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sehr entfernt von einander liegenden Ortschaften herrühren, und frei auf der Oberfläche der Erde gefunden worden sind.

1) Die Kaiserliche Oekonomische Gesellschaft in St. Petersburg erhielt, im November des Jahres 1845, aus dem Bobruiskischen Kreise des Gouvernement von Minsk, eine halben Zoll dicke Schicht einer gelblich weissen filzartigen Substanz, welche auf niedrigen Wiesen längs der Beresina, gefunden wurde. Nachdem im verflossenen Frühjahre der weit ausgetretene Fluss sich wieder in sein Bett zusammenzog, fand man niedrige Heuschläge mit diesem Filze auf grossen Räumen dermassen bedeckt, dass dadurch der sonst üppige Graswuchs gehindert ward.

Die obere Fläche dieses Filzes ist glatt und fast ganz weis von der Sonne geblichen; die untere rauh, stellenweise grünlich. Er besteht, kann man sagen, nur aus Fäden der Conferva rivularis L. oder C. tumida Kützing(*), denn man trifft darin etnzelne Fäden der C. capillaris äusserst selten. Da die Substanz ziemlich frisch war, so war es mir möglich die Structur der Conferve recht detaillirt zu untersuchen, wozu ich die Vergrösserungen von 350 bis 570 Mal im Durchmesser anwandte.

Diese Conferve ist am nächsten der C. vesicata verwandt, und auf den ersten Anblick schwer von derselben zu unterscheiden; ihre Glieder sind ebenfalls cylindrisch und 5 - 6 Mal länger als breit, doch sind sie bei der rivularis fast zwei Mal dicker und erscheinen daher unter dem Mikroskope nicht so

*) Phycologia generalis, Leipzig, 1843. Seite 255.

schön walzenförmig als bei der C. vesicata. Am besten aber unterscheiden sich beide Arten durch die Form ihrer proliferirenden Zellen; bei der C. rivularis sind dieselben länglich oval, und nur etwas kürzer als die sterilen Zellen; bei der C. vesicata dagegen sind sie kugelförmig rund und um vieles kürzer als die sterilen.

Die sterilen Zellen der C. rivularis von der Beresina, haben dermassen durchsichtige Wände, dass die innere Membran (innere Gelinmembran von Kützing) nur mit Mühe gesehen werden kann; oft sogar scheint dieselbe nur dadurch angedeutet, dass die grüne Sporenmasse in einiger Entfernung von den Seitenwänden der Zelle gelagert ist. Ihre Sporenmasse (Gonidia) ist besonders an den Scheidewänden der Zellen angehäuft, und zieht sich ebenfalls längs den Seitenwänden. Sie erscheint, sogar bei den stärksten Vergrösserungen, als eine grüne, vielmehr flockige als körnige Masse, und nur lägs den Seitenwänden bemerkt man unregelmässige Körner von verschiedener Grösse. Die Anhäufung der grünen Sporenmasse in den Enden der Zellen, und das sehr unvollkommene Mikroskop, mit welchem Vaucher arbeitete, sind gewiss die Ursachen gewesen, warum dieser verdienstvolle Beobachter glaubte, dass die C. rivularis an den Grenzen der Zellen angeschwollen sei (*)

Auf den feuchten Wiesen der historischen Beresina gedeiht diese Conferve gewiss sehr gut, denn abgesehen von den gros

*) Vaucher, Histoire des conferves d'eau douce. Genèves, 1803, Seite 129, pl. 14, fig. 1.

sen Massen, welche dieselbe da bildet, enthält der von uns untersuchte Filz eine grosse Menge proliferirender Zellen von allen möglichen Entwickelungsstufen. Zuerst schwillt die Zelle einem der Enden nahe an; ihre beiden Gelinmembranen werden weit dicker, und es erscheinen kugelförmige Körner von verschiedener Grösse. Dann erweitert sich die Zelle auch gegen das andere Ende, erhält eine ovale Form, indem die Gelinmembranen, besonders aber die innere, noch sichtbarer werden, und die ganze Zelle füllt sich aus mit regelmässig kuglichen Körnern, die in derselben wie Fischroggen aussehen. In den noch weiter vorgeschrittenen Zellen werden die Kügelchen gleich gross, schliessen sich näher an einander, wodurch an einem Ende der Zelle ein leerer Raum entsteht, und bekommen eine eigene Hülle. Endlich drängen sich alle Körner zu einer fast kugelförmigen Masse, welche an einem Ende der Zelle zu liegen kömmt und sehr deutlich von zwei Hüllen geschützt ist. Das ist also die Frucht, die nach dem Auflösen der Confervenglieder, aus ihrer Zelle heraustritt, und zu einer neuen Reihe der Zellen, zum neuen Confervenfaden keimt. Aufgerissene und schon leere proliferirende Zellen, mit durchsichtigen, ganz farblosen Wänden, sieht man auch zuweilen.

