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ein lebendes Skelett darstellte. Ihr Bett konnte sie nur selten verlassen; Schlaf war kärglich, Verstopfung und Brechen dauerten an. Letzteres fand statt, gleichviel ob die Kranke ihre (flüssige) Nahrung trank oder ob diese durch den Schlauch in den Magen gelangte. Dies war der Zustand, als ich zuerst die Kranke am 30. October 1892 sah.

October 30, 1892. Status praesens: Ein junges Mädchen, 15 Jahre alt, mit leidendem Gesichtsausdruck, intelligent, von 4 Fuss 7 Zoll Körperlänge, abgemagert; Hautdecken trocken, unelastisch; Urin von 1,015 spez. Gewicht; kein Eiweiss, kein Zucker; Herz und Lungen gesund; Magen- und Bauchgegend enorm ausgedehnt trommelartig; Magen- und Colontöne durch Perkussion nicht von einander abzugrenzen. Tympanitis erstreckt sich bis zur Symphyse nach unten und zum 8ten Interkostalraum beiderseits nach oben; die Leberdämpfung ist aufgehoben; Erbrechen nach Einnahme irgend welcher flüssigen Nahrung. Von 3 Tassenvoll Nahrung, bestehend aus Milch und Ei, per Schlauch in den Magen eingeführt, bleibt weniger als eine Tasse voll zurück; beständiges Schlucken von Luft, auch wenn keine Nahrung genommen wird. An der Stelle des ersten Schluckgeräusches (Durchspritzgeräusch) hört man ein Pharyngealgeräusch entlang dem Oesophagus. Nach einigen Sekunden hört man ein zweites Geräusch, doch nur ab und zu. Ich hiess die Kranke ein Glas Wasser trinken. Es gelang ihr mühevoll, ungefähr 40 Ccm. hiervon zu nehmen. Sofortiges Erbrechen. Sobald als thunlich, Einführung eines Magenschlauches; nicht ein Tropfen des genossenen Wassers entströmt dem Schlauch, so lange er im Oesophagus sich befindet; erst als er in den Magen eindringt (60 Centimeter tief) Ausfluss von ungefähr 10 Ccm. klaren Wassers. Nicht der geringste Widerstand bei Einführung des Schlauches durch die Speiseröhre oder die Cardia; Ausspülung des Magens; Waschwasser klar; Kranke klagt unaufhörlich über die grässlichen Schmerzen, die ihr die Gase in ihrem Schlunde und entlang der Speiseröhre verursachen.

Verordnung: Tägliche Magenspülungen und bromsaures Strontium. November 2. Kranke trinkt etwas Thee mit Milch, auch etwas beef tea (bovax), erbricht das Ganze beinahe sofort. Das Erbrochene durchaus nicht verändert im Aussehen; Reaktion neutral, weder Pepton, Propepton, Dextrin, noch Zucker nachzuweisen.

November 5. Die heutige Frobe nach einer vorausgegangenen künstlichen Fütterung durch den Schlauch gewonnen, ergiebt

Folgendes:

--

Reaktion

sauer.

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November 8. Direkte (intragastrische) Faradisation des Magens. December 18. Patientin hatte keine Ausspülung seit 3 Wochen, aber zwei direkte Faradisationen wöchentlich. Etwas Besserung im Schlingen. Nach ernstlichem Zureden meinerseits gelingt es der Kranken, es über sich zu gewinnen, das Luftschlucken aufzugeben und um doppelt sicher zu gehen, wurde verordnet, Nahrung nur mittelst des Schlauches zu geben.

December 18. Patientin fühlt sich in jeder Hinsicht besser, Abdomen eingesunken, Magengegend leer; Stuhl freier, Schlaf gesund. Erbrechen hat gänzlich aufgehört.

Februar 2, 1893. Besserung hält noch an, Meteorismus in Magengegend, ebenso im Abdomen verschwunden, aber wieder deutlich über den falschen Rippen (links). Mageninhalt sauer, aber Salzsäure noch immer abwesend.

März 10. Das subjektive Befinden nicht mehr ganz so günstig; mehr Meteorismus und einiges Erbrechen, obschon Patientin fähig ist, zuweilen das Bett zu verlassen. Bestand auf Wiederaufnahme der Faradisation, die seit Kurzem vernachlässigt worden war. Während ich bis dahin es nicht über mich gewonnen hatte, den Magen mit Luft aufzublähen, da ich ein solches Verfahren unter den Umständen als ein grausames Vorgehen betrachtet hatte, unternahm ich es heute, da die Pneumatose immer noch um ein Bedeutendes geringer war, als vor 2 Monaten. Unterer Magenrand (grosse Curvatur) steht um 2 Fingerbreiten unter dem Nabel. Auch blähte ich die Speiseröhre mit Luft auf und fand erkleckliche Zunahme des tympanitischen Schalles links vorn und seitlich, aber nicht so deutlich hinten zu beiden Seiten der Vertebrae. April 6. Prognosis: letal, obschon immer noch das Schlingen leichter vor sich geht. Faradisation kann nicht mehr angewandt werden.

