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Physiologie des Gefäss- und Nervensystems

bearbeitet von

Prof. Dr. v. WITTICH und Prof. Dr. GOLTZ in Königsberg.

1. Haematodynamik nnd intraocularer Druck.

1) Aronheim, Felix, Ueber den Einfluss der Salze auf die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes. Hoppe-Seyler, Med. chem. Unters. Heft 2. 8. 265-271. 2) Ozanam, Ch., Les battemens du coeur et du pouls, reproduits par la photographie. Journ. 3) Dasselbe des connaiss. méd.-chirurg. No. 17. p. 458-460. veröffentlicht in Compt. rend. LXV. No. X. S. 314-316. — 4) Lortet, L., Recherches sur la vitesse du cours du sang dans les artères du cheval au moyen d'un nouvel hémadromographe. 42 pp. Paris. 5) Baker, A new form of sphygmograph. Brit. med. Journ. May 25. p. 604-605. 6) Foster, B. W., Note on the regulation of the pressure of the artery in the application of the sphygmograph. Brit. and for. med.-chir. Rev. July. p. 240 bis 242. 7) Schummer, Al. Ferd., Vergleichende Prüfung des Pulswellenzeichner von C. Ludwig und A. Fick. Dorpater Dissertation. 8) Seguin, E., Sphygmometry. New York med. Rec. II. No. 35. p. 243. (Bekanntes.) 9) Judée, Ch., Nouvelles recherches sur la circulation cardiaque chez les animaux. 16 pp. Paris. (Nichts Neues.) 10) Burdon Sanderson,

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J., On the influence exerted by the movements of respiration on the blood. Brit. med. Journ. April. p. 411-413. 11) Dupuy, Paul, Rapports généraux des mécanismes circulatoire et respiratoire. Gaz. méd. de Paris. No. 11. - 12) Prompt, J., Recherches sur les variations physiologiques de la fréquence du pouls. Arch. gén, de méd. Octobre. p. 386-585.- -13) Friedlaender, Carl, Studien über die automatischen Herzbewegungen. A. v. Bezold, Untersuchungen aus dem physiol. Laboratorium in Würzburg. Heft 2. S. 165-180. Leipzig. 14) Eckhard, C., Mittheilung einiger, die Herzbewegung betreffender Thatsachen. Beitr, zur Anat. und Physiol. Bd. IV. Heft 1. S. 33 bis 48. Giessen. 15) Suslowa, N., Beiträge zur Physiologie der Lymphherzen. Vorl. Mitth. Centralbl für die med. Wissenschaften. No. 53. 16) Landois, L., Die neueren Untersuchungen über den Einfluss des Nervensystems auf die Herzthätigkeit. Wiener medic. Wochenschrift. No. 19. (Kurzes Resumé.) 17) Fasce, Luigi e Abbate, Vincenzo, Ricerche sperimentali sui nervi del cuore nelle tartarughe marine (chelonia cauana). Estratto dal giorn. di scienze naturali ed econ. Vol. III. 13 pp. Palermo. 18) Cyon, E., et M., Sur l'innervation du coeur. Comptes rend. LXIV. No. 12. 19) Dieselben, Ueber die Innervation des Herzens vom Rückenmark aus. Arch. für Anat. und Physiol. Heft 3 und 4. 20) Bezold, A. v., Untersuchungen über die Innervation des Herzens und der Gefässe. Centralbl. für die med. Wissensch. No. 2 und No. 23. 21) Bever, Carl, Beiträge zur Lehre von den Herz- und Gefässnerven. Würzburger med. Zeitschr. VII. S. 215-250. 22) Bezold, A. v., Untersuchungen über die Herz- und Gefässnerven der Säugethiere. v. Bezold, Untersuchungen aus dem physiol. Laboratorium in Würzburg. Heft 2. Leipzig. 8. 181-368.23) Bernstein, J., Zur Innervation des Herzens. Vorl. Mittheil. Centralblatt für die med. Wissensch. No. 1. 24) A damük, E., Zur Lehre vom Einfluss des Sympathicus auf den inneren Augendruck. Vorl. Mittheil. Centralbl. für die med. Wissensch. No. 28. 25) Jacobson, Heinrich, Ueber die Blutbewegung in den Venen. Arch. für Anat. und Physiol. Heft 2. (Abdruck der bereits im vorj. Ber. S. 109 und 110 besprochenen Abhandl.)

