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Hierzu ist Folgendes zu bemerken:

Auffallend könnte zunächst die Abnahme der 14 jährigen Kinder, welche sich sowohl bei Knaben, wie bei Mädchen in Körperlänge und Gewicht zeigt, erscheinen. Die Zahlen 13 Knaben und 12 Mädchen sind allerdings nur klein; ich möchte trotzdem diese schwächliche Beschaffenheit der 14 jährigen Kinder nicht für ein Spiel des Zufalles halten; denn im normalen Verlauf sind im Herbst in der Volksschule 14jährige Kinder überhaupt nicht vorhanden; es kann sich also bei diesen Kindern nur um irgendwie abnorm, körperlich oder geistig zurückgebliebene Individuen handeln, welche das Ziel der Volksschule rechtzeitig zu errreichen nicht im Stande waren. Es wäre daher unbillig, diese wenigen, zurückgebliebenen Kinder als Repräsentanten ihrer Altersklasse verwerthen zu wollen und habe ich sie daher aus der nachfolgenden Statistik grundsätzlich ausgeschlossen, ebenso wie die wenigen 5 jährigen Kinder, so dass stets nur die normalen 8 Jahrgänge der Volksschule berücksichtigt werden. Somit sinkt die Zahl der Kinder auf 1160 Knaben und 1204 Mädchen. —

Im Uebrigen zeigt sich die bekannte, durch sämmtliche ähnliche Untersuchungen zu der Gültigkeit eines allgemeinen Gesetzes erhobene Erscheinung, dass die Knaben im Anfang sowohl grösser, als schwerer sind, wie die Mädchen, dass aber bei den letzteren in Folge der früher auftretenden Geschlechtsreife eine ungemein viel schnellere Entwickelung eintritt. Schon mit 11 Jahren sind daher die Mädchen den Knaben an Länge und Gewicht ziemlich gleich und lassen sie von diesem Zeitpunkt an in beiden Beziehungen weit hinter sich. Es ist dies ein Unterschied in der Entwickelung, der erst nach Ablauf der schulpflichtigen Jahre seine endgültige Ausgleichung zu Gunsten der Knaben zeigt.

Von Interesse ist ferner ein Vergleich mit den Zahlen anderer Untersucher, wie sie die nachfolgenden Tabellen zeigen.

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9

19,0 23,44 19,0
21,0 25,91 21.9
10 23.1 28.29 24,7
11 25,5 31,23 26,9

12

25,0 23,5 21,3 21,3
26,9 25,5 22,0 23,1
29,4 28.0 25,6 25,0
31,9 30,5 27,3 27,1
29,0 35,53 29.5 35,9 34,0 30,3 29,0
13 32,5 40,21 34,5 39,6 38,0 36,5 32,0

Jahr

679

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nach Michailoff
kg kg

17,8 21,52 17,7 21,6 21,5 19,4 19,1

kg kg

kg

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Die ganz bedeutenden Unterschiede, welche in dem grossen
Zahlen - Material dieser Tabellen enthalten sind, lassen sich in sehr

Russen

Fabrikkinder
Gohlis-Leipzig
Volksschule
Isenhagen
Volksschule

Gohlis - Leipzig
Volksschule

Isenhagen

Volksschule

übersichtlicher Weise, wobei allerdings manches interessante und wichtige Détail verwischt wird, auf die Art zur Anschauung bringen, dass man von jeder Kategorie von Schulkindern durch Zusammenfassen aller acht Jahrgänge Durchschnittslänge- und -Gewicht berechnet.

