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dagegen mit Zinkphosphat gefüllt. Patientin giebt an, in dem Lateralschneidezahne die Schmerzen zu haben. Oberhalb der Wurzelspitze dieses Zahnes fand sich eine leichte Auftreibung der Alveole, welche bei Druck sehr schmerzhaft war. Da in der Tiefe der Geschwulst etwas Fluctuation fühlbar war, so incidirte ich dieselbe, worauf sich ein wenig Eiter entleerte.

Ich schritt nun zur Trepanation des Zahnes und fand, wie ich vermuthet hatte, eine nekrotische Pulpa vor. Die Patientin giebt an, nie einen Schlag oder Stoss gegen die Vorderzähne bekommen zu haben; Trauma ist also hier als Ursache der Erkrankung ausgeschlossen, ebenso Dentikel, denn in den entfernten putriden Resten der Pulpa waren keine Dentinneubildungen zu finden. Ich nehme daher bestimmt an, dass die Influenza die Nekrose der Pulpa und infolge dessen die Erkrankung des Knochenmarks veranlasste.

Der dritte Fall betraf eine 22jährige gesunde Frau, welche an dem rechten oberen Centralschneidezahne plötzlich heftige Schmerzen bekam und mich deshalb consultirte.

Die Krone des Zahnes hatte an der labialen Fläche, fast an der Schneide, zwei kleine Goldfüllungen von der Grösse eines halben Stecknadelkopfes, welche meines Erachtens kaum bis an die Dentingrenze reichten. Diese Füllungen waren vor 5 Jahren eingelegt worden, der Zahn selbst hatte bis vor Kurzem nie Schmerzen verursacht.

Da ich bei genauerer Untersuchung eine grau-grüne Entfärbung des Zahnes entdeckte und oberhalb der Wurzel sich eine Geschwulst fand, so stellte ich die Diagnose auf Gangrän der Pulpa. Die Eröffnung der Pulpahöhle, von der palatinalen Fläche der Krone aus vorgenommen, bestätigte meine Annahme.

Der vierte Fall ist ähnlich. Fräulein P., 26 Jahre alt, hat seit einiger Zeit Schmerz am linken unteren Eckzahn. Diagnose: Periostitis an dem äusserlich gesunden Zahne. Da ebenfalls hier eine sichtbare Entfärbung der Krone auf Gangrän der Pulpa schliessen liess, trepanirte ich den Zahn von der Spitze aus und fand eine nekrotische Pulpa. Traumen und Dentikel waren auch in diesen beiden Fällen als Ursache ausgeschlossen. Die Aetiologie der Erkrankungen bleibt hier unklar.

Meine Herren, ich will jetzt noch wenige Worte über die Diagnose und Therapie dieser Fälle sagen.

Die Diagnose ist bei Gangrän der Pulpa leicht zu stellen, da die Entfärbung deutlich sichtbar ist, namentlich wenn man den Zahn mit der kleinen Nehmer'schen Glühlampe durchleuchtet. Die fast nie fehlende Erkrankung des Periostes und des Knochenmarks liefert einen weiteren Anhaltepunkt. Schwierig ist die Diagnose dagegen bei Pulpitis, wenn der Patient sich über den

Sitz des Schmerzes unklar ist; doch führt in den meisten Fällen die Percussion und die Probe von Empfindlichkeit bei Warm und Kalt zu einer sicheren Diagnose, welcher Zahn erkrankt ist. Die Therapie wird vorwiegend eine conservative sein, wenn nicht der Patient, wie in Fall I, ganz entschieden auf Extraction dringt. Ich entferne die putriden Pulpenreste mit dem Platina candens und behandele den Wurzelkanal nach der Methode, welche ich in meiner Arbeit:,,Ein Beitrag zur Therapie der Zähne mit gangränöser oder vereiterter Pulpa" in der Monatsschrift für Zahnheilkunde 1891, S. 249 veröffentlicht habe.

Ich verweise daher diejenigen Herren Collegen, die sich dafür interessiren, auf diese Arbeit und erwähne nur noch, dass ich in den drei letzten Fällen den Wurzelkanal gleich nach der Behandlung fest mit Guttapercha verschlossen habe und dass sämmtliche Patienten von Stunde an schmerzfrei waren und bis heute geblieben sind.

Ich schliesse meinen Vortrag in der Hoffnung, dass derselbe Sie anregen wird, derartigen Fällen ihre besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden und über Ihre Erfahrungen an dieser oder anderer Stelle zu berichten.

