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Sitzung vom 22. December 1893.

Vorsitzender: B. SACHS.

Dr. G. W. Jacoby stellt eine Patientin mit Morbus Basedowii vor, bei der jedoch nur einseitiger Exopthalmus und rechtsseitige Schilddrüsenvergrösserung nachgewiesen werden kann.

Discussion: Dr. B. Sachs fragt, ob die Entstehung eine acute gewesen? Jacoby: Nein. - Willy Meyer erwähnt die Resultate von Hahn, der durch die Exstirpation der Schilddrüse mehrere Fälle von Basedow'scher Krankheit geheilt hat, wesshalb ihm eine centrale Ursache nicht wahrscheinlich scheint. - Dr. Schapringer möchte sein Urtheil noch nicht darüber fällen und abwarten, ob sich diese Resultate als Dauerheilungen bewähren. - Dr. Stieglitz erinnert an die Murray'sche Annahme, wonach Basedow durch Hyperactivität der Schilddrüse verursacht werde. S. hat in zwei Fällen Schilddrüsenextract versucht, die Symptome wurden jedoch schlimmer. An der Discussion betheiligen sich ferner noch: Dr. A. Jacobi, Schapringer und W. Meyer.

In Abwesenheit des Dr. Heiman stellt A. Jacobi das Kind mit spastischer Respiration vor, welches schon in der letzten Sitzung von Heiman demonstrirt wurde. Nach genauer Untersuchung glaubt A. Jacobi, dass die Ursache der Respirationsstörung eine Lähmung des Gaumens gels sei. Das Kind hat ausgesprochene Zeichen eines Microcephalus, ausserdem sind die krampfhaften Athembewegungen viel geringer wenn das Kind schreit. — Dr. Oberndorfer räht zu dem Versuch, das Velum zu heben; wird gemacht, aber ohne besonderen Effect zu erzielen. Dr. Schapringer möchte den Larynx in Narkose untersuchen.

Dr. Willy Meyer stellt eine Patientin vor, bei welcher er etwa vor einem Jahre wegen eines Epithelioms der Nase und der Wange die ganze Nase, einen grossen Theil des rechten Oberkiefers, sowie den rechten Bulbus entfernte. Der Wangendefect wurde mittelst Stirnlappen gedeckt, doch war wegen Materialmangel keine Rhinoplastik möglich. Die Heilung war eine vortreffliche. Patientin trägt jetzt eine Prothese, die von Dr. Tetamore hergestellt und sofern der kosmetische Punkt in Frage steht, als eine ausgezeichnete Leistung anerkannt werden muss. Sie besteht aus einer Ñase mit einem Auge nebst Lidern und einer Brille.

Dr. Oberndorfer stellt einen Fall von syphilitischem Initialaffeckt am rechten Zeigefinger vor.

Wilhelm Strammer, 18 Jahre alt, ledig, Driver, aufgenommen am 25. Dezember, 1893, in meiner Abtheilung im Deutschen Dispensary, zeigte folgenden Status. Allgemeine, sehr dichte, typische Roseola. Allgemeine Drüsenschwellung, besonders ist die rechte Epitrochleardrüse sehr (Mandel) gross und hart, dabei unempfindlich. Nirgends ist eine deutliche Sclerose zu entdecken, ausgenommen an einer kleinen Stelle an der Dorsalseite der dritten Phalanx des rechten Zeigefingers, woselbst die Cutis in leichtem Grade geröthet und infiltrirt ist. An dieser Stelle will Patient vor vier Wochen ein warzenähnliches Gebilde bemerkt haben, das sich spontan in ein seichtes, unempfindliches Geschwür verwandelte, welches, ebenfalls spontan, innerhalb ungefähr drei Wochen verheilte. Wie gesagt, fand man an anderen Körperstellen keine Sclerose und zwar wurden nach dieser Richtung hin das Praeputium, Glans. Orificium, Urethra, Lippen, Zunge, Mandeln, etc. scharf geprüft. Auch zeigte sich keine Spur eines Urethralausflusses. Obiger Ausschlag besteht jetzt drei Tage. Patient verneint auf entschiedenste Weise jemals den Coitus ausgeübt zu haben, und leugnet ebenfalls geschlechtliche Berührung mittelst des Zeigefingers.

Bis dato ist keine Behandlung eingeleitet worden. Wir haben es also hier mit einer syphilitischen Infection zu thun, wobei höchstwahrscheinlich die Eingangspforte des Virus der rechte Zeigefinger war. Dafür spricht die Schmerzlosigkeit der Läsion, die noch vorhandene, wenn auch sehr geringfügige Infiltration, und die schmerzlose, stark ausgesprochene Anschwellung der rechten Epitrochleardrüse. Auffallend ist dabei die rasche Abheilung des Primäraffektes, wobei vielleicht zu bedenken ist, dass derselbe doch länger bestand wie vom Patienten angegeben wird. (Autoreferat.)

