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des Körpertheils, welcher unmittelbar mit der Flamme in Berührung kam, und verkohlte die Gewebe, so lange sie Kohlenoxydhaemoglobin enthielten. Die verkohlten Körpertheile spielten dann gewissermassen die Stelle eines Dochtes, welcher das geschmolzene Fett aufsaugte, und so der Kohlenoxydflamme neue Nahrung zuführte. Bei Löschversuchen mit Wasser bildete sich, wie überall, wo glühende Kohle mit Wasser in Berührung kommt, Kohlenoxyd, Hydrogen etc., wodurch die Flamme verstärkt wurde. Die Richtigkeit seiner Annahme beweist Verf. überzeugend durch die verschiedensten Thierexperimente, welche besser im Original einzusehen sind. Hier sei nur erwähnt, dass die kürzeste Zeit, nach welcher es gelang, bei Kaninchen diejenige Menge Kohlenoxydhaemoglobin zu erzeugen, welche zum Experiment nöthig war, 169 Tage betrug.

2. Malarial Cachexie etc. By N. L. Guice, M. D. (Virginia Medical Monthly, July 1894.

Der Verfasser macht keinen Unterschied zwischen chronischer Malariacachexie und der larvirten Intermittens. Das Gebiet dieser hierzulande besonders beliebten Diagnose erfährt in Folge dessen eine recht ansehnliche Erweiterung, und kann man im Sinne des Autors schliesslich alle Krankheiten unter dieselbe rubriciren. Um so mehr befremdet die Bemerkung, dass nach des Verfassers Erfahrung chronische Malaria gewöhnlich vernachlässigt wird, was die Ursache der zahlreichen Todesfälle in Malariadistrikten sein soll. Etwas Neues oder Erwähnenswerthes in Bezug auf Behandlung bringt Verfasser nicht.

3. The Compensatory Changes in the Right Ventricle in Mitral Stenosis, etc. By A. McPhedran, M. B. (International Medical Magazine. June 1894.

Casuistischer Beitrag eines Falles von Mitralstenose, welcher in so fern der Erwähnung werth scheint, als es trotz 15-20 jährigem Bestehen desselben nur zu einer Hypertrophie des rechten Ventrikels kam, welche im Stande war, jede weitere Compensationsstörung zu verhüten. Patient ging an einer intercurrenten Lungenblutung zu Grunde, und bestätigte die Autopsie den Herzbefund. Verfasser ist der Ansicht, dass keine Art von Herzfehlern durch systematische Herzgymnastik so günstig beeinflusst werde, wie gerade die Mitralstenose. Dass aber durch Fechten selbst bei loser Bekleidung und in gut ventilirten Räumen - eine zweckmässige Herzgymnastik erreicht werden kann, wird wohl Jeder bezweifeln, der Herzkranke hat fechten sehen.

4. Exhibition of a Case of Akromegaly. By S. Solis-Cohen, M.ID. (The American Therapist. June 1894.

Kurzer Bericht eines Falles von Akromegalie, in welchem durch Darreichung von getrocknetem Schilddrüsenextrakt entschiedene Besserung verschiedener Krankheitssymptome erreicht wurde.

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Kinderheilkunde.-Referirt von Dr. A. SEIBERT.

I. Das Heilserum der Diphtherie.

1. Heubner, O. Ueber die Anwendung des Heilserums bei der Diphtherie. Vortrag gehalten auf dem 11. internationalen Congress zu Rom. (Jahrbuch f. Kinderheilkunde, August, 1894.)

2. Aronson, Hans. Weitere Untersuchungen über Diphtherie und das Diphtherie-Antitoxin. (Berl. Klin. Woch., 30. April u. 17. Mai 1894.) 3. Behring und Ehrlich. Zur Diphtherieimmunisirungs- und Heilungsfrage. (Deutsch. Med. Woch., 17. Mai 1894.)

4. Schubert, E. Ueber die mit dem Behring-Ehrlich'schen Diphtherieheilserum gemachten Erfahrungen. (Deutsch. Med. Woch., 31. Mai 1894.)

5. Ueber die quantitative Bestimmung von Diphtherieantitoxin-Lösungen. Von Stabsarzt Prof. Behring und Sanitätsrath Dr. 0. Boer. (Deutsch. Med. Woch., 24. Mai 1894.)

