publiziert und so auch nach dem Schererschen Werke noch viel neues Material zu einer genauen Kenntnis des Lebens beider geboten wird. Der von Ippel herausgegebene Briefwechsel mit Dahlmann ist besonders lebhaft und bedeutend zur Zeit des Göttinger Konflikts und der Berufung nach Berlin. Das Buch von Stengel bringt in Anknüpfung an die hessische Heimat der Brüder im ersten Bande Briefe an hessische Freunde, während der zweite amtlichen Beziehungen gewidmet ist. Schmidt endlich hat den Briefwechsel mit nordischen Gelehrten, wobei der mit Rasch vom Vorsitzenden besonders hervorgehoben wurde, herausgegeben und denselben mit Einleitungen biographischen Inhalts und Anmerkungen versehen. Herr Tobler betrachtete die zeitgenössischen und späteren Berichte über den im Jahre 1120 erfolgten Untergang des Schiffes La Blanche Nef, das den Sohn Heinrichs I. von England samt seinen Halbgeschwistern und zahlreichen jugendlichen Angehörigen des normannischen Adels von Barfleur aus über den Kanal bringen sollte, insbesondere den des Ordericus Vitalis, der für fast alle späteren Darstellungen des Ereignisses, auch diejenige Aug. Thierrys, die hauptsächlichste Quelle gewesen ist, und stellte daneben die Dichtung Konrad Ferdinand Meyers La Blanche Nef", die, des Überlieferten kraftvoll sich bemächtigend, einen allerdings beklagenswerten und folgenschweren, seiner Ursache nach aber wenig Teilnahme weckenden Unglücksfall in einen ergreifenden, aus menschlicher Verschuldung und kräftigem Entschlufs erklärten Vorgang umgewandelt hat. Herr Zupitza spricht über die vermutende Bedeutung des sogenannten Konditionals in der heutigen englischen Sprache. (Der Vortrag wird im Archiv gedruckt.) Sitzung vom 13. April 1886. Herr Rossi sprach über den italienischen Fabeldichter Giambattista Casti. Derselbe wurde im Jahre 1721 zu Montefiasconebei Rom geboren und in dem dortigen Seminar gegen seine Neigung zum Priester erzogen. Er erhält nach Beendigung seiner Studien. eine Professur an derselben Anstalt und wurde später Domherr an der Kathedrale seiner Vaterstadt. Schon früh bekundete er durch mancherlei lyrische Gedichte seine Begabung als leichter, angenehmer Dichter, wurde aber wegen gewisser Satiren gegen die Kirche in den Bann gethan. Er zog deshalb mit einem Freunde, dem Sänger Carducci, nach Florenz und wurde durch des letzteren Vermittlung bald Hofdichter des Grofsherzogs. Bei einem Besuche Kaiser Josephs an dem toskanischen Hofe erwarb er sich die Gunst des Kaisers, der den gewandten, geistreichen Dichter mit nach Wien nahm. Dort wurde er zum Reisebegleiter des Sohnes von Kaunitz ernannt und lernte auf diese Weise die meisten Hauptstädte Europas kennen. Am längsten weilte er in Petersburg und lernte die dortigen Zustände bei Hofe und in der Gesellschaft gründlicher kennen. Davon legt eine gegen Katharine II. und Rufsland überhaupt gerichtete Satire „Poema Tartaro" Zeugnis ab. Nach seiner Rückkehr schrieb er in Wien seine Novelle Galanti und mehrere dramatische Stücke heiterer Art, unter anderen La Grotta di Trofonio, La Congiura di Catilina, Primo la Musica, poi le parole. Nach Josephs Tode wohnte er in Florenz und schrieb dort zahlreiche Gedichte. Sein Hauptwerk sind „Gli Animali Parlanti“, ein fabelartiges, satirisches, ziemlich umfangreiches Tierepos in sechszeiligen Strophen und fünffüfsigen Iamben. Er begann dies Werk im Jahre 1794. Um es zu vollenden und drucken zu lassen, begab er sich 1798 nach Paris, wo es 1802 erschien. Es wurde mit grofsem Beifall aufgenommen und erlebte bald auch in anderen Ländern Ausgaben und Übersetzungen. Die beste deutsche Übersetzung ist die von Stiegler (Aachen 1843, 2 Bände), welche metrisch sehr treu ist, wenn auch der eigentümliche Witz des Originals etwas gelitten hat. In den 26 Gesängen des Gedichtes will der Dichter ein allgemeines Gemälde der Sitten und Einrichtungen in verschiedenen Ländern geben und zeigen, welche Ansichten resp. Vorurteile bezüglich der verschiedenen Regierungsformen herrschen. Dabei bemüht er sich aber möglichst sachlich zu bleiben. Nicht Personen, sondern Sachen will er schildern. Sein Stil ist der eines Improvisators. Die „redenden Tiere" haben bis heute in Italien ihre Popularität behauptet. Der Vortragende knüpft an diese Mitteilungen eine eingehende Übersicht über den Inhalt der