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schaftlich mit Herrn v. Hamel mit dem eben aus Copenhagen angelangten Abguss des Dodoschädels anstellen konnte, mussten das schon früher für den merkwürdigen Vogel gehegte Interesse namhaft erhöhen. Die damalige Vergleichung des Schädelabgusses ergab nämlich, dass der Dodo keineswegs weder ein Geier, wie Blainville, Gould und neuerdings Owen annahmen, noch ein echter hühner- oder wahrer straussenartiger Vogel war, was man ebenfalls glaubte und noch neuerdings A. Wagner vertheidigte, sondern ein in Bezug auf Schädelbau mehr taubenartiger gewesen sei; ein Resultat, welches ich kurz darauf brieflich meinem hochverehrten Lehrer Geheimenrath Lichtenstein in Berlin mit der Bitte anzeigte, die dasige Akademie oder naturforschende Gesellschaft davon in Kenntniss zu setzen.

Ein im Sommer 1847 durch die Gewogenheit der Direction des Königlichen Naturhistorischen Museums zu Copenhagen dem Museum der hiesigen Akademie übersandter und nach dem Wunsche derselben der Untersuchung der Naturforscher anheimgestellter, schöner Gypsabguss des zu Copenhagen aufbewahrten Schädels des Dodo veranlasste mich, die unterbrochenen Studien über diesen merkwürdigen Vogel von neuem aufzunehmen und in Bezng auf den osteologischen Theil auf die Raubvögel, Tauben, Hühner, Strausse, Wadvögel und Schwimmvögel auszudehnen. Das von mir 1831 gegründete und seit dieser Zeit ungemein bereicherte zootomische Museum der Akademie und die Untersuchung einzelner Skelette in der Sammlung der hiesigen Universität, welche mein Freund und College Kutorga gütigst gestattete, lieferten dazu ein sehr umfassendes, die wesentlichsten Vogeltypen darbietendes Material.

Als ich bereits längere Zeit mit den osteologischen Drontenstudien beschäftigt war, kam mir die vom Fürsten von Canino bei Gelegenheit der Italienischen Naturforscher - Versammlung zu Venedig gehaltene Rede (siehe Ausburger Allgemeine Zeitung vom 24 September 1847, Beilage, Nummer 267, S. 2131) zu Gesicht. Der von diesem ausgezeichneten Ornithologen darin als ein besonderes Desiderat der Vögelkunde ausgesprochene Wunsch: „man möchte die nächsten Verwandtschaften des Dodo innerhalb seiner Classe auszumachen suchen“, konnte auf meine weit ausgedehnten und sehr vorgeschrittenen Untersuchungen nur anregend wirken.

Bereits waren dieselben ihrem Ende nahe, als ich die Kunde von dem oben erwähnten von Strickland zu Oxford im Britischen Gelehrtenverein über den Dodo gehaltenen Vortrage erhielt und seine und seines Mitarbeiters Dr. Melville von Bonaparte und Duncan angefochtenen, den von mir früher gehegten ähnlichen, Ansichten erfuhr, denen zu Folge er ein taubenartiger, den Trerons verwandter Vogel gewesen sein soll. Auch kam mir auf einem andern Wege die Nachricht zu, dass Melville und Strickland ein eigenes Prachtwerk über den Dodo und die andern auf Mauritius, Bourbon und Rodriguez vertilgten Vögel herauszugeben beabsichtigten.

Meines Collegen Hamel's fleissige und gründliche Forschungen, die ganz kürzlich im Bullet. scient. unserer Akademie Classe physico - mathemat. T. VII. p. 79 ff. erschienen, erweiterten namentlich den historischen Theil der Kenntniss des Dodo auf die erfreulichste Weise.

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Indess brachten alle diese Mittheilungen mich keineswegs zu dem Entschlusse, meine Arbeiten *) aufzugeben. Ich bemühte mich vielmehr, ihren ohnehin ziemlich bedeutenden, auf selbstständigem Wege gewonnenen Umfang durch Benutzung derselben noch mehr zu vergrössern und den von mir erzielten osteologischen Resultaten durch ein genaueres, kritisches Studium der äussern Organe, ebenso wie der Geschichte des Vogels neue Stützpunkte zu verschaffen. Es gelang mir namentlich, nicht blos den äussern Eigenthümlichkeiten des Dodo, sondern auch den aus ältern, freilich nur kurzen Angaben und landschaftlichen Darstellungen abgeleiteten, bisher nicht genau nachgewiesenen Aufenthaltsort des Vogels und die wenigen über seine Lebensart uns überlieferten Momente mit den von mir erhaltenen osteologischen Ergebnissen in völligen Einklang zu bringen.

