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füllens darf ich wohl als Ihnen bekannt voraussetzen. Diejenigen, die sie noch nicht geübt, verweise ich auf die Broschüre Prof. Miller's; auch bin ich gern bereit, Ihnen in der Discussion jeden gewünschten Aufschluss zu geben.

Nächst dem Zinngold hat in den letzten Jahren ein sehr altes Füllungsmaterial, das Kupferamalgam, von neuem grosse Bedeutung erlangt. Unseren älteren Herren Collegen brauche ich dieses so unscheinbare Material wohl nicht zu empfehlen. Sie wissen besser als ich, seine Vorzüge zu schätzen. Aber allen jüngeren Collegen möchte ich seinen Gebrauch in gewissen Fällen, die ich Ihnen später angeben werde, doch dringend empfehlen. Ich wende es seit 1883 an und möchte es nicht mehr entbehren.

Der Hauptvortheil des Kupferamalgams gegenüber allen anderen Amalgamen ist der, dass es sich nicht contrahirt. Kupferamalgam ist ferner sehr plastisch, deshalb leicht zu verarbeiten, auch hat es entschieden einen erhärtenden, austrocknenden Einfluss auf erweichtes Zahnbein. Diese grossen Vorzüge würden ihm den ersten Platz unter den plastischen Füllungsmaterialien, speciell den Amalgamen sichern, wenn nicht die tiefschwarze Farbe, die es nach dem Erhärten annimmt, noch mehr aber die üble Eigenschaft, die Zähne häufig stark zu verfärben, besonders in grossen Höhlen, seinen Gebrauch einschränkten. Diese Uebelstände verbieten seine Anwendung in allen sichtbaren Cavitäten. Dagegen wende ich Kupferamalgam mit grösstem Erfolg in allen sehr versteckt gelegenen und schwer zu erreichenden Höhlen an, und ich kann Ihnen hierfür seinen Gebrauch nur dringend empfehlen. Ich habe besonders hier die kleinen und kleinsten cariösen Defecte an den Berührungsflächen der Prämolaren und Molaren im Auge. Hier wende ich es fast ausschliesslich an und erziele Resultate, wie mit keinem andern Material. Ich muss offen gestehen, dass derartige Cavitäten, ehe ich sie mit Kupferamalgam füllte, mir stets ein Dorn im Auge waren. Wollte ich sie mit Gold füllen, so musste ich, sehr zum Unbehagen der Patienten, die betreffenden Zähne stark separiren, und hatte trotzdem nie genügend Raum, um sicher bis zum Schluss dichten zu können. Auch mussten die Cavitäten bedeutend vergrössert und vertieft werden, um sie zur Aufnahme von Gold geeignet zu machen. Und das Resultat war mit Ausnahme von wenigen glücklichen Fällen kein befrie

digendes; zwei bis höchstens vier Jahre, und die Füllung musste erneuert werden, weil Caries wieder eingetreten war. Mein so häufiger Misserfolg mit Gold in diesen, ich betone es nochmals ausdrücklich, kleinen und kleinsten Cavitäten und der Umstand, dass ich an gleichen Stellen häufig auch Misserfolge von namhaften Operateuren sah, brachten mich zu der Ueberzeugung, dass der Fehler weniger in der Ausführung zu suchen sei, als in der Unmöglichkeit, das Gold, speciell die Schlussschichten, gut zu dichten; ausgenommen wir separiren stark, was ich durchaus nicht vertreten möchte. Nicht viel bessere Erfahrungen machte ich mit Gold- und Silberamalgamen. Für diese kleinen Approximalfüllungen ist Kupferamalgam das beste Material. Es erfordert, weil äusserst plastisch, wenig Raum zum Einfüllen und, da es nicht schrumpft, auch wenig Unterschnitt. Ich kann Ihnen, geehrte Collegen, nur dringend für solche Fälle Kupfer anempfehlen. Sie sparen sich und dem Patienten Zeit und Mühe und erzielen eine gute, den Zahn schützende Füllung. Füllen Sie Gold, wo Sie sicher, perfect und kunstgerecht bis zum Schluss dies ist der Schwerpunkt - dichten können. Wo Sie aber den geringsten ⚫ Zweifel haben, da greifen Sie lieber zum Kupferamalgam. Ferner verwende ich, wenn auch nicht in gleicher Ausdehnung, Kupfer für kleine und mittelgrosse Cavitäten an den Buccalflächen der zweiten Molaren und der Weisheitszähne.