Ueber die Atrophien der Pulpa als Folge der Bildung von Ersatzdentin.

Von

Zahnarzt M. Lipschitz in Berlin.

(Mit 2 Figuren.)

Die Atrophien der Pulpa sind bisher in den Lehrbüchern der Zahnheilkunde nur in Kürze behandelt worden. Besonders in therapeutischer Beziehung findet sich meines Wissens sehr wenig aufgezeichnet. Darum sei es mir gestattet, diese Arbeit als einen kleinen Beitrag hierzu zu veröffentlichen, die den Collegen vielleicht willkommen sein wird, da sie für Praktiker ein nicht zu unterschätzendes Interesse bietet, indem sie einen Fingerzeig giebt, eine Anzahl von Zähnen in den Bereich ihrer Behandlung zu ziehen, die früher infolge eines diagnostischen Fehlers gewiss oft der destructiven Therapie anheimfielen.

Arkövy 1 hat als Erster ausführlicher über die Atrophien der Pulpa berichtet, nachdem vor ihm mehrere Autoren (u. A. Albrecht, Wedl und Salter) diesen Gegenstand in kurzen Zügen behandelt hatten. Beschränkte sich Albrecht 2 lediglich auf die Anführung der Ursachen und des makroskopischen Befundes, so behandelte Wedl 3 mehr die histologischen Ergebnisse seiner Untersuchungen.

Unter Atrophie der Pulpa versteht man die einfache Abnahme des Pulpengewebes, gleichgültig, ob dieselbe einen Theil oder das ganze Gewebe betrifft. Sie wird hervorgerufen durch den Druck, den das in der Pulpahöhle abgelagerte Dentin auf die Pulpa ausübt, und die dadurch bedingte Raumverminderung, durch Missverhältniss des Ernährungsmaterials, durch die Inactivität der Pulpa und schliesslich, wenn auch selten, durch Neuralgien.

Wie weit die Eintheilung Arkövy's1 in eine Atrophia pulpae simplex, A. p. sclerotica, A. p. reticularis und Dissolutio pulpae absoluta gerechtfertigt erscheint, lässt sich nach den bisherigen histologischen Forschungen nicht sicher angeben; der Verfasser dieser Abhandlung musste sich schon deswegen eines Urtheils enthalten, da ihm eigene histologische Beobachtungen nicht zur Verfügung stehen. Diese Arbeit hat es nur mit der Atrophia pulpae simplex zu thun, die nach der Eintheilung Wedl's zu den secundären oder consecutiven Pulpenatrophien gezählt werden muss, da er ausserdem noch primäre oder senile Pulpenatrophien unterscheidet.

Die Atrophia pulpae simplex kommt bei Personen jeden Alters vor. Die Beantwortung der Frage, ob jede Atrophia p. s. als eine Krankheit aufgefasst werden muss, hängt mit der Frage zusammen: Hat die Ablagerung von Ersatzdentin in der Pulpahöhle eine physiologische oder pathologische Bedeutung? Je nachdem wir diese Frage theilweise oder ganz bejahen oder verneinen, müssen wir auch die erste Frage beantworten. Es steht nun allgemein fest, dass die Dentinanbildung ein physiologischer Vorgang ist, der etwa bis zum 24. Jahre erfolgt, dann in kaum bemerkbarer Weise vor sich geht, um erst im Alter wieder derart vorwärts zu schreiten, dass bei den meisten Menschen in höherem Alter die Pulpenhöhlen der Zähne ganz ausdentificirt sind. (Hohl sowohl wie Wedl und Heider geben an, dass die

Anbildung des Dentins nie ganz aufhört.) Daraus ist zu entnehmen, dass die vollständige Ausdentificirung der Pulpahöhle im Greisenalter ein physiologischer, normaler Vorgang ist. Demgemäss müssen wir jede Abweichung davon als pathologisch ansehen, und das um so mehr, als dieser Zustand nur durch eine besondere Veranlassung hervorgerufen wird und, wie Hohl angegeben hat, das neugebildete Dentin Erwachsener in histologischer Beziehung von dem älterer Personen abweicht. Ist nun aber die vollständige Ausfüllung der Pulpahöhle vor dem Greisenalter ein pathologischer Process, dann muss man auch jede nicht senile Pulpenatrophie, d. h. eine solche, die während des jugendlichen und mittleren Lebensalters eintritt, mag sie partiell oder total sein, als eine pathologische Erscheinung ansehen.

