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Nekrologe.

I. Hermann Ulrici

starb am 11. Januar 1884!

Den großen Philosophen und Shakespeare-Forscher, den Mitbegründer und langjährigen Vorsitzenden unserer Gesellschaft, den Herausgeber unserer deutschen Text-Ausgabe, den Verfasser endlich von „Shakespeare's dramatische Kunst" rühmen zu wollen, wäre vermessen; denn es hieße Klio's Amt vollziehen, welche die irdische Auflösung des Dahingegangenen nicht abgewartet hat, um seinen Namen mit ihrem Griffel zu verewigen.

Wir wollen des Freundes gedenken, der uns weise, tüchtig, mit starker Hand und doch liebenswürdigem Wohlwollen führte, als unser Werk in den ersten Stadien des Werdens und Wollens

zu kämpfen hatte. 'In hoc signo vinces' das war unser Aller Gedanke, als wir seinen Namen an der Spitze Derer lasen, welche zusammengetreten waren, um einen Kreis der Jünger des englischen Dichters zu bilden und wir haben gesiegt!

Seiner Sachkunde, seiner Kraft und Milde, wie dem Gewichte seines Namens verdankten wir es, daß unsere erste kühne Fahrt hinaus in die kämpfenden Wogen eine glückliche ward; und wenn er später dem rastlosen Weiterstreben freudig lächelnd zuschaute, so hatte er ein Recht dazu, sich zu sagen: „Das ist Geist von meinem Geiste!"

Hermann Ulrici ist am 23. März 1806 zu Pfördten in der Niederlausitz geboren. Seine Schulbildung erhielt er in Leipzig und Berlin. In letzterer Stadt und in Halle studirte er vom

Jahre 1824 an Jurisprudenz und wurde im Jahre 1827 Auskultator. Gegen Ende des Jahres 1829 jedoch gab der damalige Referendar die juristische Laufbahn auf und widmete sich dem Studium der Geschichte, der Poesie und Kunst. Am 16. Juli 1831 wurde er in Halle zum Doktor der Philosophie promovirt. Im Sommer 1833 habilitirte sich der Verstorbene bei der Universität in Berlin und folgte im nächsten Jahre 1834 dem Rufe nach Halle als außerordentlicher Professor. Seit dieser Zeit hat derselbe ununterbrochen bis an sein Lebensende, also fast 50 Jahre lang, derselben Universität als Lehrer angehört. Im Jahre 1861 wurde Ulrici zum ordentlichen Professor befördert und im Jahre 1867/68 bekleidete er das Amt eines Rector magnificus. Auf Grund seiner hervorragenden Verdienste ernannte ihn 1879 die Accademia delle Scienze e Lettere in Palermo, 1880 die Accademia Reale dei Lincei zu Rom zu ihrem auswärtigen Mitgliede. Unter allgemeiner Betheiligung der Universität und der Studenten feierte der Verstorbene am 16. Juli 1881 das 50jährige Doktorjubiläum, aus welchem Anlaß ihm von der theologischen Fakultät der Dr. theol. honoris causa verliehen wurde.

Ein Nekrolog, welcher mir vorliegt, schließt mit den warmen Worten:

„In allen Dingen war Ulrici immer durch einen tiefen, sittlichen Zug bestimmt. Er hatte keine Feinde, nur Gegner. Er war immer sittlich groß. Man entsinnt sich, mit welcher Freude man sein Rektorat- und sein Doktor-Jubiläum beging. Der letzte Winter erregte Besorgnisse, und der letzte Tag des Jahres brachte einen schlimmen Schlaganfall. Er hatte immer noch lichte Momente; am Sonnabend Abend um neun Uhr entschlief er, einer der besten Menschen."

Die schönste Grabschrift:

Er hatte keine Feinde!

Und wenn er schied, so hat er sein Bestes zurückgelassen: sein Werk und sein Andenken! Jenes für die Welt, Dies für uns, die wir ihn lieben!

