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Alle genannten Arten sind für Russland völlig neu und beweisen, in diesem Falle im Einklange mit dem petrographischen Character, dass wir im Domanik-Schiefer eine für unser Land neue Schichtengruppe vor uns haben, deren Stelle in den Systemen zu ermitteln bleibt. Dass sie sich nur unter dem Kohlengebirge finden kann, hatten wir früher aus der Form des Dorsallobus der Goniatiten geschlossen und das bestätigen die Tentaculiten und Cardiolen, die im Kohlengebirge nie vorgekommen sind. Zugleich aber besagen die Versteinerungen, dass ihre Stelle über dem unteren Silurischen, dem Goniatiten und Cardiolen ganz fremd sind, zu suchen sei. Man kann daher nur zwischen dem oberen Siluris'chen und dem Devonischen schwanken.

Beschränken wir bei dieser Untersuchung zunächst unseren Blick auf das grosse nord-russische Bassin, zu dem die übrigen Sedimentschichten des Timangebirges gehören, so sehen wir ein mächtig entwickeltes, an Petrefacten reiches devonisches Schichten-System, wo seine Basis entblösst ist, gewöhnlich unmittelbar auf das untere Silurische aufgelagert. Würde sich dazwischen eine eigenthümliche Schichtengruppe eingeschoben zeigen, so wäre es am natürlichsten ein Aequivalent der fehlenden oberen silurischen Schichten darin zu vermuthen. Dass der Domanik in der That eine solche eingeschobene Gruppe ist, lässt sich mit Hülfe der Lagerungsverhältnisse, wie sie längs den Gehängen der Uchta, Zufluss der Ishma *), entblösst sind, erweisen.

*) S. Russ. & the Ural by Murch., Vern., Keys. vol. I, pl. 5, fig. 4. —

Fährt man die Ishma hinauf, so erscheinen an der Stromschnelle, die Strigulof genannt wird, bei dem Dorfe Gosmanpi, unter den Jurathonen und mit ihnen scheinbar gleichförmig gelagert, Kalk, Mergel-, Gyps-, Thon- und Sandschichten, die den Versteinerungen nach das devonische System darstellen und längs der Uchta hinauf eine solche Strecke fortsetzen, dass sie eine Zone von 172 Werst Breite (quer zum Streichen) ausmachen. Die Schichten schiessen fast immer unter einem Winkel von 5° nach N.O. ein und wechseln häufig in ihrem petrographischen Character, ohne regelmässige Wiederholung. Weiter nach SW. sieht man zunächst unter den erwähnten Schichten den Domanik-Schiefer zu Tage treten meist in demselben Sinne, doch allmählig weniger (unter 2°) geneigt. Er bildet 200-300' über den Fluss erhobene Berge und nimmt eine Zone von 13 Werst Breite ein. Darauf folgen wieder devonische Schichten, die aber in der Gegend der Berührung mit dem Domanik verdeckt sind; auch sie schiessen schwach nach NO. ein und bilden eine westliche devonische Zone von 21 Werst Breite. Darüber liegt im Westen unmittelbar der weisse Bergkalk mit Spirifer mosquensis und an ihm findet sich erst die antirlinale

Selbst der Fundort des Domanik war litterärisch unbekannt, da Herr Bornuvogoloff in seiner Abhandlung, in den Mém. de la soc. des Nat. de Moscou vol. III, 1812, ihn an die Mündung des Flusses Uchta, der in den Wymm fliesst, versetzt. An dieser Uchta, die von den Sürjanen, Schonwukwa genannt wird, findet sich aber durchaus kein Domanik, sondern an einer anderen Uchta, die in die Ishma fliesst, die wieder auf den bisherigen Karten weit entfernt von ihrer wahren Lage und in einer Richtung, die dem wahren Laufe znm Theil entgegengesetzt ist, verzeichnet war.

Axe des Timanschen Felsenzuges, dessen östliche Abdachung unser Durchschnitt darstellt. Bei einer solchen Vertheilung der Formationen, wo das Devonische zu beiden Seiten neben dem Domanik auftritt, lassen sich 3 Lagerungsverhältnisse denken:

Erstens, könnte der Domanik in einer Mulde dem Devonischen aufliegen. Dagegen spricht die directe Auflagerung des Devonischen auf dem Ostrande der Domanik-Entblössung; ferner, dass die devonischen Schichten zunächst dem Domanik zu den untersten des Systems (nach den Analogien anderer Durchschnitte Russlands) gehören, da sie von Orthis resupinata (Schl.) und Terebratula reticularis (L) erfüllt sind, während sie bei einer Mulde zu den obersten gehören müssten; endlich, die directe Auflagerung des Bergkalkes auf Devonischem, ohne dass Domanik dazwischen tritt.