6. Voswinckel, Eugen. Resultate der Heilserumstheorie bei Diphtherie. (Deutsch. Med. Woch., 31. Mai 1894.)

7. Canon. Zur Diphtheriebehandlung mit Heilserum. (Deutsch. Med. Woch., 17. Mai 1894.)

8. Katz, Otto. Zur Antitoxinbehandlung der Diphtherie. (Berl. Klin. Woch., 16. Juli 1894.)

9. Weibgen, Carl. Zur Diphtheriebehandlung. (Deutsch. Med. Woch., 19. Juli 1894.)

10. Smirnow, G. A. (St. Petersburg). Ueber die Behandlung der Diphtherie mit Antitoxinen, die ohne Vermittelung des thierischen Organismus darstellbar sind. (Berl. Klin. Woch., 23. Juli 1894.) 11. Prof. Behring. Weitere Bemerkungen zur Diphtherieheilungsfrage. (Deutsch. Med. Woch., 9. August 1894.)

12. Heubner, O. Praktische Winke zur Behandlung der Diphtherie mit Heilserum. (Deutsch. Med. Woch., 6. September 1894.)

Den ersten dieser 12 Artikel, welcher als Vortrag auf dem Congress in Rom schon im April d. J. verlesen wurde, fängt HEUBNER mit folgenden Worten an: „Es ist Ihnen bekannt, meine Herren, dass seit drei Jahren ein neuer therapeutischer Gedanke zur Bekämpfung einiger Infectionskrankheiten aufgetaucht ist. Derselbe stammt von BEHRING ...", und der erste Satz in seinem letzten Vortrag (Artikel 12) lautet:,,In dem Augenblicke, wo die theoretisch hochbedeutsame Entdeckung von BEHRING sich anschickt, in die ärztliche Praxis überzugehen..". Diese Citate genügen wohl, um die Frage nach dem Entdecker des Heilserum's der Diphtherie klar zu legen, denn HEUBNER nimmt als Professor der Kinderheilkunde in Berlin jetzt die hervorragendste Stelle unter seinen Fachgenossen in Deutschland ein und ist er wohl daher mit am besten im Stande, ein derartiges Urtheil abzugeben. Wer diesen Standpunkt annimmt, kann sich nun wohlgemuth über den zwischen ARONSON und BEHRING entbrannten Streit hinwegsetzen, denn es ändert nichts an der Thatsache der Entdeckung, dass

ARONSON und BEHRING jetzt stärkeres Heilserum benutzen als früher. Leider aber konnte BEHRING (im 11. Artikel) mit Recht klagen,,,dass in öffentlichen Blättern Herr ARONSON als Entdecker des Diphtherieantitoxins gefeiert wird." Hätte BEHRING die New Yorker Zeitungen vom 26. August, 1894, gesehen, so würde er wohl mit noch grösserem Erstaunen gelesen haben, dass in einem angeblich von unserem Gesundheitsamt inspirirten Bericht nicht er und nicht ARONSON, sondern sein Lehrer und Meister selbst, ROBERT KOCH, als Entdecker des Heilserums gepriesen wurde. Wenn BEHRING sich damit tröstet (11. Artikel),,,dass die Lügen der namenlosen Presse kurze Beine haben“, so mag er Recht haben, was aber ehrliche Aerzte nicht abhalten sollte, dem Entdecker überall zu seinem geistigen Eigenthum zu verhelfen, und namentlich eben von Berlin zurückgekehrte und mit Antitoxin überschäumende Mediciner, welche (wie erst vor wenig Tagen in einer wissenschaftlichen Versammlung in New York) in ihrem Bericht den Namen BEHRING nur so mal neben her erwähnen, dahin stellen wo sie hin gehören, nämlich vor die Wahrheit.

Es ist hier nicht die Absicht, über den grösseren Werth des einen oder anderen Antitoxins abzuurtheilen. Ist das ARONSON'sche Serum noch besser wie das BEHRING'sche und wird es dementsprechend noch billiger (wie ARONSON behauptet), so können wir Praktiker uns nur freuen. Die Lektüre der ARONSON'schen interessanten Arbeit (Artikel 2) kann jetzt nur bakteriologische Fachmänner in den Stand setzen, nachzuprüfen, ob seine Behauptung richtig ist. Wir praktischen Aerzte können erst dann ein Urtheil fällen, wenn wir mit beiden Mitteln sowohl Immunisirungs- und Heilversuche angestellt haben. Aus praktischen Rücksichten soll hier erwähnt werden, dass das ARONSON'sche Immunisirungsserum bei den Vertretern der SCHERING'schen Werke, (Schering u. Glatz) seit April hier zu haben ist, und dass die Vertreter von Meister, Lucius & Co. (Schulze-Berge & Koechl) bis heute (Oct. 10.) das BEHRING'sche Serum noch nicht erhalten haben. Referent hält sich desshalb vorläufig an das ARONSON'sche Präparat, dem Ende Oktober (laut Privatmittheilung) auch das Heilserum folgen soll. Wer als vorsichtiger Therapeut die Auseinandersetzungen BEHRING'S über das ARONSON'sche Antitoxin lesen will, der findet dieselben in den Artikeln 3 und 5 obiger Sammlung.

