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nahm überall ab, die Haut wurde runzelig und schilferte ab. Die Stimmung wurde besser, und die Patientin fing an, sich um den Haushalt zu kümmern. Auch der frühere Kopfschmerz hatte aufgehört. Die Patientin meinte bereits dann, wenn sie vorher in einem solchen Zustande gewesen wäre, sie hätte dann gewiss keinen Arzt konsultirt. Die Besserung nahm beständig zu. Aber Ende der 3. Behandlungswoche zeigten sich manche unangenehme Symptome Alle Glieder schmerzten, die Patientin fühlte sich wie zerschlagen; an

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Fig. 3. Frau N, am 17. Januar 1894, 8 Wochen nach Behandlung mit Schilddrüse. den verschiedenen Stellen der Haut waren Knoten zu fühlen, an den Armen und Beinen zeigten sich blaurothe Striche, dazu kam ein Schmerz im Hinterhaupte, der recht empfindlich war. Die Patientin machte sich aber aus alledem 'nichts. Der Kopfschmerz wurde auf Phenacetin besser, die anderen Klagen besserten sich auch zum Theil, trotzdem die Dose stets gradatim vergrössert wurde. Die Patientin war nicht im Hause zu halten, sie freute sich ihres neuen Daseins. Anfangs Januar wurden die Dosen, gegen meinen Wunsch, in etwas rascherem Tempo gesteigert. Als aber an einem Tage die Dose bis

auf 15 Gran kam, da trat ein kritischer Anfall ein. Die Frau erbrach ein paar mal, der Appetit verlor sich ganz, die Temperatur, welche vorher nur 2 Mal 100° F. erreichte, stieg auf 101° F., bei einem Pulse von 104; es stellten sich heftige Schmerzen am Hinterkopfe und an den Schläfen ein, und da war auch eine solche Muskelschwäche, dass die Frau sich kaum im Bette umdrehen konnte. Ich setzte die Schilddrüsenbehandlung aus, behielt die Patientin einige Tage im Bette, verabreichte ihr zuerst ein Bittermittel, später bekam sie ein leichtes

Fig. 4. Frau N. am 24. Februar 1894, 3 Monate nach Beginn der Behandlung.

Eisenpräparat, das sie noch jetzt nimmt, und das ihr offenbar nützlich ist. Die Frau erholte sich nach wenigen Tagen vollkommen und war dann so wohl, wie sie sich nur wünschen konnte. Ich fing die Schilddrüsenbehandlung erst dann wieder an, als die Frau nach einer Pause von 12 Tagen etwas verdächtig über Kälte klagte. Seit der Zeit kann ihr jedoch nicht mehr einige Tage nach einander eine grössere Dose verabreicht werden. Zehn Gran per Tag, 3 Tage nach einander verabreicht, brachte wiederum Muskelschwäche und Gliederschmerzen her

vor, die nach 2 Tagen Pause wieder verschwanden. Gegenwärtig nimmt sie 10 Gran jeden 4. Tag. Es ist meine Absicht, ihr in Zukunft einmal in der Woche 15 Gran in einem Tage zu geben.

