wechsel unterworfen sind. Diese Beobachtungen werden um so verdienstlicher sein, jemehr sich der Beobachter gleichzeitig auf die Untersuchung der geognostischen Formation einlässt, aus welcher die Quelle entspringt. Aber nicht blos von diesem Gesichtspunkte aus dient die geognostisch mineralogische Untersuchung zur Vervollständigung der Pflanzengeographie des Vaterlandes. Nächst den meteorologischen Erhebungen sind auch jene ein unbedingtes Bedürfniss und der Geognost und Phytograph können nur Hand in Hand zum Ziele gelangen. Die Abhängigkeit zahlreicher Gewächse von der chemischen Constitution des Bodens wird durch zahlreiche Erfahrungen von Tag zu Tag evidenter. Nicht ohne Grund hat man die Begriffe von bodenstätten, bodenschwanken, kalk-, kiesel, thon- stätten etc. Pflanzenarten in die Pflanzengeographie eingeführt, und es ist nun eine der fruchtreichsten Aufgaben der Wissenschaft, die Beziehungen der einzelnen Gewächsarten zu der chemischen Constitution des Bodens genau zu ermitteln. Diese aber beruht vorzugsweise auf dem geognostischen Charakter einer Gegend, weil die obere Bodenschichte ihre zusammensetzenden Bestandtheile zumeist aus der Unterlage erhält. Es ist übrigens nicht die geognostische Formation als solche, sondern der chemische Gehalt und die Zusammensetzung ihrer Gesteinarten, wovon das Vorkommen gewisser Pflanzenarten abhängt. Demgemäss kann eine kalkliebende Pflanze auf Sandsteinformation vorkommen, ohne dass hier eine Ausnahme von der gesetzmässigen Gebundenheit an gewisse chemische Stoffe statt hätte. Aus diesem Grunde ist die Angabe, dass eine in einem gegebenen Gebiet beobachtete Pflanze hier kalk- oder kieselstät u. s. w., sei nicht durch den allgemeinen Formationscharakter, sondern durch die genauere chemische Untersuchung des Bodens oder der geognostischen Unterlage zu begründen. Im Interesse einer gründlichen Forschung dürfte dieser Punkt vorzüglich Empfehlung verdienen, und in Fällen, wo die Beantwortung der Frage von der chemischen Zusammensetzung des Bodens sich besonders fruchtbringend erweisen sollte, muss gesorgt werden, dass die chemische Untersuchung vorgenommen oder die geeigneten Hilfsmittel dazu verabfolgen werden. Neuere Erfahrungen sprechen dafür, dass nicht blos die Steiuflechten in strenger Abhängigkeit von der chemischen Zusammensetzung (und dem Aggregationsstande) der Steinarten vorkommen, sondern auch Moose und andere, bis jetzt noch nicht hierauf untersuchte kryptogamische Gewächse. Sollten sich einzelne Beobachter geneigt finden, diesem interessanten Theile der Untersuchung besondere Aufmerksamkeit zu wid men, so könnten ihnen durch Mittheilung der Listen, welche von den verschiedenen Botanikern über Pflanzen je nach ihrer Abhängigkeit von der chemischen Constitution entworfen worden sind, speciellere Fingerzeige für die Richtung ihrer Forschungen gegeben werden. Das Königreich Bayern jenseits des Rheins bietet eine grosse Mannigfaltigkeit geognostischer Bildungen dar, und dieselben liegen oft in unbeträchtlicher Entfernung von einander, was eine Vermengung zahlreicher chemischer Elemente in der pflanzentragenden Bodendecke zur Folge haben muss. An solchen Orten, wo verschiedenartige Formationen zusammenstossen, erscheint die sorgsamste Prüfung vor dem Ausspruch, dass eine gegebene Pflanze dieser oder jener Gesteinart zugehöre, doppelt nothwendig. Im Allgemeinen aber glauben wir, dass in dem Königreiche Bayern diesseits des Rheins fünf geognostisch botanische Hauptgebiete unterschieden werden dürften, deren Eigenthümlichkeit nicht blos von dem vorherrschenden geognostischen Formationen, sondern auch von der Erhebung des Landes über das Meer, von dem Lauf der Flüsse, der Richtung der Thäler und Gehänge und von dem allgemeinen Charakter des Klima's abhängt. 1. Gebiet der Hochalpen, vom Bodensee bis an den Inn und die Salza, und von den die Grenze bildenden Wasserscheiden bis an die Donau. 