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innen und aussen war eine Fluctuation ganz in der Tiefe fühlbar. Ich schritt zur Incision und senkte mein Messer ungefähr 1,5 cm tief ein. Im Moment des Einstiches strömte mit laut pfeifendem Tone Luft aus und erst danach eine Menge penetrant stinkenden Eiters. Es handelte sich um den seltenen Fall von gasbildenden Bacillen, die leicht schlimme pyämische Er scheinungen hervorrufen.

Dieser Fall ist insofern interessant, als er wohl eine forensische Bedeutung hätte erlangen können. Am Vormittag desselben Tages, an dem ich die Incision machte, hatte ein College, den der Patient aufsuchte, dieselbe unterlassen. Wie, wenn durch diese Unterlassung Pyämie eingetreten wäre? Wäre der Zahnarzt dann nicht verantwortlich zu machen gewesen für den Ausgang?

Herr Dr. Klare: Ich glaube, dem Zahnarzt wäre kein Vorwurf zu machen gewesen. Denn wenn die Fluctuation nur ganz in der Tiefe fühlbar war, dann ist es wahrscheinlich, dass sie bei der Untersuchung des vorigen Zahnarztes noch undeutlich und daher die Incision noch nicht indicirt gewesen war.

Herr Prof. Hesse: Ich glaube doch; denn wenn 3-4 Stunden später eine solche nöthig war, würde ich lieber eine vielleicht überflüssige Incision gemacht, als den Patienten so schlimmen Folgen ausgesetzt haben. Fenthol.

Auszüge und Besprechungen.

E. Mühlreiter: Anatomie des menschlichen Gebisses. Mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der Zahnersatzkunde. Zweite überarbeitete und vermehrte Auflage. Mit 74 Figuren in Holzschnitt. (Leipzig, Verlag von Arthur Felix. 1891.)

Ein vorzügliches Buch in neuer Auflage! Wir begrüssen das Werk auf das herzlichste. Die erste Auflage bereits hat bei den zahnärztlichen Schriftstellern ungetheilte Anerkennung gefunden; fast jedes der zahlreichen, in den letzten beiden Jahrzehnten erschienenen Lehrbücher hat aus dem berühmten Buche Mühlreiter's geschöpft. Doch war das vor nun bald einem Vierteljahrhundert geschriebene Buch in den letzten Jahren etwas veraltet, und wir freuen uns, dass der Verfasser sich der Mühe unterzogen hat, es so zu verbessern, dass es nun wieder vollkommen auf der Höhe der Zeit steht.

In der neuen Auflage hat Mühlreiter dieselbe Tendenz verfolgt, wie in der vorigen, nämlich die feinsten Details der Zahnformen und der Zahnbogen darzustellen und die Beziehungen der

oberen und unteren Zahnreihe zu einander zu erläutern. Er hat wiederum vorzugsweise auf die Bedürfnisse des Zahnersatzes Rücksicht genommen, und zwar hat er die früher gegebenen Regeln und Winke um zahlreiche vermehrt. Der Verfasser schreibt in der Einleitung mit Recht: „Die sorgsamere Pflege des Studiums der Anatomie des menschlichen Gebisses erscheint mir in dieser Beziehung um so dringender nothwendig, als die Gefahr immer grösser wird, dass die Zusammenstellung der von den Fabriken gelieferten Porzellanzähne zu einem künstlichen Ersatzstücke oder Gebisse zu einer rein schablonenhaften Thätigkeit herabsinkt.“

Der oberflächliche Beobachter hat gar keine Ahnung von dem Formenreichthum, den die Zähne des Menschen aufzuweisen haben, von den verschiedenen Spielarten der Gebissform, die sich durch feine Nuancen alle von einander unterscheiden. Ein Wegweiser, wie es das Mühlreiter'sche Werk ist, wird sich als geeignet bewähren, Manchem die schablonenhafte Thätigkeit zu einer interessanteren, von künstlerischem Geist durchdrungenen

zu machen.