Schlüsse und Diagnosis:

Wir haben es hier also zu thun

a) mit einem peinlichen Fall von Dysphagie

b) mit Pneumatosis, einer bedeutenden Ausdehnung des Magens durch Luft (Trommelsucht).

Was die Dysphagie anbelangt, so scheinen die Umstände darauf hinzuweisen, dass ihr erstes Auftreten mit den zwei ersten und einzigen Bestrebungen der Natur, die Menstruation einzuleiten, zusammenfiel und dass der grosse Blutverlust viel damit zu thun hatte. Meine Gründe für Annahme einer Dilatation des Oesophagus sind die folgenden Faktoren :

1. Das Erbrechen, resp. Regurgitiren unveränderter Nahrung von neutraler Reaktion, wenn geschluckt von der Kranken und nicht durch den Magenschlauch dem Magen einverleibt.

-

2. Die grosse Tiefe, zu welcher der Magenschlauch eingeführt werden musste beinahe seine ganze Länge um die Cardia und die Flüssigkeiten jenseits derselben zu erreichen. Während die Entfernung der Speiseröhre von den Schneidezähnen zur Cardia bei Erwach

senen auf 40 Centimeter bemessen wird, so geht sie bei unserer kindlichen Kranken weit über diese Zahl hinaus. Diese sonderbare Thatsache kann nur durch die Annahme einer Ausdehnung der Speiseröhre und der daraus sich ergebenden Bildung eines Halbbogens des Magenschlauches erklärt werden, während dieser entlang der ausgedehnten Wandung der Speiseröhre dahingleitet. Dass die Dilatation eine fusiforme (spindelförmige) ist, schliesse ich aus der Thatsache, dass man mittelst des Schlauches keine Flüssigkeit in dem unteren Ende der Speiseröhre antrifft, wie dies bei einer Dilatation von der sackförmigen Form der Fall ist. Denn in dem verengten Raum kann keine Flüssigkeit sich ansammeln und muss desshalb sofort wieder erbrochen werden, während ein kleiner Rest derselben die Cardia passirt und in den Magen eindringt, wohl in Folge der heftigen Schluckbewegungen und des Druckes (in unserm Falle) der atmosphärischen Luft a tergo.

Der letzte Faktor, für eine Dilatation sprechend, ist die Thatsache, dass ich im Stande war, eine bedeutende Menge Luft in die Speiseröhre zu blasen, bevor die Kranke Beschwerde führte und dass die Resonanz in Folge dessen vorn und seitwärts zunahm.

Aus den Textbüchern lernen wir sehr wenig über diese funktionellen (nicht auf anatomischen Grundlagen beruhenden) Stenosen.

Als deren wahrscheinlichste Ursachen könnten genannt werden 1. spastische Zusammenziehuugen des Oesophagus hysterischer Natur (Oesophagismus),

2. Lähmung der Speiseröhre (Ziemssen); wohl auch fettige Entartung ihrer muskulösen Gebilde (Bartholow),

3. Verlust der Reflexrelaxation (Oeffnung) der Cardia während des Schlingaktes (Meltzer),

4. chronisch-spastische Zusammenziehung der Cardia.

Oesophagismus muss ich in meinem Falle ausschliessen, denn auch nicht der geringste Widerstand bietet sich dem Einführen eines grossen Schlauches in die Speiseröhre und durch die Cardia dar. Nun ist aber der krampfhafte Verschluss des Oesophaguslumen das charakteristische Symptom der hysterischen Sthenose, welcher allerdings oft schnell dem eindringenden Instrument nachgiebt, aber immerhin zur Stellung der Diagnose vorhanden sein muss. Auch ist der allgemeine habitus der Kranken nicht der einer Hysterischen. Die Kranke hört allerdings nicht auf, sich in Klagen zu ergehen; aber da ist kein Uebertreiben, kein Lügen und man kann es der Armen nicht verübeln, dass jedes Wort, welches sie äussert, ihre eigene Person und immer nur diese und ihr grenzenloses Weh betrifft. Da ist ferner weder Hyperästhesie, Parästhesie noch Hemianästhesie zu konstatiren.

Paralyse müssen wir ausschliessen, da keine infektiöse Krankheit, wie Dyphtherie der Dysphagie voranging; ferner ist weder eine bulbäre Affektion des Kehlkopfes noch des Schlundes nachzuweisen.

Eine fettige Entartung des muskulären Apparates ist wohl nicht unmöglich, kann aber nicht nachgewiesen werden. Die Theorie einer spastischen Contraktion der Cardia würde am besten den Ursprung

