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Am günstigsten erscheint das Flanellgewebe; während man, indem man bisher das nach der Benetzung vorhandene Wasser immer auf die Gewichtsmengen der Stoffe bezog, nicht wie wir auf die Volume, schienen Flanell und Wollstoff bezüglich der Wasseraufnahme insofern eine ungünstige Stellung einzunehmen, als sie am reichlichsten sich mit Wasser zu beladen schienen, weit mehr als Schirting und glattes Leinen. Wie wir jetzt erkennen, ist die Sachlage eine völlig andere.

Nur 13% der Poren sind bei voller Benetzung mit Wasser gefüllt und 87% bleiben für die Luftzirkulation frei; im benetzten Wollflanell kann die letztere keine wesentlich andere sein, als in einem trockenen Stück. Hierin liegt die Behaglichkeit, welche dem Schwitzenden das Tragen eines solchen Kleidungsstückes verschafft. Ieder Theil des Stoffs ist für die herantretende, den Wasserdampf entführende Luft frei und verfügbar.

Selbst für den Fall der Compression bleiben im Flanell immer noch volle 23 des Porenvolums für die Zirkulation der Luft verfügbar. Aehnliche Zahlen liefert der Baumwollflanell.

Die Poren der glattgewebten Stoffe schliessen sich nach der Benetzung völlig! Kein Weg führt die Luft noch weiter an die Haut heran, und erst die Verdunstung des Wassers im glattgewebten Leinen oder Baumwollstoff kann die Poren öffnen.

Unter dem glattgewebten benetzten Stoff muss eine Schicht wasserdampfgesättigter Luft liegen; das Eindringen neuer Luft ist so gehemmt, dass die benetzten Stoffe glatt der Haut aufzuliegen pflegen.

Recht nahe den Flanellstoffen reihen sich die Trikotgewebe in ihrem Verhalten zu dem Wasser an; doch sind gewisse Verschiedenheiten unter denselben, bedingt durch die Verschiedenheit der Grundsubstanz oder Webeart, wohl zu bemerken.

Wolle und Baumwolle schliessen benetzt etwa über ihrer Poren, erheblich mehr Wasser nimmt Seidentrikot auf, am wenigsten günstig gestaltet sich die Sache beim Leinentrikot, bei welchem nach Durchnässung 57 % des Porenvolums mit Wasser sich füllen. Die Differenzen allein der Grundsubstanz zuzuschreiben, ist nicht angängig; zunächst lässt sich zeigen, dass bei den Trikot

geweben dieser Grad des Abschlusses der Poren ebenso zunimmt,

wie das spec. Gewicht grösser wird.

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Es muss daher Aufgabe der Techniker sein, die Darstellungsweise von Seide oder Leinentrikots soweit zu verbessern, dass die spec. Gewichte der Stoffe sich der Wolle mehr nähern. Wie dies zu erreichen sein dürfte, ist hier nicht weiter zu verfolgen. Nehmen wir eine kräftige Compression der Trikotstoffe an, so führen sie auch dann im Mittel noch über 50% für die Luftzirculation offener Poren.

Da wir wissen, wie viel Procent der Poren mit Wasser sich füllen und wie gross das gesammte Porenvolum ist, so kann man auch angeben, ob Flanelle, Trikottstoffe oder glattgewebte Stoffe in Hinsicht auf ihre Volumen reich oder weniger reich an Wasser sind. Eine solche Beobachtung ergibt folgendes:

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Durch die Durchtränkung mit Wasser erhalten manche Bekleidungsstoffe die Eigenschaft des Anklebens an der Haut. Sie stellen dann häufig eine Behinderung für Muskelbewegungen dar. An klebenden Stellen hat man das Gefühl störender Kälte. Die

zwischen der Haut und Kleidungsstoff lagernde Schicht Luft wird verdrängt.

