Artikel selbst verweisen, der freilich in keiner Weise das Problem löst. Wir wollen nur einzelne Punkte hervorheben, so die Absurdität, dass die Dienste von Aerzten an Hospitälern, Dispensaries und anderen öffentlichen Anstalten umsonst erwartet und verlangt werden, und dass, andrerseits, an diesen Verhältnissen die Concurrenzsucht und der Neid der Profession selbst zum grössten Theil Schuld ist.

Stehen diese Artikel, zum Theil wenigstens, als journalistische Leistungen auch nicht ganz auf der Höhe, wie es die Namen der veröffentlichenden Journale erwarten liessen, so bieten sie doch den Vortheil, dass sie aus der Feder von Leuten kommen, die mit der zu behandelnden Frage vollkommen vertraut sind. Das hier allgemein bestehende Vorurtheil gegen das öffentliche Auftreten eines Arztes in irgend welcher Art, ist wohl die natürliche Reaction gegen frühere um

gekehrte Verhältnisse. Diese Zurückhaltung einer ganzen Classe von gebildeten Berufsmenschen, die so wie so hier zu Lande dem Geschäftsmanne gegenüber mehr wie anderswo in den Hindergrund tritt, ist entschieden unaugebracht, und das Vorgehen solch anerkannter Leute, wie die oben genannten, ist deshalb nur mit Freuden zu begrüssen.

REFERATE.

Chirurgie.-Referirt von Dr. OTTO G. T. KILIANI.

1. Pyothorax and Its Treatment. By Carl Beck, M. D. (Medical Record, May 19, 1894.)

Empyema and Its Treatment. By Carl Beck, M. D. (The Post-Graduate, February, 1894.)

Empyem und seine Behandlung. Von Dr. Carl Beck. (Separat-Abdruck aus der New Yorker Medicinischen Monatsschrift, Oktober, 1893.)

Der rührige Verfasser, der erst vor einem Jahre eine neue chirurgische Specialität gegründet, deren Gebiet vom Kopf bis zu den Schultern, beides exclusiv, reichte, "Where the chicken got the axe," wie der Medical Record es so treffend bezeichnete (siehe "On Surgical Diseases of the Neck, including the First Annual Report of the Special Department of Surgical Diseases of the Neck at the German Poliklinik of the City of New York." BY CARL BECK, M. D. The New York Mecical Journal, April 29, 1893), scheint dieses neue Terrain verlassen und sich ein andres Feld aufgesucht zu haben, das von dem obigen etwas nach abwärts gelegen, von den Schultern bis zum Rippenbogen reicht. Wir bedauern, dass uns die Transactions of the Pan-American Congress, Washington, September, 1893, noch nicht vorliegen, um so diese vier interessanten Veröffentlichungen vergleichen zu können. Da die englisch gehaltenen, insbesondere die im Medical Record, eine zum grossen Theil fast wörtliche Uebersetzung des Aufsatzes in der Monatsschrift sind, so können wir unsere Leser auf denselben verweisen, und müssen uns versagen auf Einzelheiten einzugehen, oder dieselben zu critisiren, wie die sonst wohl meist verlassene Resection der sechsten Rippe in der vorderen Axillarlinie, das Aufheben des Patienten, der ,,Anfangs alle vier Stunden in die Höhe gehalten werden muss, indem Becken und Beine verticalwärts aufzuheben sind," u. s. w., u. s. w. 2. Appendicitis, with Original Report, Histories and Analysis of 141 Laparotomies for that Disease Under Personal Observation. By J. B. Murphy, M. D., Chicago. (The Journal of the American Medical Association, March 3, 10, 17, 24, 1894.

