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keit, primäre Schanker mit anderen Mitteln ohne nachfolgende Lustseuche zum Verschwinden zu bringen, um so weniger leugnen, als dieselbe durch das öftere Gelingen einer antiphlogistischen Behandlung ohne Mercur erwiesen worden ist. Indessen fehlt es auch nicht an so vielen Beobachtungen später erschicnener Zeichen einer allgemeinen Lustseuche, dass wir gegen eine blos örtliche Behandlung syphilitischer Geschwüre misstrauisch werden müssen.

1) Abhandl. über die venerische Krankheit. S. 531. 553.

Leipzig, 1787.

2) Ideen zur wissenschaftl. Begründung des Systems der homöopathischen Heilkunst. Giessen, 1834. S. 73.

S. 18.

Diese

Man hat die Erscheinuug von Feigwarzen bisher für Zeichen einer fortschreitenden Syphilis gehalten. Hahnemann trennt sie davon, und hält sie für eine Krankheit sui generis. Ansicht hat allerdings manches für sich. Es kommen Fälle von höchst entwickelter, allgemeiner Lustseuche ohne Feigwarzen vor, und wiederum Feigwarzen ohne andere syphilitische Erscheinungen, was unter anderen auch Glasor) beobachtet hat. Neumann 2) behauptet gleichfalls, dass den hartnäckigen, spitzigen Condylomen ein, von der Syphilis verschiedenes, aber gleichfalls durch den Beischlaf sich mittheilendes Contagium zum Grunde liege. Ich habe vielmals Condylome bei der Lustseuche gesehen, aber auch ohne dieselbe. Erst im letzten Winter habe ich drei Personen behandelt, bei denen reine Sykosis zu sehen war, zwei junge Mannspersonen und ein neunzehnjähriges Mädchen. Bei den ersteren zeigte sich zuerst eine Gonorrhoe, welche den bewährtesten Mitteln nicht weichen wollte. Die Ursache wurde mir erst nach vierzehn Tagen klar, als Condylome am Präputium und an der glans penis hervorsprossten. Bei dem Mädchen zeigten sich diese sogleich ohne andere Erscheinungen. Diese drei Kranken wurden in kurzer Zeit mit dem, von Hahne

Sollten
Viel-

mann empfohlenen specifischen Mittel, Thuya, geheilt, deren Wirkung auch von Anderen 3) bestätigt worden ist. Dr. Vossen in Aachen hat gleichfalls beobachtet, dass Condylome nicht immer Zeichen einer vorausgegangenen Lustseuche sind 4). sie aber keine Verwandtschaft mit derselben haben? fältige Erfahrungen haben gelehrt, dass Krankheiten ausarten können. Uebelgeheilte Krätze hinterlässt vielmals Flechten, und wenn diese durch Ansteckung auf andere Menschen übergehen, was man bei zusammen Schlafenden häufig sehen kann, so gibt es wiederum Flechten und keine Krätze. So scheint auch die Sykosis aus der Syphilis hervorgegangen zu seyn, aber ihre eigenthümliche Form zu behaupten, ohne wieder den Charakter ihrer Mutter anzunehmen. Sie kann aber sowohl mit dieser, als mit Psora oder mit einer herpetischen Dyskrasie complicirt seyn, und deshalb die Heilung schwieriger machen.

Bei den mit Syphilis verwandten Krankheiten kommen überhaupt viele Verschiedenheiten vor. Man hat mit Unrecht die Gonorrhoe unbedingt der Syphilis zugezählt. Es gibt dreierlei Arten dieser, durch Ansteckung sich fortpflanzenden Krankheit.

