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diktisch die Anwesenheit der Arme bei den Cystideen 1) und erklärt die von mir 1844 beschriebenen und abgebildeten, 2) gegliederten Arme der Echino-Encriniten, für Armtentakel oder Fühlertentakel 3). Man hat zwar die weichen, häutigen, contraktilen, auf der ventralen und dorsalen Seite gleich gebauten Röhrchen, welche den Mund mancher Echinodermen und Polypen umgeben, ohne Unterschied, bald Tentakel bald Arme genannt, weil sie nicht nur Tastorgane, sondern, vermöge besonderer

wie die Polemik, zu welcher sich Hr. v. Buch gegen mich hinreissen lässt, (Neues Jahrb. etc. 1845 S. 177.) um so mehr beklagen, als meine Ansichten dadurch nicht im geringsten erschüttert worden sind. Wenn die hohe Achtung, von der ich für meinen berühmten Gegner durchdrungen bin, es mir aber nicht erlaubt, mich mit gleichen Waffen zu vertheidigen, so wird es mir doch vergönnt sein, gegen den mir gemachten Vorwurf der Curiositäten-Sucherei, hier feierlichst zu protestiren. Ich habe in meinem Commentar nur das beschrieben, was ich als beständig constatirt hatte; was aber beständig ist, ist nicht curios. Dass dem wirklich so ist, beweist Hr. v. Buch selbst, indem nichts von dem von mir angeführten, in seiner Beschreibung der Sycocystiten weggelassen worden ist. Der Name Sycocystites, welchen Herr v. Buch für den freilich nicht richtig gebildeten Echino-Encrinites Herrn v. Meyer's stubstituirt, kann aber nicht bleiben, weil er auf der irrigen Voraussetzung beruht, dass der Stiel, wie bei einer Feige, sich am dünnen Ende einsetzt. Siehe Monatsbericht der Berliner Akad. 1844, März, pag. 130. 1) Cystid. S. 13.

2) Bullet. de la Classe Phys. math. de l'Acad. Imp. des Sciences de St. Petersb. 1845, T. III. p. 91.

3) Mit Tentakeln sind die Echino-Encriniten-Arme auf der ventralen Seite versehen. Was Fühlertentakel bedeuten sollen, weiss ich nicht; vielleicht zur zweiten Potenz erhobene Tentakel, ein Mittelding zwischen Armen und Tentakeln?

Nessel-, Angel- und Heftorgane, auch wirklich wie Arme wirken können; umgekehrt aber ist es mir nicht bekannt, dass man die gegliederten, harten, mit einer besonderen Dorsal- und Ventralseite versehenen Crinoideen-Arme, Tentakel genannt hätte, obgleich ihnen der Tastsinn gewiss auch nicht abgeht.

Die Gründe, welche die Verwerfung der Arme bei den Cystideen veranlassten, mögen etwa folgende sein:

1. Weil sie einmal gefunden worden sind.

Wenn die Arme indessen auch nur einmal gefunden worden wären, was übrigens nicht richtig ist, da ich sie an zwei verschiedenen Echino-Encriniten-Arten beschrieben und abgebildet habe, so ist nicht wohl begreiflich, warum ein Factum geläugnet werden muss, weil es einmal vorgekommen; natürlicher wäre es, ein solches zu läugnen, welches keinmal vorgekommen ist.

2. Weil diese Arme nicht an den Stellen eingesetzt sind, wo sie es bei den wahren Crinoideen sind.

Diese Arme sind gegliedert, haben eine ventrale mit Tentakeln besetzte Hohlkehle, und gehen vom dorsalen Theile des Hautskeletts aus; lauter wesentliche Charaktere der CrinoideenArme. Die nähere Stellung am Munde kann sie dieser Armattribute nicht berauben, und nur wieder einen Grund mehr abgeben, diese Thiere zu einer besonderen Gruppe unter den Crinoideen zu ordnen. Setzen sich doch auch bei den ächten Crinoideen die Arme auf sehr verschiedene Weise ein.

