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und unter der devonischen Formation müssen sie in eine Tiefe gerathen, wo Druck und Wärme (vielleicht local erhöhet) das Bergöl leicht entbinden und durch Klüfte in die Höhe treiben. Mit dem Thermometer liess sich an der Oberfläche des reissenden Uchta-Stromes keine Temperaturerhöhung in der Gegend der Quellen bemerken; doch versichern Sürjanen, die mit der Gegend durch Jagdzüge genau bekannt sind, dass die Eisdecke über den Quellen sich später bildet und früher löst.

Die letzte Vorstellung von den Lagerungsverhältnissen die noch übrig bleibt, ist dass der Domanik in Form einer Welle, oder eines langen, flachen Gewölbes, auf dessen Flanken die devonischen Schichten ruhen, zu Tage tritt; und diese Vorstellung allein steht im Einklange mit allen Erscheinungen. Daraus folgt dass der Domanik an der Stelle liegt, die in der normalen Schichtenfolge dem oberen Silurischen zukömmt. Dass er das obere Silurische wirklich vertritt, dafür lassen sich von den Versteinerungen die beiden Tentaculiten und die nahe Verwandtschaft zwischen Cardiola articulata, und Cordiala fibrosa Sow. in Murch. Sil. Syst. tab. 18, fig. 5 anführen; auch müsste man unbedingt bei dieser geognostischen Parallele stehen bleiben, ginge man mit den Vergleichungen über Russland nicht hinaus. Aber weniger entschieden stellt sich die Sache, sobald man die Lagerungs-Verhältnisse derjenigen Schichten Deutschlands und Englands, die ganz dieselbe Petrefacten-Association wie der Domanik zeigen, mit in den Kreis der Betrachtung zieht. Um diese Vorkommnisse aufzusuchen, braucht man nur einer der ausgezeichnetsten Arten, der Cardiola retrostriata (Cardium palmatum

Goldf.) zu folgen, denn immer erscheint sie in derselben Gesellschaft, inmitten von Goniatiten, von denen viele einen einfachen Dorsallobus haben, zuweilen von Clymenien, von Orthoceratiten so schlank wie dünne Halme, und von Cardiolen. So findet man es in den auf Thonschiefer ruhenden Uebergangs-Kalken am Fusse des Fichtelgebirges, deren organische Reste Graf Münster kennen gelehrt hat; so in denen mit Schalstein verbundenen Eisensteinen der Gegend von Brilon, die dort ursprünglich unter den devonischen Kalken abgelagert und von ihnen an den meisten Stellen durch eine Schichtenfolge schiefriger Gesteine getrennt scheinen (**), deren südliche Fortsetzung im Waldeckschen bei Adorf und am Martenberge bekannt ist; so im Nassauischen bei Oberscheld u. s. w.; so im Harze in den Eisensteinen des Hopkethales. Cardioala retrostriata haben d'Arch. & Vern. als Cardium palmatum nach Stücken, die von der französischen Nordexpedition mitgebracht waren, von Novaja Semlja her citirt, und in der academischen Sammlung zu Petersburg werden schwarze Uebergangs-Kalke bewahrt, erfüllt von schlechterhaltenen Resten derselben Muschel nebst schlanken Orthoceratiten, die der Akademiker v. Baer von dem Flüsschen Nechwatowa auf Nowaja Semlja mitgebrach hat (**). Andere gemeinsame Versteinerungen

*) Ferd. Röm. Rhein. Ueberg. pag. 40.

Es soll auf der Insel auch Domanik, der zur Räucheruug in Häusern gebraucht wird, sich finden, nach Aussage des Mesener Bürgers Okladnik of. Im Timengebirge kommt er ausser an der von mir besuchten Gegend nirgends weiter

vor.

verknüpfen die Schichten der genannten Orte mit Gesteinen bei Ebersdorf in Schlesien, bei Prag und bei Petherwine im Devonschire.

Die Reste aller dieser Schichten tragen einen gemeinsamen und so eigenthümlichen Charakter, dass man ihre Bildung meist für eine ganz locale erklärt hat, die Murchison, Sedgwick, Phillips, d'Archiac & Verneuil, F. Römer, dem Devonischen in den meisten Fällen entschieden unterordnen, ohne die Erscheinung in ihrer allgemeinen Verbreitung aufzufassen. Aber man muss gestehen, dass in keinem einzigen Falle die Ansicht dieser Gelehrten durch Lagerungsverhältnisse (Wechsellagerung oder Auflagerung auf dem Devonischen) begründet scheint. Die Petrefacten entscheiden die Frage eben so wenig, da Graf Münster am Ende seiner umfassenden Untersuchungen ihnen einen höheres Alter als das Devonische zuschrieb.