Discussion: Dr. A. Jacobi wird durch diesen Fall an die Lues, welche Aerzte acquiriren, erinnert, die gewöhnlich die primäre Affection an den Fingern haben, und macht aufmerksam auf die Hartnäckigkeit dieser Fälle. Dr. Oberndorfer glaubt nicht, dass diese Fälle sich in ihrem Verlauf von andern unterscheiden.

Dr. Willy Meyer demonstrirt einen Appendix, welchen er vor drei Tagen entfernte. Er bespricht die öfters auftretenden Zweifel, ob in subacuten Fällen von perityphlitischen Processen operirt werden soll oder nicht. Der Patient, welchem dieses Präparat entnommen, ist ein 19-jähriger Mann, er hatte schon vor Jahren leichte Schmerzen in der Caecalgegend. Vor 7 Wochen traten die ersten ernstlichen Symptome auf. - Colikartige Schmerzen. Abführmittel ohne Erfolg. Temperatur nicht über 102, wenig Schmerz auf Druck. Darauf folgte Besserung. Nach 4 Wochen ein neuer Anfall. Temp. 101). Allgemeinzustand gut, es wird beschlossen in der fieberfreien Periode zu operiren. Nach Eröffnung des Abdomen findet sich Caput coli, Ileum und Processus vermiformis, fest verwachsen vor, bedeckt von dem darüber gezogenen Omentum. Die Adhäsionen werden gelöst, es findet sich der Appendix von der hintern Wand des Caecums ausgehend nach unten dann oben gekrümmt; derselbe wird abgebunden, entfernt. Das Präparat zeigt 2-3 kleine Abscesse, welche sich im Lumen des Appendix gebildet hatten, bei einem derselben lag die Gefahr der Perforation sehr nahe, da die Schleimhaut schon bis zum Peritonealüberzug arrodirt war. - Meyer betont, dass wenn überhaupt operirt, möglichst bald operirt werden müsse. A. Jacobi ist derselben Meinung, wenn eine Reihe von Attaquen auftritt, ist Patient invalid und zwingt sein Zustand dann zu Eingriffen unter ungünstigen Umständen.

A. Jacobi demonstrirt einen Autopsiebefund eines an Carcinoma ventriculi und allgemeiner Carcinomatose gestorbenen Patienten.

Darauf Vertagung.

F. F.

Therapeutische Notizen.

Ist Lysol giftig? Diese Frage, durch einen aus Bremen gemeldeten Todesfall nach Gebrauch dieses Mittels veranlasst, verneint Dr. Richard Drews, Kinderarzt in Hamburg, auf Grund eines von ihm beobachteten interessanten Falles. Derselbe betraf einen vierjährigen Knaben, welcher circa 25 Gramm unverdünntes Lysol getrunken. Das Kindermädchen verheimlichte den Unfall aus Furcht, bis das Kind, welches stark nach dem Mittel roch, plötzlich nach dem Mittagessen sehr blass wurde, sich über Schmerzen in Kopf und Gliedern beklagte, und heftig brach. Bis dahin spielte es wie gewöhnlich. Der hinzugerufene Arzt fand das Kind leicht cyanotisch, Puls 56, kaum fühlbar, während die Athmung oberflächlich war und manchmal gänzlich ausblieb. Der Magen wurde sofort ausgewaschen, und entleerte eine trübe, seifige Flüssigkeit, mit starkem Lysolgeruch, welcher auch nach fünf Ausspülungen im Munde und im Athem wahrnehmbar blieb,

Nach den Ausspülungen verlangte das Kind zu trinken, und es wurde ihm Milch gereicht; Puls und Respiration waren wieder normal, und die Cyanose war nicht mehr vorhanden. Auch war dasselbe schmerzfrei und wollte aufstehen, doch wurde es bis zum folgenden Morgen mit Milchdiät im Bett gehalten. Es zeigte dann keine Spur mehr von Unwohlsein, obwohl der Athem noch bis zum dritten Tage den Lysolgeruch behielt. Der Knabe sagte aus, dass das Mittel gut, nach Bier geschmeckt habe. Augenscheinlich hatte die Dosis von 25 Gramm, blos eine leichte vorübergehende Nervenreizung erzeugt. Dr. Drews ist deshalb der Ueberzeugung, dass Lysol in 1 bis 2procentiger Lösung ohne Gefahr in der kindlichen Praxis angewandt werden kann, und stimmt mit Dr. Landau (Frankenburg) vollständig überein, in Bezug auf die Ungiftigkeit des Mittels.

