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schieden häufiger ist, als man bis dahin anzunehmen gewohnt war, und dass derartige enthusiastische Angaben wie s. Z. Nussbaum's, dass ein Todesfall auf ungefähr 10,000 Narkosen komme, einfach unhaltbar sind. Der Umschwung in der Beurtheilung der Narcotica ist allerdings kein plötzlicher, denn schon im Jahre 1888 wurde die Aetherfrage discutirt, und ebenso die Verbesserung von Chloroformapparaten. Neu aber ist der Enthusiasmus mit dem jetzt in Deutschland von vielen Chirurgen Aether gegeben wird. Bezeichnenderweise kommen die hierzulande gesammelten Erfahrungen mit diesem Mittel einfach nicht in Betracht, denn fast jede Wochenschrift bringt eine ,,neue“ Aethermaske, an denen wir hier doch gewiss keinen Mangel haben, so dass eine Auswahl unter den amerikanischen Mustern sicher nicht so schwer sein dürfte. Augenscheinlich haben die deutschen Chirurgen kein rechtes Zutrauen zu den amerikanischen Aetherstatistiken, und sie sammeln ihre eigenen Erfahrungen gerade, als ob es ein ganz neues Mittel wäre.

Von besonderem Interesse sind nun die Veröffentlichungen über Aethertodesfälle, wie z. B. der in der Sitzung vom 11. Dezember, 1893, der Freien Vereinigung der Chirurgen Berlins von Herhold berichtete Aethertod, der in der Charité vorgekommen. Wegen Aorteninsufficienz, Aethernarkose zur Operation einer incarcerirten Hernie. Tod durch Herzlähmung, nachdem kurz vorher der Puls schlechter geworden. Aetherverbrauch 240 Gramm. Section bestätigt die Diagnose: Tod durch Herzlähmung. Dies ist um so wesentlicher, als Aether bisher als Herzstimulans aufgefasst wurde, und gerade bei Herzleiden statt Chloroform verwendet wurde. Auch der Sonnenburg'sche Todesfall, veröffentlicht in der „Deutschen Medicinischen Wochenschrift, No. 4, 1894, giebt zu denken. Aetherverbrauch 50 Gramm, Respirationscentrumslähmung. Erstickungstod trotz sofortiger künstlicher Athmung und tracheotomia inferior. In der Section können keine Bronchien verstopfungen durch Speisetheile, Blut oder Schleim nach. gewiesen werden.

Jedenfalls haben derartige Veröffentlichungen dazu beigetragen den etwas auffallenden Aetherenthusiasmus zu dämpfen und dahinzuwirken, dass beide Mittel, bis wir etwas besseres haben, neben einander bestehen bleiben, zur Auswahl für den gewissenhaften Operateur, je nach dem gegebenen Fall. Zu einer so sinn- und kritiklosen Verurtheilung des Chloroforms, wie sie hierzulande beliebt wird, liegt jedenfalls kein Grund vor, und werden wohl auch die deutschen Aerzte nie dazu kommen.

REFERATE.

Augenheilkunde. -Referirt von Dr. E. FRIDenberg.

1. Albumenuric Neuro-Retinitis in Pregnancy and its Treatment. By L. R. Culbertson, M. D., Zanesville, Ohio. (The American Journal of Opthalmology. May, 1894, p. 133.)

C. behandelte eine 36jährige primi para, die im 7ten Schwangerschaftsmonate über Schwäche klagte. Das Ophthalmoscop ergab leichte Neuritis optica beiderseits, typische Retinitis Albuminurica links. Im Urin fand sich viel Eiweiss, hyaline, epitheliale und granulaere Cylinder. Trotz energischer Behandlung der Nierenaffektion verfiel die Sehkraft immer mehr, bis Patientin Finger nur auf 6 Zoll zählen konnte. Frühgeburt wurde künstlich eingeleitet und Allgemeinbehandlung fortgesetzt. Baldige Besserung. Nach 5 Wochen Visus Rechts 5/xxx, Links 8/xxx; im Urin wenig Eiweiss, keine Cylinder. Aus der hiesigen Literatur sammelte C. 36 Fälle dieser Augenaffektion bei Schwangeren. Von diesen wurden 9 (25 Prozent) blind. In 21 Fällen (58 Prozent) wurde die Sehkraft nur zum Theil, in 6 (163 Prozent) vollständig wieder hergestellt. C. plaidirt für baldiges Einleiten der Frühgeburt, falls medikamentöse Therapie nicht sogleich Erfolg aufweist.