Auch diese gehören ja in des Wortes wahrer Bedeutung zu unseren Schmerzenskindern. Gewöhnlich ist das Dentin sehr empfindlich, und trotzdem erfordern die Höhlen, da sie meist sehr flach sind, bedeutende Herrichtung, gleichviel, was wir einlegen wollen. Ausserdem schreitet der cariöse Process an dieser Stelle gern weiter, so dass in Zeit von wenigen Jahren, oft, schon Monaten, die Füllung vergrössert werden muss. Auch hier ist nun aus gleichen Gründen, wie bei den Approximalcavitäten, Kupferamalgam am Platze. Das schwarze Aussehen der Füllung erscheint mir hier nur unwesentlich, der erhaltende Einfluss des Kupferamalgams dagegen von grösster Wichtigkeit. Früher habe ich auch aussergewöhnlich grosse Cavitäten an den zweiten Molaren und Weisheitszähnen mit Kupferamalgam gefüllt, doch glaube ich heute, dass dieselben mit anderem Amalgam oder Gemisch von Amalgam und Cement besser behandelt werden.

Herr Prof. Sauer empfahl uns Kupferamalgam als Unterlage für grosse Goldfüllungen. Ich finde, es ist in solchen Fällen einfacher, mit Zinngold zu manipuliren.

Auch habe ich an einigen solchen Füllungen beobachtet, dass sich das Kupferamalgam bedeutend ausgewaschen hatte.

Kronen und grosse Approximalhöhlen fülle ich nicht mit Kupfer. Mir scheint, dass sich diese Füllungen, abgesehen von der schwarzen Färbung, stark abnutzen. Diese noch unerklärte Abnutzung habe ich überhaupt nur bei grösseren Füllungen beobachtet.

Eine Mischung von Amalgam und Cement hat uns in den letzten Jahren Herr Dr. Sachs für sehr grosse Höhlen an Molaren und Prämolaren empfohlen. Viel lässt sich hierüber noch nicht sagen, es ist zu kurze Zeit bekannt. Für grosse Cavitäten in zweiten Molaren und Weisheitszähnen habe ich es mehrfach verwandt. Hier hat es mir entschieden gefallen; es hat eine bessere Farbe als Kupferamalgam und ist wohl haltbarer als Cement.

Ich rathe zu Versuchen, doch muss ich sogleich bemerken, dass es einiger Uebung bedarf, um die richtige Mischung zu erzielen. Vor allem muss sehr stark ausgepresstes Amalgam verwandt 1/3 Amalgam, 2/3 Cement und die Masse zwischen den Fingern tüchtig geknetet werden, nachdem sie vorher mit einem starken Spatel gemengt war. Nimmt man zu viel Amalgam, so wird das Gemenge bröckelig. Gefüllt wird wie mit Cement. Etwas mühsam ist schliesslich noch das Finiren, welches, wie bei Amalgam, einen Tag später vorgenommen werden soll. Die eigenthümlich graue Farbe dieser Mischung und die körnige Beschaffenheit der Oberfläche sind es, welche diesen letzten Theil der Operation erschweren.

Es wären nur noch einige Materialien zu erwähnen, die für die sichtbaren Cavitäten der oberen, vorderen Zähne berechnet sind, um das hier so auffällige, oft geradezu unschöne Gold zu ersetzen. In erster Linie sollen diesem Zweck die verschiedenen Cemente dienen, mit denen uns die Dental-Depots förmlich überschwemmen. Was sie leisten, was nicht, ist so allgemein bekannt, dass ich Sie damit nicht aufhalten möchte. Ich habe mich viel und eingehend mit den verschiedensten Cementen beschäftigt, sie leisten nicht halb das, was die pomphaften Reclamen der Fabri

kanten versprechen. Ich habe ihren Gebrauch, denn ganz zu entbehren sind sie ja nicht, auf das äusserste Minimum reducirt, weil es mir widerlich ist, zu sehen, von welch ungleichmässiger Dauer diese Füllungen sind.

Glasfüllungen eingeführt zu haben, ist das Verdienst unseres genialen Collegen Herbst. Wie sie herzustellen, ist Ihnen ja hinlänglich bekannt. Hatte doch Herr Herbst die Güte, ihre Anfertigung im Leipziger Institut zu demonstriren. Ursprünglich waren sie nur für grosse Defecte auf den Labialflächen der oberen Schneide- und Eckzähne bestimmt, wo Gold auffällig und Cementfüllungen sehr vergänglich sind.

