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barium boicum anzulegen, welches jeden Bürger der bayerischen Flora, und zwar aus zahlreichen, wohl constatirten Fundorten und in den verschiedensten Vorkommensweisen enthalten soll. Beiträge zu dieser vaterländischen Sammlung werden demnach willkommen sein und alle jene Freunde der Wissenschaft, die sich bei ihrer Vermehrung betheiligen, werden durch das botanische Conservatorium weitere Mittheilungen empfangen, welche die methodische Gleichförmigkeit in der Herstellung derjenigen Thatsachen bezwecken, als deren gemeinsamer und amtlicher Depositär das Herbarium boicum dienen soll.

Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Herbarien, welche von den jetzt lebenden Botanikern hergestellt worden oder aus den Händen früherer Sammler auf sie übergegangen sind, zahlreiche und wichtige Data zur Bereicherung von Bayerns Flora enthalten. Solche, grossentheils in Privatbesitz befindliche Quellen für die Vervollständigung und Berichtigung des bayerischen Pflanzenschatzes können aber nicht von der Akademie selbst benützt werden.

Demgemäss hat es die Commission fördersam erachtet, dass ein allgemeines Verzeichniss der Pflanzen der deutschen Flora an alle diejenigen Freunde der Botanik ausgegeben werde, welche sich in literarischer Theilnahme für die Vermehrung und kritische Berichtigung der bayrischen Flora zu verwenden gedenken. Sie beabsichtigt hiebei vorzugsweise im Laufe der Zeit aus jedem Landgerichtsbezirke des Königreichs wenigstens eine, und wo möglich mehrere solche Listen zurück zu erhalten, nachdem in ihnen alle Pflanzenarten angestrichen worden, welche sich als in diesen Bezirken vorkommend erwiesen haben. Die Angabe von merkwürdigen, kritischen oder zweifelhaften Gewächsen und Varietäten und von beachtenswerthen Standörtern kann sofort für weitere Erhebungen und Forschungen als Fingerzeig dienen. Die Akademie trägt die Kosten einer derartigen Correspondenz. Eine endliche Zusammenstellung and Vergleichung aller dieser Listen wird als ein schätzbares Material zur Darstellung des Gesammtinhaltes der Flora bavarica dienen.

II. Verbreitungsbezirke der Pflanzen der bayerischen Flora.

Aber auch über diesen ersten und gleichsam fundamentalen Zweck hinaus werden die eben angedeuteten Erhebungen von den einzelnen Standorten vielseitigen Nutzen gewähren. Aus der kartographischen Einzeichnung der einzelnen Arten, gemäss der Standortangaben, kann zunächst ein Bild von dem Areal hergestellt werden, welches jede gegebene Pflanze innerhalb der Gränzen des

Königreiches einnimmt. Die Untersuchung dieser Areale und ihrer gegenseitigen Beziehungen hat, vermöge der geographischen Lage von Bayern in der Mitte und an der westlichen Gränze von Süddeutschland, ein ganz besonderes Interesse.

Eine grosse Menge von Pflanzen der bayerischen Flora ist Deutschland überhaupt gemeinsam, und erstreckt ihre Verbreitungsgränzen nach Osten und Westen darüber hinaus. Andere Arten aber, die der Flora des westlichen Europa's angehören, finden in Bayern ihre östliche, und hinwiederum solche, die vorwaltend osteuropäisch sind, finden hier ihre westliche Begränzung. Gleiches Verhältniss auch wird sich rücksichtlich mancher von denjenigen Gewächsen nachweisen lassen, welche im Norden verbreitet, hier ihre Südgränze haben, sowie jener, welche aus dem Alpengebirge nach Bayern herabsteigend hier südlich oder nördlich der Donau ihre nördliche Verbreitungsgränze erreichen.

Ist über diese Gränzen oder Vegetationslinien gewisser Pflanzen ein sicheres Resultat begründet, sind Ausdehnung und Richtung (Mächtigkeit und Strich) ihres Areals bekannt, so kann eine Anzahl charakteristischer Gewächse, deren Vegetationslinien zusammenfallen, für die Charakteristik gewisser Vegetations-Gruppen benützt werden. Der Verfolg der Arealsgränzen aber in die benachbarten Länder wird dem Pflanzengeographen gestatten, sich zu noch allgemeineren Ansichten von der Gesetzmässigkeit in der Verbreitung der Gewächse durch Mitteleuropa zu erheben. Er wird denjenigen Bedingungen nachspüren können, von welchen ihr Vorkommen zunächst abhängt.

