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viel wichtigere Frage ist, hingegen, ob die Fractur eingekeilt ist oder nicht. Ist ersteres der Fall, so wäre eine Extension mit starker Belastung direct falsch, da ja gerade die Einkeilung den sichersten Anhaltspunkt zu einer knöchernen Vereinigung bietet. Ist keine Einkeilung vorhanden, so kann man in den meisten Fällen wegen der mangelnden Reproductionsfähigkeit des Gewebes bei alten Leuten und der speciellen anatomischen Anordnung der Blutversorgung des Schenkelhalses und Kopfes in den meisten Fällen auf eine knöcherne Vereinigung von vornherein verzichten und sich mit einer fibrösen begnügen, was auch vollständig genügt. Die Gefahr bei dieser Verletzung liegt ja bekanntlich nicht im Knochenbruch, sondern in der drohenden hypostatischen Pneumonie; deshalb leistet die VOLKMANN'sche Extension mit ziemlich starker Belastung (bis zu zwanzig Pfund) so Vorzügliches, denn sie gestattet dem Patienten bei der Abwesenheit der Schmerzhaftigkeit schon am zweiten Tage das Aufsitzen, wodurch die Gefahr der Pneumonie schon so gut wie vermieden ist. Es hat jedoch keinen Zweck, die Patienten 10, 12 bis 14 Wochen im Bett liegen zu lassen, um die Heilung der Fractur abzuwarten. Spätestens nach vier Wochen kann man die Patienten entweder mit einem Gypsdrahtverband ohne Beckenring oder bloss mit einem hohen Schuh am Fuss, oder ohne Alles, einfach mit Krücken umhergehen lassen. Ich habe alle diese drei Arten mit Erfolg versucht. Bei dem nächsten geeigneten Fall werde ich entschieden die PHELPS'sche Coxitisschiene versuchen, da ich überzeugt bin, dass die Patienten sofort damit werden gehen können, obwohl es bis jetzt noch nicht versucht ist.

Es ist wohl selbstverständlich, dass die ambulante Fracturenbehandlung auch ihre Anwendung zu finden hat und gefunden hat, bei artificiellen Fracturen, wie Osteotomieen u. s. w., da complicirte Fracturen ihren Gebrauch nicht contraindiciren. Um nur ein Beispiel anzuführen, hat BRUNS eine doppelseitige Oberschenkelosteotomie nur einen Tag im Bett gehalten.

Sie haben aus meinen kurzen Andeutungen ersehen, dass die Behandlung der Fracturen, besonders der unteren Extremitäten, in ein ganz neues Stadium getreten ist. Welche Technik man dabei verfolgt, ist ziemlich irrelevant, da der Zweck, eine Unter- oder Oberschenkelfractur sofort nach der Verletzung oder spätestens nach einigen Tagen zum Gehen zu bringen, auf verschiedene Weise erreicht werden kann. Es ist wohl überflüssig, darauf hinzuweisen, welch fundamentaler Unterschied für den Patienten darin liegt, ob er Wochen und Monate im Bett zu liegen hat, oder umhergehen kann, und es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass es unsre Pflicht ist, diese Methode allgemein einzuführen und eventuell zu vervollkommnen.

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II.

Ein Fall von Sklerodermie.

Von

Dr. EDWARD PISKO,

Arzt des Mount Sinai Dispensary.

