Was er verhehlt, als was er zeigt, verleßt. Oft aber sind die Waffen himmlischer, Durch die das Mädchen seine Freiheit zåhmt. Oft ist es eine schöne That, ein Zug
Der Großmuth und der Menschlichkeit, ein Zug Geheimer, sanfter Tugenden, noch mehr Verschönert, weil Bescheidenheit sie deckt.
Nicht selten liebt der Jüngling lange schon, Eh er es weiß, und dünkt sich frei, bis ihm Sein Herz ein Zufall kennen lehrt, bis ihm Die Nähe der Gefahr, getrennt von ihr Zu leben, die Gewalt, mit der er sich Von ihr muß reissen, oder auch die Furcht, Sie liebe schon, doch ihn nicht! und die Quaak, Mit welcher der Gedank ihn peiniget, Die Augen öffnet, und sein Schicksal auflöst. Ein andermal verstellt die Liebe sich In Freundschaft, nimmt von ihr Gestalt Und jede Mien' und alle Sitten an. Sie lächelt frei dem sichern Jünglinge, Eilt seinem nach ihr ausgestreckten Arm Vertraut entgegen, und haucht Zärtlichkeit In seine Brust, an die er unbesorgt Sie drücket. Aber dann verwandelt sie In seinem Arm, an seiner Brust, sich schnell, Ist nicht mehr Freundschaft, ist nur Lieb und rühmt, Sich des Betrugs. Allein beglückt ist der, Den sie so täuscht! Dreimal und mehr beglückt, Wenn die Geliebte, die erst Freundinn war, Der ehrenvollen Nahmen würdig ist! Sie selbst macht ihm es leicht, die Neigungen Des edlen Herzens auszuspåhn. Sie selbst Enthüllt sich ganz vor ihm. Nicht eine scheut Sein freundschaftlich, sein prüfend Aug. Und er, Auch er enthüllet seine Neigungen
Der Freundinn alle, macht sich ihr, durch sie Erst unverdächtig, theuer, dann noch mehr, Und immer mehr noch theuer. Endlich ist Er ihr nicht mehr entbehrlich. Sie ist selbst Sein eigen, fühlts, und freut sich es zu seyn. 11 4
Doch welcher Sprache fehlt der Ausdruck nicht, Zu sagen, was der Jüngling fühlt, wenn er Nun liebt, und sichs bewußt ist, daß er liebt? Er wünscht sich Glück, daß nun die tråge Ruh Von ihm gewichen ist, die seinen Tag In ungenoßnen Freuden umtrieb. Stets Erfüllten sie sein Herz nur halb. Und ganz Befriedigt es die Freundschaft selbst nicht. Dieß Kann nur die Liebe. Sie beschäftiget
Die Seele ganz. Wie jauchzet er ihr zu, Daß er sie kennt. Wie stolz ist er, von ihr Beherrscht zu seyn! Wie neu scheint um ihn her Ihm die Natur! Wie neu scheint er sich selbst?
Die Lieb allein, und nicht der Lenz, vergnügt Die Schöpfung ihm. Und alles, was er sieht, Ist, wie er selbst, verliebt: Die Nachtigall, Die ihre Zärtlichkeit die Haine lehrt; Der Schmetterling, der um die Rose scherzt; Der schmeichlerische West, der Floren küßt; Der Bach, der an dem blumichten Gestad', Entzückt von seiner Pracht belebter rauscht.
Er ist nun nicht mehr leerer Wünsche voll, Die oft, unwissend, was sie forderten, Im Ueberfluß der Güter, und im Arm Der Freuden, ihn zu Seufzern zwangen. Jezt Weiß er, wornach er schmachtet. Er hat schon Die Liebenswürdige gesehn, die er So lange suchte. Diesen Ungestům Der Leidenschaft, der in der Seele stürmt, Den Aufruhr feiner Brust, der jeden Trieb Aufwiegelt, und die Ruhe weit verscheucht, Wie liebt er ihn! Wie gern fühlt er von ihm Sich überwältigt! Wie verhaßt ist ihm Die Stille nun, in der er schlummerte, Bis er aus seiner Brust sie weichen hieß!
