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Scolopacinae, Chioninae und manchen andern Wadvögeln, ebenso wie bei den Columbidae mit seinem vordern Winkel ziemlich schief nach oben gerichtet.

26) Hinsichtlich der allgemeinen Gestalt des Unterkiefers, der Bildung seiner Spitze, so wie der Gelenkenden desselben findet der Dodo seine nächsten Verwandten an den Charadrinen (besonders an Oedicnemus), den Tauben, den Chioninae und einigermassen auch den Gruinae. In Bezug auf Höhe, jedoch weniger auf Länge, kommen Porphyreo und Chionis mit ihm ziemlich überein. Der Mangel eines plattenartigen Fortsatzes an den hintern Enden (Gelenkenden) des Unterkiefers der Dronte mahnt an die Rallidae, Columbidae, Tinaminae und die Strausse.

Fasst man die eben mitgetheilten Vergleichungspunkte des Dodoschädels mit dem Schädel der Vögel anderer Ordnungen näher ins Auge, so ergiebt sich, dass die Mehrzahl derselben auf einen Bau hindeutet, den man theils bei den Wadvögeln, theils bei den Tauben findet. Da indessen viele Wadvögel, namentlich die Regenpfeifer und die denselben verwandten Schnepfen, wie ich in einer bereits vollendeten, sehr umfassenden, osteographischen Arbeit nachgewiesen habe, in Bezug auf den Bau ihres Schädels mit den Tauben eine grosse Uebereinstimmung zeigen, so können die Taubenähnlichkeiten des Dodoschädels nicht als etwas Absolutes angesprochen werden. Sie können es um so weniger, da ausser den Aehnlichkeiten mit den Tauben und den im Schädelbau mit ihnen zunächst verwandten Wadvögeln, auch andere, den Tauben ferner stehende Wadvögel craniologische

*

Beziehungen zum Dodo zeigen, wie namentlich die Kraniche, Trappen, die Chaunen, Chionis u. s. w.

Wir werden daher, in Bezug auf seinen Schädelbau, den Dodo am passendsten für einen Wadvogel erklären. Am besten wird er namentlich, wegen der unverkennbaren Taubenähnlichkeiten, in die Nähe derjenigen Formen zu stellen sein, welche die meisten osteologischen Kennzeichen mit den Tauben gemein haben, also in die Nähe der Charadrien. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass er auch mit den theilweis taubenähnlichen, theilweis hühnerähnlichen Wasserhühnern (Rallidae) mehrere Kennzeichen gemein hat, wiewohl er im Ganzen mehr zu den Regenpfeifern sich hinneigt.

Eine nähere craniologische Beziehung des Dodo zu den echten Hühnern oder Straussen kann dagegen nicht wohl angenommen werden, da die Hühnerähnlichkeiten des Dodoschädels aus den Beziehungen der echten Hühner zu den Rallen, namentlich Porphyreo, die Straussähnlichkeiten desselben aber aus der Verwandtschaft der Strausse mit den Hühnerstraussen (Crypturus seu Tinamus) sich erklären lassen.

An eine wirkliche, craniologische, wenn auch mehr untergeordnete Verwandtschaft des Dodo mit den Raubvögeln, namentlich den Geiern, wofür sich Blainville, Gould und noch vor kurzem Owen erklärten, ist, wie schon oben angedeutet wurde, gar nicht zu denken. *) Ebenso können die Beziehungen

*) Mit Recht haben sich daher Strickland und Melville a. a. O. ebenso wie Andr. Wagner (Münchener Gelehrte Anzeigen 1847 n. 256) kürzlich dagegen ausgesprochen.

zu Diomedea nur als entferntere betrachtet werden. Die Albatrosse dürften indessen doch als Glieder einer Ordnung (Natatores), die den Wadvögeln sehr nahe und namentlich viel näher als die Raubvögel steht, weit eher für, wenn auch entferntere, Verwandte des Dodo zu erklären sein als die Raubvögel.

Aus den Vergleichungen des grösstentheils skelettirten Oxforder Fusses der Dronte, wozu ich, wie bereits erwähnt, zwei sehr schöne, photographische, von meinem Hochverehrten Collegen v. Hamel mitgebrachte, mir zur Ansicht mitgetheilte Darstellungen benutzen konnte, ergaben sich folgende Resultate:

Der Tarsus des Dodo nähert sich in formeller Beziehung, besonders in Bezug auf die Bildung des processus calcanei am meisten dem der Hühner, namentlich dem von Gallus, dem der Tetraoninae und Tinamus, aber auch dem von Haematopus und Scolopax rusticola. Ebenso zeigen in Bezug auf Breite und Kürze manche Strausse (Casuarius, manche Dinornis) und besonders die Tauben, nahe Beziehungen zum Tarsus des Dodo. Die Kürze oder Länge und Breite des Tarsus kann aber kein Merkmal zur Bestimmung der Verwandtschaften von Ordnungen abgeben, weil hierin einzelne Familien und Gattungen einer Familie, wie namentlich die Struthionidengattungen abweichen. Die Tauben entfernen sich übrigens durch ihren hakenförmigen processus calcanei vom Dodo. Ich möchte daher der Aehnlichkeit des Dodotarsus mit dem der Hühner, der Austernfischer und der Gattung Scolopax, wenngleich sie weniger breit sind, den Vorrang einräumen.