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Es ist von vornherein klar, dass es in erster Linie RacenEigenthümlichkeiten sind, welche in den grossen Längenund Gewichts- Unterschieden zur Anschauung gelangen. Und wenn die auffallend starke körperliche Entwickelung, welche als Stammes - Eigenthümlichkeit der germanischen Völker den Römern bei der ersten Begegnung in die Augen fiel, sich auch heute noch bei den Schulkindern germanischer Abstammung ihren gleichaltrigen Genossen romanischen und slavischen Stammes gegenüber durch Waage und Gewicht nachweisen lässt, so muss diese beachtenswerthe anthropologische, bezw. ethnologische Thatsache den hygienischen Werth dieser Untersuchungsmethode nothwendig in hohem Grade beeinträchtigen. Den nordischen Völkern freilich hat ihre isolirte Lage es ermöglicht, den germanischen Typus verhältnissmässig rein und unvermischt zu bewahren und hier mag der von Axel Key nahe gelegte Schluss, dass Zurückbleiben der Schulkinder in Länge und Gewicht auf hygienische Mängel der betreffenden Schule hinweisen dürfte, berechtigt sein. Anders in Deutschland! Denn hier hat das Durcheinanderwirbeln der verschiedensten Stämme während der Völkerwanderung, die darauffolgende Besiedelung durch die Wenden und das Jahrhunderte lange Hin- und Herwogen zwischen diesem Volksstamme und den wieder rückwärts drängenden Germanen, dazu allerlei Beimengungen romanischen und polnischen Blutes eine so manichfaltige Blutmischung zur Folge gehabt, dass gar nicht anzunehmen ist, dass Waage und Maass allerwärts gleiche Befunde geben sollten. Thatsächlich ist das Vorkommen von Volksschlägen kleineren oder grösseren Körperbaus auf räumlich oft recht eng umgrenzten Gebieten eine Erscheinung, welche den Militär-ErsatzKommissionen sehr wohl bekannt ist. Auch im Freiberger Distrikt war dem Schulrath Lohse aufgefallen, dass die nach den sächsischen Normalmaassen angefertigten Subsellien durchweg zu gross waren und die auf seine Veranlassung vorgenommene Messung und

Wägung sämmtlicher Schulkinder ergab denn auch, dass sie durchschnittlich erheblich kleiner waren, als die Kinder im übrigen Sachsen! Es ist ferner bekannt und ja auch nur zu verständlich, dass mangelhafte Ernährung und die übrigen Schädigungen sozialer und hygienischer Missstände hemmend auf die körperliche Entwickelung einwirken; es erklärt dies aber nur zum Theil die Thatsache, dass die Schüler der höheren Lehranstalten allerwärts grösser befunden werden, als die Kinder der Volksschulen und es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch hierbei vererbte ethnologische Eigenthümlichkeiten in die Erscheinung treten.

Es war mir nun seit langer Zeit bekannt, dass auch in unserem Kreise derartige Verschiedenheiten vorhanden sind, dass namentlich im Süden und Westen des Kreises die Bevölkerung durchweg längeren Körperbau besitzt, als die gedrungener gebauten Bewohner des östlichen, an die Altmark angrenzenden Theiles. Ich muss es mir leider versagen, an dieser Stelle näher einzugehen auf die sehr interessanten Thatsachen, welche sich mir bei näherer Prüfung dieser Verhältnisse aufdrängten, welche zum grossen Theil aber mehr auf anthropologischem, als auf eigentlich hygienischem Gebiet liegen. Für diejenigen Leser, welche ländlichen Verhältnissen näher stehen, wird es keiner näheren Ausführung bedürfen, warum ich bei dieser Betrachtung nicht das einzelne Dorf, sondern das Kirchspiel als Einheit zu Grunde legen konnte, wobei allerdings von den elf Kirchspielen des Kreises die unter 1000 Einwohner zählenden Kirchspiele Ohrdorf, Oesingen, Sprackensehl, Steinhorst und Zasenbeck wegen der kleinen Zahl der Schulkinder keine Berücksichtigung fanden. Das kleine Kirchspiel Isenhagen (300 Einwohner) konnte zu dem räumlich nicht von ihm getrennten Hankensbüttel zugezogen werden, so dass fünf grössere Kirchspiele: Brome (2825 E.), Knesebeck (2080 E,), Hankensbüttel - Isenhagen (3244 E.), Wahrenholz (1448 E.) und Wittingen (3524 E.) für die Vergleichung übrig bleiben. Ich will von Aufführung der Tabellen Abstand nehmen und nur das Schlussresultat anführen, dass thatsächlich in Brome und Knesebeck die Schulkinder kleiner und leichter sind, als in Wahrenholz, Wittingen und Hankensbüttel - Isenhagen, ja, dass diese Differenzen, die sich in sehr gleichmässiger Weise, bei Knaben, wie bei Mädchen und einige unbedeutende Schwankungen abgerechnet, Jahrgang für Jahrgang wiederholen, sehr beträchtliche bis 3cm und 21 kg sind. Ich kann ferner anführen, dass die Rekrutirungs-Stammrollen, welche mir Seitens des Landrathsamts in freundlichster Weise zur Verfügung gestellt worden, dies Resultat durchaus bestätigen, dass z. B. die Rekruten der drei Jahrgänge 1890, 1891 und 1892 aus dem Kirchspiel Brome durchschnittlich nur 165,0 cm lang und 59,5 kg schwer, aus Wahrenholz dagegen 168,3 cm lang und 62,3 kg schwer waren. Die Ursache dieser Erscheinung ist nicht ohne Weiteres festzustellen; die Erklärung, mit der das Volk sich der allbekannten Thatsache gegenüber abfindet, dass nämlich die Grossen und Kräftigen germanischen und die Kleinen und Gedrungenen wendischen Stammes seien, findet durch ge

