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sich auch der Schmerz vermindern, weil dadurch der Druck auf die Nerven mit den erweiterten Blutgefässen beseitigt wird.

Nach langen Versuchen bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, dass keine Combination so sicheren und stetigen Erfolg giebt, als Arsentannincombination. Ich bereite eine concentrirte Tanninauflösung in Glycerin:

Tannini 15,0,

Acid. carbol. cr. 4,0
solve in

Glycerin. calid. 30,0.

Carbolsäurebeimischung dient dazu, eine anästhesirende Wirkung zu erzielen, während das Glycerin die ätzende Wirkung derselben beseitigt. Beim Gebrauche verfahre ich folgenderweise: Ich rolle zwei Wattebäuschchen zusammen, eins etwas grösser als das andere, und tauche beide in Glycerintannin ein; hierauf nehme ich mit dem kleineren Wattebäuschchen ein wenig feinstgepulverten Arsens und lege beide Bäuschchen auf einer Glasplatte vor den Patienten. Auf einige Minuten lege ich nun in die Höhle vorläufig das mit Tanninglycerin getränkte Wattestückchen, entferne dasselbe sodann, lege das Arsenbäuschchen direct auf die entblösste Pulpa, bedecke dasselbe nun wieder mit dem Tanninbäuschchen und schliesse die ganze Höhle mit Mastixschwamm.

Ich lasse die Arznei circa 48 Stunden liegen, und nach dieser Zeit erscheint die Pulpa durchaus blutleer und trocken. Nach der Pulpaamputation resp. -Extraction lasse ich in der Pulpahöhle ein in Tanninglycerin getränktes Wattestückchen einige Minuten liegen. Diese Tanninglycerincombination wirkt wegen der Eigenschaft des Tannins, zu gerben resp. zu mumificiren, günstig und ersetzt damit in unserem Falle alle anderen Antiseptica, das der Zahnsubstanz schädliche und giftige Sublimat und das durch seinen Geruch widerwärtige Jodoform.1)

1) Anm. d. Red. Wir veröffentlichen diese Mittheilung H. Chruschtschow's, um die Vortheile des Tannin beim Aetzen mit Arsenik in Erinnerung zu bringen, da doch die Mehrzahl der Praktiker es nicht anwendet. Dass Ad. Witzel schon 1874 (Deutsche Vierteljahrsschr. f. Zahnheilkde., S. 438) eine Creosot-Tanninlösung zur Behandlung blossliegender Pulpen und 1879 (Die antiseptische Behandlung der Pulpakrankheiten, S. 16) Phenoltannin zum Vorbehandeln der zu ätzenden Pulpa empfohlen hat, ist wenigstens in Deutschland allgemein bekannt.

Zur Behandlung „todter Zähne“.

Vortrag im zahnärztlichen Verein zu Frankfurt a. M.

am 3. October 1891.

Von

Zahnarzt Dr. G. P. Geist.

Unter,,todten Zähnen" soll man hier solche verstehen, deren Pulpen abgestorben sind. Der Ausdruck ist zwar eigentlich nicht ganz richtig, denn der Zahn wird auch vom Pericement aus ernährt, jedoch ist die Pulpa weitaus die Haupt ernährungsquelle und deshalb der Ausdruck „,todte Zähne“ für pulpalose Zähne auch theilweise zu rechtfertigen, und da er auch den Vortheil der Kürze hat, so möchte ich ihn hier beibehalten. Man kann zur besseren Uebersicht diese Art Zähne in verschiedene Gruppen eintheilen:

I. solche, deren Pulpen durch ein Aetzmittel devitalisirt worden sind;

II. solche, deren Pulpen durch vorgeschrittene Caries gereizt und entzündet wurden, dann abgestorben, aber noch nicht zersetzt sind;

III. solche, deren Pulpen vereitert sind, deren Pericement aber noch nicht gereizt ist;

IV. solche, deren Pulpen vereitert sind und deren Pericement entzündet ist.

Genau genommen gehört die letzte Gruppe nicht hierher, da sie einer weit eingehenderen Behandlung bedürfte, als nur der Wurzelkanäle; jedoch lassen sich die leichteren Fälle hier mitbesprechen.