26) Fossion, De la derivation du sang et des fonctions de la rate, du corps thyroïde, du thymus et des capsules surrénales. Bull. de l'acad. de Belg. No. 2. p. 104. 27) Diesterweg, Alexander, Ueber die Anwendung der Wellenlehre auf die Lehre vom kleinen Kreislauf und über die Unterschiede der Blutbewegung in beiden Kreislaufshälften. Berliner klin. Wochenschrift. 2. Septbr. 8. 365. 28) Loeser, Nathan, Qualem vim nonnulla venena narcotica in corda ranarum excisa exerceant. Dissertation. 29) Cyon, E., De l'influence de l'acide carbonique et de l'oxigène sur le coeur. Comptes rend. LXIV. No. 21. 30) Hirt, L., Ueber den Einfluss des Veratrins auf Circulation und Respiration. Wiener med. Wochenschr. No. 28 und 29. 31) Bezold, A. v. und Hirt, Ueber die physiologischen Wirkungen des essigsauren Veratrins. v. Bezold, Untersuchuugen aus dem physiol. Laboratorium in Würzburg. Heft 1. Leipzig. S. 73-156. 32) Bezold, A. v. und Bloebaum, Ueber die physiologischen Wirkungen des schwefelsauren Atropins. Ibidem. 8. 1-72.33) Lannelonge, O., Circulation veineuse des parois auriculaires du coeur. 8. 23 pp. Paris. (Das Referat hierüber wird im nächsten Bericht nachfolgen.)

F. ARONHEIM (1) geht von dem Gedanken aus, dass der Zusatz von Salzen zum Blut, durch welche die Form und Elasticität der Blutkörperchen verändert wird, auch auf die Reibung des Blutes bei seiner Bewegung in den Gefässen von Einfluss sein muss. Um dies experimentell zu prüfen, füllt er defibrinirtes Blut, dem zuvor ein Salz zugesetzt war, in nach unten verdünnte gläserne Röhren und ermittelt die Ausflussgeschwindigkeit. Es zeigte sich, dass ein Zusatz von 1 pCt. Kochsalz z. B. die Ausflussgeschwindigkeit bedeutend verlangsamt. Aehnlich wirken auch die Kalisalze. Dagegen hat der

Zusatz von Ammoniaksalzen keinen merklichen EinEin stärkerer fluss auf die Ausflussgeschwindigkeit. Zusatz von 3 pct. Kochsalz beschleunigte wieder den Ausfluss, offenbar weil die Blutkörperchen dann bedeutend schrumpfen. Dass diese Veränderungen der Ausflussgeschwindigkeit bestimmt abhängig sind von der Formveränderung der Blutkörperchen, wurde durch Controlversuche erwiesen. Blutkörperchenfreie Ovariencystenflüssigkeit zeigte nämlich nach Zusatz derselben Salze keine wesentlich andere Ausflussgeschwindigkeit.

OZANAM (2 und 3) hat der Pariser Akademie einen Apparat vorgelegt, mit Hilfe dessen er Puls wellen photographirt. Die Einrichtung desselben ist im Wesentlichen folgende. Eine finstere Kammer enthält einen feinen Spalt, welcher durch eine durchsichtige Glasröhre ausgefüllt wird, in der sich Quecksilber be

findet. Nach unten ist die Glasröhre mit einer Kautschukmembran verschlossen, welche auf die zu untersuchende Arterie aufgesetzt wird. Entsprechend den. Bewegungen der Arterienwand bewegt sich das Quecksilber in der Röhre auf und nieder. Eine empfindliche photographische Platte wird durch ein Uhrwerk in der finsteren Kammer gleichmässig fortbewegt, und das durch den Spalt fallende Licht, zeichnet auf der Platte die Niveauschwankungen der Quecksilbersäule."

