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Schöne in der Natur nur da in ganzer Fülle zu Tage tritt, wo die symbolische Hinweisung auf das ethisch Anmuthige sich gegeben findet.

c) Jm Menschen insbesonders endlich tritt die volle Anmuth und Grazie nur dann hervor, wenn in der äußeren leiblichen Anmuth zugleich die innere, ethische Anmuth sich abspiegelt. „Ein sanftes Lächeln, unbefangene Heiterkeit, ein offenes freundliches Auge, überhaupt Züge und ein Benehmen, darin sich uns ein wohlwollendes, liebevolles Herz offenbart, verleihen dem Menschen erst den vollen Reiz der Anmuth." Im Menschen ist ja das Geistige mit dem Natürlichen zur Einheit des Wesens verbunden; es kann daher die volle Anmuth in ihm nur unter der Bedingung zur Offenbarung kommen, daß die ethische Anmuth, die seine Seele schmückt, zugleich durch den Spiegel seiner Leiblichkeit hindurchschaut, und so auch dem äußeren Auge sichtbar wird.

7. Zu dem Begriffe des Schönen steht in Beziehung der Begriff des Lächerlichen. Das Lächerliche wird gewöhnlich definirt als dasjenige, was in irgend einer Weise als ungereimt, gegen die Forderungen der Vernunft verstoßend erscheint, vorausgeseßt, daß folgende drei Bedingungen gegeben sind: a) daß es sich dabei nicht um unverschuldetes physisches Uebel handelt, b) daß jener Verstoß gegen die Forderungen der Vernunft nicht als ethisch schlecht und häßlich sich charakterisirt, sondern nur in gleichgiltigen und unwichtigen Dingen stattfindet, und endlich c) daß jene Ungereimtheit, jener Verstoß uns plößlich und unerwartet gegenübertritt, uns überrascht; denn nur in diesem Falle werden wir zum Lachen gereizt. „Nur da also, wo Mißverhältnisse und Widersprüche in überraschender Weise hervortreten, kann das Lächerliche sein; aber diese Mißverhältnisse, diese Widersprüche, diese Ungereimtheiten müssen in unwichtigen Dingen stattfinden, und selbst zur Verachtung zu gering, zum Hasse zu gut, und zur ernsten Betrachtung zu unwichtig sein." Sowie die Ungereimtheit von der Art ist, daß sie als eigentliches Uebel sich darstellt, dann kann nur mehr ein rohes, unmenschliches oder verdorbenes Gemüth heiter gestimmt werden; in jedem edlen Gemüthe wird sie, wenn ethischer Natur, Abscheu und Ekel, wenn physischer Natur, Mitleid erregen; sie wird also nicht mehr lächerlich sein.

8. Das Lächerliche kann, für sich genommen, nie den Charakter des Schönen haben. Denn wo Mißverhältnisse, Ungereimtheiten, Verstöße gegen die Forderungen der Vernunft stattfinden, da fehlt die Grundbedingung alles Schönen, die Vollkommenheit, und wo diese fehlt, da kann von einer wirklichen Schönheit nicht die Rede sein. Das Lächerliche kann somit nur in so fern einen ästhetischen Werth haben, als es dazu dient, das eigentlich Schöne durch den Contrast, in welchem es zu demselben steht, noch mehr hervorzuheben. Wir lachen ja nur deßhalb über eine Ungereimtheit, weil wir uns dessen bewußt sind, was sein sollte, und weil wir Dasjenige, worüber wir lachen, von demselben abweichen sehen 1).

1) Daher ist denn auch das herzliche Lachen über menschliche Thorheiten stets ein Zeichen geistiger Gesundheit und Freiheit; verkommene, abgestandene, blasirte Menschen können nicht mehr von Herzen lachen, weil sie kein Herz mehr haben.

Folglich wird auch durch das Ungereimte, Lächerliche, das eigentlich Schöne, von welchem jenes abweicht, in unserer Schäßung gehoben, und so dient das Lächerliche indirect zur Hebung des Schönen.