2. A Case of Puerperal Albuminuric Neuroretinitis With Enormous Amount of Exudation. Recovery. Subsequent Pregnancy and Parturition at Term Without Uraemic Symptoms. By Adolf Alt, M. D. (Ibidem, p. 141.)

Bei einer 26jährigen, vor 2 Wochen entbundenen Frau, die seit 10 Wochen über Sehstörung geklagt und 4 Wochen vor der Entbindung schwere Krämpfeanfälle gehabt, fand A. eine exquisite beiderseitige Neuro-Retinitis Albuminurica. Der ganze Fundus schien eine silberweisse Farbe angenommen zu haben. Bei genauerer Untersuchung fand man die Netzhautperipherie noch normal. Die übrigen Theile beider Netzhäute waren eine ununterbrochene Exsudatmasse; nur einige wenige Gefässästchen sichtbar; spärliche streifige Blutungen, Visus Rechts 8/cc, Links 14/cc. Nach 8 Monaten, während welcher Tonica (?), und grössere Quantitäten Lithia Wasser eine Zeit lang gereicht wurden, waren von der schweren Netzhautaffektion nur einige Pigmentflecke in der Makulargegend, leicht Anaemie der Papilla und dünne Retinalgefässe zurückgeblieben. Visus ungefähr 20/LXX. Nach weiteren 9 Monaten stellte sich die Patientin wieder vor um die Augen untersuchen zu lassen, da sie 8 Monate schwanger sei. Visus und ophthalmoskopischer Befund unverändert, Urin eiweissfrei. Zwei Wochen später normale Entbindung, 6 Monate darauf Status idem.

3. Subvolution. A New Pterygium Operation. By Boerne Bettmann, M. D. (Journal of the American Medical Association, March 24th, 1894.)

B. giebt eine kurze Uebersicht über die vielen Theorien, welche für die Entstehung des Flügelfelles, eine Frklärung versuchen und eine mit Zeichnungen illustrirte concise und dabei durchaus verständliche Darstellung der hauptsächlichsten Operationsmethoden, nämlich Excision nach Coccius, Evulsion mit Excision nach Wright (in Columbus)

und Prince (in Springfield), Transplantation nach Desmarres und Knapp, Strangulation nach Szokalski und Galezowski, Excision mit Thiersch'scher Hauttransplantation nach Hotz. Nach allen diesen Proceduren, (von denen ausser den zwei erst angeführten die Einen längst verlassen worden sind, die Anderen nie aufgenommen wurden) glaubt B. Recidive befürchten zu müssen, die nach seiner seit 6 Jahren geübten Operation nicht vorkommen. Es fässt das Pterygium mit einer feinen Pincette und löst dasselbe mit einem schmalem Messer von der Hornhaut ab. An der Spitze der Membran werden zwei Nadeln an einer einzigen Sutur durchgestossen, dass an der äusseren Fläche eine Schlinge bleibt. Jede Nadel wird dann an der Basis von Innen nach Aussen durchgestossen, und so geknüpft, dass die beiden wunden Bindehaut flächen an einander gepresst werden, die Sclera nur mit Schleimhautfläche in Berührung kommt, und die Umschlagsfalte genau den Hornhautrand erreicht. Nach einigen Wochen verschwindet die Verdickung indem das umgerollte Stück fest mit der Lederhaut verwächst.

Detachment of the Retina. By Justin L. Barnes, M. D. (Manhattan Eye and Ear Hospital Reports, January, 1894.)

Statistischer Bericht über sechszehn in obiger Klinik behandelte Fälle von Netzhautablösung, von denen sechs mit Scleralschnitt, zehn mit Bettruhe, Druckbinde und Schwitzkuren (Pilocarpin) behandelt wurden. Nach der Operation wurde keine Besserung in drei, und Besserung in drei Fällen beobachtet, nach nicht-operativer Behandlung keine Besserung in sechs, Besserung in drei Fällen, und Heilung in einem Falle. Letzterer Fall ist bemerkenswerth da er zwei Jahre vorher in derselben Klinik durch Scleralschnitt behandelt wurde mit vollständigem zwei Jahre anhaltendem Wiederanlegen der Netzhaut. Verschlimmerung trat in keinem Falle ein. Von den 16 Fällen waren 3 traumatischer Natur, diese reagirten alle prompt auf Behandlung, 3, durch Myopie bedingt, wurden wenig beeinflusst. Recidive wurden besonders bei älteren Fällen beobachtet, günstige Erfolge bei Fällen nach Trauma oder recenteren Ursprunges.

5. The Causation of Transient Increase in the Refraction of the Eye During Iritis, With Report of a Case. By John T. Carpenter, Jr., M. D. (The Philadelphia Polyclinic, May 5, 1894.)

