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digerirte, vom ungelösten abfiltrirte, und mich zunächst wieder durch den Thierversuch von der Giftigkeit der Lösung überzeugte. Zwei Meerschweinchen erhielten je 2 ccm der Lösung intraperitoneal, injicirt. Die Thiere waren sieben bis neun Minuten nach der Injection völlig gelähmt und reagirten nur wenig auf äussere Reize. Nach einer halben Stunde begannen Zuckungen der hinteren Extremitäten, welche ungefähr eine Stunde anhielten; nach drei bis vier Stunden erholten sich die Thiere wieder, doch hielt die Lähmung der hinteren Extremitäten noch einige Stunden an. Injicirte ich grössere Mengen, acht bis neun ccm, so gingen die Thiere nach vier Stunden zu Grunde. Die Section ergab leichte Peritonitis, schwache Injection der Dünndarmgefässe.

Der wässrige Auszug war also stark toxisch und ergab ganz ähnliche Symptome an dem Thier, wie das Ausgangsmaterial, wenn es auch etwas schwächer in seiner Wirkung war. Zum Zwecke der Reinigung wurde das in der Lösung befindliche Toxin mehreremal aus Aetheralkohol umgefällt. Die Lösung der gereinigten Substanz brachte im Thiere ganz die nämlichen Erscheinungen hervor, wie der erste wässerige Auszug.

Die Lösung gab folgende Reaction: Biuret-Reaction, Xantoproteïnreaction, Rotfärbung mit Millon's Reagens, Magnesiumsulfat, Ammoniumsulfat, Kochsalz, Phosphorsaures-Natron, Ferrocyankali und Essigsäure brachten keine Niederschläge hervor, dagegen Quecksilberchlorid, Platinchlorid, Pikrinsäure, Tannin, Phosphormolybdänsäure. Gegen Hitze war der Körper ziemlich beständig. Viertelstündiges Erhitzen auf 100° C. zerstörte seine Wirkung noch nicht, während dies bei halbstündigem Erhitzen der Fall war. Nach diesem Verhalten ist der Körper als ein Pepton anzusprechen, durch sein Verhalten gegen Hitze ist er aber deutlich verschieden vom Choleratoxopepton und dem Toxopepton Petri's.

Als meine Versuche mit Eiern zu einem positiven Resultate geführt hatten und somit gezeigt war, dass auch bei den gewöhnlichen Fäulnisprocessen Toxalbumine gebildet werden, untersuchte ich auch gefaultes Fleisch, da dasselbe zu Vergiftungen

häufig Anlass gibt und daher auch mehr allgemeines Interesse besitzt. Zu diesen Versuchen benützte ich ein Kilo Rindfleisch, dasselbe wurde von Fett und Sehnen sorgfältig befreit und in kleine Stücke zerschnitten in einen Kolben gebracht. Hier übergoss ich es mit einer sterilen 0,6 % Kochsalzlösung, so dass es eben feucht war und liess es fünf Tage bei 20° C. faulen. Hierauf presste ich die Faulflüssigkeit möglichst vellständig ab und laugte den Pressrückstand mit etwas reinem Wasser bei 40° C. zwanzig Minuten lang aus, worauf ich wieder abpresste und mit der ersten Faulflüssigkeit vereinigte.

Zwei Meerschweinchen erhielten je fünf ccm der Flüssigkeit in die Bauchhöhle injicirt. Die Thiere fielen bald nach der Injection auf die Seite, bekamen aber keine Krämpfe, und gingen nach einer halben Stunde ein. Die Section ergab Peritonitis, Röthung des Dünndarms.

Die Flüssigkeit wurde nun wieder mit absolutem Alkohol gefällt und wieder wie früher behandelt; auch hier resultirte ein Körper, der seinen Reactionen nach ein Pepton war, und dessen Wirkung auf das Thier hauptsächlich eine lähmende war mit starkem Reiz auf den Darm. Von den früheren toxischen Peptonen unterschied er sich wieder nur durch ein etwas anderes Verhalten gegen Hitze. Auch hier konnte man mit chemischen Reactionen absolut keinen Unterschied finden.

Durch halbstündiges Kochen der Lösung des durch mehrmaliges Umfällen möglichst gereinigten Peptons blieb die Toxicität erhalten, erst nach anderthalbstündigem Erhitzen auf 100° C. war sie vollständig vernichtet.

Auch hier finden wir wieder wie bei dem Versuch mit den gefaulten Eiern eine fast völlige Uebereinstimmung der pathologischen Wirkung des Ausgangsmaterials und des Toxins. Ich muss diese Thatsache deshalb hervorheben, weil Brieger bei seinen Versuchen mit Ptomainen eine derartige Uebereinstimmung nicht immer gefunden hat. Für die Annahme, dass Brieger's Ptomaine theilweise vielleicht Laboratoriumsproducte sind, spricht die von mir gefundene und früher schon allerdings in einer etwas anderen Richtung von Oliveri angegebene

Thatsache, dass die Anwendung von Säuren zu diesem Zwecke durchaus nachtheilig ist, ferner dass beim Erhitzen die toxischen Eiweisskörper vernichtet werden.

