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wird auch der enthusiasmirteste Gypsanhänger nicht leugnen können. Es frägt sich nur, können wir von vornherein beurtheilen, ob diese plastischen Mittel in dem speciellen Falle ausreichend sind? Ich behaupte nein! Oder wenigstens nur derjenige kann es, welcher in der Regel Gyps benutzt. Dies beweist schon der Umstand, dass die meisten Collegen Gyps hauptsächlich bei zahnlosen Kiefern, in der Regel am liebsten dann anwenden, wenn ein Brechen des Abdruckes nicht zu fürchten ist. Soviel ich mich erinnere, behauptete ich schon einmal in einer Discussion auf der Versammlung in Hamburg 1889, dass ein nicht brechender Gypsabdruck ebensogut durch ein plastisches Mittel hätte ersetzt werden können, ich möchte aber heute selbst dieses Zugeständniss etwas einschränken. Es kommt nämlich auch bei partiellen Abdrücken öfters vor, dass der Gypsabdruck sich im Ganzen entfernen lässt, und doch halte ich dies nicht mehr für einen Beweis, dass in solchen Fällen Wachs oder Stents hätte benutzt werden können.

Wir müssen eigentlich streng unterscheiden zwischen einem nicht brechenden und einem im Ganzen herausgekommenen Abdruck. Es kommen nämlich viele partielle Abdrücke in einem Stück heraus und sind doch gebrochen, d. h. Theile desselben sind abgebrochen und hängen zwischen den Zähnen. Das ist eben die vorzügliche Eigenschaft des Gypses, dass er bricht. Wir müssen uns mit dem Gedanken befreunden: Gyps soll und muss brechen. Je stärker, je mehr ein Abdruck bricht, desto grösser ist der Unterschnitt und um so nothwendiger die Anwendung von Gyps.

Wenn wir aus dem Gesagten folgern müssen, dass Gyps immer bei partiellen Fällen angewendet werden muss, so fragt es sich: sind die Nachtheile, die mit plastischen Mitteln verbunden sind, wirklich so gross, dass sich die grössere Mühe, der Verlust an Zeit und ich will es nicht verschweigen die grössere Geduld

von Seiten des Patienten rechtfertigen lassen? Mit anderen Worten: ist das sogenannte Verziehen des Abdruckes immer eine Beeinträchtigung des Erfolges unserer Arbeit? Nicht immer! Es giebt sogar Fachleute, die behaupten, das Verziehen sei eine nützliche, ja nothwendige Eigenschaft, da sich ja doch eine Platte, die ganz genau anliegen würde, nicht einsetzen lasse. Auch diese Frage lässt sich nur von Fall zu Fall beantworten. Im Allgemeinen können wir auch hier wiederum nur den Gyps selbst entscheiden lassen.

Ein Versuch mit Gyps wird meistens zeigen, wie schwierig die Entfernung desselben ist, und damit einen Maassstab für die Grösse der Veränderungen bieten, die die Entfernung eines plastischen Abdruckes ermöglicht. Besonders berücksichtigen müssen wir, dass wir gar nicht beurtheilen können, ob sich das Verziehen auf die Zähne beschränkt. Das Gegentheil, das Hinübergreifen des Verziehens auf die anliegenden Gaumentheile, lässt sich sehr oft bei den plastischen Abdrücken sofort erkennen. Andererseits, selbst wenn nur die Form der Zähne in Mitleidenschaft gezogen würde, so wäre dies für einen accuraten Arbeiter Grund genug, Gyps anzuwenden. Vor allem aber werden diejenigen, welche gewohnt sind, nach der Bonwill'schen Artikulations - Methode ihre technischen Arbeiten anzufertigen, beurtheilen können, wie nachtheilig eine solche Formveränderung der Zähne, die sich dazu an deren Spitzen am meisten ausprägt, für eine genaue Artikulation ist.