George Hofspiel, geboren in New York am 24. October 1877, ziemlich grazil gebaut, ist bis auf einige leichte Kinderkrankheiten, die er durchgemacht, stets gesund gewesen, Eltern und Geschwister ebenfalls, kein Mitglied der Familie hat je eine Hautkrankheit gehabt. Im August 1892 bemerkte Pat. einen braunen Fleck von wenigen cm. in der Länge, er schätzte es auf ungefähr 8 cm, und 3 cm. Breite, an der inneren Seite des Unterschenkels; die Stelle juckte ganz gewaltig und suchte sich Pat. durch Kratzen Linderung zu verschaffen und nahm täglich Bäder, weil er die Stelle für schmutzig hielt. Im Januar 1893 consultirte er zum erstenmal einen Arzt, weil der Fleck an Ausdehnung zugenommen hatte, bedeutend härter geworden war und die braune Haut ihm ungewöhnlich glänzend erschien. Es wurde ein Liniment ordinirt, dessen Application den Pat. zwar sehr brannte, jedoch das unausstehliche Jucken stillte. Im März kam der Junge das erste Mal auf Dr. S. LUSTGARTEN'S Hautabtheilung im Mount Sinai Dispensary. Zunächst fand sich eine ausgedehnte Brandnarbe, die aus dem zweiten Lebensjahre herrührt, als der Junge mit einer Tasse heissem Thee verbrüht wurde, die Narbe erstreckt sich über das ganze Sternum. Ferner hatte der Junge im linken Radio-Ulnargelenk einen braunen Fleck von brettharter Consistenz, ungefähr 2 cm. lang und kaum 1 cm. breit, eine zweite, kleinere Stelle weiter oben ulnarwärts; am Abdomen drei Querfingerbreit rechts unten vom Nabel einen Fleck 3 cm. breit, kaum 14 cm. im Höhendurchmesser, der ganz pigmentlos war, glänzte und alabasterartig sich von dem broncebraunen Ringe abhob, der ihn einrahmte. Am linken Schenkel, von der Kniekehle ausgehend, dem Verlauf des Nervus Saphenus maior ungefähr entsprechend, bis fast an den Malleolus internus reichend, in einer Breite von ca. 4 cm. war ein brauner, harter, wie Leder sich anfühlender Streifen, der stellenweise kleine, vorspringende Leisten zeigte, stellenweise mattglänzende, weisse Haut; Temperaturund Tastempfindung normal, Schweisssecretion auch unverändert. Der Junge wurde von mir auf der Klinik dreimal wöchentlich massirt, die anderen drei Tage nahm er ein heisses Vollbad, intern Eisen, Leberthran und Fl. Extr. Fol. Jaborandi 3 Mal täglich 10 gtts. Ende April hatte die Härte am Schenkel etwas abgenommen, ich

stellte Patienten Anfangs

Mai in der Metropolitan Medical Society vor und sah ihn nicht wieder, bis ich im September von Europa zurückkam. Ich fand Pat. ziemlich unverändert, bei gutem Allgemeinbefinden, die afficirten Hautstellen vielleicht noch ein wenig weicher. Im November erlitt der Junge einen Unfall, er wurde gerade in die kranke Stelle gestossen, ein Nothverband wurde von einer Ambulanz angelegt, nach mehr als einer Woche erst geöffnet und brachte zwei grosse Geschwüre in der sclerosirten Stelle zur Ansicht; ich verordnete Ruhelage, Umschläge mit Liquor Burowii (R. Plumb. acet. crystall 7.00 Alumin. sulfur. 20.00 Aq. dest. 200.00. M. D. S.: Mit 1 Quart Wasser zu verdünnen), hierauf eine 1%ige Zink-Cocainsalbe. Während der Heilung schritt aber die Sklerosirung weiter hinunter über den Malleolus internus bis an die Ferse; dort sieht die Haut jetzt (Ende Mai) eigenthümlich gerunzelt aus, hat eine ganz andere Farbe, als die Originalstelle, ist stellenweise wachsartig mattglänzend, mit dünnschuppiger Epidermis bekleidet und verläuft im Gegensatze zur Originalstelle ohne scharfe Grenzen in die gesunde Umgebung. Während die Unterschenkelwunde heilte, bekam der Junge neue Stellen am linken Oberarm und am Glutaeus links und zerstreute Stellen am Halse, die sich von der obenerwähnten ausgebreiteten Brandnarbe am Sternum eigenthümlich abheben.

