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Die Cladoceren des frischen Haffs

nebst Bemerkungen über anderweitig vorkommende verwandte Arten.

Von

Dr. J. E. Schoedler.

(Hierzu Taf. I—III.) ·

Im Juli v. J. (1863) gewährte mir ein kurzer Aufenthalt in dem recht empfehlenswerthen Ostseebade Kahlberg die Gelegenheit, mich nach den kleinen Krustern des frischen Haffs umzuthun. Mir kam dies sehr erwünscht, weil ich hoffen durfte, in diesem Gewässer vielleicht eine jener noch weniger bekannten Arten wiederzufinden, welche durch S. Fischer und Andere vorzugsweise in schwach - salzigem Wasser beobachtet worden sind. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht, und im Ganzen genommen, blieb auch die hier gewonnene Ausbeute hinter meinen Erwartungen zurück. Letzteres habe ich aber wohl zum Theil der Ungunst der vorwiegend herrschenden stürmischen Witterung zuzuschreiben, über welche auch die Fischer der frischen Nehrung sich in vielen Klagen ausliessen, und welche mich unter Anderem verhinderte, meine Excursionen bis zu dem Ufer des reizend gelegenen Klosters Cadinen auszudehnen. Bis hieher konnte ich leider nur ein Mal und zwar auf wenige Stunden per Dampfschiff gelangen. Zu meinem Bedauern konnte ich diese aber nicht einmal den kleinen Krebsen widmen, die hier längs des flachen mit üppigem Schilf- und Binsenwuchs bestandenen Ufers sicherlich in noch grösserer Anzahl vertreten sein dürften, als bei Kahlberg. Doch, um nicht undankbar zu erscheinen, will ich bekennen, dass das so fischreiche Haff mich auch an dem Kahlberger Ufer, wie zu erwarten stand, an

Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd.

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Branchiopoden, wie an Entomostraceen, nicht leer ausgehen liess. Das Haff ist nämlich auch in dieser Gegend sehr flach und auf weite Strecken hin mit Binsen bestanden, zwischen denen sich, zumal an sonnigen Tagen, zahlreiche Conferven - Massen, wie schwimmende kleine Inseln, ausbreiten. Dieser überaus üppige Binsenwuchs hat, beiläufig bemerkt, für die Bewohner der frischen Nehrung eine grosse Bedeutung; indem er ihnen gewissermassen den Mangel der Wiesen ersetzt und die Ueberwinterung des Viehstandes ermöglichen hilft.

Für die Gruppe der Cladoceren, auf welche ich im Anschlusse an meine früheren carcinologischen Beiträge diese Mittheilungen beschränken will, habe ich in dem frischen Haff folgende Repräsentanten vorgefunden: a. Sididae.

1. Sida crystallina. Müll.

2. Daphnella brachyura Liév.

b. Daphnidae.

3. Hyalodaphnia Kahlbergiensis mihi.
4. Simocephalus serrulatus Koch.

5. Simocephalus vetulus Müll.

6. Scapholeberis cornuta (De Geer).
7. Bosmina gibbera mihi.

c. Lynceidae.

8. Acroperus leucocephalus Koch.

9. Peracantha truncata Müll.

10. Pleuroxus aduncus (Jur.)

und 11. Alona lineata Fisch.

Befremdet hat mich, dass ich unter den hier obwaltenden Verhältnissen keinen einzigen Vertreter der Polyphemiden angetroffen habe.

Den unter No. 3 und 7 aufgeführten Daphniden habe ich aus der Berliner Lokalfauna folgende Arten anzuschliessen:

12. Hyalodaphnia Berolinensis mihi.

13. Bosmina rotunda mihi.

14. Bosmina longicornis mihi.
15. Bosmina longirostris Müll.

16. Bosmina cornuta Jur.

und 17. Bosmina curvirostris Fisch.