2. Das vorzugsweise aus Urgebirgen bestehende Gebiet des bayerischen Waldes und des Fichtelgebirges. 3. Der schwäbisch-fränkische Jura in seinen drei Hauptgliedern des Lias (schwarzen), des Oolith (braunen) und des weissen Jurakalkes. 4. Der Keuper Sandstein in Schwaben und Franken. 5. Die Rhön, der Spessart und die benachbarten Gegenden, wo Trappgesteine, bunter Sandstein, Muschelkalk und Urgebirge in beträchtlicher Mannigfaltigkeit nahe einander liegen. Die Alluvialflächen, welche die Thalsohlen in diesen Gebieten nicht selten in grosser Ausdehnung bedecken, müssen füglich als untergeordnete Theile des geognostisch phytographischen Gebietes betrachtet werden, in welchem sie liegen. Sobald die geognostischen Untersuchungen des Landes so weit fortgeschritten sind, dass sie kartographisch niedergelegt werden können, sollen solche geognostische Specialkarten an die betreffenden Botaniker vertheilt wer den, sowohl um diesen zu Anhaltepunkten für ihre Forschungen zu dienen, als um durch sie selbst Berichtigungen und Erweiterungen im Einzelnen zu erfahren. Eine genaue Einsicht in die geognostischen Verhältnisse und in die Beziehung derselben auf die Vegetation, sofern gewisse mineralische Substanzen aus dem Boden in die Gewächse übergehen, wird übrigens ausser diesen Resultaten für die Lehre von der Ernährung auch noch andere ergeben, die hinwiederum der Pflanzengeographie selbst zu Gate kommen. Sind nämlich die bereits oben angedeuteten Vegetationslinien von gewissen charakteristischen Pflanzen er hoben, sind die Ausdehnung und die Richtung der zusammenfallenden Pflanzen - Areale bestimmt und gewisse Summen von Pflanzenarten als nach ihrem Vorkommen zusammengehörend nachgewiesen und gruppirt, so ist sofort auch die Möglichkeit gegeben, diese Vegetationsgruppen in ihrem ursprünglichen Verhältniss zu der geognosti schen Formation zu erkennen. Dann wird der Pflanzengeograph aus der gleichmässigen Berücksichtigung aller dieser Bezüge sich zu allgemeineren Gesetzen über den Zusammenhang gewisser Pflanzenmassen mit ihren geologischen Formationen erheben und Blicke in die ursprüngliche Geschichte der Pflanzenarten wagen dürfen. Die Lehre von der Art und Weise, wie sich gewisse Areale mit Pflanzen bedeckt haben, nach welchen Gesetzen hier Wanderungen stattgefunden und überhaupt der gegenwärtige Stand der Vegetation herbeigeführt worden ist, wird dann über die verschiedenen Hypothesen hinaus, welche von den Botanikern zur Zeit angenommen werden, eine gewisse inductive Sicherheit erhalten können. (Schluss folgt.) A n ze i ge. In allen Buchhandlungen ist zu haben: Schmidt, J. A F., der angehende Botaniker, oder kurze, leichtfassliche Anleitung, die Pflanzen kennen und bestimmen zu lernen. Eine gedrängte Uebersicht der botanischen Grundsätze und Terminologie, der Pflanzenanatomie und Physiologie und der künstlichen und natürlichen Pflanzensysteme von Linné, Jussieu und Reichenbach, nebst einer analytischen Methode, die Pflanzengattungen zu bestimmen und einer Anweisung zum Anlegen eines Herbariums. Für die reifere Jugend überhaupt und für angehende Mediciner, Pharmaceuten, Forstmänner, Oekonomen, Gärtner und Techniker insbesondere. Vierte verb. u. verm. Aufl. Mit 36 lith. Tafeln u. dem Porträt Linné's. 12. In elegant. Umschlag geheftet. 1's Rthlr. od. 2 fl. 24 kr. rhein. od. 2 fl. Conv.