Ueber die Aetiologie dieses Falles sind wir ebenso im Dunkeln, wie überhaupt über die Aetiologie der Sklerodermie; ob das Trauma mit den Nachschüben im causalen Zusammenhange steht, ist sehr zweifelhaft.

Was die Therapie betrifft, haben wir schon Eingangs unsere Behandlung erwähnt: Massage, heisse Bäder, Roborantia, Tonica, Ruhe, frische Luft, im Sommer womöglich Landaufenthalt. Unser Patient bekam nach dem Pilocarpin seit März 1894 Pulv. glandul. Thyreoidaeae (Parke, Davis & Co.) 0,2 pro dosi täglich 1 Pulver für sechs Wochen, nachher für 3 Wochen 0,5 pro dosi tgl. 1 Pulver und seit Mitte Mai nimmt er zwei Pulver tgl. 0,5 pro dosi in Gelatinekapseln, die er immer gut vertragen hat; bei sehr gutem Allgemeinbefinden bleiben die sklerosirten Stellen ziemlich stationär.

Was den Ausgang des Falles betrifft, sind wir ebenso ausser Stande bestimmtere Angaben als über Aetiologie und Therapie zu machen; einzelne Stellen, die schon atrophisch sind, werden ganz gewiss nie mehr zur Norm zurückkehren.

No. 151 E. 78TH STR.

III.

Ansprache von Dr. A. JACOBI in der Mai-Sitzung der Deutschen Med. Ges.*

Herr Präsident und meine Herren!

Nachdem ich die sehr überraschende und schmeichelhafte Einladung, eine deutsche Professur und Klinik zu übernehmen, vor einer Reihe von Monaten schon durch eine erst telegraphische, dann brieflich begründete, Ablehnung beseitigt hatte, und nachdem die Kunde davon nach einiger Zeit durch die Zeitungen und eine kurze Anzeige in wissenschaftlichen Journalen veröffentlicht worden war, ist Ihr Verein so freundlich gewesen darauf zurückzukommen, und hat es für gut befunden, in einer kunstvoll und reich ausgestatteten Addresse mir seine Befriedigung über mein Bleiben auszudrücken. Kein geringerer, als Ihr Präsident, mit einem andern Mitgliede unseres Vorstandes, übernahm es, mir dieselbe zu überreichen, und der Herr Präsident hat mir seine und Ihre wohlwollende Gesinnung in überaus schmeichelhaften und ehrenden Ausdrücken ausgesprochen. Nur einmal in meinem Leben ist von mir etwas ähnliches öffentlich gesagt worden. Das war, als Herr Doctor CAILLE die Ueberreichung meines für die Academy of Medicine bestimmten Portraits mit einleitenden Bemerkungen bewerkstelligte. Ich habe mir nun das Wort erbeten, um Ihnen, Herr Präsident und meine Herren vom Verwaltungsrath, und Ihnen, meine Herren Collegen, meinen wärmsten Dank zu bringen für die mir erwiesene Ehre, nachdem ich kaum im Stande war, zu jener Zeit, als ihr Comité mir die Aufmerksamkeit seines Besuches erwies, meiner Ueberraschung und Rührung Herr zu werden.

Vor wenigen Wochen, während eines recht kurzen Besuches in Berlin, habe ich HENOCH'S Nachfolger, Herrn Prof. HEUBNER aus Leipzig, bei seinem ersten Rundgang durch seine Säle eine kurze Zeit Gesellschaft leisten dürfen. Ich habe mit einem gewissen Verlangen das reichliche Material, zu welchem ausserdem eine grosse Poliklinik gehört, in der Mitte von andern Kliniken, Laboratorien u. s. w. überschaut; auch die Bereitwilligkeit beobachtet, mit welcher die Regierung auf des neuen Professors vorgeschlagene Bauveränderungen eingegangen war, und die Herzlichkeit, mit welcher die Facultät ihm entgegen gekommen ist. Auch von mir glaube ich vom Spätjahr her, und durch persönlichen Verkehr kürzlich, zu wissen, dass ich ein willkommener Gast gewesen wäre, um so willkommener, wie mir zwei Herren unabhängig von ein

