Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Die grösste Sorge muss zuerst die tüchtige Ausbildung der Hebammen sein. Soviel wir uns in dieser Hinsicht auch mühen, so ist es doch nicht möglich, durchweg tüchtige Hebammen in einem Kursus von 6 Monaten auszubilden. Es nützt nicht genug, wenn dann etwa der dritte Theil oder die Hälfte ein gutes Examen macht; die andere Hälfte der Hebammen bleibt dabei immer ungenügend, und doch können alle Frauen exakte Hebammenhülfe verlangen. Auch von den mit gutem Examen abgehenden Schülerinnen hat ein grosser Theil mehr auswendig gelernt als begriffen und arbeitet mehr au Kommando, als selbstständig und selbst denkend. Ich weiss nicht, ob von den Herren Physicis der eine oder andere auf Befragen durch das Ministerium die Verlängerung des Kursus als überflüssig erklärt hat. Jedenfalls hat die Medizinal-Kommission ihren wiederholten Vorschlag auf Verlängerung des Kursus nicht angenommen gesehen und ich muss mir jetzt damit helfen, die besten Schülerinnen nach 6 Monaten, die weniger guten erst nach 8, ja nach 9 Monaten zum Examen zuzulassen. Wirklich abgeholfen wird mit dieser Aushülfe dem Uebel aber nicht. Fast alle diese Hebammen haben dann nur das zum Examen nöthige Mass von Kenntnissen und Fertigkeiten, nicht aber die nöthige Uebung im Berufe erlangt, und zum Selbstnachlernen und Nachüben sind nur wenige der Frauen, am allerwenigsten aber die schlechteren Schülerinnen geeignet, denen es am meisten Noth thäte. Umsomehr muss ich die Herren Physici bitten, bei der Auswahl der Schülerinnen sehr sorgfältig zu Werke zu gehen und nur solche Frauen zu senden, welche gesunden Verstand und genügende Auffassungsgabe mit körperlicher Geschicklichkeit und Lebendigkeit verbinden. Der Einwand, dass leider gar keine Auswahl da ist, wird bald verschwinden, wenn die Hebammenstellen so aufgebessert werden, dass sie begehrenswerth werden. Es ist durchaus nicht nöthig und zweckmässig, dass die Hebammen aus den sog. gebildeten Ständen mit sehr guter Schulbildung genommen werden. Solche Frauen blenden allerdings oft beim Eintritt durch ihre Leistungen. Sehr häufig aber ist das, was sie da leisten, alles, was sie überhaupt leisten können. Sie lernen nichts zu und werden nicht selten schon während des Kursus von einfachen Bauertrauen überholt. Es ist nicht allzu schwer durch eigene Prüfung, sowie durch Umfragen bei den Lehrern und bei der Umgebung herauszufinden, ob die natürlichen Anlagen von Hebammenaspirantinnen gut und ob die moralischen Eigenschaften genügend fest sind. Die Mühe, welche sich der Physikus bei der Auswahl der Hebammenaspirantinnen giebt, wird überreichlich belohnt durch die geringere Mühe, die ihm gute Hebammen später verursachen werden.

So gut wir aber auch die Hebammen ausbilden werden: immer bleiben sie und müssen sie bleiben nur Heilgehülfen für die Geburtshülfe. Weil sie einen vollen Ueberblick über die Disziplin nicht haben, neue Errungenschaften in derselben sich selbstständig nicht aneignen können, weil sie zuletzt in ihrer schwierigen sozialen Stellung leicht erlahmen, so müssen sie eine exakte und vollständige fachmännische Beaufsichtigung und Unterstützung er