LORTET (4) beschreibt einen Apparat, durch welchen gleichzeitig auf einem bewegten Papierstreifen die Pulswelle und die Grösse der Geschwindigkeit der Blutbewegung in einer Arterie aufgezeichnet werden. Der Theil des Apparats, welcher das Maass der Geschwindigkeit notirt, ist construirt wie CHAUVEAU'S Hämodromometer, der den Puls zeichnende Theil ähnlich wie MAREY's Cardiograph. Die Versuche mit diesem Apparat wurden an Pferden und zwar grösstentheils an der a. carotis angestellt. Aus der vergleichenden Betrachtung der vom Pulszeichner und Geschwindigkeitszeichner gegebenen Curven geht hervor, dass die Geschwindigkeit des Blutes in der carotis schon ihr Maximum erreicht hat, bevor die Systole des Ventrikels ihre grösste Energie entfaltet. Im Augenblick, wo sich die Semilunarklappen schliessen, ändert sich die Geschwindigkeit in der Regel nicht. Dem Dikrotismus der Pulswelle entspricht ein Dikrotismus der Geschwindigkeitscurve. Während der Exspiration ist die Geschwindigkeit grösser, während der Inspiration geringer, und zwar ist dieser Einfluss der Respiration auch an solchen Arterien bemerkbar, die vom Herzen weit entfernt sind. Kaubewegungen befördern die Geschwindigkeit des Blutes, wie die Zahl und Höhe der Pulse. Auffälliger Weise giebt ferner Verf. an, dass nach Durchschneidung des Rückenmarks zwischen Atlas und Hinterhaupt und Einleitung der künstlichen Athmung die Blutbewegung sich beschleunigen soll. Nach Durchschneidung der Vagusnerven sollen auch Blutdruck und Geschwindigkeit steigen.

BAKER (5) hat eine neue Form eines Sphygmographen angegeben, welcher sich vom MAREY' schen dadurch unterscheidet, dass die Bewegungen der Arterienwand bei BAKER's Instrument unmittelbar dem schreibenden Hebel mitgetheilt werden. Der nöthige Druck auf die Arterie wird durch ein auf dem Hebel gleitendes Laufgewicht ausgeübt.

FOSTER (6) empfiehlt an der Schraube des MAREY'schen Sphygmographen, welche den Druck der auf der Arterie ruhenden Feder regulirt, eine kreisförmige Theilung anzubringen, um zum Behuf vergleichender Untersuchungen den Stand der Schraube genau notiren zu können.

SCHUMMER (7) nahm eine vergleichende Prüfung der Pulswellenzeichner von C. LUDWIG und FICK vor. An demselben Thier (Hund oder Kalb) wurden gleichzeitig mittelst einer passenden Canüle beide Apparate mit der a. carotis verbunden und die gezeichneten Curven verglichen. Die Prüfung fällt sehr zu Gunsten des FICK'schen Federmanometers aus. Jahresbericht der gesammten Medicin, 1867. Bd. I.

Der LUDWIG'sche Apparat giebt kein richtiges Bild der einzelnen Phasen der Herzaction wegen der Selbstschwankungen des Quecksilbers. An dem FICK'schen Federmanometer bemängelt Verf., dass die Elasticität der metallischen Hohlfeder nach vorangegangener wiederholter Füllung sich ändert.

BURDON SANDERSON (10) sucht experimentell zu prüfen, in welchem Verhältniss Athmung, Blutdruck und Herzschlag zu einander stehen. Die zu seinen Versuchen verwandten Hunde mussten durch eine Canüle athmen, welche sich nach aussen gabelförmig spaltete. Das eine Rohr der Gabel communicirte frei mit der Luft, das andere endigte mit einer Kautschukblase. Die Athmungsbewegungen theilten sich der Kautschukblase mit und wurden durch einen mit dieser in Verbindung gebrachten Hebel aufgezeichnet. Gleichzeitig zeichnete ein zweiter Hebel die Oscillationen eines in eine Arterie gefügten Manometers. Jeder Athmungsact lässt sich nach dem Verf. in zwei Abschnitte zerlegen, von denen der eine, nämlich die Ein- und Ausathmung, zwei Fünftel der Gesammtzeit in Anspruch nimmt, während der Rest der Zeit der Athmungspause zufällt. Die Einathmung dauert zweimal so lang, als die Ausathmung. Während der Athmungspause sinkt fortwährend der Blutdruck, um sofort zu steigen, so wie die Einathmung beginnt. Gegen Ende der Ausathmung fängt der Blutdruck wieder an zu fallen. Auch die Frequenz der Pulse wird gleich nach Beginn der Einathmung gesteigert.

DUPUY (11) giebt zahlreiche Curven, die mit dem MAREY'schen Sphygmographen unter sehr verschiedenartigen Verhältnissen gewonnen wurden. In welcher Weise die Pulswelle bei verschiedenen Stellungen des Körpers, während gewisser Muskelanstrengungen, während der Verdauung u. s. w. variirt, wurde untersucht.