Die Ursache der Atrophia pulpae simplex im pathologischen Sinne besteht also in der frühzeitigen Ausfüllung der Pulpahöhle durch Anlagerung von Ersatzdentin. Wie dieser Process vor sich geht, ist heute noch nicht entschieden; doch sind die einzelnen Ansichten zu bekannt, als dass es nöthig wäre, sie hier noch einmal wiederzugeben. Weniger bekannt dürfte aber sein, dass dieser Process durchaus nicht so selten vorkommt. Fasst man nämlich die grosse Zahl von Momenten zusammen, welche die Veranlassung dazu geben können, so lässt sich daraus allein schon ein ungefähres Bild von der Häufigkeit dieses Zustandes gewinnen.

Zur Bildung neuen Dentins wird die Pulpa gereizt:

1) Durch Caries. Was diese betrifft, so nimmt Hohl mit anderen Forschern an, dass dieselbe nur dann „den durch sie verursachten Substanzverlust ersetzt, wenn sie langsam fortschreitet, während man bei rapiden Fällen durchaus kein neugebildetes Zahnbein antrifft". Baume ist der Ansicht, dass die Bildung von Ersatzdentin auch bei acuter Caries, wenn auch verhältnissmässig gering, vor sich geht.

2) Durch Metall-, bes. Goldfüllungen. Schon Albrecht hat darauf aufmerksam gemacht. Die Metallfüllungen sollen, da das Metall ein guter Wärmeleiter ist, die Temperaturunterschiede zur Pulpa leiten und dort einige Empfindlichkeit im Zahne hervorrufen. Durch diesen Reiz soll dann die Pulpa zur schleunigen Erzeugung von Ersatzdentin angeregt werden. Sobald eine grössere

Schicht neuen Dentins gebildet ist, hört dann die Empfindlichkeit auf.

3) Durch starke Abnutzung der Kronen durch das Kauen und durch keilförmige Defecte. Wedl und Heider 5 gaben bereits an,,,dass durch eine sich oft wiederholende mechanische Einwirkung, z. B. im Kauact, bei abgeriebenen Zähnen älterer Personen die Dentinzellen zu einer lebendigeren Prolification angeregt werden". M. Schlenker hat diese Beobachtung auch gemacht und hinzugefügt, dass sich Ersatzdentin besonders noch bei solchen Zähnen bildet, die keine Nachbarn haben und deswegen von den Antagonisten stark getroffen werden. Salter, der die keilförmigen Defecte ebenfalls als Ursache von Ersatzdentin angegeben habe, hat jedoch nachgewiesen, dass die Entwicklung des Ersatzdentins von dem Alter nicht abhängig sei. Er widerspricht hierbei Wed1, Schlenker, sowie auch Tomes, von dem er selbst sagt, dass er in seinen ,,Lectures on the teeth" angeführt habe, dass sich die Pulpahöhle nur in den Zähnen älterer Personen oder bei solchen, die stark abgenutzt sind, verkleinere oder durch Ablagerung von sogenanntem secundären Dentin obliterire. Es ist rein zufällig", fährt Salter weiter fort, „dass die Zähne mit Ersatzdentin von älteren Leuten herrühren. Das Ersatzdentin ist aber hier dadurch entstanden, dass solche Zähne am meisten abgenutzt sind, und zwar nicht allein der Schmelz derselben, sondern, was allein wesentlich ist, auch ein Theil des Dentins. Denn die Abnutzung des Schmelzes allein erzeugt kein Ersatzdentin; aus aus genauer Untersuchung zahlreicher Präparate hat man sich überzeugt, dass das Ersatzdentin nur bei Läsion des ursprünglichen Dentins auftritt. Man trifft es daher auch bei allen Abstufungen, ja sogar bei Milchzähnen. Es kann der Schmelz so stark wie möglich abgeschliffen sein, ohne dass ein Ersatz stattfindet. Ist jedoch die Abnutzung bis zum Dentin fortgeschritten, so bildet sich auch Ersatzdentin." Die Ursache hierfür findet Salter darin, dass der Schmelz nicht vitale Fähigkeit besitzt, um auf irgend eine Läsion zu reagiren und den empfangenen Reiz zur Pulpa zu übertragen, während das Dentin infolge seiner Vitalität dazu wohl im Stande ist.

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4) Durch Fracturen der Zähne und des Kiefers. Bezüglich der Zahnfracturen hebt Salter hervor, dass sich nur

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