Die Liebenswürdige zu sehn, nur das
Ist ihm sein Glück, sein Leben. Da, wo Sie
Nicht ist, würd' alles für ihn dd' und wüst', Und todt, und nichts, wie vor der Schöpfung, seyn, Wenn ihn nicht stets ihr Bild begleitete. Nur dieß belebt die Gegenden, die nicht Von ihrem Wink erheitert lächeln; nicht Ihr fanftes Ohr zu reizen. Harmonie Und Freude tönen, oder sie von Ihr Auf ihre Lippen horchend, lernen: nicht Von ihrer Gegenwart erquickt, erfrischt, Wie von dem Morgenthau ein Frühlingsfeld, Nur Anmuth athmen. Ein Gedank an Sie Ist ihm mehr werth, als einer Welt Besik, In der Sie seinem Herzen mangelte. So dichterisch begeistert den, der liebt, Die Königinn der Leidenschaften. Er Verliert in süße Träume sich. Vor ihm Liegt hoher, nie geschmeckter Freuden voll Die Zukunft grånzenlos verbreitet. Schon Durcherrt er sie, indem ihm sein Gefühl Entzückt sie weissagt, vom Genuß berauscht Und nie gesättigt. Schon gesteht er Ihr Die Flamme, die ihr Aug entzündet hat. Schon hört Sie sein Geständniß gern. Schon wird Sie nie, es mehr zu hören, müde. Schon Vergilt Sie es ihm durch das ihrige. Die so Geliebte muß ihn lieben. Sie Muß ihm ein Leben, das nur ihr sich weiht, Sie muß es ihm versüßen. Denn ihr Blick Ift Zärtlichkeit, und jede Miene spricht Großmüthige Empfindlichkeit und Huld.
Wenn ihn die Muse liebt, und mit der Kunst Der Saiten ihn beschenkt hat: So erwacht Auf seiner Laute jeder Wohllaut. Sie Tönt nur von Lieb, und der, die ihn sie lehrt, Er wandelt gern im melancholschen Thal, In dessen Schatten Still und Einsamkeit Und unbetrübter Tiefsinn ihn empfångt ; Im tühlen Busch, umflüstert von dem West, Der durch die Birken rauscht, und vom Conzert
Gifete. Der Vögel unterhalten, nicht gestört In seinen Traumen; oder liegt und ruht Am Rücken eines Walds auf einer Hdh', Und sieht dem unrahvollen Lärm der Welt Zu seinem Fuß von fern zu; oder fißt In einer Quelle, deren Murmeln ihn Zu fingen reizet. Alles schweigt um ihn, Indem er die Geliebte singt. Dereinst Wird sie mit ihrem Kuß ihm jedes Lied Belohnen. Schöner ward von Venus nicht Anakreon belohnt, als für ein Lied Dem Liebling sie der Tauben schönste gab. Sie aß aus seiner Hand, von seiner Kost, Und tränkte sich mit seinem Wein, den er Ihr zutrank, tanzt' um ihn, und schlief Auf des geliebten Dichters Leier ein, Und wünschte nie aus seinem Dienst sich frei. Beglückter ist der Jüngling, wenn er einst Von seiner Schönen Lippen für sein Lied Den Lohn empfångt, wenn er in ihrem Arm Den zärtlichen Gesang Ihr wiederholt, Und ihm ihr Auge, das nie ihn verläßt, Gefällig Freude, Beifall, Dankbarkeit Und Liebe winket, bis er den Gesang Vergißt, verstummt, und nur durch Küsse spricht.
E. B. II. S. 235. von Kleist's wohlklingende, und dieses so schågbaren Dichters noch harmonischere Hexas meter sind freilich für den minder glücklichen Versbau Zacharid's keine günftige Nachbarschaft. Auch wird man in folgendem schönen Gemählde noch edleres und wärmeres Kolorit, und hinreissendes Gefühl mit sanfter Mahlerei und lebhafter Erzählung meisterhaft verwebt finden. Durch den elegischen Anstrich des Vortrages gewinnt diese Beschreibung ein noch stärkeres Interesse.
eine seeländische Gegend,
Die mich oft auf wehenden Flügeln des rofigen Morgens,
Oft in thauenden Düften der Abendkühle besuchte, Die mir begegner auf hangenden Pfaden der heiligen
Und auf grünlichen Wellen des Sees im tanzenden Nas
Mich ergriff, daß ich dem Sohne der Felsenkluft zurief: Warum stürzest du, Jüngling, herab die donnernden Fluten
In den stilleren See? noch bist du frei, wie die Gdtr
Wie die Götter, noch stark! dort unten harret der Knechtschaft
Ruhe dein! Enteile nicht, Jüngling, dem nåheren Himmel!
O Begeistrung, wo warst du, da ich, mit flehender
Dich in misternächtlicher Stunde, vom Monde beschies
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