Die Behandlung, welche verhältnissmässig am einfachsten ist und auch die dankbarste bleibt, ist diejenige der ersten Gruppe, die der vom Zahnarzte selbst zerstörten Pulpen. Es kommt dem Praktiker leider nur zu oft vor, dass sein letztes Mittel, einen Zahn zu erhalten, in der Application der Aetzpaste liegt; aber es giebt auch Fälle, wo durch die zu späte Anwendung derselben

der Zahn durch eine Entzündung des Pericements, verursacht durch acute Pulpitis, verloren ging. Jedenfalls ist es oft besser, durch Zerstören der Pulpa sich völlige Klarheit zu verschaffen, als durch eine längere Behandlung eine blossliegende schmerzende Pulpa zu retten zu suchen, was doch nur in wenigen Fällen zur vollständigen Zufriedenheit beider Betheiligten ausfällt, denn wenn auch in der ersten Zeit nach der beendeten Behandlung der Zahn Ruhe halten mag, so dauert es oft nicht lange, bis er sich wieder recht unliebsam bemerkbar macht.

Die am meisten zum sog. Nervtödten angewandten Arzneien die alte barbarische Art des Ausbrennens wird wohl ziemlich verschwunden sein sind der Scherbenkobalt und die arsenige Säure, schlechtweg Arsenik genannt. Es werden diesen, besonders dem letzteren, grosse Reizerscheinungen zugeschrieben, die zuweilen an den behandelten Zähnen auftreten sollen, manchmal auch mit Recht, besonders bei jüngeren Individuen, bei denen die Bildung der Wurzel noch nicht ganz abgeschlossen ist; öfter aber mit Unrecht, d. h. die Entzündungserscheinungen sind durch unvorsichtiges Umgehen mit dem Aetzmittel entstanden. Jüngeren Studenten kommt es manchmal vor, dass sie eine Pericementitis am Tage nach der Einlage der Aetzpaste vorfinden, ohne dass sie begreifen, woher die Entzündung rührt. Bei näherer Untersuchung stellt es sich gewöhnlich heraus, dass der Betreffende das die Cavität abschliessende, in Mastix getränkte Wattebäuschchen entweder so fest zwischen die Zähne gekeilt hatte, dass selbst ein gesunder Zahn es nicht ausgehalten hätte, ohne energisch zu protestiren, oder das Aetzmittel wurde aus der Oeffnung gepresst und gelangte an den Zahnhals unter das Zahnfleisch.

Es ist am besten, wenn man genöthigt ist, zur Zerstörung der Pulpa zu schreiten, sich den Zahn unter Rubberdam trocken zu legen, vorsichtig ein gutes Stück der Pulpa blosszulegen, was unter diesen Umständen fast schmerzlos geschehen kann, dann etwas Aetzpaste auf den Nerv zu appliciren und das Ganze mit einem Stück Guttapercha, etwas kleiner als die Cavität, ringsum festzukleben und abzuschliessen. Man vermeidet dadurch alle die oben erwähnten Unannehmlichkeiten, und das so gefürchtete „Nervtödten" geht fast immer ohne jede Spur von Schmerz vor sich.

Es ist von vielen Seiten behauptet worden, man könne Arsenik nicht länger als 24 Stunden im Zahne liegen lassen, ohne pericementale Reizerscheinungen auftreten zu sehen, und ich kenne Collegen, welche so weit gehen, einen Zahn zu extrahiren, wenn es ihnen nicht möglich ist, am nächsten Tage die Paste zu entfernen. Es kommt mir oft vor, dass ich Arsenik mehrere Tage liegen lassen muss (und ich erinnere mich eines Patienten, welcher sich erst nach circa 6 Monaten wieder vorstellte), ohne dass in einem Falle Pericementitis eingetreten wäre, welche auf die Aetzpaste hätte zurückgeführt werden können. Coleman schlägt sogar vor, Arsenik in die Wurzeln zu füllen als permanente Füllung.