Bei der speciellen Beschreibung der einzelnen Zähne hat M. die neueren Arbeiten über die Zahnanatomie, besonders die von Baume (Odontol. Forschungen) und die von Zuckerkandl (anatomischer Theil in Scheff's Handbuche) mit verwerthet, sowie er auch den Abschnitt durch eigene Beobachtungen noch wesentlich zu vermehren im Stande war.

Ein neuer Abschnitt ist beigegeben: „Die Abnutzung der Zähne." Abnutzung der Kauflächen und Schneiden, verschieden und wohl markirt, je nach der Art, wie die Zähne mit ihren Gegnern des andern Kiefers zusammentreffen, sowie die interstitiellen Reibungsflächen finden hinreichende Würdigung..

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Von besonderem Interesse ist ein Abschnitt: Ergänzende Bemerkungen über die typischen Charaktere der Zähne und die individuellen Variationen."

,,Den Bedingungen nachzuforschen, auf welchen die Schönheit des einzelnen Zahnes oder einer ganzen Reihe beruht, und dieselben bei der Anfertigung der künstlichen Zähne in jener massvollen Weise zur Anwendung zu bringen, durch welche die Natürlichkeit nicht geschmälert wird, gewissermassen den realistischen Standpunkt mit dem künstlerischen zu vereinigen, bildet eine Hauptaufgabe der Zahnersatzkunst." Mit Rücksicht auf diese Aufgabe trägt M. bei Besprechung der individuellen Eigenthümlichkeiten der Zähne besonders dem ästhetischen Standpunkte Rechnung. Es kommt dabei in Betracht die Grösse und Form der Zähne, kleine Zwischenräume, kleine Stellungsverschiedenheiten, die Configuration des Zahnbogens, Gebisshöhe, geringe Abweichungen von der Symmetrie, Farbe der Zähne u. s. w.

Die letzten Abschnitte handeln von den Milchzähnen und von den Alveolen, der Wurzelhaut und dem Zahnfleische.

Wir empfehlen das interessante Werk zu gründlichem Studium, seine Bedeutung wird kaum überschätzt werden können. Der Titel „Anatomie" könnte zu der Annahme verleiten, man habe es nur mit einer Anhäufung theoretischen Wissens zu thun, die für die Praxis ohne Werth sei und deren Studium immer ein trockenes sein müsse. Das ist aber ganz und gar nicht der Fall; das Buch hat im Gegentheil überaus grossen praktischen Werth, es steht in innigster Beziehung zu unserer alltäglichen praktischen Arbeit, und das Studium desselben ist interessant.

Die Verlagshandlung hat das Ihre gethan, das gediegene Werk auch entsprechend vornehm auszustatten. Papier und Druck sind vorzüglich, die Abbildungen durchweg künstlerisch vollendete Holzschnitte. Parreidt.

Nasse (Berlin): Centrales parodontäres Kystom des Unterkiefers. (Verhandlungen des XIX. Chirurgencongresses nach Centralbl. f. Chirurgie 1890, Nr. 25, Beilage.)

Einer 41 jährigen Frau war durch Exarticulation die linke Unterkieferhälfte entfernt worden, in der sich seit zehn Jahren ein etwa faustgrosser Tumor entwickelt hatte. Derselbe war im Allgemeinen sehr weich, von zahlreichen Cysten durchsetzt, wurde gebildet von Knochenbalken und Bindegewebszügen und lag in einer Knochenschale.

Die mikroskopische Structur sprach für eine epitheliale Geschwulst. ,,Auffallend war die Aehnlichkeit der Epithelhaufen in Gestalt und Anordnung der Zellen mit dem Schmelzorgan der sich entwickelnden Zähne. Besonders deutlich trat diese Aehnlichkeit in den weichen Theilen der Geschwulst hervor."