Die ringförmigen Kreisfalten, deren Meyen (*) und Kützing (**) erwähnen, konnte ich nur an den proliferirenden Zellen,

*) Meyen, Neues System der Pflanzenphysiologie, Berlin 1839. Band III, Tafel X. Fig. 1-5.

**) Am a. O.

und immer nur an einem Ende sehen, an dem nämlich, welches bei der Bildung der Frucht leer wird. Die Falten gehen durch beide Gelinmembranen durch, und schnüren das Ende der Zelle zu einem walzenförmigen, kurzen Halse ein. Bei der Vergrösserung von 570 Mal sieht man die Falten am deutlichsten. Meyen meint, dass das Ende der inneren Gelinzelle, durch diese Einschnürungen veranlasst, sich bis in das benachbarte Glied hineinschiebt; anfangs schien es mir auch dasselbe gesehen zu haben, nachdem ich aber die Röhre des Mikroskops bald von dem Object, bald zu demselben schraubte, entdeckte ich, dass es nur Täuschung war; bei einer solchen Entfernung, nämlich, bei welcher nur die obere Hälfte des Kreises zu sehen war, welcher das Ende der inneren Zelle abgränzt, erschien dieser Halbkreis als eine Austreibung des Endes der Zelle selbst; sobald man aber die Röhre des Mikroskops anders stellte, kam die andere Hälfte des Kreises zum Vorschein, und die Täuschung verschwand. Die in dem Nachbarende der nächstliegenden sterilen Zelle angehäufte grüne Sporenmasse trägt zu dieser Täuschung viel bei, indem sie bald den einen Halbkreis auf ihrem dunkleren Grunde desto deutlicher hervortreten lässt, bald den entgegengesetzten hinter sich verdeckt.

Von Infusorienpanzer konnte ich bei aller angewandten Mühe, in diesem Confervenfilze nur Eunotia Zebra Ehr. entdecken, was lediglich nur dem Umstande zuzuschreiben ist, dass die Conferven von dem frischen, reinen Wasser der Beresina kräftig durchgespült und von ihren natürlichen Einwohnern, den Infusorien, gesäubert wurden.

Dass man aus diesen Conferven Filze, Papier u. d. gl., verfertigen kann, ist eine bekannte Sache, denn Vaucher sagt in seinem Werke:,,C'est avec cette espèce qu'on a tenté de faire du papier. C'est au moins celle qu'a employé le Citoyen Colladon-Martin. Le papier, qu'il en a obtenu, et qui pouvoit servir à plusieurs usages, étoit moins blanc que les papiers ordinaires." Es darf aber dabei nicht ausser Acht gelassen werden, dass die beiden Gelin-Membranen der Conferven sich im Wasser leicht zu einem klebrigen Schleime auflösen, was man schon beim Untersuchen derselben in einem Tropfen Wasser, unter dem Mikroskope, bemerkt; daher wird auch die der Einwirkung des Regenwassers und der Sonne ausgesetzte Oberfläche aller Confervenfilze, immer glatt, wie geleimte Watte, und fügen wir noch den Umstand hinzu, dass die getrockneten Conferven brüchig sind und schnell Wasser einsaugen, so ergiebt sich von selbst, dass ihre technische Anwendung sich nur auf grobe Papiersorten und Filze, die nie feucht werden dürfen, beschränken kann. An der westlichen Grenze des Russischen Reichs, die sich eines milden Klimas, und einer unermässlichen Menge Sümpfe erfreut, kann kein Mangel an Conferven zu erwähnten Fabrikaten Statt finden.

2) Grüne Confervenfilze, die sich an den Rändern der Teiche unseres überfeuchten Cathrinenhofs jeden Sommer bilden, bestehen aus Conferva vesicata, und nur äusserst selten trifft man einzelne Fäden der C. capillaris an. Zum Anfühlen ist dieser Filz rauher und gröber als der von der Beresina.

Die unfruchtbaren Glieder der C. vesicata sind zwei Mal

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