PROMPT (12) fand eine regelmässige Steigerung der Pulsfrequenz nach Beobachtungen an sich selbst, ausser nach den Mahlzeiten, Morgens um 5 Uhr, d. i. zu der Stunde, welche die günstigste für die Entstehung von Erectionen sein soll. Verf. behauptet ausserdem, dass die nächtlichen Erectionen keineswegs von einer starken Füllung der Blase abhängen.

Zu Studien über die automatischen Herzbewegungen benutzte CARL FRIEDLAENDER (13) ein künstliches Serum, bereitet aus einem Theil Hühnereiweiss und neun Theilen einer 0,8 bis 0,9 pCtigen Kochsalzlösung. Beliebig kleine Stücke, die aus dem oberen Drittel des Ventrikels, den Vorhöfen oder dem Sinus des Froschherzens genommen wurden, pulsirten, in diese Flüssigkeit eingebettet, bei vorsichtiger Erneuerung des Serums über 48 Stunden. Wenn diese pulsirenden Stückchen auch noch so klein waren und aus nicht mehr als zwei Muskelfasern bestanden, so liessen sich doch in jedem solchen Präparat durch Behandlung mit Rosanilin Ganglienzellen nachweisen.

Auch das Herz von cancer pagurus hat nach ECKHARD (14) einen Nerven, der sich verhält wie der N. vagus höherer Thiere, indem bei dessen Reizung das Herz einige Zeit in Diastole stille steht. Theilt

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man das Herz dieses Thieres der Quere nach, so pulsirt nur noch der hintere Abschnitt weiter. Ganglienzellen vermochte der Verf. nicht darin aufzufinden. Wenn ECKHARD das Rückenmark eines Frosches in der Art erwärmte, dass die hinteren Lymphherzen nicht zugleich mit von der Wärmequelle erreicht wurden, so schlugen die Lymphherzen alsbald schneller und standen dann in Diastole still. Nach Entfernung der Wärmequelle nahmen sie ihre Bewegungen wieder auf. Anders verhält es sich, wenn die Lymphherzen selbst erwärmt werden. Sie schlugen dann viel länger gleichförmig ohne namhafte Beschleunigung fort und standen erst spät still. Ob sie nach der Abkühlung wieder anfangen zu pulsiren, ist zweifelhaft. Verf. meint, dass bei directer Erwärmung des Lymphherzens der Stillstand durch Wärmestarre bedingt wird.

N. SUSLOWA (15) stellte unter Leitung SETSCHENow's gleichfalls Untersuchungen an über die Bewegungen der Lymphherzen des Frosches. Nach Köpfung des Frosches steigert sich die Thätigkeit der Lymphherzen. Wird das Rückenmark halbseitig durchschnitten, so beobachtet man Steigerung der Lymphherzthätigkeit auf der Seite des Durchschnitts und Schwächung derselben auf der entgegengesetzten Seite. Reizung verschiedener Querschnitte der cerebrospinalen Axe ruft an den Lymphherzen Erscheinungen hervor, analog denen, wie sie von SETSCHENOW in Betreff der Reflexfunction des Rückenmarks beschrieben sind. Reizung der Hemisphären - Querschnitte ist ohne constanten Erfolg. Nach chemischer oder electrischer Reizung eines Querschnitts der Sehhügel oder der corpora bigemina oder des oberen Theils der medulla oblongata stehen alle Herzen in Diastole still. Ist gleichzeitig das Rückenmark zur Hälfte durchschnitten, so kommt der Stillstand nur auf der Seite zu Stande, auf der das Rückenmark unversehrt blieb. Reizung eines Rückenmarksquerschnittes verstärkt die Thätigkeit der hinteren Lymphherzen. Wenn man einem Frosche alle sensibeln Wurzeln durchtrennt, so verfallen die Lymphherzen in andanernden diastolischen Stillstand. Diese Ruhe geht aber in anhaltende Thätigkeit über, sobald man dem Thiere ausserdem alle rami communicantes zwischen Rückenmark und Sympathicus durchschneidet. Nach electrischer Reizung der rami communicantes stehen die Lymphherzen auch in Diastole still.

FASCE LUIGI und ABBATE VINCENZO (17) haben Untersuchungen an fünf grossen Seeschildkröten angestellt über electrische Reizung des Herzens und seiner Nerven. Directe Reizung des Herzens oder des Vagus gab genau dieselben Resultate, wie beim Frosch. Nach Durchschneidung der Vagusnerven trat weder Veränderung in der Frequenz des Herzschlages, noch in der Grösse des Blutdrucks ein. Ebenso negativ war der Erfolg von Durchschneidungen des Sympathicus am Halse. Nach Reizung des Sympathicus am Halse sahen die Verff. niemals Beschleunigung, wohl aber Verlangsamung und kurzen Stillstand der Herzbewegungen. (Reflexhemmung?)