Nachdem die Pulpa 6 bis 24 Stunden der Einwirkung dieser starken Aetzmittel aus gesetzt war, wird der grösste Theil derselben gegen Berührung u. s. w. unempfindlich sein, und man könnte das Herausnehmen derselben und das Füllen des Wurzelkanales beginnen. Da aber die Masse der Pulpa so sehr weich ist und für unsere Instrumente fast keinen Widerstand bietet, so ist das gänzliche Entfernen derselben, selbst aus einwurzeligen Zähnen, oft eine grosse Mühe. Applicirt man aber, nachdem die Aetzpaste entfernt und die Cavität etwas ausgewaschen ist, etwas Carbolsäure, Chlorphenol oder eine ähnlich wirkende Substanz und lässt dieselbe, nachdem das Ganze wieder gut verschlossen worden ist, etwa 8 Tage lang liegen, so wird das Entfernen der Pulpa eine Kleinigkeit sein, da durch die Einwirkung der genannten Medicamente dieselbe etwas eintrocknet.

Kommt dann endlich der Tag der Füllung, so ist stets das erste, den Zahn vollständig trocken zu legen, am besten mittels Rubberdam. Man glaubt gar nicht, welche Mühe man sich erspart durch diese, oft nur sehr geringe Arbeit. Man hat stets einen genügenden, freien Ueberblick über den Zahn, unbehindert durch Speichel und die Wangen, das fortwährende Austrocknen fällt ganz weg u. a. m. Ausserdem ist es nicht ganz unwichtig, den Gummi vor Entfernen der Einlage anzulegen, es wird dadurch vermieden, dass überhaupt Feuchtigkeit in den Zahn kommt.

Ist also der zu füllende Zahn trocken gelegt, so entfernt man die Einlage und nimmt die Pulpa heraus. Bei einwurzeligen Zähnen wird dies wenig Schwierigkeiten machen, und bei mehr

wurzeligen ist es auch nicht schlimm. Man wird ja wohl manchmal ein Stückchen Pulpa in der Wurzel lassen müssen, besonders in den mesialen Wurzeln der unteren Molaren, doch soll man sich die Mühe nicht verdriessen lassen und so viel als möglich entfernen. Man muss sich nur die Oeffnung in dem Zahne genügend erweitern, so dass man bequem alles übersehen und auch das Instrument gerade einführen kann.

Die Hauptsache bei der Füllung der Kanäle ist meiner Ansicht nach, dass man dieselben peinlichst trocken hält, und ist man in dieser Beziehung seiner Sache gewiss, so ist es ziemlich gleichgültig, womit die Pulpahöhle gefüllt wird. Man schliesse die apicale Oeffnung des Kanales mit Guttapercha und fülle dann mit einer der vielen empfohlenen Füllungsmassen, als Gold, welches, wenn nicht geglüht, starke antiseptische Eigenschaften haben soll, Cemente, Guttapercha, selbst Amalgam, und man wird fast nie über einen Misserfolg zu klagen haben. Ich schlage nur zur Füllung des Foramen apicale Guttapercha vor, weil diese, wenn man selbst etwas davon hindurchdrücken sollte, in den Knochen am wenigsten leicht Reizerscheinungen verursacht. Nach Füllung der Wurzelkanäle füllt man den Zahn auf die gewohnte Weise.

War die Pulpa bereits abgestorben, jedoch noch nicht zersetzt, als der Patient zur Behandlung kam, so wird man mit demselben Verfahren vollkommen günstige Resultate erzielen können. Man kann, wenn man den Zahn vollständig trocken legt und so hält bis zum Schlusse der Operation, schon in der ersten Sitzung eine permanente Füllung einlegen, ohne grosse Gefahr eines Misserfolges. Ich habe sogar versuchshalber bei einigen Zähnen, die so schlecht waren, dass sie eigentlich hätten entfernt werden sollen, nach peinlicher Austrocknung der Cavität und sehr sorgfältigem Reinigen derselben, ohne die abgestorbene, jedoch noch nicht zersetzte Pulpa zu entfernen, ein in Kreolin getauchtes Wattebäuschchen in die Pulpahöhle geschoben und den Zahn mit Lippold's Kupferamalgam gefüllt und von ca. zehn derartig behandelten Zähnen nach 6 bis 7 Monaten nur einen extrahiren müssen. Empfehlen möchte ich eine solche Behandlungsweise jedoch nicht, sie ist nur in Nothfällen angebracht.

Ist die Pulpa des zu behandelnden Zahnes bereits in Fäulniss übergegangen, so stellt sich die Sache bedeutend

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