fahren, wie wir solche ausser der Beaufsichtigung durch die Physici durch besondere Aufsichtsärzte eingeführt haben, weil die Physici zu einer wirklich genügenden Beaufsichtigung aus lokalen und geschäftlichen Gründen nicht im Stande sind. Wenn sich dieses Institut auch noch nicht zur vollen Leistungsfähigkeit entwickelt hat, so kann ich doch konstatiren, dass sich dasselbe seit den 6 Jahren des Bestandes wenigstens schon bezahlt gemacht hat. Die Schwierigkeiten bezüglich der Listenführung durch die Hebammen verschwinden immer mehr und die Listenführung bringt immer grösseren Nutzen. Die ersten Jahrgänge der Listen konnten schon zur Abfassung der ersten Instruktionen für die Hebammen benutzt werden und jetzt bin ich im Begriff, alle bisherigen Jahrgänge in anderer und weiterer Weise so zu verarbeiten, dass durch Vergleichung der ersten und der späteren Jahrgänge die bisherigen Erfolge und die noch zu beseitigenden Mängel möglichst deutlich hervortreten. Man wende nicht ein, dass die Listenführung von den Hebammen theilweise sehr unordentlich geschieht. Dies zu verhüten hat der Aufsichtsarzt recht wohl in der Hand. Zunächst kann jeder Aufsichtsarzt bei einiger Aufmerksamkeit ohne Weiteres erkennen, wenn eine Hebamme dabei schablonenmässig und gedankenlos verfährt. Man kann solcher Hebamme ohne Weiteres ihre eigenen Widersprüche nachweisen und sie beim mündlichen Verhör schnell in ihren technischen Fehlern oder Lügen ertappen. Schliesslich aber sind nicht einmal die etwa ausgelassenen Einzelheiten der Hauptangriffspunkt für die Beurtheilung der Hebamme. Die Vollständigkeits-Kontrole durch die Geistlichen sowohl nach der Zahl der Entbindungen, als besonders nach den Todesfällen setzt uns in den Stand, jede Hebamme ganz objektiv anzufassen. Ihre Erfolge, die wir ziffermässig und mit aller Sicherheit feststellen, sind die Zensuren für ihre Brauchbarkeit. Wenn eine an sich vielleicht nur wenig begabte Hebamme so gut wie nur gute Resultate hat, wenn sie keine Infektionen aufzuweisen hat vielleicht gerade deshalb, weil sie wenig oder gar nicht untersucht, wenn wenig Kinder bei ihr sterben und keine Klagen über sie einlaufen, so lassen wir sie ruhig weiter funktioniren. Wir stören und moniren aber selbst eine sehr klug redende Hebamme, wenn ihre Resultate nicht gut sind. Wir wissen ja, was durchschnittlich in der Praxis vorkommt und was vorkommen darf. Ein einzelnes Halbjahr wird uns allerdings nicht genügend Unterlage geben zu einem endgültigen Urtheil. Wenn aber eine Hebamme ungewöhnlich oft den Arzt braucht, wenn sie öfter grosse Blutungen erlebt, wenn sie mehr als 1% Todesfälle etwa im Laufe von 2-3 Jahren aufweist und besonders wenn Puerperalfieber - Epidemien oder auch einzelne Fälle sich bei ihr wiederholen, so ist eine solche Hebamme nicht einfach unglücklich, sondern ungeschickt und nachlässig. Allerdings kann jede einmal Unglück haben; wer aber immer Unglück hat, ist selber schuld und muss mindestens gebessert oder beseitigt werden. Ich lege Ihnen eine ganze Reihe von Geburts-Listen vor, in denen sich die Puerperalfieber - Epidemien oder technische Fehler der Hebammen häufiger wiederholen und solche Hebammen