einzelnen Gesänge und bemerkt zum Schlufs, dafs der Dichter wahrscheinlich dem Goetheschen Reinecke Fuchs die Anregung zu seinem Epos verdankt habe, obgleich Casti dies nicht eingestehe, vielmehr angebe, er habe aus einem altindischen Manuskript geschöpft. Trotz seiner hohen Verbindungen und Stellungen hatte der Dichter in seinem langen Leben nicht genug erworben, um in den letzten Jahren vor Armut geschützt zu sein. Zum Glück fand er in dem damaligen spanischen Gesandten in Paris einen freundlichen Mäcen. Casti starb am 6. Februar 1803 in Paris. Herr Zupitza sprach über einige Artikel in Skeats Etymological Dictionary of the English Language. (Der Vortrag wird im Archiv gedruckt.) Herr Rödiger sprach über das Buch von W. Schwartz, Indogermanischer Volksglaube (Berlin 1885). Er hält es für unerwiesen, dafs die Indogermanen einen „Lichtbaum" gekannt haben, weil sich bei den Germanen keine Spur davon nachweisen läfst. Die Esche Yggdrasils ist so wenig ein Lichtbaum als Iduna und Sif Sonnenfrauen". Ebenso bekämpft er das Schwartzsche Princip, dem Gewitter einen möglichst grofsen Einfluss auf die mythischen Anschauungen einzuräumen. Das ganze Buch ist unwissenschaftlich, mit ungenügenden Mitteln gearbeitet und obenein salopp geschrieben. Genaueres wird die Deutsche Litteraturzeitung in der Nummer vom 8. Mai bringen. Sitzung vom 4. Mai 1886. Herr I. Schmidt bespricht in kurzen Worten die Lionsche Ausgabe von Byron, Married in Haste, die er als eine sehr flüchtige Arbeit charakterisiert. Herr Arnheim spricht über Robert Herrick nach der dreibändigen Ausgabe von Grosast. Herr Werner berichtet über die Auswahl französischer Gedichte zum Schulgebrauch von Gropp und Hausknecht, die als eine sehr wohlerwogene und sorgfältige gelten mufs. Herr Gerlach spricht über unbetontes und accentuiertes französisches re. (Der Vortrag erscheint im Archiv.) Eine von Herrn Löschhorn entworfene Adresse zum siebzigjährigen Geburtstage des Vorsitzenden der Gesellschaft wird einstimmig angenommen. Der Vorstand wird beauftragt, für eine würdige Ausstattung derselben zu sorgen und sie mit Hinzuziehung des Herrn Löschhorn an dem Festtage im Namen der Gesellschaft zu überreichen. Beurteilungen und kurze Anzeigen. Les Traductions de la Bible en vers français au moyen âge, par Das vorliegende Buch ist von deutscher Seite bereits besprochen worden durch Suchier in Zarnckes Litt. Centralblatt 1884, Nr. 46, p. 1606 und von Gröber in der Zeitschrift für romanische Philologie Bd. VIII, 2, 312-315; ebenda VIII, 3, 413-429 hat Suchier nachträgliche Notizen geliefert über das Hohe Lied des Landri von Waben, die normannischen Psalter, Crispinus und die Metzer Bibelübersetzung und Verschiedenes. Eine dritte Besprechung ist von E. Schwan im Litteraturblatt für germanische und romanische Philologie 1884, Nr. 11, p. 431-437. Trotzdem nun der Rahm schon abgeschöpft ist, so können auch an dieser Stelle noch, wiewohl infolge besonderer Umstände etwas verspätet, einige Bemerkungen zu dem Buche, das Gröber treffend als ein höchst willkommenes Mittel zur Orientierung über die altfranzösischen Bibelbearbeitungen in Versen" bezeichnet, gegeben werden. Bonnard hat für mehrere hübsche Entdeckungen in seinem Buche die Anerkennung der Académie des inscriptions et belles-lettres gefunden, indem er ein Fundament zu weiteren Arbeiten geschaffen hat, aber Schwächen im einzelnen lassen sich genug nachweisen. So ist zu einer Klassifikation der Handschriften einzelner Bibelbearbeitungen nicht einmal der Versuch gemacht worden. Nicht nach der Anordnung der biblischen Bücher, sondern nach chronologischer Reihenfolge der Bearbeiter der Bibel ist der Verfasser verfahren; vielleicht hätte es sich empfohlen, beide Systeme zu vereinigen. Als erster Bearbeiter der Bibel in Versen wird Herman von Valenciennes aufgeführt. Schon hier zeigt es sich, dafs Bonnard sich nicht weit genug umgesehen hat auf dem ausgedehnten Gebiete, das er darzustellen hatte; auf Seitengebiete, wie die Berührungspunkte mit fremden Litteraturen hat er sich vorsichtig nicht eingelassen, die apokryphen, von den Bibelbearbeitungen gar nicht zu trennenden Quellen hat er einseitig genug nicht berücksichtigt, denn Tischendorf, Thilo, Schade sind nicht genannt. Vor Herman von Valenciennes hätte Beachtung und Berichtigung