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Ueber den Inhalt der Abhandlung von E. und M. CYON (18, 19) ist bereits im vor. Bericht S. 123 ein vollständiges Referat gegeben. In einem Nachtrage theilen die Verff. mit, dass es ihnen auch gelungen ist, durch directe electrische Reizung eines Nervenfadens, der sich vom untersten Halsganglion zum Herzen begiebt, den Herzschlag zu beschleunigen ohne jede Veränderung des Blutdrucks. Das Verhältniss der Schlagzahl vor der Reizung dieses Nerven und während derselben ist, wie 68. Die Höhe der Excursion jedes einzelnen Herzschlages nimmt während der Reizung jenes Nervenfadens ebenso ab, wie bei Reizung des Rückenmarks und durchschnittenen N. splanchnici.

v. BEZOLD (20, 21, 22) giebt jetzt zu, dass die Veränderungen des Herzschlages und des Blutdrucks, welche man nach Durchschneidung oder Reizung des Rückenmarks beob achtet, im Wesentlichen abhängig sind von den gleichzeitigen Veränderungen des Tonus der Gefässe. In Folge dessen modificirt er seine Hypothese von den Beschleunigungsnerven des Herzens sehr bedeutend. Während er früher angab, dass diese Beschleunigungsnerven vom Gehirn ausgehend im Rückenmark herabsteigen und von den verschiedensten Stellen sowohl des Halsmarks, als des Brustmarks und Lendenmarks abtreten, um schliesslich auf sonderbaren Umwegen zum Herzen zu gelangen, schränkt er jetzt die Zahl dieser Beschleunigungsnerven sehr ein. Nach seiner jetzigen Darstellung sollen die spinalen Beschleunigungsnerven vom Hirn aus nur im Halsmark hinabsteigen und nicht weiter abwärts, als bis zum zweiten Brustwirbel gelangen. Vom Halsmark treten sie zum ganglion stellatum (d. i. zum untersten Halsganglion), welches ausserdem die den Herzschlag beschleunigenden Fasern vom Grenzstrang des Halssympathicus aufnimmt. Vom ganglion stellatum begeben sich diese Nerven zu dem Bindegewebe zwischen aorta und a. pulmonalis und endigen im Herzen. Auf den Blutdruck sollen diese Nerven keinen wesentlichen Einfluss haben, sondern vorherrschend nur auf die Pulsfrequenz (während früher v. BEZOLD beweisen wollte, dass ihr Einfluss auf den Blutdruck ein mächtiger sei).

In dieser durchaus neuen Gestalt hat v. BEZOLD'S

Lehre grosse Aehnlichkeit mit derjenigen, welche die Gebrüder CYON aufstellten auf Grund von Versuchen, die sie, wie von ihnen hervorgehoben wird, zwei Wochen früher im Centralblatt veröffentlicht haben. (S. den vor. Ber. S. 123). Wir wollen hier kurz zusammenfassen, in welchen Punkten die Gebrüder CYON und v. BEZOLD in ihren Angaben übereinstimmen und worin sie von einander abweichen.

Sowohl die Gebrüder CYON, als v. BEZOLD behaupten, dass im Halsmark Nervenfasern verlaufen, deren Function es ist, den Herzschlag zu beschleunigen, ohne den Blutdruck zu erhöhen.

Nach v. BEZOLD giebt es ausser diesen spinalen Beschleunigungsfasern noch andere, welche im Grenzstrang des Sympathicus herablaufen. Die Gebrüder CYON erklären dies für unerwiesen.

Nach V. BEZOLD befinden sich die Beschleunigungsnerven während des Lebens in einem fortwährenden Zustande der Thätigkeit. M. und E. CYON leugnen diesen angeblichen Tonus.

Aus den Abhandlungen v. BEZOLD'S und seiner Schüler (20, 21, 22) heben wir hier nur noch das heraus, worüber im vor. Ber. S. 121 noch keine Mittheilung gemacht ist.

v. BEZOLD und BEVER (21, 22) gelang es, durch vorsichtige electrische Reizung des ganglion stellatum oder seiner Wurzeln den Herzschlag zu beschleunigen.

