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Englands, Philipp II. von Spanien, gestorben; dieses Ereigniß konnte Shakespeare mit gutem Grunde als den Beginn einer Friedens-Aera bezeichnen, und mit Bezug darauf dem Freunde versichern, daß sein Andenken noch dauern würde,

When tyrant's crests and tombs of brass are spent.

Oder sollen wir in diesen Worten vielleicht eine Anspielung auf den mächtigsten Gegner des Grafen entdecken, Lord Burleigh, der ebenfalls im Jahre 1598 gestorben war? Jedenfalls waren zwei Thatsachen von der Art, wie sie uns aus dem 107. Sonette entgegentreten, am Ende des Jahres 1598 vorhanden; die Stellung des Grafen war nach gefährlichen Schwankungen so gesichert, wie nie zuvor, und das englische Volk durfte einer ruhigen Zukunft entgegensehen.

Daß die im Jahre 1600/1601 geschriebenen Sonette (25. 124. 125; 116. 123) vortrefflich auf die damalige Lage des Grafen passen und gerade unter diesem Gesichtspunkte zum Denkmale einer durch keine weltlichen Rücksichten zu erschütternden wahrhaft erhabenen Freundschaft werden, will ich nur erwähnen.

Zum Schluß sei mir die Bemerkung verstattet, daß ich für die Möglichkeit, mein Material in der erforderlichen Vollständigkeit zusammenzubringen, zwei Werken zu besonderem Danke mich verpflichtet fühle. Zuerst und vor allem ist das Shakespeare-Lexikon von Al. Schmidt zu nennen, das mit untrüglicher Genauigkeit über die ungeheure von unserm Dichter beherrschte Masse der sprachlichen Erscheinungen Buch führt und den Suchenden in keinem Falle im Stiche läßt. Das zweite ist die beste aller vorhandenen Sonett-Ausgaben, die von Dowden, ein kleiner Furness, der in seinem verhältnißmäßig geringen Umfange eine Darstellung der gesammten Sonett-Litteratur und einen ausführlichen kritischen Kommentar bietet; seinen zahlreichen Citaten aus den Dramen habe ich manche interessante Beziehung entnommen, die mir selbst entgangen war.

Barmen, im Dezember 1883.

Emendationen.

Von

F. A. Leo.

Tempest I, 2, 100:

Who having into truth, by telling of it,

Mad fuch a lynner of his memorie

To credite his owne lie.

Warburton schlug die Lesart unto für into vor, aber ohne die richtigen Konsequenzen zu ziehen; erst Boswell, welcher die Mason'sche Korrektur oft statt of it zurück wies, gab die richtige Konstruktion des Satzes:

Who having made his memory such a sinner to (unto) truth, as to credit his own lie, by telling of it.

Wir lesen in 2 Henry VI, 1:

It is a great sin, to swear unto a sin

und im Neuen Testament, 1. Ep. Johannis V, 16:

he shall give him life for them that sin not unto death.

Tempest III, 1, 14. 15:

But these sweet thoughts do even refresh my labour,

Most busy lest when I do it.

My sweet and busy thoughts refresh my labour (they refresh it by their busy doing, in a busy way - busily!).

But these sweet thoughts do even refresh my labour

Most busily when I do it.

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Busily findet sich in 1 Henry IV. und Titus Andronicus.

Measure for Measure I, 1, 5 sq.:

Since I am put to know that your owne fcience
Exceedes (in that) the lifts of all aduice

My ftrength can give you: Then no more remaines
But that, to your fufficiency, as your worth is able,
And let them worke ..

....

Alle Herausgeber stimmen darin überein, daß hier vom Abschreiber oder Setzer eine unfreiwillige Verstümmelung stattgefunden hat, und haben sich deshalb bemüht, dem kranken Gliede eine Heilung zu schaffen. Ich möchte mich ihnen anschließen und versuchen, brauchbaren Sinn ohne zu gewaltthätige Aenderung hineinzubringen:

Since I am put to know that your own science
Exceeds the list of all, advice can give you;
And thus no more remains, but add my strength
To your sufficiency your worth is able!
And let them work.

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Measure for Measure I, 3, 42. 43:

And yet, my nature neuer in the fight

To do in flander

Die bisherigen Vorschläge von Pope bis auf Dyce, Halliwell und Staunton haben geändert aber nicht gebessert; klarer und verständlicher ist des Dichters Gedanke nicht aus den Emendationen hervorgegangen. Ich verstehe den Inhalt, wenn ich ihn wie folgt lesen darf:

Who may, in the ambush of my name, strike home,

And put my nature never in the sight

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(1 Henry IV, IV, 3, 8. Do me no slander Douglas...) Name und Nature (individuality, personality) stehen sich hier gegenüber.