schichtliche Nachrichten, soweit sie mir zugängig waren, vorgeschichtliche Funde und durch das Studium der Orts- und Eigennamen nur eine sehr bedingte Bestätigung. Von den übrigen Mitteln anthropologischer Forschung, Schädelmessung, genauerer Würdigung der Haar- und Augenfarbe u. s. w. habe ich, um die Untersuchung nicht zu sehr auszudehnen, mit Bedauern Abstand nehmen müssen. Ich bin aber der Meinung, dass eine allgemeine Schul- Enquête, wie ich sie für nothwendig halte, auch auf diese Verhältnisse wird Rücksicht nehmen müssen; denn die beiden Disziplinen, Schulhygiene und Anthropologie haben so viele gemeinschaftliche Berührungspunkte, dass ein Handinhandgreifen für beide die erspriesslichsten Folgen haben müsste. Zu dem Schulmann, dem Arzt und dem Statistiker, welche die Elemente des nordischen Untersuchungs-Ausschusses bilden, hätte also als Vierter der Anthropologe hinzuzutreten. Es ist bereits oben ausgeführt worden, dass eine solche Enquête, welche festzustellen hätte, wie die von Axel Key und Hertel aufgedeckten Entwickelungsgesetze sich für unsere Schuljugend gestalten, gleichmässig die verschiedensten Bevölkerungsklassen, wohlhabende, ärmere, städtische und ländliche, Ackerbau- und Gewerbetreibende Klassen zu berücksichtigen haben würde. Ja, man wird noch weiter gehen müssen und nicht umhin können auf die von mir betonten örtlichen Unterschiede das Augenmerk zu richten. Die Resultate der Messung und Wägung, für jeden Schulort in Tabellenform zusammengestellt, würden nicht nur unmittelbar praktische Verwerthbarkeit besitzen, beispielsweise bei Bestimmung der Ausmaasse für Subsellien, sondern sie würden vor Allem die Grundlage abgeben für regelmässige, periodisch wiederkehrende Messungen und Wägungen sämmtlicher Schüler, wie sie nach Axel Key's denkwürdigen Forschungen eine unabweisbare Forderung der Schulhygiene bilden, zum wenigsten für alle diejenigen Schulen, welche weitgehende Ansprüche stellen an die körperlichen und geistigen Kräfte der Schüler.

(Fortsetzung folgt.)

Masern und Rötheln.

Von Kreisphysikus Dr. Friedrich in Landsberg a. W.

Zur Frage, ob Masern und Rötheln identisch sind, welche in Nr. 1 dieser Zeitschrift besprochen ist, bin ich in der Lage Material beizubringen, welches meines Erachtens den unzweifelhaften Beweis bringt, dass beide Krankheiten völlig selbstständig e Arten sind, wie ja auch Herr Kollege Flatten annimmt.

Vor etwa 8 Jahren traten hier zwei sehr ausgedehnte Epidemien beider Krankheiten neben einander auf. Die Symptome beider Krankheiten waren dieselben nur mit dem Unterschiede, dass die Rötheln eine durchschnittlich in jeder Beziehung leichtere Erkrankung darstellten, sodass schwere Röthelfälle den mittelschweren Maserfällen glichen. Im Einzelfalle war oft die Diagnose zwischen beiden nicht zu machen, sondern nur, wenn ein Kind nachweislich

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