Sie hat 45 Pfund vernormale Sprache, und sie Jetzt, wo die Zunge recht

Die Veränderung, die bereits bis jetzt mit der Frau vor sich gegangen ist, ist eine gewaltige zu nennen. loren, hat einen ganz normalen Gang und macht von beiden ausgiebigen Gebrauch. klein aussieht, merkt man, dass auch dieses Organ vorher mässig geschwollen war. Das Zahnfleisch kehrt zur Norm zurück, die Lippen sind von normaler Röthe, kein Speichel fliesst ihr mehr aus dem Munde, dafür kann sie aber jetzt die Nase mit Befriedigung putzen. Die Haut sieht beträchtlich verändert aus; sie hängt stellenweise wie ein loser Sack, ist abgeschuppt und fühlt sich geschmeidig an. Der Haarausfall sistirte erst vor Kurzem, und jetzt schiessen neue Haare überall ein, auch an den Pubes und in der Axilla. In den ersten Wochen der Behandlung wurde das Gesicht mit einem feinen hellen Flaum bedeckt, er ist längst wieder verschwunden. Die Därme funktioniren normal, die Menses treten seit Dezember ganz pünktlich ein. Auch die Geschlechtserregbarkeit, die vorher längst erloschen gewesen ist, soll sich in normaler oder sogar hypernormaler Weise wieder eingestellt haben. Der Urin ist während der Einnahme der Thyreoidea bis auf 3000 Ccm. gesteigert, wobei das specifische Gewicht sogar bis auf 1020 stieg, enthält noch immer Spuren von Eiweis; in den Pausen gehen Menge und Gewicht wieder herunter. Von Kältegefühl ist gar keine Rede mehr, die Frau geht bei Wind und Wetter aus und klagt nie mehr über Kälte, Dagegen war von Schwitzen bis jetzt noch sehr wenig zu sehen. Der Gesichtsausdruck ist total verändert, alle psychischen Störungen sind ganz verschwunden bis auf einen gewissen Grad von Reizbarkeit. Die Frau ist aber stets heiter, singt den ganzen Tag und arbeitet fleissig herum. Die Gesammtveränderung ist eine solche, dass keine ihrer früheren Bekannten sie wieder erkennen. Doch sind noch Haufen oder richtiger Häufchen von oedematösen Massen an einzelnen Stellen des Körpers vorhanden, so an den Hüften und am Nacken; doch ist zu erwarten, dass auch dieser Rest in den nächsten paar Monaten verschwinden wird. Von anderen gebesserten Myxoedematösen erzählen die Autoren, dass die Patienten nach der Behandlung recht anaemisch bleiben. Von meiner Patientin kann ich es nicht sagen; in den Pausen namentlich sieht sie sehr wohl aus. Ob die Mässigung in der Behandlung oder die Verabreichung von Eisen etwas zu diesem günstigen Resultate beigetragen haben, vermag ich natürlich nicht zu sagen.

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Die Frau ist bereits um 80 Prozent gebessert und wird voraussichtlich in nächster Zukunft völlig geheilt sein, obschon sie ihr Leben lang in jeder Woche 10 bis 15 Gran von einer Thyreoidea wird nehmen müssen !

66 E. 12th St.

II.

Drei Fälle von Haematokolpos.

Von

Dr. FRANZ T. B. FEST.

Plank Road, Mich.

Unter Haematokolpos verstehen wir die Ansammlung von Menstrualblut in der ausgedehnten Vagina in Folge von Verschluss der Vagina in Form von Atresia oder Stenosis. Erstere ist angeboren, letztere erworben durch Conglutination oder Narbenwülste. Die congenitale Atresia kommt zu Stande durch ein imperforirtes Hymen, retrohymenales Septum oder partielles Fehlen der Vagina. Bei dem erworbenen Haematokolpos sind entweder wulstige Narbenstränge und Ringe die Ursache des Verschlusses oder die Wände der Vagina haben sich durch förmliche secundäre Immediatvereinigung verlötet, indem die sich berührenden Flächen des Epitheliums beraubt waren, durch ihr Secret sich mit einander verklebten und durch Blutaustritt alsdann organisirten.

Die Stenosis in Folge der bereits erwähnten Narben-Wülste kann vollständig sein oder nur den Abfluss des Menstrualblutes erschweren: Dysmenorrhoea obstructiva. Die Oeffnung des Narbenstrangs kann so gering sein, dass das Blut nur in Tropfen abfliesst und oft tritt eine neue Periode ein, bevor alles Blut der vorherigen abgeflossen ist und es kommt zur Accumulation von Blut im oberen Vaginalraum und so zum wirklichen Haematokolpos (BRINKENHOFF').

Die am meisten beobachteten Fälle von Haematokolpos sind solche, bei denen die Atresia nur durch ein dünnes Septum am Endstück der Vagina zu Stande kommt. Bisweilen nimmt auch das Hymen an solcher Atresie theil oder es selbst bildet den Verschluss. Meist aber kann das Hymen von dem Septum mehr oder minder deutlich unterschieden werden (SCHRÖDER2,) DUNCAN3). Einen Fall von echter HymenalAtresie zu sehen hatte der Schreiber Gelegenheit in der Privat-Praxis des Herrn Dr. A. DIENER in Dietendorf, während des Schreibers Aufenthalt in Deutschland 1893. Hierbei handelte es sich um ein ca. 15–16jähriges Landmädchen das in Folge von Retentionserscheinungen ärztliche Hülfe suchte. Das Mädchen war normal entwickelt, ebenso die äusseren Genitalien, nur fiel die Aehnlichkeit der Schleimhaut der Vulva mit Epidermis in Folge mangelhafter Secretion auf. Das Orificium vaginae war durch das Hymen vollständig verschlossen und wölbte sich beim Auseinanderziehen der Lefzen hervor. Vom Rectum aus war die Fluctuation deutlich wahrnehmbar. Leider bin ich nicht

1) D. H. BRINKERHOFF, Medical Review, XXIV., 3.