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Ein anderer möglicher Fall ist, dass der Domanik zwischen devonischen Schichten eingeschoben wäre, wie es die direct beobachtete Schichtenneigung zu beweisen scheint. Doch würde man mit Unrecht die Sache darauf hin entscheiden, da an einigen Stellen eine Schichtenneigung von 20° nach SW. beobachtet worden ist, und andere erhebliche Strecken verdeckt sind, so dass die Schichtenfolge unsicher wird; zugleich aber andere Gründe diese Vorstellung widerlegen. Denn die devonischen Schichten zu jeder Seite des Domaniks, die sich dann wie Sohlen- und Decken-Gestein verhalten würden, könnten, bei ihrem ungeheueren verticalen Abstande, nicht so sehr in ihrem Ansehen und in den Petrefacten übereinstimmen und wieder so unvermittelt gegen den Domanik abschneiden, da der

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letztere nur einer vorübergehenden Schwankung in ein und derselben Ordnung der Dinge entsprechen müsste. Ausserdem lässt sich eine Thatsache aufführen, welche direct dafür zeugt, dass der Domanik tief unter der westlichen devonischen Zone liegt. Aus der letzteren bricht nämlich mitten im Flussbette der Uchta eine Quelle von Erdöl hervor, dessen Kugeln aufsprudelnd an der Oberfläche des Flusses zergehen und ihn mit irisirenden Häutchen überziehen. So reich ist diese Quelle, dass ein Sürjane, der sich in dieser Einöde zuweilen aufhält, mit Hülfe eines auf der Oberfläche des Flusses befestigten Holzrahmens, in dem sich Bergöl sammelt, während das Wasser abfliesst, 10 Pud (400 Pfund) in 2 Wochen gewinnt. 111⁄2 Werst von hier soll sich eine ähnliche Quelle am Ufer des Flüsschens Tschuti, Zufl. der Uchta, finden. Dasselbe Erdöl ist nun im Domanik verbreitet, wie man es aus dem Geruch, den er schon bei gelinder Erwärmung entwickelt und aus der russenden Flamme, mit der er sich leicht entzündet, schliessen kann *). Da er beim Brennen, und an den verwitterten Oberflächen äusserlich weiss wird, so scheint sogar Bergöl sein einziges Pigment zu sein. Man ist dadurch berechtigt einen Zusammenhang zwischen dem Domanik und den benachbarten Erdölquellen anzunehmen. Nun lässt sich beweisen, dass der Gehalt an Erdöl im Domanik schon bei seiner Bildung eingeschlossen worden ist, wie das bei der

*) Herr Chodnew hat durch die Destillation des Domaniks eine verhältnissmässig grosse Menge Bergöl von derselben Beschaffenheit, wie es die Quellen liefern, gewonnen.

allgemeinen Imprägnation einer so mächtigen Formation kaum anders erwartet werden kann.

Uberall zwischen den Schichten des Domanik - Schiefers finden sich brodförmige Nieren, zuweilen selbst geschichtete Lager eines aschgrauen, harten Kalksteins, von splittrig-crystallinischem Bruche, darin meist ein Agglomerat von Muscheln und kaum eine Spur von Bitumen. Die umschliessenden Schiefer dagegen sind von Erdöl erfüllt und enthalten nur wenig undeutliche Spuren flach gedrückter Muscheln. Diese scheinbare Abstossung zwischen dem Erdöl und den Versteinerungen erläutert die Bildungsweise der Gesteine. Der aufgelöste Theil des Kalkes gab den Muschelschalen durch Incrustation und späthige Ausfüllung Consistenz und agglomerirte sie, indem er chemisch um sie gerann; während die sehr feinen, suspendirten Theilchen des Schiefers sich mechanisch in dünne Blättchen über einander absetzten, zwischen denen die beigemengten Theilchen (auch Bergöl) ohne Wahl eingeschlossen wurden, und die dünnen Kalkschalen durch Druck zertrümmert und oft durch spätere Processe ausgezogen werden mussten. Aber membranöse Theile, wie die Deckel der Goniatiten (Aptychi), konnten zwischen den regelmässigen Schichten besser, als in den Kalk-Concretionen, sich erhalten, und diese treten auf der von der Athmosphäre gelbleichten Schieferfläche als schwarze Flecken in Menge hervor, weil sie gleich einem Firniss die unterliegende Fläche vor der Einwirkung der Luft schützen. Hätte das Bergöl die Schichten erst nach ihrer Bildung durchzogen, so müssten wir es auch in den Kalk-Nieren finden.

Rührte die Imprägnation von den gegenwärtigen Quellen her, von denen eine über 20,000 Pfund Bergöl im Jahre liefert, so müssten sie demnach seit einer Zeit fliessen, die weiter als die Kohlenperiode zurück läge, und ein ganz unwahrscheinliches Quantum von Bergöl aus dem Innern der Erde entführt haben. Daber muss man sich umgekehrt vorstellen, dass es der Domanik ist, der die gegenwärtigen Quellen speiset. Denn feinen Schichten, soweit sie zu Tage treten, kommt über 800' Mächtigkeit zu,

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