müssen nach diesen Richtungen entsprechend angefasst werden. Von dieser unserer praktischen Beaufsichtigung zeigt sich schon jetzt ein direkter Nutzen. Wenn im Allgemeinen jeder erste Puerperalfieberfall einer Hebamme als Primärfall, und als von der Hebamme nicht infizirt, jeder kurz darauf bei derselben Hebamme folgende aber als von dieser übertragen angesehen werden kann und wird, so sind wir im Stande, durch Desinfektion der Hebamme und ihrer Utensilien nach jedem Primärfall die weiteren Fälle zu vermeiden. Unsere Einrichtung, wonach die Hebammen zur Desinfektion in die Hebammenschule gesendet werden, hat in Verbindung mit der ganzen Beaufsichtigung offenbar schon sehr gute Früchte getragen. Im Jahre 1886 betrugen die Todesfälle bei und bis 3 Monate nach der Entbindung nach durchweg sicheren Ermittelungen in Mecklenburg die Zahl 172. Diese Zahl von 100 ist sehr hoch; sie enthält aber alle Todesfälle jeder Art. Die Unsicherheiten, welche in der Puerperal-Mortalität-Statistik bisher überall bestand und welche von Hegar besonders für Preussen auch neuerdings wieder hervorgehoben ist, kommt daher, dass man die Fälle von Puerperalfieber allein aufzunehmen sich bestrebt hat und weiter daher, dass man das Kindbett nur auf 3 Wochen beschränkt hat. Ich werde später zeigen, dass man nur dann Sicherheit erreichen kann, wenn die Zeit der Statistik bedeutend am besten auf 3 Monate verlängert wird und wenn alle in diese Zeit fallenden Todesfälle zur Berücksichtigung kommen. Die nie sicher zu beantwortende Frage, wieviel zwischen allen Todesfällen gerade PuerperalfieberTodesfälle sind, wird dann nicht mehr so gefährlich. Da Kunstfehler und andere Zufälle sich bei grossen Zahlen der Zahl nach fast ganz gleich bleiben, so zeigt der Vergleich der Jahre den Fortoder Rückschritt in der Puerperalfiebersterblichkeit recht deutlich. Ausserdem erhält man durch solche ausgedehnte Statistik über manche andere Verhältnisse interessante Aufschlüsse. Ohne auf diese letzteren jetzt einzugehen, brauche ich nur die Zahl der Todesfälle in den letzten 5 Jahren mitzutheilen, um zu zeigen, dass wir schon bis jetzt bemerkenswerthe Erfolge erzielt haben: Es starben in Mecklenburg-Schwerin bei und bis 3 Monate nach der Geburt

1886 172 Frauen.

[blocks in formation]

Die 3 Jahre 1887-1889 zeigen eine auffällige Uebereinstimmung. 1886 starben 14 Frauen mehr, 1890 16 weniger als in den zwischenliegenden Jahren. Der Unterschied zwischen 1884 und 1890 beträgt 30 Todesfälle, d. i. bei jährlich 18 000 Geburten 1,700 und derselbe wird wohl fast ganz den Puerperalfiebertodesfällen zuzuschreiben sein.

Das ist ein Erfolg, welcher, wenn dauernd, allein schon die gemachten Anstrengungen belohnt und uns zur energischen Weiterverfolgung des begonnenen Weges auffordert. Ich hoffe in nicht ferner Zeit noch weitere und eingehendere Mittheilungen machen zu können.

Weitere Beiträge zur Frage der Schutzdauer der

Erstimpfung.

Von Dr. Glogowski, Kreiswundarzt in Kempen (Posen).

In der diesjährigen Nr. 8 dieser Zeitschrift veröffentlichte ich meine Erfahrungen über den in der Ueberschrift angeführten Gegenstand. Die am Schlusse des Aufsatzes ausgesprochene Befürchtung, dass die Zahl der Pockenkranken hier sich vermehren würde, wurde leider zur Wahrheit. Ich nahm daher im Einverständnisse mit den Schulbehörden Veranlassung, die Eltern derjenigen Schüler der hiesigen Simultanschule, die noch nicht wiederimptpflichtig waren, aufzufordern, diese sofort revacciniren zu lassen. Hierauf meldeten sich am 13. resp. 25. April cr. 211 Kinder.

Die äusseren Bedingungen waren dieselben, wie das vorige Mal, d. h. es wurden jedem Kinde 6 Schnitte gemacht und wohl erprobter Impfstoff aus der Königlichen Impfanstalt zu Stettin verwendet.

Das Ergebniss ist in nachstehender Tabelle, die ebenso geordnet ist, wie die vorige, verzeichnet. Bei denjenigen Kindern, die von auswärts zugezogen sind und die Resultate der Erstimpfung nicht ganz genau zu ermitteln waren, ist in der betreffenden Spalte ein ? gemacht.

[graphic][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][ocr errors][ocr errors]
[graphic][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][ocr errors][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed][subsumed][subsumed][ocr errors][subsumed]
« AnteriorContinuar »