Verfasser bringt jede Krankengeschichte einzeln ausführlich. Es ist natürlich unmöglich dieselben im Detail zu verfolgen, und müssen wir uns auf seine zusammenfassenden Schlussfolgerungen beschränken. Nach der Besprechung der Pathologie, die nichts neues bietet, bringt M. seine Ansichten über die Aetiologie:

1) einfache Eiterinfection (?), catarrhalische Appendicitis hervorrufend;

2) ausgedehnte Infection der Appendixwand durch ,,Amoeba coli“, oder,,pyogenic microphytes" Gangrän eines grösseren oder kleineren Theils des Appendix hervorrufend;

3) Druckatrophie mit Infection des Appendix,

a) foecale Concremente,

b) Fremdkörper;

4) specifische Infection, wie typhöse, tuberculöse, u. s. w.; Retentionsanhäufungen.

5)

a) durch Narbencontraction,

b) durch Verschluss von Enterolyth oder Fremdkörper.

Perforation wurde 39mal gefunden, complete Gangrän, ohne Perforation, in 4 Fällen, alle vier geheilt; Fremdkörper 3,5 Procent; Foecalsteine, 30 Procent; typhöse und tuberculöse Appendicitis, je 1 Fall, ersterer geheilt, bei letzterem anderthalb Jahre später Tod an allgemeiner Tuberculose.

Bei Besprechung der allgemeinen suppurativen Peritonitis in Folge von Appendicitis hält M. drei verschiedene Arten auseinander:

1) trockene septische Peritonitis, mit mehr oder weniger totaler Exfoliation der Peritoneumendothels, die in sehr kurzer Zeit lätal endet; zwei Fälle.

2) Eine grössere Menge von Eiter ergiesst sich in die Peritonealhöhle; Ptomainvergiftung durch direkte Absorption; Patient stirbt 4-12 Stunden nach der Perforation im tiefsten Collaps; zwei Fälle.

3) Eitererguss wie in 2.), eitrige Peritonitis hervorrufend; 36 Fälle, 12 Todesfälie. In allen diesen zeigte Patient keine unmittelbaren Collapssymptome, Puls nicht über 90, Temperatur nicht über 100 zur Zeit der Operation, selbst da, wo die Därme fast in der ganzen Ausdehnung der Bauchhöhle mit Eiter bedeckt waren. Dieser Zustand kann 4 bis sogar 7 Tage ohne Collapssymptome bestehen, die erst nach der Resorption der Entzündungsproducte eintreten.

Bei der Symptomatologie bespricht M. die möglichen diagnostischen Irrthümer, von denen vier vorkamen,

1) Peritonitis, verursacht durch Perforation eines runden Magengeschwüres,

2) ein,,extra-nephritic" (?) Nierenstein auf der rechten Seite, 3) Durchbruch eines Psoasabscesses,

4) Gangrän der ganzen Schleimhaut des Colons, diphtheritische Colitis.

Operationsmethode, typische seitliche Incision, in der rechten fossa iliaca, in frühen Fällen; bei späten, wo die Schwellung am deutlichsten. Bei den letzteren, Amputation des Appendix nur wo dies leicht geschehen kann, ohne Adhäsionslösung; bei ersteren, immer Entfernung des Appendix, zur Verhütung von Recidiven.

Zeitpunkt der Operation: Dieselbe soll vorgenommen werden, wenn folgende vier Cardinalsymptome bestehen:

1) Plötzlicher Schmerzanfall in der Gegend des Appendix.

2) Brechreiz, manchmal Brechen,

3) Temperaturerhöhung.

4) Hochgradige locale Druckempfindlichkeit in den verschiedenen Gegenden, in denen der Appendix liegen kann.

M. schliesst, da von den ohne Operation behandelten Fällen 30 Prozent sterben, operire man erstens alle Fälle, zweitens, man operire früh. Mortalität: 9,02 Prozent.

Geburtshülfe.-Referirt von Dr. G. SEELIGMANN.