9. Wenn Etwas in solcher Weise dargestellt wird, daß es durch diese Art seiner Darstellung als lächerlich erscheint, dann resultirt hieraus das Komische. Zwischen dem Lächerlichen als solchem und dem Komischen findet also der Unterschied statt, daß das Lächerliche an dem Gegenstande haftet, das Komische dagegen in der Darstellung besteht, die ein Erzeugniß des Geistes ist." Um aber etwas von einer lächerlichen Seite aufzufassen und es dann in lächerlicher Weise darzustellen, ist für's Erste eine gewisse Stimmung des Gemüthes nothwendig, die man Humor nennt, und für's Zweite eine Anlage, mit Leichtigkeit gewisse Ungereimtheiten zu ersinnen, und sie in überraschender Weise auszudrücken: was als Wiz bezeichnet wird. Das Komische kann dann selbst wiederum in feinerer und in derberer Weise auftreten, in welch leßterem Falle es als das niedrig Komische erscheint, und zuleßt in's Possenhafte übergeht. Auf der höchsten Stufe des Komischen steht die Carricatur; sie gehört jedoch in das Gebiet des niedrig Komischen.

3. Erkenntniß des Schönen.

Der Geschmack.
§. 4.

1. Die Fähigkeit, das Schöne als solches zu erkennen, besißt der Mensch in und vermöge seiner Vernunft. Denn da die Schönheit eine übersinnliche Beschaffenheit der Dinge ist, so kann der Mensch nicht durch den Sinn, sondern nur durch die Vernunft zur Erkenntniß derselben gelangen. Durch den Sinn nimmt der Mensch, wie bereits früher erwähnt worden, schöne Dinge wahr; die Schönheit derselben selbst aber erkennt er durch seine Vernunft. In so fern nun die Vernunft das Vermögen in sich schließt, das Schöne als solches zu erkennen und darüber zu urtheilen, ist sie ästhe tische Urtheilskraft, und theilt man ihr Dasjenige zu, was man

Schönheitssinn nennt.

2. Nun ist aber die Erkenntniß des Schönen, in so fern dieses uns wohlgefällt, stets mit einem geistigen Genusse verbunden. Wir erkennen das Schöne mit unserer Vernunft; aber indem wir es erkennen, genießen wir dasselbe auch mit unserem Gemüthe. In so fern nun die Erkenntniß des Schönen nie allein für sich auftritt, sondern immer mit derselben zugleich der Genuß des Schönen sich verbindet, fassen wir die ästhetische Urtheilskraft nach der Analogie des Geschmacksinnes auf, und nennen sie demgemäß Geschmack. Wie nämlich die Anregung des Geschmacksinnes uns den Genuß der Speise gewährt, so erfolgt auch aus der Erkenntniß des Schönen der Genuß desselben im Gemüthe, und von diesem Standpunkte aus kann die ästhetische Urtheilskraft mit Recht als eine Art geistigen Geschmackes bezeichnet werden.

3. Wie es ewige Geseße des Wahren und Guten gibt, und durch Uebereinstimmung mit denselben die Wahrheit und Güte, sowohl objectiv, als auch subjectiv bedingt ist: so gibt es auch ewige Geseze des Schönen, die wie die Gesetze des Wahren und Guten in Gott ihren höchsten Grund haben und in der Idee der Dinge präformirt sind. Diese ewigen Geseze des Schönen sind daher auch maßgebend für den Geschmack, und derselbe ist nur unter der Bedingung ein richtiger, daß das ästhetische Urtheil durch jene ewigen Geseze des Schönen bestimmt und regulirt wird. Daraus folgt, daß der Geschmack, an und für sich genommen, nicht etwas rein Subjectives und darum auch nicht etwas rein Willkürliches ist, sondern daß er eine objective Norm, eine objective Regel hat, durch welche die Richtigkeit und Giltigkeit der Geschmacksurtheile bedingt ist und geregelt wird. Seßt sich das ästhetische Urtheil in Widerspruch mit jenen Geseßen, oder weicht es nur von denselben ab, dann ist der Geschmack ein unrichtiger; das Geschmacksurtheil ist eben so falsch, wie das Urtheil über das Wahre und Gute, wenn es von den ewigen Geseßen des Wahren und Guten abweicht.

