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schablone erhalten haben, anzubringen und dann zwischendurch beim Weiterarbeiten wieder wegzunehmen.

Es folgt nun die Mittheilung des Herrn Hoppe:

Ein Implantationsversuch.

Meine Herren! Am 29. April kam ein junger Mediciner zu mir, der sich vor 4 Wochen im Gebirge nicht anders hatte von seinen Zahnschmerzen befreien lassen können, als durch die Extraction des rechten oberen kleinen Schneidezahnes. Da die übrigen Zähne durch Gold sehr wohl zu erhalten waren, so machte ich ihm, um die Platte zu umgehen, den Vorschlag, eine Implantation zu versuchen. Er erklärte sich einverstanden. Trotzdem dass der Zahn vor 4 Wochen gezogen war, hatte sich die Alveole noch nicht ganz geschlossen. Die äussere Alveolarwand war ziemlich eingesunken, zum Theil gar nicht vorhanden, der Fall also ein ungünstiger.

Auf einem genommenen Modell wurde ein Zahn aufgeschliffen, dann zwischen die Crampons ein Platindraht gelöthet, der nun mit einer Kautschukwurzel umfasst wurde. Dieselbe wurde mit vielen Riefen versehen. Am nächsten Tage wurde in der Bromäthernarkose mittels Fraise die neue Alveole hergestellt und der gut mit Sublimatwasser desinficirte Zahn hineingeschoben. Der Patient hatte von alledem nichts gefühlt und die Bromäthernarkose ihm, nebenbei bemerkt, sehr gefallen. Ich muss anführen, dass ich zuerst Versuche machte, die Operation durch Injection einer 5procentigen Cocainlösung erträglich zu machen; diese hatte aber nur eine Wirkung auf die Schleimhaut, während die tieferen Granulationsschichten dieselbe Empfindlichkeit zeigten, wie ohne Cocainanwendung. Der implantirte Zahn wurde nun an einer Goldschiene, die vom grossen Schneidezahn über den Eckzahn reichte, durch Seidenfäden festgebunden. Der Patient hatte bis zum Abend etwas Schmerzhaftigkeit auf Druck an dem Zahne. Am zweiten Tage war die Gingivo-labialfalte verstrichen, am dritten die Lippe geschwollen. Am vierten war kein Symptom von Entzündung mehr vorhanden. Der Patient kam täglich, und das Zahnfleisch wurde gründlichst mit Sublimatwasser abgewaschen. Nach 9 Tagen hatten sich die Fäden gelockert, sie wurden abgeschnitten und ich fand

den Zahn noch ziemlich locker. Es interessirte mich, zu sehen, wie wohl der Einheilungsprocess vor sich gehe, und zog den Zahn heraus, was immerhin der Extraction eines lockern Kinderzahnes glich. Die Alveole hatte sich genau nach der künstlichen Wurzel geformt, sie sah blassrosa aus und war mit lauter feinen rothen Köpfchen besetzt; die Rillen der Wurzel waren ganz mit Granulationen ausgefüllt. Nach gründlicher Desinfection wurde der Zahn wieder an seinen Platz geschoben, was ziemlich schwer von statten ging. Die vorherige Behandlung wurde einen Tag um den andern fortgesetzt und jetzt ist der Zahn fast vollkommen fest. Der Patient hatte eine sehr schlechte Heilhaut, und ob vollkommene Verknöcherung eintritt, ist noch abzuwarten. machte dem Patienten den Vorschlag, sich in Dresden vorzustellen, doch da er als Reisevergütung 30 M forderte, unterblieb es.

Ich

Discussion. Herr Parreidt: Auch ich habe einen derartigen, leider missglückten Versuch gemacht. Er betraf einen seitlichen oberen Schneidezahn. Ursprünglich war die betreffende Zahnwurzel mit einem Stiftzahn versehen. Als dieser durch Spaltung der Wurzel und folgende Periostitis unmöglich wurde, extrahirte ich die Wurzel und beschloss, eine Implantation zu versuchen. Ich benutzte den Stiftzahn, indem ich die Wurzel aus vulcanisirtem Kautschuk herstellte und dieselbe einigemal quer zur Längsachse durchhohrte. Zur anfänglichen Fixirung bediente ich mich eines Gummiplatten-Verbandes, wie solche Herbst für Replantation der Zähne empfiehlt. Durch dieselbe wurde jedoch der Zahn zu tief in den Knochen geschoben. Drei Tage nach der Implantation entfernte ich daher den Verband und überliess den Zahn seinem Schicksale. Anfänglich schien derselbe - wahrscheinlich nur durch Adhăsion ziemlich fest, wurde aber allmählich lockerer und nach 8 Tagen entfernte ihn die Patientin selbst mit dem Finger. (Der Zahn wird der Versammlung vorgezeigt.)