verdient, was in der Histoire littéraire (damals literaire) de la France, Bd. VII, Paris 1746, p. XLVII ff. bei Besprechung Otfrieds von Weissenburg über St. Israel († 1014) gesagt ist, welcher als Grand Chantre de la Collegiale du Dorat au Diocèse de Limoges das Leben Jesu und sogar die biblische Geschichte zur Belehrung des unwissenden Volkes in der Volkssprache und in vers rimés verfasste, um von den Jongleurs gesungen zu werden. Die beiden Biographen dieses Dichters, Collin und Blondel, hätten, heifst es, eine besondere Kenntnis seiner Werke besessen, und es scheine sogar nach der Art, wie sie davon sprechen, dafs dieselben noch existieren. An einer anderen Stelle (p. 229) findet sich die Angabe, Blondel in seinem Recueil de vies des Saints behaupte sogar, qu'il mit en cantiques toute l'Histoire Sainte, depuis la création du monde jusqu'à l'Ascension de Notre Seigneur, afin que les paroles jointes à l'agrément du chant, devinssent plus instructives. In der Anmerkung hierzu (p. 230) heifst es, dafs diese Geschichte noch existiere, da sie in dem neuen Glossar von Du Cange citiert werde; aber man citiere sie da mit einem ungeheuren Fehler, indem man sie einem vorgeblichen Isaac, Abbé de l'Esterp, der niemals existierte, zuschrieb; der Verfasser des Artikels habe in der Hs. Isaac für Israel gelesen. Endlich wird p. 130 nochmals hervorgehoben, dafs S. Israel vom Anfange des 11. Jahrhunderts an die französische Poesie in einer für das Volk nützlichen Weise verwendete, indem er diesem das Leben Jesu Christi und sogar die Geschichte des Alten Testamentes in französischen Versen der Zeit gab. Gerade wie die Epen, Odyssee, Rolandslied, Nibelungen nicht in der ursprünglichen Gestalt erhalten sind, so gehen die epenartigen Dichtungen vom Leben Christi, wie sie in Handschriften noch erhalten sind, auf ältere Aufzeichnungen zurück. Diesen Spuren hätte Bonnard nachgehen sollen. Dafs die Geschichte der drei Marien, von Jean de Venette, im 16. Jahrhundert gedruckt worden, ist ihm entgangen. Die Citate der Handschriften stammen teilweise aus zweiter Hand. Das in Ms. Grenoble 1137 Fehlende hätte durch Vergleichung mit den Quellen angegeben werden können, speciell die Wunder in der Darstellung von der Flucht nach Ägypten an. Was zu Macé de la Charité (p. 70) über Quellen gesagt ist, ist unhaltbar; G. Paris' Vermutung über das Wort Puites (p. 70) als einem mutmafslichen lateinischen Autor entbehrt jeder sicheren Stütze, wahrscheinlich hat der Schreiber apocryphes nicht verstanden, der Vers lässt sich leicht ändern. Wie notwendig die Quellenkenntnis zu den Bearbeitungen des Lebens Jesu ist, zeigt sich daran, dafs einmal, als bei Jesu Eintritt in Ägypten die Götzenbilder in den Tempeln zusammenstürzten, darunter auch der diu Frodis war; mit Frodis (p. 185 Mahom & Frondise) ist der im Pseudo-Matthäus vorkommende Aphrodisius gemeint, diu ist wahrscheinlich aus duc verlesen. Die merkwürdigste Bibelbearbeitung, die in gemischten Versen geschrieben ist, hat Bonnard überhaupt nicht gekannt; schon Gröber hat hierauf aufmerksam gemacht, nur mufs Bonnard in Schutz genommen werden, als habe er Ms. Arsenal 3516, älter 283 BLF (Suchier citiert 2083) mit Unrecht unter Hermans Handschriften aufgeführt. Diese Hs. vom Jahre 1268 beginnt unmittelbar nach dem Inhaltsverzeichnis unvollständig mitten in der Darstellung des Sündenfalles in Achtsilblern, jedoch bei der Geschichte des Isaak wechselt das Metrum, indem die Darstellung Hermans von Valenciennes, jedoch in gekürzter Form im Vergleich zu den anderen Handschriften, eingefügt ist; nochmals wechselt das Versmafs beim Regen des Manna und gegen den Schlufs hin; wie der Anfang, hat der Schlufs Achtsilbler; es schliefst sich in der Hs. unmittelbar die Schilderung des Schmerzes Marias am Kreuze Christi an und ihr Tod: hier nennt sich in der ersten Zeile als Dichter Gace. Also Waces und Hermans Werk, der nicht genannt ist, scheinen in dieser von Bonnard citierten, aber nicht benutzten Hs. von einem Interpolator zusammengeschmolzen worden zu sein. Eine Specialuntersuchung wird dies bestätigen. Von Le Roux de Lincys Handschrift mit der Legende vom Kaiser Phanuel, deren Publikation in der Revue des langues romanes angekündigt ist, sagt Bonnard p. 191, er wisse nicht, ob sie in einer öffentlichen Bibliothek oder in |