TRAUBE (S. d. vor. Ber. S. 124) hatte eingewandt, die nach Reizung des Halsmarks oder des Grenzstranges vom Halssympathicus auftretende Pulsvermehrung könne abhängen von einer Veränderung des Lumens der Kranzgefässe des Herzens. v. BEZOLD (22) widerlegt diesen Einwand durch eine Reihe von Versuchen, in denen er die Kranzarterien von Kaninchen mit Klemmpincetten zusammendrückte. In der Mehrzahl der Fälle brachte die Zuklemmung der Kranzarterien im Anfange gar keine Aenderung der Pulsschläge hervor, sondern 10-20 Sekunden danach pulsirt das Herz noch regelmässig fort. Dann fängt es an langsamer und unregelmässiger zu pulsiren. Erst nach bis 2 Minuten hören die rhythmischen Bewegungen des linken Vertrikels auf. Reizung des Halssympathicus bewirkt auch nach Verschliessung der Kranzarterien noch Vermehrung der Pulsfrequenz. Steigert man nach Klemmung der Kranzarterien den intracardialen Blutdruck dadurch, dass man die Aorta zusammendrückt, so ändert sich die Zahl der Pulsationen des linken Vertrikels schnell, und zwar erfährt sie eine Vermehrung, wenn man den Verschluss der aorta sofort nach der Zuklemmung der Kranzarterien vornimmt. Dagegen werden die Pulsationen verlangsamt oder ganz aufgehoben, wenn man die Aorta erst dann comprinirt, wenn die Ernährung der Ventrikelwand durch länger dauernden Verschluss der Kranzarterien bereits gelitten hat. Zur Erklärung dieser Thatsachen macht v. BEZOLD die Annahme, dass im mangelhaft ernährten Herzen durch gesteigerten Blutdruck die Hemmungsapparate reflektorisch stärker erregt werden als die muskulomotorischen. Im normal ernährten Herzen soll das Umgekehrte stattfinden.

In einer anderen Reihe von Versuchen prüften V. BEZOLD und BREYMANN (22), welchen Einfluss die Verschliessung der Kranzvenen des Herzens auf dessen Thätigkeit ausübt. Nach Zuklemmung aller Kranzvenen funktionirt das Herz noch viel länger regelmässig fort. Erst nach zwanzig Minuten etwa werden die Herzcontractionen unregelmässig flimmernd und peristaltisch. In der Mehrzahl der Fälle nimmt die Pulsfrequenz anfänglich nach der Zuklemmung der Kranzvenen zu, um erst im weiteren Verlauf wieder auf die frühere Grösse und darunter zu sinken. Die Steigerung der Pulsfrequenz in Folge der Venenstauung erklärt sich wahrscheinlich ähnlich, wie die Steigerung der Pulsfrequenz nach Vermehrung des intracardialen Drucks durch die Reizung der in der Herz

wand gelegenen nervösen Organe. Wird ausser den Kranzvenen auch noch die Aorta zusammengedrückt, so ist die Vermehrung der Pulsationen beträchtlich. Auch die Energie der Herzbewegungen ist unmittelbar nach der Klemmung der Kranzvenen fast immer erhöht. DRESCHFELD (22) erinnert an die Beobachtung V. REZOLD's, dass Reizung des centralen Endes eines durchschnittenen vagus nach Exstirpation des Grosshirns eine Abschwächung der Blutcirculation herbeiführt. v. BEZOLD hatte diese Thatsache damals so erklärt, dass nach Reizung der centripetalen Vagusfasern eine Lähmung der von ihm angenommenen Beschleunigungsnerven folgen sollte. DRESCHFELD Weist nun nach, dass es sich in diesem Falle vielmehr um eine reflektorische Lähmung des Gefässtonus handelt. Die betreffenden Vagusfasern verhalten sich somit ganz ähnlich wie der von CYON und LUDWIG beschriebene n. depressor cordis. Verf. fand ferner, dass directe Reizung des Kaninchenmagens sowohl bei erhaltenem Grosshirn, als auch nach Abtragung desselben und bei unversehrten oder durchschnittenen Herznerven in den meisten Fällen eine Erniedrigung des Blutdrucks herbeiführt. (Vergl. in Betreff dieser Beobachtung Centralblatt 1864, No. 40, wo analoge Versuche beim Frosch vom Ref. beschrie- ben sind.)