-M. Mehr als ein Dutzend ganz überaus rühml. Recensionen in den Literaturzeitungen und botan. Journalen, ferner die Einführung in viele Lehranstalten (z. B. bei dem Realgymnasium zu Gotha u. a. m.), besonders aber der schnelle Absatz von drei starken Auflagen empfehlen dieses treffliche Werkchen selbstredend. Nur dürfen wir nicht unerwähnt lassen, dass der verdiente Hr. Verf. Alles aufgeboten hat, durch sorgfältige Nachträge, Vermehrungen und Verbesserungen den Werth desselben in dieser neuen Auflage zu erhöhen, wobei er auch die neugewonnenen Ansichten eines Schleiden, Endlicher u. A. über den Bau und das Leben der Pflanzen sorgfältig berücksichtigt hat. Diese neue Auflage unterscheidet sich von der früheren auch noch ganz besonders durch ein sehr freundliches Aeussere, namentlich durch ihre schöne Ausstattung in Druck und Papier. Die 36 Tafeln sind diessmal vorzüglich sauber und schön lithographirt. Redacteur und Verleger: Dr. Fürnrohr in Regensburg. Inhalt: ORIGINAL-ABHANDLUNG. v. Martius, die botanische Erfor- schung Bayerns. (Schluss.) LITERATUR. Wolff, das Keimen, Wachsthum VI. Art der Erforschung nach Gebietstheilen. Die botanische Untersuchung solcher Länder, deren Vegetation Von diesem Gesichtspunkte aus würde sich die pflanzengeogra- phische Untersuchung von Bayern nach den drei Hauptflüssen in drei Gebiete, in das der Donau, des Mains und des Rheins abtheilen- lassen. Vieles jedoch spricht gegen eine derartige Abtheilung und lässt vielmehr jene nach den vorherrschenden Gebirgsformationen als für die Zwecke des Unternehmens geeigneter erkennen. Dies- seits des Rheins dürften demnach vier phytographische Gebiete zu 1) das südliche, vom Nordabhange der Alpen bis zur Donau, zwischen den Gränzflüssen Iller, Salzach und Inn; 2) das Centralgebiet, nördlich von der Donau, zwischen der Wörnitz und Naab, zunächst den schwäbisch-bayerischen Jura und 3) das nordöstliche und östliche Gebiet, den bayerischen Wald, das Fichtelgebirg und die Gegenden östlich der Naab begreifend ; ! 4) das nordwestliche und nördliche Gebiet, welches die grösste geognostische Mannigfaltigkeit enthält, sofern bunter Sandstein, Mɑschelkalk, mancherlei Trappgebilde und neuere Formationen hier im Rhön- oder Spessartgebirge vorkommen. 5) die Rheinpfalz, als ein isolirtes Gebiet, wird zunächst unter Berücksichtigung der Vogesen- und der Rheinflächen-Vegetation eine selbstständige Behandlung erfordern. Uebrigens wird es von dem Ermessen derjenigen Botaniker, die sich an dieser vaterländischen Arbeit zu betheiligen gedenken, abhängen, ob sie irgend ein engeres Gebiet, sei es nach politischen, geographischen oder geognostischen Gränzen angenommen, ihrer Untersuchung unterwerfen wollen. Wir bezeichnen als solche kleinere Gebietstheile, welche vermöge ihrer Naturbeschaffenheit eine schär fere Begränzung zulassen, und andererseits eben desshalb fruchtba- rere Resultate zu gewähren versprechen, als blos nach politischen Gränzen bemessene Landestheile: die einzelnen Hauptthäler des Königreichs im Norden der Alpen, das Hauptthal der Donau zwischen Donauwörth und Vohburg, zwischen Vohburg und Straubing, dessgleichen zwischen Straubing und Passau; ferner einzelne Gebietstheile, die zur Formation des fränkischen oder des schwäbischen Jura oder des Keupersandsteins gehören, das noch so wenig untersuchte Gebiet zwischen dem Regen und der Waldnaab, das Fichtelgebirg, den Frankenwald, den Steigerwald, Spessart und das Rhöngebirg.. Je naturgemässer die Gränzen, die ein Botaniker für das von ihm zu untersuchende Gebiet annehmen wird, desto sicherere Resultate lassen sich erwarten. In Beziehung auf verschiedenartige geognostische Formationen dürfte es besonders fruchtbringend sein, wenn der Botaniker es unternimmt, sie an ihren Gränzen ebenso zu verfolgen, wie diess der Geognost zu thun pflegt, um die charakteristischen oder eigenthümlichen Gewächse der einzelnen Formationen genau kennen zu lernen. Uebrigens werden aber auch solche Untersuchungen, welche sich directe innerhalb gegebener politischer Gränzen, z. B. einzelner Landgerichtsbezirke, bewegen, gerade dadurch ein besonderes Interesse in Anspruch nehmen, sofern die Beobachtungen, öfter wiederholt, grössere Vollständigkeit und Genauigkeit gestatten, und zum B. die Fundorte aller merkwürdigen Arten erschöpfend erhoben und in die Uebersichtskarten des königl. Steuerkatasters eingezeichnet werden können. |