Meine Herren! Es mag Ihnen vorkommen, als wenn ich hier auf unwichtige Dinge zuviel Gewicht legte oder als ob ich altbekannten „Kohl" aufwärmte, und doch, glaube ich, ist es nöthig für uns, auch einmal diesen kleinen Dingen ein wenig unsere Aufmerksamkeit und unser Nachdenken zu schenken. Wie könnten sonst z. B. von sogar hervorragenden Collegen Urtheile abgegeben werden, wie sie Herr Schaper über die Nernst 'sche Abdruckmasse veröffentlicht! Es werden in diesen Zeugnissen geradezu Unmöglichkeiten als erkannte, selbst gemachte Erfahrungen hingestellt. Man behauptet da im Anfang eigentlich Gegner jeglicher plastischer Abdruckmassen“ zu sein und erkennt hinterher als Vorzug an, dass sie sich nicht verziehen!

Es ist also doch hierdurch der Beweis erbracht, dass man sich gar keine genaue Vorstellung von dem Act des Abdrucknehmens gemacht hat. Der plastische Abdruck, er mag heissen wie er will, muss sich doch verziehen, wenigstens wenn man ihn wieder aus dem Munde entfernt. Oder weichen vielleicht bei dem einen oder anderen die Zähne aus? Daran kann weder die Masse noch die Geschicklichkeit des Operateurs etwas ändern; dies kann ich hier am besten an einem Modell zeigen, das aus einem eigenhändigen Abdruck des Herrn Nernst gewonnen ist. Einem Irrthum möchte ich noch entgegentreten; es glauben viele, man sei im Stande, das Verziehen zu vermeiden durch ein schnell

härtendes oder durch Kunstmittel erhärtetes plastisches Abdruckmittel. Auch dies ist nicht der Fall, ich kann mir sogar nichts Unangenehmeres denken, als einen sehr hart gewordenen plastischen Abdruck. Die Entfernung eines solchen muss doch ausserordentlich schwierig und schmerzhaft sein und ist doch nur möglich durch ein Nachgeben oder Brechen der Masse.

Der Grad des Verziehens ist, wie schon gesagt, nur zu beurtheilen durch einen Probegypsabdruck. Können wir aber den Grad nicht anders bestimmen und sind wir bei Anwendung plastischer Mittel immer auf das Ungewisse und Zufällige beschränkt, so muss ich nun noch hervorheben, dass es sogar Fälle giebt, wo man überhaupt keinen Abdruck erhalten kann, ausser mit Gyps. Ich will hier absehen von Fällen wie Kieferbrüchen oder theilweiser Ankylose, sondern nur einen Fall erwähnen, der sich jüngst im zahnärztlichen Institut der Universität Leipzig ereignete. Es war von einem Unterkiefer Abdruck zu nehmen, in dem noch einige Prämolaren und zwei Schneidezähne vorhanden waren. Der Kieferbogen war an den Molaren sehr stark resorbirt, die Prämolaren selbst vielleicht noch etwas hervorgetreten durch das Fehlen der Antagonisten. Unglücklicherweise waren die oberen Molaren noch vorhanden (auch verlängert), und es zeigte sich nun, dass es dem Patienten ganz unmöglich war, den Mund so weit zu öffnen, dass ein plastischer Abdruck über die Prämolaren gehoben und entfernt werden konnte: Die Spitzen der Prämolaren gruben tiefe Furchen in den hinter ihnen liegenden Theil. Mit Gyps war die Sache sehr einfach. Der Abdrucklöffel wurde geölt und zuerst entfernt, der Abdruck zerbrochen und in Theilen entfernt und wieder im Löffel zusammengesetzt.

Zeigen solche Fälle die Unzulänglichkeit der plastischen Abdruckmassen, so sollte schon die Erwägung, dass nur durch viele Uebung die Schwierigkeiten der Anwendung von Gyps überwunden werden, dahinführen, Gyps möglichst immer anzuwenden.

Verhandlungen der 12. Versammlung des Zahnärztlichen Vereins für das Königreich Sachsen

am 18. October 1891 zu Meissen.

Anwesend sind die Herren Mitglieder: Parreidt, Schwarze, Freisleben, Fenthol aus Leipzig; Rottenstein, Blochmann, Hochberg aus Dresden; Siegfried aus Meissen; Jentsch aus Bautzen; Schreiter aus Chemnitz. Als Gäste die Herren: Bezirksarzt Dr. med. Erler aus Meissen; Zahnarzt Dr. phil. Koch aus Chemnitz; Dr. Dent. Surg. Hornung aus Dresden; Hille, cand. med. dent. aus Leipzig.