Dank für eine Addresse, welche der Verein dem Redner votirt und übersandt hatte. Auf Anordnung der Gesellschaft gedruckt und dem Archiv der Gesellschaft einverleibt.

ander sagten, weil man gehofft habe, ein ganz neues, in mancher Beziehung andersartiges Element zu bekommen. Es hiess:,,Sie hätten uns etwas ausländischen Geist gebracht, und viel nützen können.“

Meine Antwort konnte dieses Mal kürzer sein als vor sechs Monaten. Ich kann auch heute nur wiederholen, dass ich nicht glaube falls meine Uebersiedelung für mich eine moralische Möglichkeit gewesen wäre. dass dieselbe mit solcher Leichtigkeit zu bewerkstelligen gewesen sein würde, als wenn ich einfach eine deutsche Universität gewechselt hätte, wie HEUBNER, dem es doch, seiner eigenen Aussage nach, schwer wurde sich zum Weggehen von Leipzig zu entschliessen. Allein wenn ein deutscher Lehrer seinen Platz wechselt, so tauscht er nicht seinen politischen und socialen Horizont. Das hätte ich thun müssen. Aber coelum non animam mutant qui trans mare currunt. Nachdem ich vor vierzig Jahren einen Stuhl in einem preussischen Zuchthause verlassen, wäre mir ein Stuhl in einer preussischen Lehranstalt vielleicht eine eben so bedenkliche, wie grosse, Ehre gewesen.

Nebenbei, wie ich meinen Berliner Freunden sagte, so glaube ich auch heute, dass es Manche drüben giebt, welche die hohe Stelle gern und gut ausfüllen, eben so gut mindestens wie ich, dass ich aber für Amerika mich noch nützlich machen kann, und dass ich meinen Platz noch auszufüllen habe. Ich bin jedoch nicht anmassend genug zu glauben, dass, wenn ich einmal verschwinden werde, der Platz, welchen ich als deutsch-amerikanischer Arzt auszufüllen gedachte, leer sein werde in der amerikanischen ärztlichen Welt. Denn wenn es sich darum handelt, deutsches Blut und deutschen Geist für unser neu erworbenes Vaterland und den amerikanischen ärztlichen Stand zu verwerthen, so brauche ich ja nur mich in diesem Verein umzuschauen, in welchem es manche Namen giebt von internationalem, viele von nationalem Rufe, viele Männer in Lehrer- und Spitalstellen, und Niemanden, der nicht einen würdigen Platz mit Ehren ausfüllt, oder auszufüllen im Stande ist. Aber die Mithülfe Aller ist nothwendig, und so ist die meinige noch lange nicht überflüssig. Ich will Sie nur Beispielshalber daran erinnern, dass der Fortschritt des medizinischen Unterrichts und der Lehranstalten zum grossen Theil in die Hände des ärztlichen Standes, und nicht der Schulen, gegeben ist; daran, dass wir zwanzig Jahre haben arbeiten müssen, um den Grundsatz der Staatsprüfungen gesetzlich zu machen; zwanzig Jahre, um eine noch so mässige Vorbildung bei unseren medizinischen Studenten zu erzwingen; drei bis fünf Jahre, um den offenen und heimlichen Widerstand der Hauptvertreter zweier der hiesigen drei grossen Schulen zu überwinden.

Nun hat mir Ihre ehrenvolle Ansprache gesagt, dass Sie glauben, ich habe mich nützlich gemacht; und da Sie Sich mit mir beschäftigt haben, so bitte ich Sie mir einige Augenblicke zu schenken, um mir Gelegenheit zu geben, zum Theil über mich, zum Theil über allgemeine

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