Von einer verhältnissmässig geringen Zahl von Pflanzenarten ist innerhalb der Gränzen des Königreichs nur ein ringsum begränztes isolirtes Vorkommen bekannt. Die Untersuchung dieser Arten dürfte ganz vorzüglich fruchtbringend sein; denn entweder ergiebt deren Fortsetzung, dass das isolirte Vorkommen nur ein scheinbares war, und dass die Art, wenn gleich selten, dennoch in einem ausgedehnteren Striche wächst, oder die in der That beschränkten oder von einander getrennt liegenden Standörter lassen in ihrem geographischen, klimatischen und geognostischen Character gemeinsame Bedingungen erkennen, woran die Pflanzenart mit ausschliesslicher Gesetzmässigkeit gebunden ist.

III. Vertheilungsweise der Pflanzen.

Eine dritte Aufgabe, die sich der Phytograph von Bayern stellen muss, bezieht sich auf die Vertheilungsweise, welche die Pflanzen innerhalb ihres Areals befolgen.

Von diesem Gesichtspunkte aus ist zunächst die Eigenschaft des Standortes selbst zu berücksichtigen, also: ob die Pflanze im oder am Wasser, oder auf dem Lande wachse, ob sie in Quellen, Bächen, Flüssen, Teichen Seen oder an deren Ufern, — ob sie auf ganz ursprünglichen Standorten erscheine, oder auf einem von der Cultur bereits berührtem Boden, ob sie Acker-, Feld-, Wiesen-,

Wald-Pflanze sei u, s. w.

Nächstdem aber kann die Vertheilungsweise für jede einzelne Art an sich oder im Gegenhalte zu andern, mit welchen sie gemeinsam vorkommt, ermittelt werden. Hierher also zunächst die Untersuchung, ob die Gewächsart vereinzelt (sporadisch), ob sie in Haufen oder Gruppen, ob sie endlich zu grösseren Massen vereinigt (gesellig) vorkomme.

Es unterliegt keinem Zweifel, dass man in dem Verbreitungsbezirke einer jeden Pflanzenart eine Region unterscheiden kann, wo sie am häufigsten wächst, wo sie also ihrerseits das möglichst grösste Contingent zu der Gesammtzahl der Vegetation stellt, und von wo aus sie gegen ihre Gränzen hin sowohl in der Zahl als in der Fülle ihrer organischen Entwicklung abnimmt. In Ländern, deren Vegetation durch die Einwirkung menschlicher Cultur noch wenig oder gar nicht verändert worden ist, tritt dieses Verhältniss oft in einer höchst überraschenden Weise hervor. Dort wird der Naturforscher zur Annahme von Hauptmeridianen oder Hauptparalle. len gewisser Pflanzenarten und Gattungen genöthigt. Aehnliche Bemerkungen, wenn gleich in kleinerem Maassstabe, werden sich aber auch in Ländern machen lassen, die, wie Deutschland, einer tausendjährigen Cultur unterworfen gewesen sind, und sie sind dem Pflanzengeographen besonders vom praktischen Standpunkte aus zu empfehlen. Zumal manche Wald- und Wiesengewächse dürften hie und da durch ein dichter zusammengedrängtes Vorkommen oder durch eine Geselligkeit, die andere Pflanzen vollkommen ausschliesst, dem praktischen Land- und Forstwirthe, unter gleichmässiger Berücksichtigung der klimatischen und der Bodenverhältnisse, allerlei Winke ertheilen, die der Beherzigung würdig sind. Solche Nachrichten über die statistischen Verhältnisse mancher Pflanzenarten, welche vorzüglich bei der Beschreibung der Vegetation innerhalb engerer Gebietsgränzen aufgenommen werden können, sollen dankbarst aufgenommen werden.

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Eine andere Seite bietet sich an der Vertheilungsweise des einzelnen Gewächse dar, wenn man zugleich auf jene Pflanzen Rücksicht nimmt, in deren Gesellschaft und bisweilen unter deren

Schutz sie vorkommen. Das Mittelalter hat manche derjenigen Erscheinungen, von welchen es sich hier handelt, als Antipathie uod Sympathie aufgefasst, und wenn schon man sich gegenwärtig von einer solchen Auffassung billig entfernt hält, so bieten doch das Beisammen-Vorkommen und das gegenseitige Ausschlies-sen gewisser Pflanzen mancherlei Gesichtspunkte dar, die der Phytograph im Interesse der Lehre von den Bedingungen des Bodens und des Klima's, und von jener der Ausscheidungen nicht gänzlich abweisen darf, ja es ist denkbar, dass aus fortgesetzten Untersuchungen auf diesem Gebiete sogar praktisch nutzbare Sätze abgeleitet werden könnten.

Aus der Vereinigung mehrerer Pflanzenarten zu der einer Gegend zukommenden Pflanzendecke geht der allgemeine physiognomische Charakter dieser Gegend vorzugsweise hervor.