Für die Mehrzahl jener Haff - Cladoceren wird es genügen, auf frühere Mittheilungen zu verweisen. So will ich von der Sida crystallina des frischen Haffs in Bezug auf früher hervorgehobene Art - Differenzen 1) hier nur ausdrücklich bemerken, dass dieselbe mit der Müller'schen Art vollkommen übereinstimmt, und somit nicht mit der bei Königsberg i. Pr. beobachteten Sida Zaddachii zusammenfällt, welche in der Ausrüstung der Ruderantennen von jener abweicht.

Wenn man von den ungegliederten, fein gezähnelten Dornen absieht, welche sich an Stamm und Aesten der Sida finden, so lässt sich die Anzahl und Stellung der doppelt gegliederten Ruderborsten bei der Sida crystallina Müll., von dem Basalgliede aufwärts gezählt, übersichtlich durch folgende Formel darstellen: 0+3+7

1+ 4

=

10

5

Ruderborsten, von welchen die über dem Strich verzeichnete Anzahl sich auf den längeren, dreigliedrigen Ast, die unterhalb des Striches aufgeführte Zahl dagegen auf den kürzeren, zweigliedrigen bezieht. Mit dieser Angabe stimmen auch die Beobachtungen De Geer's überein. Gleiches gilt von den Mittheilungen Liévin's, welcher die Sida crystallina bei Danzig beobachtet hat, und ebenso verhält es sich mit den Wahrnehmungen, welche W. Baird in England, Lilljeborg in Schweden und S. Fischer an seiner „Sidaea crystallina" aus der Umgegend von Fall in Esthland gemacht hat. Mir selbst ist die Sida crystallina aus dem frischen Haff und aus sieben verschiedenen Fundorten der Berliner Umgegend bekannt, nämlich aus der Spree, Havel, aus dem Plötzensee in der Jungfernhaide, dem Grunewaldsee bei dem Jagdschloss Grunewald, aus dem Hahlen-See bei Witzleben, aus dem Tegeler-See und dem Rhedenkanal bei Rüdersdorf. Aus allen diesen Fundorten mit Aus

1) Cf. Schödler, Neue Beiträge zur Naturg. der Cladoce

ren S. 70.

nahme des Plötzensees aber sind mir bisher nur Exemplare mit der oben angegebenen Ausrüstung der Ruderantennen zu Gesicht gekommen. Aus dem Plötzensee dagegen habe ich im vorigen Jahre auch Individuen verschiedener Altersstufen mit also mit Ruder

0+3+6

1+ 4

9

5

borsten beobachtet, und im Mai d. J. auch zwei ausge

wachsene Weibchen mit

0+4 +6
1+ 4

10
5

also ebenfalls Ruderborsten, aber in abweichender Vertheilung. Ein drittes Thierchen hatte sogar eine ungleiche Borstenzahl an der rechten und linken Ruderantenne aufzweisen,

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Als ich das -Verhältniss im März v. J. zum ersten Mal wahrnahm, hielt ich es für den Ausdruck einer noch nicht beendeten Entwickelung. Da ich dieselbe Wahrnehmung aber später auch an völlig ausgewachsenen Thieren vielfach zu wiederholen Gelegenheit hatte, erschien eine solche Deutung nicht stichhaltig. Leider missglückte mir der Versuch, an abgesonderten Weibchen dieser Varietät junge Brut aufzuziehen, an welcher besagter Zweifel leicht zu heben gewesen sein würde. Auffällig ist mir nur, dass ich an den wenigstens ebenso so zahlreich untersuchten Exemplaren der Spree niemals eine derartige Abweichung von der normalen Ausrüstung wahrgenommen habe.

In allen diesen Fällen aber zeigte der kürzere, zweigliedrige Ast, sowohl nach Anzahl, als Insertion seiner Ruderborsten Beständigkeit, und an dem längeren, dreigliedrigen Aste habe ich die Zahl der Borsten niemals über 10 hinausgehend beobachtet. Abweichend hiervon dagegen verhält sich die Sida Zaddachii, welche also Fiederborsten aufzuweisen

0+3+8

9 1+ 4

11

5

hat, und ebenso auch die Sida affinis, welche 0+3+8,

1+3

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