Allerdings ist die Herstellung dieser Füllungen nicht gar zu leicht und erfordert grösste Accuratesse und viel Geduld. Ich muss Ihnen offen gestehen, dass ich erst einige Glasfüllungen gemacht habe, die mich wirklich befriedigten; mehrere, die ich versuchte, waren nichts weniger als vollendet. Doch glaube ich sicher, dass sich bei vermehrter Uebung recht gute Resultate erzielen lassen. Für kleinere labiale Defecte am Zahnfleischrande und für die sichtbaren Seitenhöhlen der Incisivi brauche ich sie nicht. Hier ist die Anwendung recht schwierig und der perfecte Abschluss der Höhle und dies, meine Herren, ist doch die Hauptsache, nicht das Aussehen oft mangelhaft. Hierfür möchte ich Ihnen platinisirtes Gold von Williams in New-York empfehlen, welches ich seit einiger Zeit verwende. Ich benutze Williams' Gold und Platinum folds Nr. 30. Dieses Präparat verarbeitet sich ganz wie Gold, wird sehr hart und nimmt durch das Poliren eine Farbe an, ähnlich wie frisch polirtes, gutes Goldamalgam. Diese Färbung, welche sich hält, ist entschieden viel weniger auffällig als reines Gold. Ich habe mehrere Patienten, die davon ganz entzückt sind. Ich will über seine Verarbeitung noch kurz bemerken, dass ich zur Auskleidung der Höhlenwandungen reines Gold Wolrabcylinder verwende und dann mit Platingold fortfahre, welches leicht vor dem Einführen geglüht wird. Die Gold- und Platinum folds werden in 3 Schattirungen hergestellt, ich halte Nr. 2 medium für das best zu Gebrauchende. Ich bezog es von Herrn Poulson in Dresden und empfehle Ihnen Versuche.

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Schliesslich möchte ich Ihnen noch von einem uralten Füllungsmaterial sprechen, das ich seit circa 2 Jahren für kleine

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Defecte an den Labialflächen der oberen Vorderzähne anwende. Das sind Elfenbeinstifte. Die Idee gab mir die Notiz, die Baume in seinem Lehrbuch der Zahnheilkunde über das Fourniren der Zähne macht. Erfinder ist, wie Dr. Baume schreibt, Linderer. Diese Stifte sind für kleine, flache Cavitäten ein ganz vorzügliches Hilfsmittel und lassen sich leicht und schnell folgendermassen herstellen. Ich habe mir von einem Drechsler Elfenbeinstifte von möglichst verschiedener Schattirung und Stärke nach Art der Hickoryholzstifte herrichten lassen. Die Zahnhöhle wird mittels eines Fissuren - Bohrers cylindrisch ausgebohrt und ein in Farbe und Stärke passender Stift ausgesucht. Dieser wird mit leichten Handhammerschlägen in die Höhle eingeklopft und etwas über dem Niveau der Zahnfläche mit einer scharfen Schneide- oder Zwickzange abgezwickt. Ich verwende den S. S. White'schen Wedge cutter dazu. Mit einem grossen sogenannten Fussstopfer versuche ich, den Stift noch etwas tiefer einzutreiben, und finire dann flach mit dem Zahnniveau. Anfangs brauche ich grosse walzenförmige Finirbohrer, zum Schluss feine Sandpapierscheiben. Es müssen neue Bohrer benutzt werden, sonst entsteht leicht ein schwarzer Rand. Derartige Elfenbeinstifte sehen, wenn exact eingepasst und polirt, vorzüglich aus und sind fast nicht vom Zahne zu unterscheiden. Auch schliessen sie augenscheinlich ganz dicht. Wie lange sie halten, kann ich Ihnen nicht sagen, da ich sie erst seit zwei Jahren gebrauche, doch glaube ich, nach meinen jetzigen Erfahrungen, ihnen sicher die gleiche Dauer wie Glas und Cement geben zu können. Sollten sie, wie wohl nicht ausgeschlossen, in einzelnen Fällen cariös werden, so sind sie leicht durch neue zu ersetzen. In tiefen Höhlen lege ich Cement unter, um die Pulpa vor Druck beim Einpressen zu schützen. Ich habe bereits eine grössere Anzahl dieser Stifte eingesetzt und bin mit dem Erfolg zufrieden. Nur in 4 Fällen beobachtete ich eine stark dunkelgelbe Verfärbung des Elfenbeins, die aber doch weniger auffällt, als Gold und das glanzlose Cement. Auch könnte man ja bei der

gleichen Fällen einen neuen Stift versuchen.

Dies, meine Herren, war, was ich Ihnen über unsere neueren Füllungsmaterialien mittheilen wollte. Zwar habe ich Ihnen, meine ich, wenig Neues berichten können, doch dies, meine Herren, ich muss gestehen, ist auch nicht meine eigentliche Absicht.

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