Einen interessanten Fall von Chloralamidvergiftung veröffentlicht Dr. M. H. Lackersteen, Chicago, in einer Mittheilung an die,,Medical News," Nov. 25, 1893. Der betreffende Patient hatte eine 9,3 Gramm Chloralamid (Schering) enthaltende Mixtur verschluckt. Am nächsten Morgen befand sich derselbe,,in einem Stupor, aus dem es möglich war, ihn auf einen Moment zu wecken, sodass er dann an ihn gestellte Fragen rationell beantwortete. Puls schwach, 25 Schläge auf die Minute, aber wohl wahrnehmbar und vollkommen regelmässig. Respiration langsam aber rythmisch. Die Oberfläche des Rumpfes, des Kopfes und der Hände zeigten normale Temperatur."

Patient war schmerzfrei, und Kopfschmerz war verschwunden. ,,Ein Theelöffel aromatischer Ammoniakgeist, in der richtigen Verdünnung, und nach 15 Minuten wiederholt, brachte ihn bald wieder zu Besinnung und erhöhte den Puls auf 60." Er schlief wieder ein, und erwachte spontan am Abend. Seine völlige Wiederherstellung ist bis zum heutigen Tag dauernd geblieben.

Dieser Fall spricht entschieden günstig für Chloralamid.

Allerlei.

XI. Internationaler Medicinischer Congress.

Wir werden um die Veröffentlichung folgender Mittheilung ersucht, was wir hiermit gerne thun:

Unterzeichneter erhielt einen Brief von dem General-Sekretär des XI. Internationalen Medicinischen Congresses, 19. Dezember 1893 datirt, welcher die folgenden Mittheilungen enthält:

"Amerikanische Mitglieder zahlen auf den englischen, französischen und italienischen Eisenbahnen Einzelpreise für doppelte Fahrten, und erhalten 20 Prozent Ermässigung auf italienische Rundreisebillete."

"Die Identificationspapiere werden im Januar an Sie abgehen, und Amerikaner, welche den Congress zu besuchen beabsichtigen, wollen sich diesbezüglich an Sie wenden."

"Alle Einzelheiten betreffs der Reise werden den Documenten beigelegt werden."

"Man wende sich an die Firma Thomas Cook & Son, London, Paris, Rom und Neapel, wegen Unterkunft und Billete für die Ausflüge in Rom, Neapel und nach Sicilien. Letztere werden in Rom arrangirt unter Führung des Herrn Forbes, Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften und Correspondent der,,Times“. für Neapel, drei Tage; Vesuv, Pompeji, Capri, Sorrento, Castellamare, Bajae, etc. einschliessend für Sicilien, zehn Tage von Neapel, einschliesslich Messina, Taormina, Catania, Girgenti, Syracus, Palermo und nach Neapel zurück."

,,Die Preise werden für Mitglieder des Congresses bedeutende Ermässigung erfahren, und stellen sich incl. Hotel, Wagen, Führer, Boote etc., auf circa 70 fr. pro Person für den dreitägigen, und 285 fr. für den zehntägigen Ausflug."

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,Alle Einzelheiten in Bezug auf diese Ausflüge werden in einem Begleitzettel den Instructionen und Reisedocumenten beigegeben."

Aus vorhergegangenen Zuschriften sei noch Folgendes citirt: Der Mitgliederbeitrag ist fünf Dollars, die Frauen oder erwachsene Verwandte derselben bezahlen zwei Dollars pro Person. Wechsel oder Postanweisungen mögen an Prof. L. PAGLIANI, Rom, Italien, gesandt werden. Beglaubigungspapiere stehen in nächster Zukunft zu erwarten. Wenn sie eintreffen (im vorigen Jahre haben wir keine erhalten), mag es zu spät sein für Viele, welche schon unterwegs oder im Begriffe abzureisen sind. Unterzeichneter, welcher über den Grund der Verzögerung nicht unterrichtet ist, macht den Vorschlag, in thunlichst officiöser Form derartige Papiere auszustellen, von denen anzunehmen ist, dass sie von einigem praktischen Nutzen sein werden. Der Norddeutsche Lloyd hat sich verpflichtet, solche anzuerkennen. Ausserdem dürfte wohl ein Pass den Reisenden von Nutzen sein.

Nur der Norddeutsche Lloyd (22 Bowling Green) und die Compagnie Générale Transatlantique (3 Bowling Green) haben sich veranlasst gesehen, Congressmitgliedern irgend eine Ermässigung zu genehmigen. Die Ermässigung auf italienischen Eisenbahnen besteht vom 1. März bis zum 30. April. A. JACOBI, M. D. 110 West 34te Strasse, New York City.