Nach Malassez kommen normaliter im Unterkiefer des Erwachsenen stets parodontäre Epithelreste vor, aus denen sich die centralen Epithelialgeschwülste entwickeln können. Zu dieser Kategorie zählt Nasse auch den vorliegenden Fall. Brubacher.

Krause (Halle): Demonstration eines Tumors des weichen Gaumens. (Verhandlungen des XIX. Chirurgencongresses nach Centralbl. f. Chirurgie 1890, Nr. 25, Beilage.)

Einer 50 jährigen Frau war ein ungewöhnlich grosses Fibromyom des weichen Gaumens entfernt worden. Dasselbe mass in seiner grössten Länge 9 cm, in der Höhe 7 und in der Dicke 5 cm. Die ersten Anfänge wurden als kleines Knötchen vor 15 Jahren bemerkt, das in den letzten 3 Jahren so rasch an Umfang zunahm, dass Sprechen, Schlucken und Athmen bedeutend erschwert waren. Die etwa cylindrische Geschwulst sass fest im Nasenracheuraum

eingekeilt. Zu ihrer Entfernung musste, wegen der Grösse des Tumor, der Unterkieferknochen durchsägt und der ganze Mundboden rechts neben der Zunge bis zum grossen Zungenbeinhorne gespalten werden. Nachdem der weiche Gaumen gespalten und der Tumor leicht herausgeschält war, wurde der Mundboden vernäht und der Kieferknochen mit Silberdraht vereinigt, welch' letzterer nach 2 Monaten entfernt wurde. Heildauer 4 Wochen. Brubacher.

Prof. Gluck (Berlin): Autoplastik, Arthroplastik etc. etc. (Berlin. klin. Wochenschrift 1890, S. 421 ff.)

Die Invaginationsmethode der Osteo- und Arthroplastik. (Ibidem S. 732 ff. und S. 752 ff.)

Wenn auch Titel und Inhalt beider Artikel nicht in innigem Zusammenhange mit der Zahnheilkunde stehen, so erfahren wir doch interessante Thatsachen, die ebenso auf unserem Gebiete praktische Anwendung finden können und sie in der That auch bereits gefunden haben, wie die Mittheilungen des Dr. Znamensky in dem Märzhefte der Monatsschrift für Zahnheilkunde 1891 beweisen.

Seit dem Jahre 1881 schon beschäftigt sich Gluck experimentell mit der Anheilung vom Organismus losgetrennter Theile, besonders aber mit der Einheilung aseptischer, nicht reizender Fremdkörper in den thierischen Organismus, um damit zu Verlust gegangene Theile zu ersetzen. Die Einheilung geschieht nicht durch Organisation des eingeführten Fremdkörpers, sondern durch. mechanisches Festhalten von Seiten des Körpergewebes. Die genauere Theorie des Verfassers und die Experimente wiederzugeben, würde zu weit führen, und verweise ich diesbezüglich auf das Original.

Die bis jetzt am Menschen mit der Methode gemachten Erfahrungen sprechen für die Brauchbarkeit derselben und geben der Hoffnung Raum, dass sie auf dem gesammten Gebiete der Medicin die weitgehendste Nutzanwendung erfahren wird: Bei Leistenbruchoperation wird die weite Bruchpforte mittels eines eingelegten Elfenbeinplättchens verschlossen. Bei complicirten Brüchen der Röhrenknochen mit stark verschobenen Bruchenden werden die Bruchstücke mit durch Schrauben in den Knochen zu befestigenden Stahlschienen zusammengehalten, welch' letztere unter antiseptischen Cautelen angelegt, reizlos einheilen und an Ort und Stelle liegen bleiben. Ein Unterkieferast, aus dem infolge von Neubildung ein guter Theil entfernt worden war, wurde mittels Stahlschienen wieder zu einem Ganzen zusammengefügt. Ein durch Gewalteinwirkung oder krankhaften Process in seiner Continuität getrennter oder auch theilweise verkürzter Röhrenknochen wird mit einem in die Markhöhle beider Stücke eingerammten Elfenbeinstabe wieder vereinigt. In mehreren Fällen, wo die durch fungöse