Measure for Measure III, 2, 275 sq.:

Die gereimten Zeilen, mit welchen der 3. Akt schließt, scheinen mir die Stelle einer Art von Epilog einnehmen zu sollen. Doch glaube ich nicht, daß sie von Shakespeare herrühren; ich möchte sie eher für das Produkt einer Koncession an den Zeitgebrauch halten, und nehme an, daß sie von einem Schauspieler oder dem Regisseur geschrieben sind. Shakespeare kann unmöglich eine Zeile geschrieben haben, wie:

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und für den Gebrauch von Wörtern wie exacting und contracting als Hauptwörter, giebt es auch keine Belegstellen im Shakespeare. Die oben angeführte Zeile halte ich für eine Verstümmelung von

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und wenn dies gleich ein armer Inhalt für Shakespeare wäre, mag er grade deshalb entsprechend dem Können des wirklichen Autors sein. Für

How may likeness made in crimes

würde ich mit Malone

wade

lesen, und likeness auf angel beziehen:

How may a man, who has the outward likeness of an angel, wade in crimes

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Comedy of Errors II, 1, 109–113.

Ich halte die vielen hier versuchten Aenderungen nicht für nöthig, und würde, während es nur der Beseitigung eines Buchstabens bedarf, die Haupt-Erklärungs-Arbeit der Interpunktion überlassen. In der Folio lauten die Zeilen wie folgt:

I fee the Jewell beft enamaled

Will loofe his beautie: yet the gold bides still,
That others touch, and often touching will,
Where gold and no man that hath a name,
By falfhood and corruption doth it fhame.

In der 4. Zeile ist das fehlerhafte Where bereits von Warburton in das richtige Wear verwandelt; es bedarf nun, wie ich glaube, nur noch einer Aenderung in der dritten Zeile, wo wir an statt and lesen sollten, um nach richtig gestellter Interpunktion alles verständlich zu machen:

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Das best emaillirte Schmuckstück (wo die unechte Unterlage durch aufgetragene Farbenpracht verdeckt wird) verliert seine Schönheit, während echtes Gold, das Andere berühren, Gold bleibt, selbst wenn es durch häufiges Berühren abgegriffen wird; so wie hier das Gold, bewährt sich auch der Mann: wer einen werthvollen

Namen (Charakter) besitzt, wird ihn nicht durch Falschheit und Verderbtheit beflecken; wer dies thut, hat eben keine echte Ehre, sondern seine Ehre ist Schein, ist gefälscht. Ich hielt meinen Gatten für echtes Gold nun sehe ich, daß ich mich getäuscht habe! Das an in der dritten Zeile vertritt if, even if, und kommt mit dieser Bedeutung wiederholt im Shakespeare vor.

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All's Well That Ends Well V, 3, 216. 217.

Her infuite comming with her moderne grace,

Subdu'd me to her rate

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Modern grace hat mir nie sehr behagt, und so wäre ich gern bereit, es gegen die vorgeschlagene Lesart modest grace zu vertauschen, da, was Shakespeare gewöhnlich unter modern versteht, durchaus nicht das bedeutet, was Bertram sagen will. Er meint nicht die Grazie der Koketten, sondern grade die Grazie der Unschuld, die, wenn sie von Koketten glücklich kopirt wird, viel mächtiger verführt als jene.

Wenn wir aber gezwungen sind, modern zu behalten, so würden wir vielleicht an Stelle des unverständlichen insuit ein Wort finden, das einen passenden Gegensatz zu modern böte, und so Shakespeare's Anwendung desselben erklärte:

Ancient

Her ancient cunning with her modern grace.

im Sinne von 'inveterate', 'versed', 'business-routine-like'. Den deutschen Text würde ich wie folgt fassen:

So zwang zuletzt

Sie doch mit alter List und neuen Reizen

Mir die Bedingung ab.

Love's Labour's Lost IV, 3, 180.

With men like men of inconstancy.

Die obige Form ist als unverständlich anerkannt; die geringfügigste Aenderung genügt, um alle Unklarheit zu beseitigen. Biron weiß sehr wohl, daß er ebenso eidbrüchig ist, wie die Anderen; sein Zorn ist Komödie, und er sagt:

I betray'd by you:

I, that am honest; I that hold it sin
To break the vow I am engaged in:
I am betray'd, by keeping company
(aside) like me

With men

(aloud) of inconstancy.

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