Dazu kommt noch der Umstand, dass es nach meiner Methode leicht gelingt, schon in geringen Mengen gefaulten Fleisches das Toxin nachzuweisen und wenn ich auch weit entfernt bin, anzunehmen, dass die von mir in Fäulnisgemengen gefundenen toxischen Peptone die einzigen Toxine sind, welche darin vorkommen, so glaube ich doch, dass wir auf diesem neuen Wege speciell auch in forensisch-toxikologischer Hinsicht mehr Erfolg erwarten dürfen als bisher. Eine directe Verwendbarkeit der Ptomaïne Brieger's bei derartigen Untersuchungen ist bis jetzt in den meisten Fällen einfach deshalb nicht möglich gewesen, weil sie in den gefaulten Substanzen in viel zu geringer Menge und erst in späteren Stadien der Fäulnis gefunden wurden. Dies ist aber bei den Toxalbuminen nicht der Fall. Schon aus einem Stück Rindfleisch von der Grösse eines Beefsteak, das zwei Tage lang gefault war, ist es mir durch Extrahiren der Toxine durch Wasser bei 40° C. gelungen, so viel davon zu erhalten, dass nach Injection der Flüssigkeit in die Bauchhöhle eines Meerschweinchens dieses 22 Stunden gelähmt war.

Vergleichen wir die Symptome der Cholera asiatica mit denen der Cholera nostras oder einer Vergiftung, die durch gefaultes Fleisch, gefaulte Eier etc. entstanden ist, so ergibt sich dabei unleugbar eine grosse Aehnlichkeit und die Unterschiede liegen hauptsächlich in dem mehr oder minder acuten Charakter der Vergiftungssymptome, was wohl dadurch bedingt ist, dass diese specifischen Gifte noch Wirkungen auf specifiisches Protoplasma ausüben. Diese Thatsache findet durch meine Untersuchungen bis zu einem gewissen Grade eine Erklärung, indem sie zeigen, dass bei allen diesen Processen Toxalbumine entstehen, die einander sowohl in chemischer als auch in pathologischer Hinsicht ungemein ähnlich sind. An dieser Stelle will ich noch erwähnen, dass es mir einmal gelungen ist, aus dem Darminhalte eines an Cholera nostras verstorbenen

Kindes, den ich durch die Liebenswürdigkeit des I. Assistenten der pathologischen Anatomie Herrn Dr. v. Wunschheim erhielt, nach der schon mehrfach beschriebenen Methode einen toxischen Eiweisskörper zu erhalten, der bei Thieren starke Lähmungen und leichte Streckkrämpfe, die ca. 22 Stunden anhielten, hervorrief und der gegen Hitze nur wenig widerstandsfähiger war als das Choleratoxopepton.

Wenn wir nun noch die verschiedenen bei diesen Zersetzungen nebenbei gebildeten, mehr oder weniger stark toxischen Stoffwechselproducte und das in einem Fall mehr, im andern Fall weniger starke Vorherrschen der Toxalbumine in Betracht ziehen, so können wir uns auch sehr wohl die Unterschiede im klinischen Bilde dieser verschiedenen Vergiftungen denken.

Ich bin natürlich weit entfernt, diese meine Versuche als auch nur annähernd endgiltige bezeichnen zu wollen, aber doch sind dadurch wieder neue Fingerzeige gegeben, in welcher Richtung eine Erklärung dieser bei Vergiftungen beobachteten ähnlichen Symptome vielleicht möglich wäre. Zu einem endgiltigen Abschluss in dieser Frage werden wir aber erst dann gelangen können, wenn unsere Kenntnisse über die Eiweisskörper im Allgemeinen und die Zusammensetzung dieser Körper im Speciellen von chemischer Seite noch bedeutend vergrössert sind.

Ueber die Verunreinigung der Zimmerluft durch salpetrige Säure (Untersalpetersäure) als Produkt der künstlichen

Beleuchtung.

Von

Alfred von Bibra,

approb. Arzt.

Wir sind gezwungen, den grössten Theil unseres Lebens in geschlossenen Räumen zuzubringen. Daher hat es für uns die grösste Bedeutung, dass die Luft derselben beständig Verunreinigungen durch den menschlichen Lebensprocess, durch Heizung und künstliche Beleuchtung, d. h. durch die langsame oder lebhafte Verbrennung organischer Materie erfährt. Das Hauptprodukt dieser chemischen Processe ist vom Wasser abgesehen die Kohlensäure. Man pflegt daher den CO2 -Gehalt einer Zimmerluft als den sichersten Maassstab für jene Verunreinigungen zu betrachten, da man der Ansicht ist, dass im grossen und ganzen die übrigen Producte der Verbrennung bei sonst gleichen Verhältnissen in relativ gleichen Mengen, wie die Kohlensäure geliefert werden.

Nach diesem Grundsatze handelten Zoch'), Fischer2) u. v. a. bei ihren Untersuchungen über den Einfluss der künstlichen Beleuchtung auf die Zimmerluft. Sie beschränkten sich darauf, den Kohlensäuregehalt derselben genau zu ermitteln, wenn eines der verschiedenen Leuchtmaterialien brannte, und stellten danach eine Scala über die verunreinigende Wirkung der einzelnen Stoffe auf.

1) Zeitschrift f. Biologie. III. S. 117 mitgetheilt d. Gorup-Besanez. 2) Dingler's polytechn. Journal. 1883. 248. S. 375 ff.

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