Zur besseren Uebersicht sind die Berichte aus 5 Berliner Krankenhäusern über das Heilserum zusammengestellt worden. Die Statistiken HEUBNER'S (welche noch aus seiner Leipziger Thätigkeit stammen) sind hier nicht miteingeschlossen, weil er zum Theil noch mit schwachem nicht vollwerthigem Serum behandelte, ausserdem nur schwere Fälle injicirte (wegen Mangel an Serum) und weil eine Statistik aus derselben Stadt (Berlin) und zur selben Zeit (Frühjahr) zum Vergleich noch grösseren Werth hat.

Berichte über BEHRING's Heilserum:

Im Elisabeth Krankenhaus (Berlin) wurden mit Serum behandelt : 34 diphtheriekranke Kinder (20 tracheotomirt), geheilt 28, + 6. Mortalität 22.5 Prozent.

Im Krankenhaus am Urban in Berlin:

60 Kinder (20 tracheotomirt), geheilt 42, +18. Mortalität 30 Prozent.

Im Krankenhaus Moabit in Berlin:

44 Kinder (13 tracheotomirt), geheilt 33, +11. Mortalität 25 Prozent.

Im Krankenhaus Friedrichshain, Berlin:

65 Kinder (16 tracheotomirt), geheilt 47, +18. Mortalität 28 Pro

zent.

Bericht über ARONSONS Serum:

Im Kaiser und Kaiserin Friedrich Kinder-Krankenhaus in Berlin: 128 Kinder (17 tracheotomirt und 5 intubirt), geheilt 111, + 17. Mortalität 12.2 Prozent.

Beim ersten Anblick dieses Vergleiches zwischen der Wirkung von Behring's und Aronson's Heilserum fällt derselbe sehr zu Gunsten des letzteren aus. Nun litten aber 33 Prozent der mit Behring'schem Serum behandelten Kinder an Kehlkopfdiphtherie und wurden tracheotomirt, während von den mit Aronson'schem Serum Behandelten nur 22 tracheotomirt und intubirt wurden, von welchen 12 starben. Katz berichtet selbst, dass 47 seiner Fälle (Aronson) leichte waren. Rechnet man diese 47 ab, so erhält man ungefähr 23 Prozent Mortalität.

A. JACOBI berichtete in der letzten,,Wissenschaftlichen Versammlung deutscher Aerzte in New York," dass kürzlich im Hebrew Orphan Asylum 40 Kinder an nachgewiesener bacillärer Diphtherie erkrankten, von welchen 39 (ohne Antitoxinbehandlung) genasen. Es beweisst das nur, dass Heilstatistiken bei Diphtherie nur mit grossen Zahlen oder bei prompter Heilwirkung Werth haben, und dass wir desshalb uns nicht zu frühzeitig rosigen Hoffnungen hingeben müssen. Sicherlich sind wir heute nicht berechtigt, angesichts obiger Zahlen die örtliche keimtödtende Behandlung der Rachendiphtherie ausser Acht zu lassen.

Die Dose des Heilserums scheint für 3jährige Kinder 20 Cem. für den ersten Tag der Behandlung zu sein, welche gleich zusammen eingespritzt werden. Erfolgt keine Besserung so wird die Einspritzung am nächsten Tag wiederholt.

Ein Cem. des SCHERING'schen Immunisirungsserums (welches eben allein in New York zu haben ist) soll (nach ARONSON, Artikel 2) selbst schon grössere Kinder und Erwachsene auf 5-6 Wochen gegen Diphtherie immunisiren.

In Artikel 10 beschreibt SMIRNOW (St. Petersburg) seine Versuche mittelst Elektrolyse Toxine in Antitoxine zu verwandeln. Verfasser glaubt so kräftigere Antitoxine als mittelst der BEHRING'schen Methode herstellen zu können. Ferner kann nach dem Verfasser diese Umwandlung binnen wenigen Stunden und selbstverständlich die Herstellung der Antitoxine sehr billig geschehen. Im Interesse Aller kann nur gewünscht werden, dass sich die Veraussetzungen SMIRNOW's erfüllen. Die Einzelheiten seiner Versuche sind im Text nachzulesen.

II. Verdauungsorgane.

1. Felsenthal und Bernhard. Ueber Nephritis bei Magendarmerkrankungen der Kinder. Aus dem Kaiser und Kaiserin Friedrich Kinderkrankenhaus. (Archiv für Kinderheilkunde, Bd. 17, 3. u. 4. Heft, 1894.)

2. Czerny und Paul Moser. Klinische Beobachtungen an magendarmkranken Kindern im Säuglingsalter. Aus Professor EPSTEIN'S Kinderklinik in Prag. (Jahrbuch für Kinderheilkunde, September, 1894.)