Der von C. behandelte Patient litt an einer schweren linksseitigen Iritis rheumatischen Ursprunges. Zwei Wochen nach Ablauf aller Symptome ergab die Untersuchung der Refraktion links einen zusammengesetzten myopischen Astigmatismus. Mit--1.50 D sph. -- 1.00 D cy. Ax. 45° war die Sehschärfe normal. Das Glas wurde verschrieben, konnte jedoch nur kurze Zeit vertragen werden. Sechs Wochen später abermalige Untersuchung. Die Myopie ist gerade um die Hälfte kleiner. - 0.75 D sph. 0.50 D cyl. Axis 45° wird jetzt gut vertragen. C. bespricht die einschlägige Literatur (Drs. JOHN Green, MITTENDORF, KOLLER, OLIVER) und kommt mit Letzterem zu dem Schlusse: „Die wahrscheinliche Ursache dieses interessanten Brechungszustandes findet man in einer spastischen Kontraction des Ciliarmuskels, der gleich dem ganzen Ciliarkörper in allen Formen von Regenbogenhautentzündung stark entzündet ist. Dieser tonische Muskelspasmus weicht nicht in der gewöhnlichen Art und Weise, die man beim Gebrauche von starker Mydriaticis beobachtet. (Der Verfasser hätte dem Beispiele von Dr. John Green folgen sollen, der zuerst auf die transitorische Myopie bei Iritis aufmerksam machte, ohne jedoch eine Erklärung dafür abzugeben. Apriori widerspricht die Oliver'sche

Theorie allen unseren pathologischen und physiologischen Anschauungen. Von unserem Kollegen, dem früheren Referenten für Augenheilkunde dieses Blattes' Dr. A. SCHAPRINGER ist jedoch als Ursache der transitorischen Myopie, eine Zunahme des Brechungsindex der Kammerflüssigkeit auf's schlagendste bewiesen (c. f. Diese Monatschrift 1893) und allen anderen Theorien der Boden abgeschnitten worden.) 6. Some Consideration Upon the Curability and Treatment of Ophthalmia Neonatorum. By Hiram Woods, M. D., of Baltimore, Md. (Annals of Ophthalmology and Otology, April, 1894, page 121.)

Hornaffectionen mit resultirender partieller oder totaler Blindheit bei der Augenblennorrhoe der Neugeborenen resultiren nach W. 1. von constitutioneller Schwäche des Patienten; 2. von Trauma, durch grobe Manipulationen beim Auswischen des Eiters; 3. von zu lange fortgesetzter Anwendung der 1 oder 2prozentigen Argentum Nitricumlösung, welche nur so lange indicirt ist, als die Bindehaut stark geschwollen oder infiltrirt ist, contraindicirt dagegen, wenn trotz persistirender Purulenz die Bindehaut abgeschwollen erscheint; 4 von ungenügend starker Argentumlösung bei übermässiger Lidschwellung; 5. von

Cocaïninstillationen.

7. A Case of Cysticercus of the Vitreous. By W. Cheatham, of Louisville, Ky. (Ibedem, page 129.)

Zweiter Fall dieser Affektion in der ganzen Amerikanischen Literatur. Der erste wurde von Dr. L. MINOR im Medical Record veröffentlicht. In Nord Deutschland sind sie häufig, seltener in Süd Deutschland, Frankreich und Italien. Unter 80,000 Patienten fand GRAEFE Augencysticerkus in den hinteren Augenportionen 80, in der vorderen Kammer 3, subconjunctival 5, in der Orbita 1 Mal. C.'s Fall betraf eine 42jährige Amerikanerin Irländischer Abkunft. Das betroffene linke Auge war im 15ten Lebensjahre erblindet. Der Parasit sitzt im Gloskörper, dicht vor dem gelben Flecke und hängt mit einem Pedikel an der Retina.

8. A Dead Cysticercus Cellulosae Subretinalis. By T. A. Woodruff, M. D., of Chicago. (Ibidem, page 132.)

Dritter Amerikanischer Fall von Augencysticerkus. Cysticerkus im Augeninneren ist wohl ein Unikum.

Ein todter

9. A Further Communication on the Results of a Bacteriological Examination of the Pipettes and Collyria taken from a Treatment Case used in Ophthalmic Practice with the Effects of Inoculation. By G. E. De Schweinitz, M. D., and E. A. Schweinitz, Ph. D. (Ibidem, page 134.)