Es ist nicht schwer darzulegen, dass die verschiedenen Stoffe in dieser Hinsicht sich recht ungleich verhalten; die glattgewebten Leinen- und Baumwollstoffe und Seide legen sich dicht an, weniger die Trikotbaumwolle und am wenigsten die trikot- und flanellgewebten Wollstoffe. Ich habe versucht, einen numerischen Ausdruck für das Festhalten nasser Stoffe zu erhalten, indem ich an einer Waage die eine Wagschale durch eine Glasplatte ersetzte und die mit Wasser benetzten Stoffe, gleichfalls auf einer Glasfläche aufgelegt, darunter schob. Sodann wurde die Glasplatte der Waage sachte aufgedrückt und solange Gewichte auf die freie Schale gelegt, bis innerhalb einer gleichen Zeit das Abreissen der Glasplatte von der Unterlage erreicht war.

Die Methode gibt nur gleiche Resultate, wenn man recht sorgfältig und gleichmässig verfährt und unnöthige Erschütterung beim Auswecheln der Gewichte vermeidet. Vor dem jedesmaligen Freigeben der Gewichte wird die Glasplatte leicht angedrückt.

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Die Zahlen lassen die Vorzüge der Wollstoffe ganz unzweifelhaft erkennen. Auch in vollbenetztem Zustande lösten Wollflanell und Wolltrikot sich leicht von der Glasplatte ab. Seide und Baumwolltrikot klebt weit besser, glatte Shirting ungefähr wie Baumwolltrikot ähnlich appretirt. Bei Wasser war ein Widerstand von 400 g zu überwinden.

Den natürlichen Verhältnissen näher stehen die Versuche mit ausgepressten Stoffen (minimalste Capacität). Wollflanell haftet fast nicht, ebenso wenig Trikotwolle, erheblich mehr Seide und Baumwolltrikot, am meisten glattgewebter Shirting, Leinen, appretirte Stoffe.

Sehr dünner Leinenstoff reiht an den Shirting sich an; die Behandlung der Stoffe mit Appretur erhöht mit der Glätte auch ihr Haftvermögen so sehr, dass die Unterschiede zwischen maximalster und minimalster Benetzung erheblich ausgeglichen werden.

Von erheblichem Einfluss auf das Haften scheint die Oberflächenbeschaffenheit, wie die Quantität des in die Volumeneinheit eingeschlossenen Wassers und die Grösse der Poren zu sein.

Die Geschmeidigkeit wird durch die Benetzung am wenigsten bei Wolle, mehr bei Baumwolle, am meisten bei Seide verändert.

Ueber die Möglichkeit einer von Brunnenwasser ausgehenden

Hühnercholera-Epizootie.

Von

Dr. Arnulf Schönwerth.

(Aus dem hygienischen Institut München.)

Mit Beginn des Jahres 1891 betraute mich Herr Geheimrath von Pettenkofer mit der Aufgabe, zu untersuchen, inwieweit es möglich sei, die einer bestimmten Bacterienart entsprechende Erkrankung bei Thieren hervorzurufen, unter der Bedingung, dass diese Thiere ausschliesslich mit dem Wasser eines Brunnens gefüttert würden, der mit der betr. Bacterienart ad maximum inficirt worden war.

Der Gedanke, dass Krankheiten und Seuchen durch den Genuss,,verdorbenen" Trinkwassers entstehen können, ist nicht neu. Soviel ich weiss, spricht ihn der Grieche Thucydides, der uns die athenische Pest zur Zeit des peloponnesichen Krieges in klassischer Schilderung vor Augen führt, zum ersten Male aus. Nach ihm behaupteten die Athener, es hätten die Peloponnesier die Cisternen vergiftet, und dadurch sei die Seuche in Athen zum Ausbruch gekommen. Der Geschichtsschreiber, ein Augenzeuge dieser Pest, nimmt selbst keine Stellung zu dieser Frage, sondern spricht sich nur mit aller Entschiedenheit für die directe Contagiosität der einmal entstandenen Krankheit aus.

Leider bewahren die übrigen Autoren, welche über die Seuchen. des Alterthums und Mittelalters schreiben, nicht die ruhige Objectivität des philosophischen Griechen. Sie führen ein Chaos

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