Der Weissensee empfängt wenige Bäche, hat aber an seinen Ufern sehr aufwallende Quellen. Er füllt das ganze Thal aus, ist 3 Stunden lang und an der breitesten Stelle bei Neusach bei 600 Klafter breit. Für die Kultur sind nur wenige Stellen im Westen übrig geblieben. Im Osten geht der Wald bis an's Ufer. Sumpfwiesen im Westen.

Im Gitschthale gibt es am Kreuzberge eine aufwallende Quelle und mehrere solche in der Thalsohle sonnseitig, dort sind auch viele Sumpfwiesen. Die Nordabhänge des Schimenberges sind reichlich vom Wasser durchfeuchtet, daher viele Erdlavinen. Im Uebrigen ist am Kalk nur wenig Wasser und die sonnseitigen Abhänge desshalb ausser aller Kultur.

Meteorologische Verhältnisse.

Gang der Temperatur und der Niederschläge zu Weisbriach und St. Lorenzen im Gitschthale und Tröpolach im Gailthale.

Um die vorstehende Uebersicht würdigen zu können, wird bemerkt, dass Tröpolach im nahen Gailthale 1930' über dem Meere und nur durch den Schimenberg vom Gitschthale getrennt liegt. Die direkte Distanz dürfte 1 Stunde betragen. Der Beobachtungsplatz liegt sehr schattseitig. Die Beobachtungsstation Weisbriach liegt frei im Thale und hat mit Tröpolach verglichene Kapeller'sche Thermometer. St. Lorenzen liegt im Gitschthale sehr sonnseitig auf einem Felsenvorsprunge, eine Stunde von Weisbriach entfernt, und hat einen unverglichenen Thermometer. Die Höhe von Weisbriach ist 2520', jene von St. Lorenzen beiläufig 2400'.

Warum im Gailthale mehr Regen fällt ist schon erklärt.

Warum aber das tiefere Gailthal beinahe durchaus geringere Temperaturen aufweist, als das höhere Gitschthal, findet seine Erklärung darin, weil letzteres gegen Nordwest, Nord und Nordost abgeschlossen ist, und nur gegen Südost und Südwest den warmen Winden offen steht, für den Winter überhaupt die höhere Lage auch höhere Temperaturen bedingt.

Der Mangel an Wärme trägt also nicht die Schuld, dass das Gitschthal weniger fruchtbar ist, und manche Culturgewächse gar nicht fortkommen, welche im Gailthale überall vorhanden sind.

Man sollte staunen, dass z. B. im Gitschthale der Mais, wenn er die Höhe eines Fusses erreicht, schon seine Fruktifikationsorgane ansetzt, dass der Mais, Korn, Weizen etc. unansehnlich bleiben, kleine niedere Stämme und Halme, und ebenso auch kleine Kolben und Aehren tragen während im benachbarten Drau- und Gailthale diese Früchte herrlich gedeihen und man sich aufrecht stehend in ihnen verbergen kann.

Für Obstkultur ist im Gitschthale ein recht unglücklicher Platz. — Es gibt hier Obstbäume aller Art aber der Ertrag ist Null. In den verflossenen 4 Jahren gab es nur anno 1856 etwas Aepfel und Birnen, und diese verkrüppelt und schlecht. Anno 1857 hatte man etwas Wallnüsse und Kirschen, ebenfalls von der geringsten Sorte. Haselnüsse scheinen jedoch regelmässig zu gedeihen; doch war das Jahr 1857 für diese ein Missjahr. Für Stachel- und Johannisbeeren scheint aber die Gegend vorzüglich geeignet denn diese sind nie ausgeblieben. Die Unterlage, der Sandstein, der Thonschiefer sind Ursache, dass die Vegetation zurück bleibt. Im Frühjahr, wenn der Schnee schwindet, sieht man an sehr vielen Wiesen und Feldern die rothe und bleierne Farbe dieser Gesteine, die mit dem Pfluge wieder zu Tage gefördert werden und sich schwer zersezten, aber auch den Boden länger, als gut ist, kühl halten.