Endlich 3. Die Cystideen haben eine besondere Ovarialöffnung am Kelche; sie brauchten daher keine Arme, in denen

bekanntlich die Geschlechtsorgane der lebenden Crinoideen enthalten sind.

me,

Die Meinung Herrn v. Buch's, dass die durch einen pyramidalen Klappenverschluss ausgezeichnete Oeffnung am Kelche der Sphaeroniten, ein Geschlechtsorgan sei, wurde um so bereitwilliger angenommen, als bei anderen Echinodermen die Geschlechtsöffnung immer eine radiale Lage hat, und als die Arwelche bei lebenden Crinoideen Träger der Geschlechtsorgane sind, an ihnen noch nicht nachgewiesen waren. Aber Beweise fehlen uns; wir finden bei keinem der übrigen Echinodermen, irgend ein Analogon zu diesem sonderbar gebildeten Organe; es fehlen uns alle Mittel, bei Thieren, die vor Jahrtausenden gelebt haben, von Innen heraus, unsere Meinung auf die Probe zu stellen. Ja wir dürfen uns darüber nicht einmal wundern, wenn wir sehen, wie die Functionen so mancher Organe lebender Thiere, ohngeachtet sie dutzendweise und lebend dem Zootomen zu Gebote stehen, bis jetzt noch nicht aufgeklärt sind. Ich brauche nur, unter den Echinodermen, an die Madreporenplatte, an die Pedicellarien zu erinnern.

Wenn aber die Bedeutung dieser Oeffnung noch nicht mit Sicherheit ausgemacht ist, ist es dann zu billigen, wenn man einer Hypothese wegen, und wenn sie noch so sinnreich wäre, ein durch genaue Beobachtung constatirtes Factum läugnet? wenn die factischen Arme der hypothetischen Ovarialöffnung weichen sollen?

Ein solches exclusives Verfahren erscheint übrigens durch nichts gerechtfertigt, da eine Ovarialöffnung am Kelche sich

recht gut mit der Existenz der Arme vereinigen lässt. Sind denn die Arme der Comatulen nur Geschlechtsorgane? Ist diese Function nicht vielmehr bloss eine accessorische, und sind sie nicht vorzüglich Tast- und Greiforgane, Hülfsorgane der Ernährung? Unsere physiologisch- anatomischen Kenntnisse über die lebenden Crinoideen sind fast nur von den Comatulen hergenommen; wer bürgt uns dafür, dass die so zahlreichen und so mannigfaltigen Crinoideen der Vorwelt, alle genau nach demselben Gesetze gemodelt gewesen? Liegen doch bei den Asterien die Eierstöcke bald in der Scheibe am Abgang der Arme, bald in den Armen selbst. 1) Ueberdem entwickeln sich die Geschlechtsorgane bei den Comatulen in den Pinnulae; diese letzteren sind aber bis jetzt an den Armen der Cystideen nicht nachgewiesen worden; es ist daher gar kein Grund vorhanden, warum bei den Cystideen eine besondere Ovarialöffnung nicht neben den Armen bestehen könnte.

Der Eifer, mit welchem Herr v. Buch sich gegen die Arme erklärt, wird um so unbegreiflicher, wenn man bedenkt, dass er es war, der zuerst an Arme bei Cystideen gedacht hat. In den Beiträgen zur Bestimmung der Gebirgsformationen in Russland (1840) sagt er Seite 35:,,Die Schilder, welche auf der „Höhe des Scheitels (beim Hemicosmites) den Mund verdecken, ,,scheinen in drei kleine Rüssel oder Arme auszulaufen, welche ,,durchbohrt sind und welche leicht drei Oeffnungen des Mundes ,,sein könnten."

1) Müller. Pentacrinus, pag. 62.

Neuerdings widerruft zwar Hr. v. Buch diese Ansicht, indem er sagt: 1) „Der Mundschlauch schiene sich in drei Theile ,,zu theilen, welche von den Täfelchen umgeben werden, daher ,,durchaus nicht an Arme erinnern könnten", aber viele schöne Exemplare meiner Sammlung bestätigen auf das Vollständigste die erste Version. Die drei Oeffnungen entsprechen der Einlenkung der Arme; die von der centralen Mundöffnung ausgehenden drei Schläuche, sind die zur ventralen Seite der Arme führenden Tentakelrinnen; und wenn auch noch Jahre hingehen sollten, bis die wirklichen Arme bei den Hemicosmiten gefunden werden, so gebührt doch Herrn v. Buch das Verdienst, der erste gewesen zu sein, der auf ihre Existenz hingewiesen hat.

Als Ersatz für die Arme vindicirt Hr. v. Buch den Cystideen ein deutlich ausgesprochenes Bestreben Arme hervorzutreiben. Er verfolgt sie im Innern vom Boden des Kelch's an, zeigt wie sie mächtig pressen und drängen und den Kelch zu durchbrechen streben; zum Durchbruche kommt es aber nicht, es sind nur Molimina brachialia.

Abgesehen davon, dass die Arme der Crinoideen nach Müller's Untersuchungen 2) vom dorsalen Pole des Hautskeletts ausgehen, also niemals von Innen aus, wo sie nicht sind, hervorbrechen können, so scheint mir eine solche Deutung der organischen Uebergangsformen, als unvollkommene Versuche der

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