Die Länge der Zehen des Dodo mit der des Tarsus und der übrigen Fussknochen verglichen, scheint mir ebenfalls mehr

mit den bei den Hühnern (Gallus, Tetraoninae, Perdicinae), ebenso wie bei den Austerfischern und Chionis vorkommenden Verhältnissen als für eine Taubenähnlichkeit zu sprechen. Die mehr gerade, nicht, wie bei den Tauben, gekrümmte Form der Zehenglieder nähert den Dodo gleichfalls mehr den Wadvögeln. Was die proportionalen Längenverhältnisse der mit einander verglichenen Zehenglieder anlangt, so stimmen die Gattungen Gallus, Perdix, Tinamus, Haematopus und Otis, die beiden letztern auch in Bezug auf Breite der Phalangen, sehr gut mit dem Dodo überein, während die Zehenglieder-Verhältnisse der Tauben mannigfach abweichen. Erwägt man nun einerseits, dass der Fussbau der Hühner überhaupt sehr nahe Beziehungen zu dem der Wadvögel zeigt, während andererseits sich im Dodoschädel entschieden der Wadvogelcharakter ausspricht, so wird man sich wohl eher für die Beziehung des Dodofusses zu den Wadvögeln, als zu den Hühnern, zu entscheiden haben, während aus oben angeführten Gründen den Taubenfüssen keine ganz nahe Verwandtschaft mit den Dodofüssen eingeräumt werden kann.

Die Merkmale des äussern Baues, so weit wir sie aus der Beschaffenheit des bis vor kurzem *) noch mit Haut überzogenen Oxforder Drontenkopfes und des ebenfalls noch mit Haut überzogenen Fusses des Britischen Museums, von welchen beiden Theilen mir Gypsabgüsse vorliegen, die Herr v. Hamel dem Museum der Akademie schenkte, ferner aus den ältern Beschreibungen des Dodo oder den Bemerkungen über denselben von den

*) Ganz neuerdings hat nämlich, wie im Athenaeum a. a. O. steht, Melville den Oxforder Drontenkopf anatomirt.

Verfassern des Berichtes über die 1598 aus Holland abgesegelte Indische Expedition, ferner von Clusius, Matelieff, Verkens, L'Estrange und Herbert *), so wie von den ältern Originalfiguren desselben ableiten können, widerstreiten, genauer betrachtet, unserer auf dem Schädel- und Knochenbau des Fusses gestützten Ansicht über die systematische Stellung und die Verwandtschaften des Dodo keineswegs.

Der über dem Schnabel sehr stark erhobene, breite, hinten abgeplattete, nur oben und hinten spärlich mit schwarzen Federn besetzte, mit einer nackten, hinten durch eine gerade Linie abgesetzten weissen Stirn und einer kahlen, weissen Augen-, Wangen- und Kehlgegend versehene und dadurch wie von einer Kappe bedeckte Kopf, ebenso der spärlich befiederte Hals, bieten durchaus keine ausschliessliche Beziehung zu den Geiern. Manche Hühner (Numida, Meleagris), besonders aber manche Grallen, wie Ciconia capillata, C. Argala und Mycteria americana, ferner Grus leucogeranus, dann die Gattung Tantalus und hinsichtlich der abgesetzten, die erwähnte Kappenbildung bedin

*) Die Beschreibung der zweiten Expedition der Holländer nach Ostindien erschien zuerst in Holländischer Sprache, wurde dann in Deutscher in der von Levin Hulsius zu Frankfurt am Main veranstalteten Sammlung von Reisen mitgetheilt. Die Gebrüder De Brys publizirten im Pars IV und V Indiae oriental. Francof. 1600 fol. eine lateinische Uebersetzung. Clusius theilte in seinen Exoticor. Lib. V. p. 99. Lugd. 1605 einen Artikel über den Dodo mit. Matelieff's Reise steht im Recueil d. Voy. Amsterd. 1717. 8. T. III. p. 191. Des in Holländische Dienste getretenen Verkens, eines Sachsen, welcher 1611 auf Mauritius war, Reisebericht findet sich im Sammelwerk der Gebrüder De Brys und in der Hulsius'schen Sammlung von 1613. Mittheilungen über L'Estrange verdanken wir Hamel, Bulletin scient. d. l'Acad. d. Petersb. Class. phys. math. T. VII. p. 96. Herbert's Nachrichten stehen in seinen Some years travels into Asia, Africa, London 1634, 1639, 1666 und 1677.

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