Herr Hoppe: Auch ich habe zuerst den Gummiplatten -Verband versucht und dann verworfen. Ich finde, er drängt den Zahn zu leicht aus seiner Stellung.

Herr Fenthol: Ich meine, dass Herr College Parreidt die Furchen und Durchbohrungen der künstlichen Wurzel, die den Granulationen zu Stützpunkten dienen sollen, zu klein gemacht hat.

Herr Prof. Hesse: Wenn Dr. Znamensky die Durchbohrung und Furchung der zu implantirenden Wurzel empfiehlt, stützt er sich auf die Thatsachen, die wir über die Fixirung und den endlichen Verlust replantirter Zähne machen. Dr. Hillischer in Wien empfahl auf der letzten Sitzung des Central-Vereins zu Breslau Continous gum-Zahne

zu Implantationen. Ich selbst habe noch keine persönlichen Erfahrungen, doch bin ich der Meinung, dass die Implantationen wohl Aussicht auf Erfolg haben können.

Herr Parreidt: Behrendt in Königsberg i. Pr. stellt die Wurzeln aus Gold her und hat dort im zahnärztlichen Verein zwei gelungene Fälle vorgestellt.

Herr Hoppe: Continous gum - Zähne dürften kaum allgemeine Anwendung finden, da sie nur selten und in geringer Auswahl in unseren zahnärztlichen Depots zu haben sind.

Es folgt der Vortrag des Herrn Fenthol:

Die neueren Füllungsmaterialien.

Wohl kein Gebiet der Zahnheilkunde hat in den letzten Jahrzehnten grössere Fortschritte gemacht, als die Kunst des Zahnfüllens. Nicht allein ist das dazu dienende Instrumentarium verbessert, sondern auch die Zahl unserer Füllungsmaterialien ist wesentlich bereichert worden. Allerdings sind nur einige von diesen wirklich neue; die meisten sind Altbekannte, welchen von neuem der ihnen gebührende Platz angewiesen wurde, und glaube ich in unserer Aller Interesse zu handeln, wenn ich diese unsere neueren Füllungsmaterialien einer kurzen Betrachtung unterziehe.

Das allseitigste Interesse erregte vor einigen Jahren die Einführung der Zinngoldfüllungen durch Herrn Prof. Miller, welcher darüber im Jahre 1887 eine ausführliche Broschüre schrieb: „Ueber die Combination von Zinn und Gold als Füllungsmaterial." Die Vorzüge, die für dieses Material in Anspruch genommen werden, sind in Kürze folgende:

1) Zinngold schrumpft nicht, wie dies mehr oder minder alle unsere Gold- und Silber-Amalgame thun; es tritt im Gegentheil nach einiger Zeit eine Ausdehnung der Füllung ein, welche den festen Anschluss an die Zahnhöhlenwände wesentlich erhöht.

2) Die Anwendung von Zinngold erfordert nicht, wie dies bei jeder andern Füllung der Fall, das absolute, peinliche Trockenhalten des zu füllenden Zahnes. Im Gegentheil behauptet Herr Prof. Miller, dass der Zutritt von Feuchtigkeit beim Arbeiten die Füllung verbessere und dazu beitrage, die Vereinigung der einzelnen Stücke zu beschleunigen.

3) Zinngold ist wesentlich schneller und leichter einzuführen als Gold und leistet in den meisten Fällen dasselbe.

4) Zinngold übt eine therapeutische Wirkung aus, es verhindert Wiedererweichung der erkrankten Stelle. Kurz, wenn ich Herrn Prof. Miller recht verstehe, sieht er in Zinngold diejenige Füllung, welche seiner Ideal-Füllung am nächsten kommt.

Ein so empfohlenes Material musste wohl zu allseitigem Versuche anregen, doch scheint mir, ist das Interesse dafür stark zurückgegangen. Man hört wenig mehr davon, und vor allem, man sieht es nur selten. Nach 4jährigem Gebrauch kann ich zwar nicht in derselben Ausdehnung, wie Herr Prof. Miller, die Anwendung von Zinngoldfüllungen befürworten in vielen Fällen substituire ich Kupferamalgam —, doch muss ich es Ihnen als ein äusserst werthvolles Material bezeichnen und seine Anwendung warm empfehlen. Was seine Vorzüge anbelangt, so kann ich das von Herrn Prof. Miller Gesagte nur bestätigen. Nur besitze ich über seine Eigenschaft, sich feucht zu einer guten Füllung zu verarbeiten, keine Erfahrung. Ich kann mich nicht entschliessen, von der alten Hauptregel beim Zahnfüllen: Trocken halten" abzuweichen und sehe dafür keinen stichhaltigen Grund.