der Pneumatose erklären, denn dieser Cardiakrampf würde natürlicherweise Retention von Gasen im Magen verursachen. Aber wir müssen auch diese Erklärung eliminiren, denn der Schlauch findet keinen Widerstand in der Cardia und das Erbrechen findet so leicht statt. Als die einzig mögliche Erklärung der Dysphagie und der daraus folgenden Erweiterung ergiebt sich desshalb für uns die Annahme einer mangelnden Reflexrelaxation während des Schlingaktes. EINHORN sagt: "Meltzer has shown that with every act of swallowing the cardia opens by way of reflexaction. Supposing that the centre of the circuit of this reflexaction is in any way disturbed so that the cardia does not relax during swallowing, there will necessarily result a slight difficulty in transferring the food from the oesophagus into the stomach.” Dass in unserem Falle der grosse Blutverlust in solch zartem Lebensalter das Centralnervensystem afficirt haben mag, und das Centrum insbeson. dere, welches dem Reflexeröffnen der Cardia vorsteht, ist eine Möglichkeit, mit welcher wir als einem Causalfactor der Dysphagia zu rechnen haben. Die Pneumatosis (Füllung und Ausdehnung des Magens mit Luft) ist zweifelsohne die Folge des Luftschluckens von Seiten der Kranken. Diese Annahme wird unterstützt durch die Thatsache der Besserung, welche dem Gebrauch der direkten Faradisation und der 4-5 wöchentlichen ausschliesslichen künstlichen Ernährung (per Schlauch) folgte. Dieser Art Ernährung verdankten wir, indem das Schlingen gänzlich ausgeschlossen war, den grössten Antheil an der vorübergehenden Besserung. Jedoch einen kleinen Antheil dieser Besserung müssen wir auch auf Rechnung des tonischen Effektes setzen, welchen die intragastrische Faradisation auf den Vagus ausübte, wie auch nicht minder auf den moralischen Einfluss des Stromes, den derselbe über die Willensstärke der Kranken äusserte.

May 5, 1893. Obschon der Schlingakt der Kranken immer noch besser vor sich geht als zur Zeit meiner ersten Visite (40 Ccm. Milch, von der Patientin geschluckt und 5 Minuten später wieder erbrochen, sind verändert im Aussehen, geronnen und von saurer Reaktion, ein Zeichen dass die Milch den Magen erreicht hatte) und obschon die Pneumatose viel geringer ist, ist die Kranke schwächer und noch mehr abgemagert. Bronchiales Athmen heute, verlängerte Expiration, aber kein Husten, keine Expektoration.

Nachtrag:

July 11 und 12. Grosser Schmerz links vorn, so dass / Gran Morphium gegeben wurde.

July 15. Exitus. Keine Autopsie erlaubt.

III.

Praktische Winke zur Behandlung des Eczems.

Von

Dr. EMILE ARONSON.

Dallas, Texas.

Indem ich bei den Lesern dieses Journals das Weser der Krankheit, deren Aetiologie und pathologisch-anatomische Eintheilungen u. s. w. als bekannt voraussetze, erlasse ich den Lesern und mir eine lange Einleitung und will mich bemühen, in möglichst kurzer Form eine Uebersicht der augenblicklichen Eczembehandlung zu geben.

Das Eczem ist eine der häufigsten Hautkrankheiten, mit denen der praktische Arzt es zu thun hat; kein Lebensalter, kein Geschlecht ist ausgeschlossen. Constitutionelle Diathesen, wie Scrophulose, Rachitis, schlechter Ernährungszustand des Körpers sind zuweilen als allgemeine Ursachen der Entstehung dieser Hautkrankheit zu betrachten, hauptsächlich aber sind es directe Hautreize, die zur Entstebung des Eczems führen. Unter den thermischen Reizen ist es die directe Einwirkung der Sonnenstrahlen; als chemische Reize müssen wir den Schweiss, den Urin betrachten, die unter vernachlässigter Hautpflege durch fortwährende Benetzung der Haut ein Eczem herbeiführen; auch der Gebrauch verschiedener Medikamente, wie z. B. eines Senfteiges, der sonst harmlos erscheinenden Arnicatinetur, einer Terpentineinreibung hat zuweilen ein Eczem hervorgerufen. So mancher unserer Berufsgenossen hat gieich dem Schreiber dieser Zeilen, an einem Carboleczem laborirt; Wäscherinnen, Köchinnen, Färber, Arbeiter in Fuchsin und Anilinfabriken leiden oft in Folge ihres Gewerbes an Eczem, durch chemische Reize hervorgerufen, aber auch gewisse parasitaere Hautkrankheiten wie Pediculosis, Scabies u. s. w. sind als Ursachen zu betrachten, dazu kommen noch besonders bei Kindern mechanische Reize durch Reiben der Hautflächen gegen verunreinigte Bekleidungsstücke. Wir unterscheiden zwischen einem acuten und chronischen Eczem, von denen ersteres alle charakteristischen Zeichen einer Entzündung, wie Röthung, Schwellung, erhöhte Temperatur und Schmerz aufweist. Je nach den Formen, in denen es auftritt, unterscheiden wir papulöse, bullöse, pustulose, schuppenbildende und krustenbildende EczemforEs tritt entweder universal auf oder beschränkt sich auf einzelne Körpertheile und wir sprechen dann von einem Eczem der Kopfhaut, des Gesichtes, der Ohren (besonders bei skrophulösen Individuen) von einem Eczem der Hände, der Brustdrüsen, der Geschlechtstheile und der nates (bei kleinen Kindern), von einem Eczem der Unterschenkel (im Verein mit starken Venen auschwellungen, Unterschenkelgeschwüren, sogenannten Salzfluss bildend) u. 8. w.

men.

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