KJELLBERG lieferte 1870 die erste Arbeit über Nephritis bei Magendarmerkrankung und hält die Hirnsymptome für Folge der Nierenentzündung. BECKMANN und POLLACK fanden Haematurie. Ferner haben PARROT, FISCHL, STILLER, BAGINSKY, V. HOFFSTEN, HIRSCHSPRUNG, HAGEN

BACH und EPSTEIN über complicirende Nephritis bei den Magendarmkatarrhen verschiedenen Grades berichtet. Im Allgemeinen ist der Affection ebenso wenig Beachtung vom praktischen Arzt geschenkt worden, wie den Nieren affectionen bei anderen acuten Infectionen (Varicellen, Tonsillitis, Pneumonie, Diphtherie u. s. w.).

FELSENTHAL und BERNHARD untersuchten den Harn zum Theil bei poliklinisch behandelten und zum Theil im Krankenhaus befindlichen Kindern, welche an Verdauungsstörungen litten. Menge und specifisches Gewicht konnten aus praktischen Gründen nicht bestimmt werden. Harn war meist gelb oder blasser, oft trüb, und nur im letzten Stadium chronischer Diarrhöen undurchsichtig trübe. Dann stets stark vermindert, oft nur wenige Tropfen, dabei Reaction sauer, Eiweiss reichlich, im Sediment viele Nierenzellen, granulirte Cylinder und Bacterien. Im Anfang der Erkrankung war Harnmenge meist normal, Eiweissgehalt sehr verschieden, Reaction meist sauer. Häufig Eiweiss ohne andere Bestandtheile die auf Nephritis schliessen liessen. Ausser gequollenen und getrübten, selten verfetteten, Nierenzellen fanden sich meist granulirte, weniger oft hyaline und Epithelcylinder, Fetttropfen, Leukocyten, wenige Blutkörperchen und meist Schleim und reichliche Harnsäure im Sediment vor. Bisweilen Coccen oder Stäbe; Zucker niemals.

Die Sektionen von 15 Kinderleichen ergaben in einem Fall nur interstitielle Nephritis, während sich bei den übrigen 14 nur parenchymatöse Entzündung fand. Wie bei der Nierenentzündung der asiatischen Cholera ist der Hauptbefund acute Fettentartung und Necrose der Nierenepithelien. Die Veränderungen in den Nieren sind bei ganz acut, unter dem Bild der Cholera infantum verlaufenden Fällen identisch mit den mehr oder minder länger bestehenden Fällen von Gastroenteritis.

Auch CZERNY und MOSER, welche alle acuten Magendarmkatarrhe in 1) Dyspepsie (wo nur Magen und Darm allein erkrankt sind) und 2) in Gastroenteritis (bei der Magen, Darm und der ganze Körper afficirt sind) eintheilen, fanden stets bei Gastroenteritis die Nieren afficirt, ja, benutzen die Harnuntersuchung zuerst dazu, um zwischen einfacher Dyspepsie und allgemeiner Körperinfection vom Darm aus, also Gastroenteritis zu unterscheiden. Stets fanden sie hochgradige parenchymatöse Degeneration innerer Organe, welche als toxische Wirkung der vom Darm aufgesaugten Gifte aufzufassen ist. - Im Harn fanden die Verf. ausser den obenerwähnten Bestandtheilen auch zahlreiche Eiterkörperchen. Die Prognose der Nierenaffection ist nicht so sehr schlecht, da selbst langdauernde und schwere Fälle abheilen. Oedeme treten selten auf und können dann auch durch Herzschwäche bedingt sein. Mikroskopisch fanden die Verf. ausser den bekannten Veränderungen, in den infiltrirten Herden Blutgefässe streckenweit vollständig mit Mikroorganismen ausgefüllt. Demnach beruhen die Veränderungen zum Theil auf Resorption von Toxinen und zum Theil auf Einwanderung von Bakterien vom Darm aus.

Die Gastroenteritis umfasst nach den Verf. alle Formen, welche als acute Prozesse unter dem Namen Cholera infantum, Sommerdiarrhoe, acuter Brechdurchfall etc., und alle chronischen Prozesse, deren Namen als Atrophie, Pädatrophie, Athrepsie, Tabes meseraica, Marasmus infantum etc. bisher nur die gegenseitige Verständigung bezüglich der Aetiologie erschwerten. Da eine verschiedene Aetiologie dieser Formen bisher nicht erwiesen ist, so genügt es einen Ausdruck für alle Formen zu bezeichnen.

Durch die Gastroenteritis wird das Gewicht des Kindes verringert, was nicht bei allen Anfällen von Dyspepsie nöthig ist. Ist Soor vorhanden, so wächst derselbe meist bis in die Mucosa der Zunge hinein.

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