1) reine Gonorrhoe, eine Urethritis mit vermehrter Schleimsecretion, welche, auch wenn sie vernachlässigt oder schlecht behandelt wird, nie in Syphilis übergeht, obgleich sie zuweilen Verengerungen der Harnröhre und andere, sehr lästige Beschwerden zurück lässt;

2) syphilitische Gonorrhoe', welche sich durch die hinzukommenden, der Lustseuche angehörenden Erscheinungen auszeichnet;

3) die sykotische Gonorrhoe, die man ihrer Natur nach nicht wohl früher erkennt, als bis sich Condylome hinzu gesellen. Die Abweichung der Meinungen rührt von einer Verwechselung dieser verschiedenen Arten her, welche um so weniger gleichgiltig ist, als das Gelingen der ärztlichen Behandlung von der wichtigen Erkenntniss abhängt. Giet15) theilt Beobachtungen

von Tuberkeln, als Nachzüglern schlecht geheilter Tripper mit, welche nach Autenrieth und Ritter 6) absolut unheilbar seyn sollen. Ich vermuthe, dass sie sykotischer Art gewesen sind, wo vielleicht Thuya und Salpetersäure hilfreich gewesen wären. Aehnlicher Art war auch gewiss das von Kleeberg 7) beobachtete Condylom, welches sich nach einem Tripper aus einer Drüsenöffnung an der Harnröhrenmündung herausbildete.

1) Mittheilungen aus dem Gebiete des homöopathischen Heilverfahrens. Im Archiv für homöopathische Heilkunst. 10. Bd. 1. Heft.

2) Ueber die Lustseuche. Im Journal der Chirurgie und Augenheilkunde von C. F. von Gräfe und Ph. von Walther. XVII. Bd. 1. Heft.

3) Prakt. Mittheilungen aus dem Gebiete der Homöopathie von Dr. Kirsch. In der Hygea. 4. Bd. S. 117. und ebendas. S. 433. Libert in Archives de la médecine homoeopathique, 1836. Mai et Juin.

4) Ueber Condylome; in Rusts Magazin der gesammten Heilkunde. 39. Bd. 3. Heft.

5) Im Journal für Chirurgie und Augenheilkunde. 43. Bd. 3. Heft. S. 143 u. f.

6) Darstellung der scheinbaren Aehnlichkeit und wesentlichen Verschiedenheit, welche zwischen der Schanker und Tripperseuche wahrgenommen werden. Leipzig, 1819.

7) In der Zeitschrift für die ges. Medic. von Dieffenbach pp. 2. Bd. 2. Heft.

S. 19.

scheint

Die Frage, ob es eine verlarvte Syphilis gibt? hier nicht am unrechten Orte zu seyn. Ich verstehe unter einer verlarvten Krankheit eine solche, welche durch Veränderung ihrer äusseren Form ihre innere Natur nicht deutlich genug erkennen lässt. In Beziehung auf Syphilis ist daran wohl nicht zu zweifeln, und es bedarf keiner Citate, um diese so bekannte Sache zu beweisen. Aber hieran reiht sich die weit schwieriger zu beantwortende Frage, ob die Syphilis im Körper schlummern könne, ohne sich durch Erscheinungen eines krankhaften Zustandes zu erkennen zu geben? Die Natur und Beschaffenheit der Contagien und deren Wirkungsart ist eine terra incognita, eine dunkle Region, zu deren Erleuchtung unsere Specu