Die in der Augenheilkunde gebräuchlichen Lösungen von Alkaloiden (Atropin, Eserin, Cocain) werden von folgenden Organismen verunreinigt: Micrococcus aquatilis, Bacillus liquefaciens, Proteus vulgaris, Micrococcus prodigiosus, Bacillus implexus, Bacillus von Vignal (?), verschiedene Fungi, speciell Aspergillus glaucus. Proteus vulgaris, Micrococcus prodigiosus und Bacillus implexus in die vordere Kammer eingeführt, verursachen eitrige Entzündung der Cornea, Iris und der tieferen Augenhäute. Aehnliche Impfungen mit Bacillus liquefaciens führen zu temporärer Iris hyperaemie. Unschädlich sind Impfungen mit Micrococcus aquatilis. Einfach in den Bindehautsack getropft scheinen diese Verunreinigungen bei intakter Hornhaut gut

vertragen zu werden. Bei Defekten des Hornhautepithels (und geschlossener Vorderkammer) lösen sie leichte Ciliarinjektion und Hornhautinfiltration aus, ohne jedoch eitrige Entzündung hervorzurufen. Selbst bei gut verkorkten Flaschen stellen sich nach einiger Zeit Verunreinigungen ein, indem die Microorganismen längs der Pfropfen in die Lösungen hineingelangen.

Dermatologie und Syphilis.-Referirt von Dr. A. F. BÜCHLER. 1. Beitrag zur Aetiologie der Erythromelalgie. Von Dr. Stephan Personali. (Monatshefte für Praktische Dermatologie, Band XVIII. No. 9, Seite 409.)

Verfasser berichtet über zwei Fälle dieser Erkrankung, bei denen die ätiologischen Beziehungen zwischen der Erythromelalgie und der Syphilis wohl nicht zur verkennen sind.

Der erste Fall ist der eines 26jährigen Eisenbahnarbeiters von kräftiger Constitution, ohne hereditäre Belastung. Pat. ist weder Alkoholiker, noch hat er jemals an rheumatischen Beschwerden gelitten. Im 20ten Jahre acquirirte er Syphilis. Kurze Quecksilber- und Jodbehandlung. Vor zwei Jahren stellten sich neuralgiforme Schmerzen in den Unterextremitäten ein; während deren Bestehen bildeten sich an dem Ober- und Unterschenkel rothe Flecke, die von der Grösse einer Linse bis zu einem Fünffrankenstück variirten, aus. Auf Druck schwand die Röthe. Die Schmerzen sind sehr heftig; an einzelnen Stellen besteht wahre Hyperalgie. Die Dauer der schmerzhaften Anfälle beträgt 2-3 Stunden, selbst einen ganzen Tag. Diese werden von einer Temperatursteigerung der befallenen Extremitäten, von grosser Mattigkeit, heftigen Kopfschmerzen, Uebelkeit und Schlaflosigkeit begleitet. Innere Organe und Urin normal. Inguinaldrüsen sowie Cervicaldrüsen vergrössert. An der Zunge und den Lippen lassen sich Plaques muqueuses nachweisen.

Nach Sublimatinjectionen und innerlicher Darreichung von Jodkalium bis auf 6,0 pro die, wurden die Anfälle seltener, und nach zwei Monaten waren alle Zeichen der Erythromelalgie verschwunden, und sind, obschon zwei Jahre verflossen, nicht zurückgekehrt.

Der zweite Fall ist der einer 48jährigen Frau; keine nervöse Belastung. Im 22ten Jahre verheirathete sie sich und wurde von ihrem Manne mit Syphilis inficirt; sieben Aborte; die achte Schwangerschaft führte zur Geburt eines Mädchens mit unverkennbaren Zeichen der hereditären Syphilis. Die Patientin leidet an Tabes dorsalis im ataktischen Stadium. Vor drei Jahren wurde sie eines Nachts von heftigen Schmerzen am rechten Beine und Arme befallen. Hierauf traten rothliche Flecken von verschiedener Grösse und Oedem auf. Die Anfälle wiederholten sich öfters, und traten besonders des Nachts auf. Sie dauerten durchschnittlich 3-4 Stunden. Während derselben ist die Haut der befallenen Glieder auf Druck schmerzhaft, und weist eine Temperaturerhöhung von 1-2° auf. Das Oedem ist continuirlich, während die rothen Flecken, nach Nachlassen der Schmerzen, verschwinden. Es werden Einreibungen von grauer Salbe und ausserdem Jodkalium verordnet. Nach 15 Inunctionen milderten sich die Schmerzen, und nach 30 waren sie vollständig geschwunden. Es wurden die Einreibungen ausgesetzt, mit der Jodbehandlung wurde aber fortgefahren. Seit 1 Jahre haben sich keine weiteren Anfälle eingestellt und scheint die Erythromelalgie vollständig geheilt.

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