Das im Betreff der Petrefacten so sehr gleichartige Auftreten der Formation an den entlegensten Orten (fast 2/3 der Arten des Domaniks, finden sich in den westeuropäischen Goniatitenschichten wieder) erlaubt nicht sie für geographisch beschränkt und in diesem Sinne local zu halten. Aber da in ihrer Fauna das Zurücktreten der Thiere des tiefen Meeres, besonders der Brachiopoden und auch der Korallen, zu sehr dem allgemeinen Charakter einer Uebergangs-Fauna widerspricht, um für eine allgemeine Phase derselben gelten zu können, so mag sie an seichtere Stellen des Meeres gebannt und in der Beziehung local gewesen sein. Waren die coexistirenden Arten des tiefen Meeres vielleicht devonische oder silurische, das ist die schwie

rige Frage, die sich dabei aufdrängt. An der Uchta ist nur eine Seite der Erscheinung zu beobachten, nämlich das Verhältniss der Goniatiten-Formation zum Devonischen. Sollten beide Gruppen gleichzeitig in verschieden tiefen Meeren gebildet sein, so müsste zwischen ihnen ein ursprünglicher Niveauunterschied von einigen 100' Statt finden, und sie müssten vicariirend auftreten, d. h. eine der Schichten könnte nur auf Kosten der anderen, die sie vertritt, entwickelt erscheinen. Da diese Erscheinungen an der Uchta, wo neben dem Domanik auch das Devonische besonders mächtig und scheinbar in demselben geographischen Niveau auftritt, fehlen, so darf man hier nicht die Coexistenz beider Formationen annehmen. Die andere Seite des Phänomens, das Verhältniss der Goniatiten-Formation zum oberen Silurischen, lässt sich leider weder an der Uchta, noch in Deutschland oder Devonschire beobachten, da diese beiden Formationen sich nicht neben einander finden. Lehrreicher wie es scheint sind die Verhältnisse in den Vereinigten Staaten, von denen Lyell allgemein sagt (Travels in North Amer. vol. 1, pag. 19): ,,ich überzeugte mich, dass wir uns zur neuen Welt wenden müssen, wenn wir die ältesten Monumente der Erdgeschichte, wenigstens soweit sie die frühesten Bewohner betrifft, vollstän– dig kennen lernen wollen." Leider sind die vollständigen Werke der dortigen Geognosten noch nicht nach Petersburg gekommen, und ich muss mich damit begnügen die Schichtenfolge jener Länder nach einem Auszuge in den Tronsact. of the Agricult. Soc. of New-York vol. III. 1843. zu beurtheilen. Dort findet sich zwischen der Hamilton-Gruppe, die nach Lyell genau dem

obersten Silurischen entspricht, und der Chemung-Gruppe, die durch ihre Spiriferen und Terebrateln so entschieden zu den devonischen Schichten gehört, die über 1000' mächtige Portage Gruppe, unter deren Versteinerungen der Goniatites sinuosus dem retrorsus, der bicostatus dem cinctus, und das Cardium vetustum den Cardiolen entspricht. Ich zweifle nicht, dass wir hier das ächte Gegenstück zu unseren Goniatitenschichten vor uns haben; und es soll zwischen dem Devonischen und Silurischen eingeschoben, keinem von beiden aber untergeordnet sein. Vorläufig müssen wir daher zwischen unseren Systemen eine eigenthümliche Schichtengruppe einführen, für die wir den Namen untere Goniatiten-Gruppe vorschlagen. Der Zukunft aber bleibt es überlassen auszumitteln, ob sie wirklich eine eigenthümliche Phase des thierischen Lebens vertritt, oder nur als vicariirendes Gebilde in der oberen silurischen Gruppe auftritt.

Ausser dem geognostischen Interresse verdient der Domanik auch technische Aufmerksamkeit. Kein anderer Stein hat eine so gleichmässige, düster braune bis in's Schwarze ziehende Farbe, kein anderer lässt sich sicherer, ohne zu springen, schneiden; denn er ist sehr elastisch, wie man es an dünn geschnittenen Linealen sicht; kein anderer lässt sich so bequem zu Incrustationen benutzen, denn er ist so milde, dass man die feinsten Figuren leicht hineingraben kann, die mit Perlmutter ausgelegt einen schönen Effect machen. Dabei kommt er in solcher Menge und an einer Wasserstrasse vor, so dass er zu architectonischen Zwecken im Grossen angewandt werden könnte. Die Tafeln, die man jetzt ohne Steinbrüche im Grunde der

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