In folgenden speciellen Fällen wende ich Zinngold an:

1) In umfangreichen Cavitäten an den Approximalflächen der Prämolaren und Molaren, speciell wenn die Defecte bis oder unter den Zahnfleischrand gehen. Sind in solchen Flächen Theile der Kaufläche mit zu ersetzen, so pflege ich die untere, d. h. dem Zahnfleisch zunächst liegende Hälfte der Höhle mit Zinngold, die obere mit Gold zu füllen; selbstverständlich wird unter möglichster Anwendung einer Matrize operirt.

2) Auch approximale Cavitäten vorgenannter Zähne, die die Kaufläche nicht involviren, fülle ich mit dieser Doppelfüllung. Der Zugang wird je nach Umständen von der labialen oder lingualen Seite genommen, gewöhnlich von der ersteren, die Höhle zu 23 mit Zinngold, das sichtbare letzte Drittel mit Gold gefüllt. Gerade für diese Füllungen, die ich zu den schwierigsten rechne, ist die Anwendung von Zinngold von grösstem Vortheil. Es kürzt die. Operation wesentlich ab und die Erfolge, die ich mit diesen combinirten Füllungen habe, sind mindestens dieselben, wie mit Gold.

3) Fissuren auf den Kauflächen der Prämolaren und Molaren lassen sich schnell und erfolgreich mit Zinngold füllen. Gewiss können derartige Cavitäten mit grösstem Erfolg und verhältniss

mässig schnell mit Gold gefüllt werden, doch haben wir Alle wohl Patienten, bei denen der Kostenpunkt der Operation ins Gewicht fällt. In solchen Fällen gebrauche ich vielfach Zinngold statt Amalgam. Bei einiger Uebung ist Zinngold daselbst ebenso schnell eingeführt wie Amalgam und leistet mehr. Ich finde, dass in kleinen Cavitäten die Schrumpfung der Amalgame verhältnissmässig bedeutender erscheint, als in grösseren Höhlen.

4) Als Substitut für die Gold- und Silberamalgame in seichten Höhlen an den Buccalflächen der unteren und oberen Prämolaren und ersten Molaren. Auch diese können selbstverständlich ebensogut mit Gold gefüllt werden, haben wir die Kosten nicht zu berücksichtigen; und endlich

5) in vereinzelten Fällen fülle ich distale, sehr grosse Cavitäten der oberen Eckzähne mit Zinngold, wo mir Gold zu kostspielig und zeitraubend erscheint und ich vom Amalgam ein Entfärben der dünnen, labialen Wand befürchte. Hier pflege ich ein paar Falten Blattgold gegen die sichtbare Wand anzupoliren, ehe ich die Zinngoldfüllung einlege. Keinen Vortheil und Erfolg, meine Herren, habe ich von Zinngoldfüllungen gesehen:

1) Bei seiner Anwendung für das Füllen sehr grosser Höhlen auf den Kauflächen der Mahlzähne. Hier erfordert die Herstellung einer wirklich dichten Zinngoldfüllung sehr viel mehr Zeit als die einer guten Amalgamfüllung und leistet nicht mehr als eine solche.

2) habe ich nach mehrfachen Versuchen seine Anwendung ohne Goldcombination für die Approximal füllungen der Prämolaren und Molaren eingestellt. Baute ich die Contur aus, was sehr schwierig ist, so fand ich regelmässig später die Ecke niedergekaut oder abgeblättert. Will man andererseits nach Art des noncohäsiven Goldes ohne Conturersatz füllen, so werden grosse, keilförmige Zwischenräume geschaffen. Ich bin aber entschieden. ein Gegner dieser, die Patienten so belästigenden Zwischenräume und brauche ich in solchen Fällen Amalgam unter Wiederherstellung der Contur.

Ueber die Verbindung von Zinngold und Goldfüllung in Vorderzähnen, wie sie Herbst empfiehlt, kann ich mir kein Urtheil erlauben, da ich sie nur in 2-3 Fällen anwandte. Ich ziehe entschieden hier reines Gold vor. Die Technik des Zinngold

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