Der zweite Vorsitzende, Herr Parreidt, eröffnet die Versammlung, da Herr Professor Hesse am Erscheinen verhindert ist. Er gedenkt in kurzen Worten der grossen Verdienste, die sich der in Wien verstorbene Professor Dr. Carl Wedl um die Zahnheilkunde erworben hat, und fordert die Versammlung auf, das Andenken des Todten durch Erheben von den Sitzen zu ehren. Dies geschieht.

Es wird zunächst die Frage zur Berathung gestellt: „Welche Erfahrungen sind mit Glas- und Porzellanfüllungen gemacht worden?

Herr Schreiter: Ich meine, dass wir Glas- und Porzellaneinlagen als eine noch sehr der Verbesserung bedürftige Füllungsmethode anzusehen haben. Die Einlagen bilden leicht dünne, zerbrechliche Ränder, deren Wegspringen einen undichten Verschluss der Cavität ergiebt. Viele der Glas- und Porzellaneinlagen werden nach einiger Zeit missfarbig und bekommen Risse. Als bestes Material ist mir das von Meyer in Remscheid fabricirte erschienen. Ich glaube nicht, dass die Glasfüllungen, wie wir sie jetzt machen, die altbewährten Goldfüllungen ersetzen können. Haben Glasfüllungen den Vorzug der zahnähnlichen, daher wenig auffälligen Farbe, so haben Goldfüllungen den weitaus bedeutenderen, den Zahn dauernd zu erhalten.

Herr Parreidt: Ich möchte die Herren Collegen auf ein Urtheil des Herrn Herbst, des Erfinders dieser Glaseinlagen,

aufmerksam machen, das er auf der letzten Naturforscherversammlung in Halle aussprach. Er sagte: Die Glasfüllungen befänden sich noch in den Kinderschuhen.

Von Herrn Jentsch angeregt, werden die Erfahrungen mit mit Marfilcement besprochen.

Herr Jentsch: Ich habe an dem Material zu tadeln, dass die verschiedenen Portionen recht verschieden in Güte ausfallen. Besonders ist mir aufgefallen, dass Marfil in letzter Zeit auffallend langsam härtete.

Herr Fenthol: Ich gebrauche Marfilcement seit zwei Jahren und bin damit zufrieden. Den Anforderungen, die ich an Cement als ein temporäres Füllungsmaterial stelle, genügt es. Besonders die dunkelgelbe Farbe dieses Cements scheint recht haltbar zu sein. Ich habe diese dunkelgelbe Farbe in einigen Cavitäten am Zahnfleischrande verwendet und bin erstaunt, wie gut es sich dort gehalten hat. Ein zu langsames Erhärten habe ich nicht beobachtet; tritt dies ein, so glaube ich, ist die Flüssigkeit, die stets luftdicht verschlossen gehalten werden muss, verdorben und sollte erneuert werden. Dagegen habe ich eine andere, recht unangenehme Eigenschaft an Marfilcement - Füllungen beobachtet: Sie schrumpfen häufig nach Art der Amalganfüllungen, so dass sie von den Höhlenwandungen abstehen; gewiss eine recht lästige Zugabe.

Herr Schreiter: Wir werden von den Dental - Depots und Fabrikanten mit den verschiedensten derartigen Artikeln überschüttet, deren Qualität ziemlich gleich ist. Ich habe Marfilcement keinen besonderen Vortheil abgewinnen können. Es ist, wie alle übrigen Zinkphosphat- und Zinkchlorid-Cemente, nur ein temporäres Füllungsmaterial.

Herr Parreidt: Ich möchte Herrn Fenthol darauf aufmerksam machen, dass bei allen gebräuchlichen Cementen die gelbgefärbten die weitaus haltbareren sind. Wahrscheinlich üben die dem Cementpulver beigemengten Farbstoffe zum Theil günstigen, zum Theil ungünstigen Einfluss auf die Haltbarkeit des Cementes aus, die gelbe Farbe, wie es scheint, günstigen. Was seine Beobachtung über das Schrumpfen der Marfilfüllungen anbelangt, so wäre genau zu beobachten und zu unterscheiden, ob es sich hier um ein wirkliches nachträgliches Schrumpfen der fertigen

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