4. Aber freilich ist der Geschmack gar verschiedenfachen Einflüssen ausgesezt, welche bestimmend und modificirend auf die Geschmacksurtheile einwirken. Vor allem ist der Geschmack vielfach von unserem Gemüthe be einflußt. „Wo etwas mit den Neigungen unseres Gemüthes übereinstimmt, da übersehen wir etwaige Mängel sehr leicht, alle Vorzüge hingegen erscheinen uns in potenzirter Vollendung und in schönerem Lichte; sind wir gegen eine Sache eingenommen, so reichen oft die stärksten Gründe nicht hin, fie uns zu empfehlen und ihre Vorzüge anzuerkennen." Ebenso ist unser Gemüth nur zu sehr geneigt, das sinnlich Angenehme, eo ipso, daß es dieses ist, zugleich schon als schön hinzunehmen. Durch diesen Einfluß des Gemüthes werden daher die Geschmacksurtheile sehr häufig alterirt, und so der Ge schmack gefälscht. Uebt ja das Gemüth mit seinen Neigungen und Leidenschaften gar oft auch einen entscheidenden Einfluß auf unsere Urtheile über das Wahre und Gute aus, und führt sie auf unrichtige Wege; um wie viel mehr wird solches bei dem ästhetischen Urtheile der Fall sein, da bei demselben der Genuß, den uns das Schöne gewährt, eine so große Rolle spielt!

5. Aber noch manche andere Ursachen fließen auf die Richtung und auf die Beschaffenheit der Geschmacksurtheile ein. So werden die Geschmacksurtheile beeinflußt von dem ganzen sittlichen Charakter des Menschen, von dem Stande seiner intellectuellen Bildung, von der Art und Richtung der Erziehung, die er genossen, von der Umgebung, in welcher er lebt und von den mannigfaltigen Einflüssen, welche diese auf ihn ausübt. Der Geschmack des Einzelnen ist ferner influenzirt durch sein Naturell, durch sein Temperament, durch Alter und Geschlecht, durch Nationalität und Volkscharakter, durch die Lebensweise und die Beschäftigung des Menschen, durch seine persönlichen Schicksale, durch die Mode u. s. w. So wirken eine Menge von Ursachen zusammen, um die Geschmacksurtheile de. Einzelnen zu bestimmen, und dem Geschmacke derselben die verschiedenartigsten Richtungen zu geben.

6. Um also den Geschmack diesen verschiedenartigen Einflüssen, wodurch die Urtheile desselben alterirt und vielfach gefälscht werden, möglichst zu entziehen, und so die Richtigkeit der Geschmacksurtheile zu sichern, muß derselbe gebildet werden. Wie Unterricht und Bildung nothwendig find, um die Vernunft des Menschen zur vollständigen Entwickelung zu bringen, und dadurch sein Urtheil über das Wahre und Gute zu schärfen und es überall auf die richtige Fährte zu leiten, so muß auch der Geschmack des • Menschen gebildet werden, wenn nicht sein ästhetisches Urtheil unentwickelt bleiben, oder durch die eben aufgeführten mannigfaltigen Einflüsse in falsche Richtungen hineingezogen werden soll. Und diese Bildung des Geschmackes wird bewerkstelligt durch das Studium der Geseze des Schönen und durch die Uebung des ästhetischen Urtheils nach der Norm dieser Geseße. Wie der Mensch richtig denken lernt durch das Studium der Geseße des Denkens und durch die Uebung des Denkens nach der Norm dieser Geseße: so ist auch die Richtigkeit der Geschmacksurtheile bedingt einerseits dadurch, daß der Einzelne mit den Geseßen des Schönen sich vertraut macht, und daß er andererseits dieselben auf Dasjenige, was ihm gegenüber den Anspruch auf Schönheit macht, anzuwenden und zu untersuchen lernt, ob, in wie weit, oder in welchem Grade ersteres mit denselben übereinstimme, oder ob vielleicht gar keine Uebereinstimmung vorhanden sei, und daher das Object nur fälschlicherweise als schön bezeichnet werden könne.