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lation bisher nicht hingereicht hat. Das Wenige, was wir davon wissen, haben wir ganz allein der Erfahrung zu danken, und diese hat uns gelehrt, dass das Contagium der acuten Krankheiten, deren ganzer Verlauf überhaupt an eine bestimmte, sich ziemlich gleich bleibende Zeit gebunden ist, gleichfalls sehr bald seine Wirkungen im Organismus offenbart. Nach der Schutzpocken-Impfung kann man schon am dritten, wenigstens am vierten Tage an dem Aufsprossen kleiner Bläschen den Erfolg erkennen. Nicht so bei den chronischen Contagien, welche erst nach längerer und zwar unbestimmter Zeit ihre Wirkungen äussern. Ich habe beobachtet, dass von zweien, durch dieselbe Person in einer Nacht angesteckten jungen Menschen einer schon am dritten, der andere erst am eilften Tage die Zeichen der Infection bemerkte. Noch unbestimmter ist die Zeit, in welcher sich die Wuthkrankheit nach der Ansteckung durch einen Biss äussert. Die Bedingungen dieser Verschiedenheit sind also nicht im Contagium, sondern im Organismus zu suchen, welcher früher oder später dagegen reagirt. Wenn es übrigens möglich ist, dass ein Contagium längere Zeit im Organismus haften kann, ohne sich objectiv zu äussern, so muss es auch möglich seyn, dass die dadurch schon erzeugte Krankheit eine Pause machen kann, während welcher dasselbe Verhältniss eintritt, welches zwischen dem Momente der Ansteckung und der ersten Erscheinung der Krankheit Statt gefunden hat; und da die Dauer desselben überhaupt an keine bestimmte Zeit gebunden ist, so muss dieselbe auch verlängert werden können. Die Gründe dieser Verlängerung kennen wir freilich nicht. Beobachtungen von dem sogenannten Einschlummern einer sich ganz selbst überlassen gebliebenen Syphilis oder Krätze sind mir nicht bekannt, und was ich darüber gesammlet habe, bezieht sich auf Fälle, wo die Krankheit nach dem Gebrauche verschiedener Arzneimittel objectiv verschwunden war, und erst später wieder zum Vorschein kam. Unter anderen hat Dr. Böhr1) in Berlin merk

würdige Beispiele von larvirter und latenter Syphilis bekannt gemacht, wo dieselbe Jahre lang schlummerte, und dann in verschiedenen Formen hervortrat, z. B. als Blepharophthalmie, als Iritis mit der, bei der syphilitischen Art eigenthümlichen Verzerrung der Pupille, als halbseitige Lähmung, Schlaflosigkeit, Kopfgicht, Amaurose, als heftiger Rheumatismus, Epilepsie mit Rückendarre, Leber und Lungenschwindsucht u. d. gl. Walther sah noch einem, vor zwölf Jahren durch Aetzmittel geheilten Schanker, nach bisherigem Wohlbefinden Caries am Backen und eine polypöse Excrescenz an der Blase entstehen 2). Solche Beobachtungen können freilich in grossen Städten häufiger gemacht werden. Doch habe ich selbst Gelegenheit gehabt, Aehn'liches zu sehen. Mir sind einige Fälle bekannt, wo syphilitisch gewesene Männer nach mehrjährigem, vollkommenem Wohlbefinden geheirathet, und ihren Frauen eine Krankheit mitgetheilt haben die sich durch Erosionen in der vagina mit beissender Leukorrhoe zu erkennen gab. Aus einer dieser Ehen war ein Kind entsprossen, welches bald nach der Geburt mit flachen, übelriechenden Hautgeschwüren am Scrotum und unter den Armen behaftet wurde, und atrophisch starb. Der Vater desselben blieb gesund, und bekam erst mehrere Jahre später öfters Anfälle von Strangurie. Die Mutter ist mit Thuya und Salpetersäure geheilt worden. Es ist wahrscheinlich, dass in solchen Fällen eine unvollständige Vertilgung, eine Neutralisation des syphilitischen oder sykotischen Contagiums Statt gefunden hat. Der eigene Organismus scheint sich bei übriger, allgemeiner Körperkraft an den Reiz des veränderten Krankheitsprincips allmählig gewöhnen zu können, so dass keine bemerkbaren Reactionen dagegen zu Stande kommen, obgleich die Ansteckungsfähigkeit in Beziehung auf andere Personen noch fortdauert. So verbreiten auch ganz gesunde podolische Rindviehheerden, wenn sie in ferne Länder getrieben werden, den Milzbrand, und bei dem bekannten Oxforder Gerichte haben die aus den Kerkern ge

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