2) KARL SCHRÖDER, Handbuch der Krankheiten der Geschlechtsorgane. 3) MATTHEWS DUNCAN, Transactions Obstetrical Society, 1882.

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in der Lage, den Verlauf zu berichten, da das Mädchen Unterkunft in einem Hospitale suchte.

Die Symptome, derentwegen die meisten Individuen dem Arzte zu Gesichte kommen, bestehen gewöhnlich in totaler Amenorrhoea und Retentionscomplikationen; wenn der Druck des angesammelten Blutes Reflexerscheinungen hervorruft; diese bestehen in Abdominal-Neuralgien, Intestinal-Obstruction, Polyuria, Indigestion und Cephalgia.

Erkenntlich ist der Haematokolpos an dem tumorartig ausgedehnten Unterleib bei Verschluss der Vagina. Mit Hülfe der Rectalpalpation ist man befähigt, die Fluctuation der Geschwulst zu erkennen und das etwaige Mitergriffensein des Uterus und der Adnexa, obwohl Haematometra und Haematosalpinx den Haematokolpos nur in sehr vorgeschrittenen Fällen compliciren. Aeusserlich erscheinen die Genitalien normal, nur ist bei Hymenal- und Retro-Hymenal-Atresie das Hymen oder das Septum vorgewölbt, fast wie die gespannte Fruchtblase einer Gebärenden.

Schwieriger ist die Diagnose bei doppeltem Genitaltractus, wenn nur eine Oeffnung verschlossen ist: Haematokolpos lateralis.

Der Verlauf des Haematokolpos ist, sich selbst überlassen, meist ein durchaus ungünstiger, denn nur in den wenigsten Fällen geschieht das Durchbrechen nach aussen, wohl aber erfolgt leicht der Durchbruch in die Bauchhöhle, und die Kranke erliegt einer Pyämie oder Peritonitis, oder auch durch Infection entsteht Pyokolpos mit dessen stets septikämischen Ausgange.

Der acquirirte Haematokolpos kann Gravidität oder Neubildung vortäuschen; allein eine exakte Untersuchung bringt sofort Aufklärung.

Die Behandlungs-Methoden sind verschieden. Mit Recht wird von der Evacuation vom Rectum oder der Blase aus kein Gebrauch mehr gemacht (SPIEGELBERG,') SIMON,) SCANZONI,3) BAKER-BROWN,) BOYER,5), denn die Gefahren der Sepsis sind hierbei zu gross und der Misserfolge deshalb zu viele und die Methode bleibt nur auf solche Fälle beschränkt, in denen es unmöglich ist, eine künstliche Vagina zu schaffen. Ebenso verwerflich ist die blosse Punktion ohne nachfolgende Excision oder Erweiterung des Kanales; denn auch hier ist die Gefahr der Infection (DEFONTAINE 6) vorhanden und die Wunde verwächst zu leicht.

Die moderne Methode besteht bei Hymenal- und Retro-HymenalAtresie in Incision mit dem Bistouri, allmähligem Ausfliessen des accumulirten Blutes und nachheriger Excision des Hymens oder des Septums mit nachfolgender antiseptischer Irrigation und Tamponade.

1) SPIEGELBERG, Archiv für Gynäkologie.

2) SIMON, Berliner klinische Wochenschrift 1875.

3) SCANZONI, Krankheiten der weiblichen Sexualorgane.

4) BAKER BROWN, Surgical Diseases of Women.

5) ALEXIS BOYER, Maladies Chirugiques.

6) DEFONTAINE, Bulletin de la Société de Chirurgie, 1886. Un cas d'imperforation de l'hymen avec rétention du sang menstruel.

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