II. Mrs. Horace Howard Furness

ist am 30. Oktober 1883 in Wallingford, dem Landsitze ihres Gemahls, gestorben.

Welch ein Verlust! Welch eine Erscheinung!

Eine Frau, der treue Arbeits-Kamerad ihres Gatten, geht Schritt für Schritt neben ihm und schafft nicht nur leichte, untergeordnete Gehilfen - Arbeit nein! sie wächst empor zum sachkundigen Gefährten, zum berufenen „Kollegen" ihres Mannes!

Davon zeugen die Bände der Furness-Edition, davon zeugt vor Allem ihre eigene 'Concordance to Shakespeare's Poems.

Es bedarf nicht vieler Worte des Ruhmes für sie! Sie nimmt nicht nur Theil an dem, der den Namen

schmückt

Horace Howard Furness

nein! sie hat ihn wachsen gemacht, diesen Ruhm, und hat ihr gutes eigenes Theil daran, und der beklagenswerthe Zurückgebliebene wird, wenn auch geringen, so doch einigen Trost in dem Bewußtsein finden, daß seiner Gattin Gedenken leben bleiben muß, so lange es einen Shakespeare-Kultus giebt!

Jahrbuch XIX.

77

21

III. J. Payne Collier

ist am 17. September 1883, 94 Jahr alt, gestorben.

Der Psalmist sagt vom irdischen Leben:

,,

.. und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen!" Auf Wenige besser, als auf den Dahingegangenen, läßt sich dieses Wort anwenden er hat ernst und hart gearbeitet, und ihm ist mehr Mühe als Anerkennung geworden; aber die Zukunft wird dankbarer sein, als die Gegenwart es war, und wird ihm den hohen Platz anweisen, den er sich ehrlich erworben hat.

Im I. Bande des Jahrbuches habe ich (pag. 205-210) ein so ausführliches Bild seiner wissenschaftlichen Persönlichkeit und Bedeutung gegeben, daß eine Hinweisung darauf jedes weitere Wort an dieser Stelle entbehrlich macht.

IV. Dr. L. Riechelmann,

Direktor des Realprogymnasiums zu Thann im Elsaß, der Herausgeber verschiedener Shakespeare-Stücke, hauptsächlich für den Lehrgebrauch, sowie auch des Werkes 'Lamb's Tales from Shakespeare', ist am 13. Juli 1883 gestorben.

Die Shakespeare-Gemeinde ist nicht reich genug an tüchtigen Kräften, um die Arbeitsleistung einer so bewährten Hand ohne Klage verlieren zu können. Der Verstorbene war Mitglied unserer Gesellschaft, und so trauern wir auch um den Kollegen.

V. Miss Jeane Rochfort Smith,

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eine tüchtige Shakespearianerin, welche für die „New Shakspere Society" an einem Four-Text Hamlet arbeitete, ist beklagenswerther Weise im Alter von 22 Jahren an den Folgen von Brandwunden gestorben, die sie selbst sich durch Wegwerfen eines brennenden Streichholzes, das ihre Kleider in Brand setzte, zugefügt hatte.

VI. Arthur Hager.

Der Verstorbene war einige Jahre Mitglied unserer Gesellschaft. Er hat gewiß geglaubt, eine Pflicht zu erfüllen, als er einen Familien - Shakespeare, in katholischem Sinne bearbeitet, herausgab.1) Hager (geboren 21. April 1835 zu Altenburg) war jedoch kein geborener Katholik, sondern wurde erst 1873 katholisch, nachdem er vorher Gymnasiallehrer in Hildesheim und in Schwerin (1862-71) und Pastor in Rambow in Mecklenburg (1871-73) gewesen war. Er starb am 6. August 1883 zu Breslau, wo er 1873 die Leitung der katholischen „Schlesischen Volkszeitung" übernommen hatte.

1) Shakespeare's Werke. Für Haus und Schule deutsch mit Einleitungen und Noten bearbeitet von A. Hager. Bd. 1-6. Freiburg im Breisgau 1877-78. 8°.

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