Processe bedingte Kniegelenksresection früher stets Ankylose im Gefolge hatte, wurde wieder eine brauchbare Extremität geschaffen, indem zwei mit Gelenkkopf bezw. Gelenkpfanne versehene Elfenbeinstäbe in die Markhöhle des Femur bezw. der Tibia eingekeilt und mit einem Querzapfen verbunden wurden, so dass ohne Verkürzung des Beines eine vollkommene active und passive, schmerzlose Beugung und Streckung des Gliedes möglich war. Der Fremdkörper heilte jedesmal schön und reactionslos in die Weichtheile ein, so dass äusserlich nichts sichtbar war, als die Narbe und eine Verdünnung der betreffenden Partien. Wegen der Kürze der Zeit und der geringen Anzahl der Fälle erlaubt sich Verf. noch keinen definitiven Schluss über dies höchst wichtige Thema, glaubt aber die schönsten Hoffnungen darauf bauen zu dürfen.

Brubacher.

Kleine Mittheilungen.

Etwas aus der Zahnheilkunde des vorigen Jahrhunderts. Von hohlen Zähnen. Dieweil in die hohle Zähne leicht Theile von den Speisen fallen, die drinnen faul und scharff werden, und dadurch nicht nur immer weiter ausgefressen, sondern auch Zahn-Schmertzen und Hesslichkeit der Zähne verursacht werden, pfleget man diesem Uebel durch die Chirurgie zu steuern, um weiterem Verderben dadurch vorzukommen. Wenn also ein Zahn hat angefangen zu faulen, soll man zuvörderst die Hohligkeit von dem darinn steckenden Unrath mit einem Nadelkopf, Federkiel, Zahnstührer, oder anderem dienlichen Instrument ausreinigen, und hernach die Hohligkeit mit weissem Wachs ausfüllen, so kann sich kein Unrath weiter darinnen sammeln, und der Zahn wird vor weiterer Faulung verwahrt, man muss aber acht geben, dass, so offt solches Wachs herausfällt, man wieder frisches hineinklebe. Wann die Faulung in den Backenzähnen, ist noch besser, wenn man die Hohligkeit mit klein geschnittenen Gold- oder Bley-Blätgens wohl ausfüllet: mit welchem manche Chirurgi sehr wohl wissen umzugehen. Oder wenn man ein Stückchen Blei nach der Figur des Lochs schneidet, und solches stark hinein zwinget, so bleibt es oft besser und länger, als die Blätgens, und wird dadurch auch der Zahn-Schmertzen verhütet. Wo die Hohligkeit in den Backen-Zähnen sehr tief, dass man solche nicht wohl kann ausreinigen, und davon Schmertzen entstehen, ist offt sehr dienlich um die Fäuligkeit zu benehmen, einen Tropfen Negelin-Oel oder Vitriol-Spiritus hinein zu lassen, wodurch das Faule verzehret, und der Schmertzen offt in einem Augenblick vertrieben wird. Wenn aber diese nicht helffen, só hilfft offt, wenn man ein subtiles hierzu dienliches Brenn-Eisen glüend in die Hohligkeit des Zahnes applicirt, als wordurch die Fauligkeit weggebrannt wird, und die Schmertzen in selbigem Moment nachlassen. Es verursachet dieses Brennen im Zahne keinen sonderlichen Schmertzen, wenn man nur acht gibt, dass man keine andere Theile brennt. Nach dem Brennen aber soll man den Zahn auf vorher bemeldte Weise ausfüllen, so verhütet selbiges die Zahn-Schmertzen. Könnten aber die hohle Zähne nicht ausgefüllet, und die Schmertzen sonsten nicht gestillet werden, so kann man einen solchen faulen Zahn, wie bald soll beschrieben werden, ausziehen.

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