11, Januar 1894.

Eine Gefahr die vermieden werden muss. "Wir hoffen, dass der Tag noch in weiter Ferne sein möge, an dem die deutsche Richtung medicinischen Denkens festen Fuss fassen wird auf amerikanischem Boden, obgleich schon jetzt viele unserer Journale voll sind von langen Aufsätzen über unmögliche Krankheiten und noch unmöglichere Heilverfahren, welche zum grössten Theil jener Quelle entspringen.

"Das deutsche medicinische Wissen besteht hauptsächlich aus theoretischen Schlüssen und Folgerungen, jedoch so interessant wie die Theorie auch sein mag, ist dieselbe doch nicht so werthvoll wie die Erfahrung, wenn auch letztere in erster Linie aus empirischen Thatsachen besteht. Ausserdem ist Deutschland die Heimath jener wissenschaftlichen Quacksalberei, deren Wirkung giftiger und weittra

gender ist, als die vereinten Bestrebungen von tausenden gewöhnlicher medicinischer Prätendenten.

"Die Materia Medica der Deutschen ist sehr beschränkt, und die von ihnen angewendeten Heilmethoden sind roh, und dem sensitiven Organismus des amerikanischen Durchschnitts-Patienten durchaus unangepasst.

"Die Medizin hat in Amerika rasche Fortschritte gemacht wegen der Entwicklung der Arzneikunde, und ein eingehendes Studium der Arzneimittel ging Hand in Hand mit der klinischen Erfahrung, und die Hauptgefahr für den amerikanischen Praktiker liegt darin, dass eine unglücklichselige Verehrung für fremde Meinungen ihn verleiten mag, den Eingebungen seines eignen gesunden praktischen Urtheils ein taubes Ohr zu leihen." (The Medical Brief, St. Louis, Mo., Vol. XXII. No. 2, February, 1894.)

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Auszug aus der Discussion eines Vortrags über Carcinom in der Topeka Academy of Medicine and Surgery. Dr. McC.: "Wir wissen jetzt alle, dass der Terminus Metastase veraltet ist; ein anderes Wort wird den Sinn dessen, was wir sagen wollen, besser ausdrücken. Das Verfahren, Tumoren mittelst Paste zu entfernen, wird ungerechtfertigterweise von Aerzten ignorirt. Die Quacksalber bekommen damit gute Resultate. In den Fällen wo der Tumor offen ist, besteht eine Infectionsgelegenheit durch Operation. Die Paste verhindert dies." Dr. A.: "In dem New York Cancer Hospital schreibt man der Zincpaste bessere Resultate zu. Sie besitzt eine weittragende Wirkung; sie ruft eine Entzündung in dem Gewebe hervor, ausserhalb dessen Grenzen Zellen zerstört werden, die nicht mit dem Messer zu erreichen sind." Dr. M.: "In diesem zerstörten Zustand sind die Drüsen gewöhnlich inficirt, trotzdem sind dies die Verhältnisse, unter denen die Zincpaste gute Wirkung aufweist. Wenn dies richtig ist, so scheint es, als ob die Drüsen mit Recidiven wenig zu thun hätten." Dr. McV.: "Das neueste Mittel scheint Essigsäure zu sein. Ich weiss kaum, ob Essigsäure zu empfehlen sei oder Christian Science." (The Kansas Medical Journal, Jan. 6. 1894, No. 57.)

Für Phthisiker werden in Zukunft besondere Wagen eingeführt werden auf allen Zügen zwischen Buda-Pesth und Gleichenburg während der Saison.

Die,,Drummers" (Kundenfänger) für Doctoren in Hot Springs müssen von jetzt an am linken Revers des äusseren Rockes ein Metallschild tragen mit dem Namen ihres ärztlichen Miethsherrn.

Nekrolog.

Prof. THEOD. BILLROTH starb am 5. Februar in Abbazia. Sein Tod war durch einen Herzfehler veranlasst.

TH. BILLROTH war geboren zu Bergen auf der Insel Rügen am 26. April 1829 und genoss seine medizinische Erziehung in Greifswald, Göttingen, Berlin und Wien. 1855 wurde er LANGENBECK'S Assistent an der Universitätsklinik in Berlin und habilitirte sich im folgenden Jahre dortselbst. 1859 wurde er als Professor nach Zürich berufen, wo er bis 1867 blieb, um dann einem Rufe nach Wien zu folgen, wo er seitdem verblieb. Im deutsch-französischen Kriege war er Vorstand eines der grossen Lazarethe am Rhein.

An BILLROTH verliert die Medicin im allgemeinen und die Chirurgie im besonderen, einen jener leitenden Führer, deren Platz auf lange

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