Die angestellten vergleichend-osteologischen Untersuchungen lieferten folgende Resultate.

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*) Meine grössere Arbeit wird in den Memoiren der hiesigen Akademie nebst einer umfassenden Abhandlung über die osteologischen Typen der Hühner-, Tauben- und Wadvögel erscheinen.

Der Dodoschädel im Allgemeinen betrachtet, macht beim ersten Anblick auf den Unkundigen, ja selbst auf den in allen Details der verschiedenen Entwickelungsstufen des Vogelskeletes nicht völlig eingeweihten Beschauer, einen eigenthümlichen, fremdartigen Eindruck. Die Kürze, ausserordentliche Breite, ansehnliche Höhe, Dicke und Wölbung der Hirnkapsel, besonders die breite, hohe und gleichzeitig convexe Stirn, die kurzen, gebogenen Jochbögen, die hohen, dicken, in der Mitte der Wangentheile eingedrückten Oberkiefer und die breiten, grossen Thränenbeine gestalten es indessen, selbst dem an osteologische Untersuchungen gewöhnten Beobachter nicht sich sobald eine klare Idee von den Verwandtschaften des mehrere Typen wiederholenden Dodoschädels zu machen. Nur erst allmählig gelangt er mit Hülfe eines sehr umfassenden, ihm zur Vergleichung zu Gebote stehenden Materiales zu einer bessern Einsicht in die wahren Verhältnisse. Er findet dann als das Ergebniss ausgedehnter Untersuchungen, dass die genauere Anschauung der einzelnen Theile des Dodoschädels sich auf nachstehende Momente zurückführen lässt :

1) Der Stirntheil des Drontenschädels findet in Bezug auf Breite und allgemeine Form, nicht aber in Bezug auf Höhe und Wölbung seine nächste Analogie bei Chauna Chavaria, in Bezug auf Wölbung und Höhe bei Grus pavonina und theilweis (namentlich durch die sehr erhobene Vorderstirn) bei Chionis, durch die von sehr grossen obern Thränenbeinenden gebildeten Stirnseiten bei Scolopax (namentlich Scolopax rusticola).

Manche Raubvögel, wie Cathartes und Gypogeranus, ähneln dem Dodo dagegen nur durch die Breite ihres durch

starke Abplattung abweichenden Stirntheils. Die schmalen, unter dem Augenbogenrande des Stirnbeins befindlichen Gruben für die Nasendrüse erinnern an die Tauben, Hühner, Kraniche, Störche und Ibise, nicht aber an die Regenpfeifer, Schnepfen, Tinamus und an viele Schwimmvögel.

2) Der mittlere Theil des Hirntheils des Dodoschädels lässt sich in Betracht seiner allgemeinen Form mit dem der Hühner, Sultanhühner, Trappen, des Pfauenkranichs und dem von Chionis vergleichen, nicht aber mit dem der Form nach verschiedenen, entsprechenden Theilen der Raubvögel.

3) Der Hinterhauptstheil des Schädels des Dodo ist wegen seiner Breite zunächst dem von Grus pavonina, weniger dem von Otis, Porphyreo und Chionis und dem der echten Hühner ähnlich. Die Adler, aber auch viele Singvögel, bieten eine ziemliche, die Geier aber keine nähere Aehnlichkeit.

4) Die perpendiculäre, breite, sehr niedrige Hinterhauptsschuppe des Dodo lässt sich mit der von Grus pavonina, Otis, Chauna, Dicholophus, und besonders auch der der echten Hühner vergleichen. Auch bei Gypogeranus, den Adlern, Cathartes und Corvus ist die Hinterhauptsschuppe ähnlich wie beim Dodo, jedoch nicht bei Vultur, Columba u. s. w.

5) Das Hinterhauptsloch des Dodo ist, wie bei den echten Hühnern, dann wie bei Porphyreo, Otis, Chionis, Grus, Struthionidae, den Raubvögeln und Singvögeln gerade nach hinten gerichtet, während es bei den Tauben, Charadrien und den Skolopacinen mehr oder weniger stark nach unten gewendet erscheint.

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