v. BEZOLD und GSCHEIDLEN (22) machten Versuche über das Verhalten des Gefässtonus nach Lähmung des Herzens. Die Versuche wurden an worarisirten Kaninchen angestellt. Das Herz wurde zum Stillstande gebracht entweder durch sehr starke electrische Schläge, oder durch eine um die Basis desselben gelegte Ligatur. Liess man das Gehirn und Rückenmark unversehrt, so verging nur sehr kurze Zeit, bis sich der Druck in den Arterien und Venen vollständig ausglich. Wird dagegen nach Lähmung des Herzens das Halsmark durchschnitten, so bedarf es eines weit längeren Zeitraums zur Ausgleichung des Blutdrucks. Sobald man aber das Rückenmark electrisch reizt, geht die Ausgleichung rasch vor sich und der Venendruck steigt schnell. Der natürliche Tonus der Gefässe oder die ihn ersetzende künstliche Reizung des Rückenmarks bewirken also nach Lähmung des Herzens eine Flüssigkeitsbewegung von den Arterien gegen die Venen hin in der normalen Richtung des Blutstromes.

Auch BERNSTEIN (23) hat Versuche angestellt über den Einfluss einer Steigerung des arteriellen Drucks auf die Pulsfrequenz, deren Ergebniss in Widerspruch steht mit den Angaben OYON's. (S. d. vor. Ber. S. 123.) Vermehrung des Blutdrucks durch. Infusion von Blut führte immer eine bedeutende Verminderung der Pulszahl herbei, die einige Minuten anhielt, um allmälig in die normale wieder überzugehen. Wurde dagegen die Einspritzung bei solchen Thieren (Hunden oder Kaninchen) vorgenommen, welchen zuvor die Vagusnerven durchschnitten waren, so entstand trotz der Steigerung des Blutdrucks nach der Einspritzung keine Verminderung der Palszahl. Verf. nimmt daher an, dass jene Verlangsamung des

Pulses bei erhaltenem Vagus durch Vermittelung dieses Nerven zu Stande kommt. Auch im normalen Zustande scheint eine Erregung des Vagus durch den Blutdruck stattzufinden. Beiläufig erwähnt Verf. noch, dass bis zu einer gewissen Grenze Erhöhung des intracardialen Drucks im ausgeschnittenen Froschherzen keine Veränderung der Pulszahl veranlasst.

Nach ADAMÜK (24) kann die Steigerung des intraocularen Drucks nach Reizung des Sympathicus nicht abhängig sein von der ausserhalb des Bulbus gelegenen Musculatur, weil sie auch bei worarisirten Thieren und nach Zerstörung der MÜLLER'schen glatten Muskelfasern in der Orbita noch eintritt. Verf. verharrt dabei, die Ursache der Steigerung des Drucks in der Thätigkeit von Muskelfasern zu suchen, die innerhalb des Augapfels gelegen sind, ohne indess diese Muskelfasern mit Bestimmtheit angeben zu können. Die Fasern des Sympathicus, welche die Steigerung des intraocularen Drucks bewirken, gehen bei Katzen nicht durch das ganglion ciliare; denn man kann dies exstirpiren, ohne dass die Abhängigkeit des intraocularen Drucks vom Sympathicus aufhört. Die betreffenden Nervenfasern laufen wahrscheinlich neben dem N. opticus, wofür die Thatsache spricht, dass nach Durchschneidung der Sehnerven die Steigerung des intraocularen Drucks nach Reizung des Sympathicus ausbleibt.

FOSSION (26) hat eine höchst abenteuerliche Hypothese über die Bedeutung der Milz, der Thymus, Schilddrüse und der Nebennieren vorgetragen. Verf. geht von dem Gedanken aus, dass diejenigen Organe, bei welchen Thätigkeit und Ruhe wechseln, während dieser verschiedenen Phasen verschiedene Mengen Blut aufnehmen. Die während der Unthätigkeit des Organes überflüssig gewordene Blutmenge muss irgendwo bleiben, und zu diesem Zwecke findet sich ein Nebenorgan vor, welches gleichsam ein Blutmagazin darstellt. Die Milz soll ein solcher Blutbehälter sein, wohin das überflüssige Blut während der Unthätigkeit des Magens von diesem abgeleitet wird. In ähnlichen Beziehungen, wie Milz und Magen zu einander, sollen Schilddrüse und Gehirn, Nebennieren und Nieren, Thymus und Lungen stehen. Um seine Theorie irgendwie experimentell zu prüfen, hat Verf. bei zehn Hunden die Milz exstirpirt mit dem bekannten Erfolge, dass die meisten so operirten Thiere nach wie vor vortrefflich mit ihrem Magen functionirten. Um diese Thatsache zu erklären, erfindet Verf. schleunigst die Hilfshypothese, dass in diesem Fall die Leber vicariirend für die Milz eintreten soll.