Ganz anders gestalten sich diese Verhältnisse beim Weissensee. Die Diluvial- und Lehmunterlage bedingt ein besseres Fortkommen sowohl der Feld als Obstfrüchte und Jahr aus Jahr ein haben die dortigen Landwirthe wenigstens gute und reichliche Weinbirnen. Der Nordwind zieht erfrischend durch die Saatfelder, und von Brand und Mutterkorn ist dort selten etwas zu sehen, während diese eine beständige Plage Gitschthals bilden. Aber noch ein anderer Umstand verdient hier hervorgehoben zu werden, nämlich die Dauer der Insolation.

Das Gailthal liegt so, dass es im Sommer die Sonne vom fernen Dobratsch empfängt, und derselben im Untergange am ebenfalls fernen Lumberge beraubt wird. Das Gitschthal hingegen mit seiner südöstlichen Erstreckung hat eine so präkere Lage, dass die Sonne im Sommer nur eine Ecke seines Horizontes durchläuft, eine Linie, die um drei Vierttheile kürzer ist als jene, welche sie im Gailthale durchzieht.

Die Schatten ragen lang in's Thal herein Morgens und Abends und verzögern die direkte Wirkung des Tagesgestirnes; ein Umstand, welchen die Thermometer, die immer im Schatten hängen, natürlich nicht aufweisen können.

Im Winter hingegen ist der Sonnenlauf dem Gitschthale günstiger; sie scheint am 21. Dezember 7 Stunden, und selbst in den allerkältesten Tagen, wo das Thermometer 12 Grad Kälte zeigt, tropft das aufgelöste Schneewasser von sonnseitigen Dächern. Diese Winter-Insolation nützt aber der schneebedeckten Erde nichts, sie lockt nur einzelne Blümchen an sonnigen Abhängen hervor aber im Grossen hat sie keine Wirkung.

Und doch geht sie nicht ganz spurlos vorüber. Der Mensch erfreut sich ihrer, aber die Fruchtbäume, die mit ihren Stämmen und Trieben und Knospen ihr entgegen ragen, werden betrogen, wenn sie glauben, erwachen zu müssen. Denn die kalten Nächte tödten das schwach umhüllte Blüthenkind. Sollte diess auch ein Mitgrund sein für die Sterilität unserer Obstbäume?

Phänologische Verhältnisse.

Das Thermometer reicht, wie gesagt, nicht aus, die WärmeVerhältnisse der Erde zu constatiren und es haben desshalb berühmte Männer, unter andern Sendtner in München, Fritsch in Wien, und Hoffmann in Giessen vorgeschlagen, die Gewächse selbst als Thermometer fungiren zu lassen, indem sie theils durch ihr Fortkommen, theils aber durch den Verbrauch an Zeit von der Knospenentwicklung bis zur Fruchtreife die Wärmeverhältnisse ziemlich genau angeben.

Obwohl nun die Culturpflanzen zum Theil zu diesem Versuche nicht geeignet sind, weil die Zeit der Aussaat von der Willkühr des Menschen abhängt, so sind doch sie ihrer Wichtigkeit wegen immer zuerst berücksichtiget worden und man kann auch durch sie im Allgemeinen regelrechte Schlüsse machen.

Für Weisbriachs nächste Umgebung gilt in dieser Hinsicht Folgendes:
Es brauchten von der Aussaat zur Reife

Zur vollständigen Vergleichung fehlen nun mehrjährige Aufschreibungen sämmtlicher obiger Wachsthumssysteme an anderen Orten, und es bleibt uns nichts übrig, als Vergleiche mit einzelnen und früheren derartigen Anmerkungen.

Im Jahre 1854 bei einer Jahrestemperatur von nur 4.43° dauerte

in Tröpolach die Zeit von der Aussaat bis zur Ernte

für den Sommerroggen 113 Tage oder 3 Monate.

4

Die Differenzen sind nicht sehr bedeutend, jedoch zu Gunsten von

Weisbriach.

Vergleichen wir dagegen, was Hoffmann in seiner Pflanzenklimatologie anführt dass nämlich in Russland die Gerste ihre Vegetation oft in weniger als 2 Wochen vollendet, während sie in Frankreich