1. Gynaekologische Tagesfragen. Von Prof. Dr. H. Löhlein, Giessen. (Wiesbaden, 1893.)

In klassischer Weise behandelt Löhlein in den Gyn. Tagesfragen eine Reihe von Capiteln der Geburtshülfe und Gynaekologie, deren Auswahl dem Tagesinteresse in aktuellster Weise Rechnung trägt. Der erste Band beginnt mit einer Arbeit über die Kaiserschnittfrage. An der Hand von 3 Fällen werden zunächst die die Operation betreffenden Verhältnisse in der Privatpraxis besprochen: Ausführung der Asepsis wie allgemein üblich; Tiefe Narkose; Hervorwälzen des Uterus aus grossem Bauchschnitt 14-16 Cm. lang; 3-4 Bauchdeckennäthe durch den oberen Theil der Wunde; Schlauch um das untere Uterinsegment. Auf die Methode der Nath legt L. weniger Werth als darauf, dass sie exakt ausgeführt, die Blutstillung vollkommen sei, speziell die SAENGER'Sche seroseröse Nath hält er nicht für unerlässlich! An der Hand des 2ten Falles (Allgem. verengt. asymmatr. Becken C. V. 8 Cm.; 1. Beckenhälfte sehr beeinträchtigt, Luxat. obturat. sin); die Indikationsstellung: Frühgeburt oder Sectio caesarea? die künstliche Frühgeburt an sich wird durch die S. C. nicht vesdrängt, wenn das Missverhältniss zwischen Geburtskanal und Kindskopf so gross ist, dass auch die frühgeborene Frucht keine Aussicht hat, lebend geboren zu werden (wie in vorliegendem Fall), ist die künstliche Frühgeburt nicht am Platz, sondern der künstliche Abort, und diesem hat in der That die Sectio caesarea unter modernen Bedingungen Terrain abgewonnen. Bezüglich der Streitfrage, wie weit die Perforation des lebenden Kindes durch den verbesserten Kaiserschnitt verdrängt werden soll, stellt Verfasser für die Ausführung des letzteren 3 Bedingungen: 1) Wunsch resp. Zustimmung der Mutter; 2) Die Prognose darf nicht durch vorausgegangene Wehenthätigkeit oder geburtshülfliche-Eingriffe getrübt sein; 3) Es muss möglich sein, die Operation aseptisch auszuführen. Der dritte Fall (Oesteomalacie) giebt Anlass zur Besprechung der Wahl zwischen Porro und conservativem Kaiserschnitt. Während Verfasser im Allgemeinen Anhänger des letzteren zu sein erklärt, sei der Porro indizirt: 1) Bei Osteomalacie; 2) Fibromyomen und Carcinome colli. 3) Bei so starken, narbigen Veränderungen des Geburtskanals, dass der Lochienfluss behindert; 4) Wenn das Endometrium septisch inficirt ist; 5) Wenn bei der classischen S. c. gefahrdrohende Blutungen ex atonia uteri auftreten !

Eine zweite,

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Fruchtaustritt und Dammschutz“

betitelte Arbeit hat zum Gegenstand die Empfehlung eines modifizirten RITGEN'Schen Handgriffs: Seitenlage, Durchdrücken des Kopfs in der Wehenpause vom Hinterdamme her; der vor dem Steissbein auf dem vorgewölbten Hinterdamm liegende Ballentheil der hyperextendirten Hand hebt, zuerst gegen die Stirnhöcker, dann gegen das Gesicht, zuletzt gegen das Kinn andrängend, den Kopf in allmähliger Ueberwindung des Vaginalostiums vor der Symphyse empor. Bezüglich der Einzelheiten, sowie der Vorzüge im Vergleich mit der Expression vom Rectum aus muss auf das Original verwiesen werden. Ref. hat das Verfahren versucht und zu seinen Gunsten den RITGEN-FEHLING'schen Handgriff aufgegeben. Erstaunlich ist, mit welcher Deutlichkeit man mit dem Ballen alle Details des Kopfs durchfühlt.

Eine dritte Abhandlung handelt auf Grund eines Sammelmaterials von über 52,000 Geburten aus Universitätskliniken über

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