DIESTERWEG (27) sucht auszuführen, dass die Athem bewegungen von weit wesentlicherer Bedeutung für den Blutkreislauf in den Lungen sein müssen, als man anzunehmen pflegt. Die Summe der zu überwindenden Widerstände im kleinen und grossen Kreisslauf soll annähernd dieselbe sein. Die treibenden Herzkräfte für beide Kreisläufe sind aber nicht dieselben, sondern der linke Ventrikel ist dreimal so mächtig, als der rechte. Im Stromgebiet der Pulmonalarterie muss demnach eine

Vorrichtung vorhanden sein, durch welche die Kraft des rechten Ventrikels so bedeutend unterstützt wird, um der Kraft des linken Ventrikels gleichzukommen, und diese Hilfsvorrichtung findet Verf. in der Athmung.

E. CYON (29) untersuchte den Einfluss der Kohlensäure auf das ausgeschnittene Froschherz. Das Herz wurde, wie bei früheren Versuchen des Verf. (s. den vor. Ber. S. 126), in Verbindung gesetzt mit einem gläsernen Kreislauf, an welchem ein Manometer angebracht war. Wurde dieser Apparat mit Serum gefüllt, welches mit Kohlensäure gesättigt war, so stand das Herz sofort in Diastole still, wenn die genannte Flüssigkeit in sein Inneres trat. Die Herzschläge kehrten wieder, wenn das mit Kohlensäure gesättigte Serum entfernt oder durch sauerstoffhaltiges Serum ersetzt wurde. Wurde das durch Kohlensäure zum Stillstand gebrachte Herz gereizt, so zog es sich kräftig zusammen. Verf. nimmt an, dass der Stillstand des Herzens nach Kohlensäurevergiftung zu erklären ist durch eine Reizung der peripherischen Enden der Vagusnerven im Herzen. Als Beweis führt er folgenden Versuch an: Curare in hinreichender Dosis lähmt die Endigungen des Vagus. Wurde nun in den künstlichen Kreislauf mit Kohlensäure gesättigtes Serum gebracht, welches ausserdem eine starke Dosis Curare enthielt, so stand das Herz nicht plötzlich still, sondern seine Bewegungen wurden bloss sehr schwach und peristaltisch Nach Ersetzung dieser Flüssigkeit durch sauerstoffhaltiges Serum schlug das Herz wieder kräftig und regelmässig. Wurde das Herz in Stickstoffgas gebracht und in den künstlichen Kreislauf Serum eingeführt, welches mit Stickstoffgas gesättigt war, so stand das Herz nach einigen schwachen Pulsationen still. Verf. zieht aus diesen Versuchen den Schluss, dass Muskelzuckungen des Herzens auch bei Abwesenheit von Sauerstoff vorkommen können, dass aber der Sauerstoff unerlässlich ist für die reguläre Herzbewegung, und zwar dient es als Reiz für die motorischen Ganglien des Herzens.

v. BEZOLD (30) u. (31) hat jetzt Ausführlicheres veröffentiicht über seine im Verein mit HIRT angestellten Versuche über die physiologischen Wirkung des essigsauren Veratrins. Bei Fröschen unter die Haut gespritzt (3-5 Mgr. genügen) bringt es in erster Linie eine von den früheren Beobachtern übersehene Erhöhung der Erregbarkeit in den Nervenendigungen im Muskel hervor. Nachher vernichtet es die Erregbarkeit der Muskelfaser, aber hierbei erlischt die indirecte Reizbarkeit des Muskels früher, als die directe. Abweichend von KOELLIKER u. GUTTMANN schliessen die Verff. hieraus, dass das Veratrin kein reines Muskelgift ist, sondern dass es auch die Endigungen der Muskelnerven im Muskel lähmt.

Nach Einspritzung sehr schwacher Dosen (Mgr. in die Vene oder 1 Mgr. unter die Haut) bei Kaninchen beobachtet man vorübergehende Beschleunigung des Herzschlages. Nach Einspritzung mittlerer Gaben (1 Mgr. in die Vene, 5 Mgr unter die Haut) folgt in der Regel sofort Verlangsamung des Herzschlags. Noch stärkere Dosen bewirken starke Verlangsamung,

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