7. Aber gerade diese Geschmacksbildung wird bei den meisten Menschen von Jugend auf in den Hintergrund gestellt oder ganz vernachlässigt. Die Erziehung und der Unterricht haben ja schon vollauf damit zu thun, ihre wesentliche Aufgabe zu erfüllen, nämlich dem menschlichen Geiste in Rücksicht auf die Wahrheiten der ethischen, metaphysischen und religiösen Ordnung die angemessene Ausbildung zu geben:" kein Wunder, wenn die Bildung des Geschmackes zurücktritt. Daher kommt es, daß der Geschmack in den meisten Menschen entweder fast ganz unentwickelt bleibt, oder doch, wenn er gewissermaßen auf eigene Fauft sich zu entwickeln strebt, zu keinem klaren und deutlichen Bewußtsein der Geseße des Schönen gelangt, in Folge dessen den oben aufgeführten mannigfaltigen Einflüssen so zu sagen schußlos preisgegeben ist, und durch dieselben in verschiedenen Menschen verschiedenartig modificirt wird, verschiedene Richtungen einschlägt.

8. Das ist der Grund, warum die Geschmacksurtheile thatsächlich bei verschiedenen Menschen so verschieden sind. Diese Verschiedenheit hat Veranlassung gegeben zu dem bekannten Sprichworte: De gustibus non est disputandum. Gewiß wäre es falsch, wenn man dieses Sprichwort in dem Sinne deuten wollte, daß es für das ästhetische Urtheil gar keine unveränderlichen Geseße, gar keine festen Regeln gebe, und daß somit das Urtheil über das Schöne ganz der Willkür der Einzelnen anheimgestellt sei. Wäre das wahr, dann gäbe es auch keinen bestimmten und festen Begriff des Schönen mehr, und es bliebe ganz der subjectiven Willkür überlassen, Etwas für schön oder für häßlich

zu halten. Wer wollte aber dieses behaupten! Jenes Sprichwort drückt folglich keineswegs ein Princip, sondern nur eine Thatsache aus. Es will nur sagen, daß thatsächlich unter den Menschen wegen mangelhafter und unzureichender Geschmacksbildung, so wie in Folge der mannigfachen Einflüsse auf die Geschmacksurtheile, eine große Verschiedenheit in diesen Geschmacksurtheilen vorhanden sei, so daß es den Anschein hat, als gäbe es gar keine feste Regel für jene Geschmacksurtheile.

9. Die Hauptvorzüge eines gebildeten Geschmackes sind Richtigkeit, Feinheit und Vielseitigkeit.

a) Der richtige Geschmack erkennt nur das eigentlich Schöne als folches; er hält sich an die unveränderlichen Gefeße des Schönen, und läßt nur Dasjenige als schön gelten, worin er diese Geseze verwirklicht sieht. Ihm ist entgegengesezt der falsche Geschmack, der ohne Rücksicht auf die Geseze der Schönheit in seinem Urtheil über das Schöne nur durch fremde Einflüsse oder durch seine Gemüthsstimmung und Gemüthsbeschaffenheit sich bestimmen läßt. Den richtigen Geschmack nennt man auch guten, den falschen auch schlechten Geschmack.

b) Der feine Geschmack erkennt mit dem Offenbaren und Hervorstechenden zugleich auch das Geheimere und Verborgenere, die feineren Nüancen der Schönheit, und entdeckt neben dem Hervorschimmernden auch die kleinen Fehler." Ihm ist entgegengeseßt der derbe Geschmack, der Schönheit nur in Dem findet, was die Sinne auf eine starke Art reizt, und daher auch dem niedrig Komischen sehr zugeneigt ist.

c) Der Geschmack beweist endlich Vielseitigkeit, wenn er sich über jede Art des Schönen im Gebiete der Natur und Kunst erstreckt. Dem vielseitigen, ausgebreiteten Geschmacke steht dann entgegen der einseitige, beschränkte, der nur für die Beurtheilung und den Genuß dieser oder jener Art ästhetischer Gegenstände sich als fähig erweist.“

Zweiter Theil.

Die schöne Kunst im Allgemeinen.

1. Entwickelung des Begriffes der schönen Kunst.

§. 5.

1. Um den Begriff der schönen Kunst zu entwickeln, müssen wir von dem Begriffe der Kunst im Allgemeinen ausgehen. Das Wort Kunst leitet sich ab von Können. Aber nicht jedes Können ist Kunst, sondern nur eine bestimmte Art desselben. Und diese bestimmte Art des Könnens hat ihren bestimmenden Grund theils im Objecte, theils im Subjecte. Demnach müssen die Elemente des Begriffes der Kunst im Allgemeinen theils vom Objecte, theils vom Subjecte der Kunst hergenommen werden.

a) Was nämlich zuerst das Object der Kunst betrifft, so ist Das

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