Die Schilderung desselben wird sich auf die Eigenthümlichkeiten im Wachsthume und in der Entwicklung und Entwicklungszeit der Organe mit zu erstrecken haben. Somit reihen sich hier für jedes einzelne enger gefasste Gebiet, z. B. für jedes Landgericht, genaue Bestimmungen von der Ausdehnung, dem Striche und der gegenseitigen Begränzung der einzelnen Vegetationsformen, d. h. der Flur-, Feld- und Waldvegetation an. Kartographische Darstellungen dieser Verschiedenheiten in den einzelnen Landgerichtsbezirken, denen die Uebersichtsblätter der Steuerkatasterpläne oder einzelne Blätter der topographischen Karte des Königreichs zu Grunde gelegt werden können, werden den Zwecken der Wissenschaft um so mehr dienen, je schärfer und gründlicher hiebei die Resultate der Landund forstwirthschaftlichen Statistik verfolgt und eingezeichnet werden. Solche Beobachter, welche ihre Thätigkeit diesen Rücksichten zuwenden wollen, werden durch die Akademie mit den nöthigen Blättern zur beliebigen Einzeichnung versehen werden. Rücksichtlich der forstwirthschaftlichen Ergebnisse muss eine weitere Ausführung derjenigen Darstellungen gewünscht werden, welche bereits durch das k. Ministerial Forstbureau mit so viel Fleiss erhoben und in dem Werke,,die Forstverwaltung Bayerns", München 1844, be-kannt gemacht worden sind.

Mehr noch als die Verbreitungsweise der Forstbäume ist jene der landwirthschaftlichen Gewächse das Resultat menschlicher Industrie. Sonach greift die pflanzengeographische Schilderung von Art und Weise, in welcher die Culturpflanzen vertheilt, respective angebaut sind, und jene von der Culturmethode und dem Erträgniss aus dem Gebiete der Pflanzenstatistik in jenes der landwirthschaftlichen.

Statistik hinüber. Die Commission begränzt übrigens in keiner Weise diejenigen Mittheilungen, welche etwa hierüber gemacht werden sollen.

Nicht sowohl für naturwissenschaftliche oder für praktische Zwecke wird hier auch noch auf eine Rücksicht ganz besonderer Art hingewiesen. Man bemerkt nämlich, dass in verschiedenen Gegenden von Deutschland von den Landleuten in Kirchhöfen, in Haus-, Baum- und Wurzgärten verschiedenartige Pflanzen zur Zierde, zu häuslichem Gebrauche oder als Bienenpflanzen angebaut zu werden pflegen, und dass sich manche von diesen Gewächsen in Folge des langen Anbaues festgesiedelt haben. Die Wahl dieser verschiedenen Zier- und Nutzpflanzn scheint theilweise traditionell zu sein und mit uralten Gewohnheiten der verschiedenen deutschen Völkerstämme zusammenzuhängen. Die Beachtung dieser Verschiedenheiten wird insbesondere empfohlen, da sie nicht ungeeignet scheint, einiges Licht auf die Sittengeschichte der einzelnen Volksstämme und Provinzen zu werfen, während andererseits sich hieraus auch einige Thatsachen für die Geschichte von der Acclimatisation eingebrachter Gewächse oder von der Aufnahme in die Cultur ursprünglicher einheimischer ableiten lassen dürfte. Wir erinnern in dieser Beziehung an den Calmus, den Hopfen, den s. g. Brodsamen und an die verschiedenen Zierblumen, welche von den Landleuten auf die Gräber ihrer Verstorbenen gepflanzt zu werden pflegen. Hierher gehören ferner auch die verschiedenen Arten von würzigen Samen, welche auf die in gewissen Provinzen von Deutschland verschiedenartig zubereiteten Bäckereien verwendet werden, die Benützung mancherlei wilder Salat- und Gemüse - Arten, die sogar mit provinziellen Verschiedenheiten auf den Markt gebracht werden u. s. w.

IV. Beachtung der Formverschiedenheiten
bei den Gewächsen.

Wir haben in dem Bisherigen lediglich die Gegenwart der Pflanzen innerhalb der Gränzen von Bayern, das Areal, in welchem sie vorkommen und die Art der Vertheilung innerhalb dieses Areals besprochen. Für den systematischen Botaniker hat aber auch die Frage Bedeutung: Erleidet irgend eine gegebene Pflanzenart innerhalb ihrer Verbreitungsgränzen gewisse organische Veränderungen (Affectionen), die sich in ihrer äussern Form kund geben? worin beruhen diese Abweichungen von der herrschenden (typischen) Gestalt? und lässt sich eine Beziehung zwischen diesen und den klimatischen, geographischen und geognostischen Factoren nachweisen,

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