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war; alle wurden sorgfältig sondirt mit Weidenruthen, an welche ich Drahthäkchen befestigt hatte. Noch an vielen andern Stellen liess ich graben, kam aber auf keine Ziesel und gab meine Nachsuchungen auf, mit dem Vorsatze, sie künftiges Jahr weiter zu betreiben.. Am 2. August dieses Jahres reiste ich von Krakau ab, und da ich in Tarnow und Lemberg Geschäfte hatte, traf ich erst am 13. Aug. in Poturzyca Abends um 6 Uhr ein und ging sogleich in's Feld, sahe drei Susli, zwei im Hafer, eins im Buchweizen und schoss zwei davon, die heute noch abgebalgt wurden. Der Magen, noch einmal so gross als der Kopf, war voll, enthielt fast trockenes Mehl mit nur wenig grünen Pflanzenstoffen. Der eine hatte in jeder Backentasche 62 schöne, ausgewählte Buchweizenkörner, der andere in jeder Backentasche 40 Haferkörner, die sehr sorgfältig in zwei Reihen geschichtet lagen, kein Korn lag verwendet, Spitze neben Spitze, Stielnarbe neben Stielnarbe, sie waren nicht ausgehülset. Am andern Tage wurde die Sache grossartiger betrieben, ich liess ein Fass mit Wasser in's Feld bringen und wo ich ein Susel einschlüpfen sah, goss ich ihn aus. Ein, zwei höchstens drei Eimer voll Wasser, wie man sie in den Pferdeställen braucht, reichen hin, sie kommen sogleich heraus, man kann sie mit der Hand greifen und in den Sack stecken, jedoch vorsichtig dabei zu Werke gehen, denn sie beissen empfindlich bis auf's Blut, und die Wunden heilen nicht gut. Ich nahm nur sechs Stück, so viel als ich bearbeiten wollte und wiederholte die Jagd an dem folgenden Tage. Es trat unfreundliches Wetter ein und die Susli liessen sich mehrere Tage lang nicht sehen. Als sie wieder heraus kamen, verwendete ich meine Zeit dazu sie zu beobachten und namentlich um ein Winterquartier auszuspähen, konnte jedoch nichts entdecken, nie sah ich zwei Stücke beisammen oder einen Bau stärker befahren, und am 2. September waren alle verschwunden. Nur an dem trockenen Ende einer Wiese, die mit Feldern umgeben war, bemerkte ich noch Susli, sonst an keinem andern Orte. Die Ursache war nicht weit zu suchen; alle Felder in der Nähe der Wiese wurden um

geackert, die Thiere bei ihren Wohnungen gestört, denn sie verlassen auf der Stelle jedes frisch gepflügte Feld. Alle Tage fing ich da einige Thierchen auf einem nur fünf Morgen grossen Stück Land; der Hühnerhund hatte sich zuletzt so eingearbeitet, dass er mir unfehlbar jede Röhre anzeigte, in welcher ein Susel sass. Man kann nicht zweifeln, dass die Susli auf dieser Wiese unvorbereitete Winterquartire hätten einnehmen müssen. Das letzte Exemplar erlegte ich am 9. Sept. mit der Flinte; auf der kurzgemähten Wiese liess es sich nicht nahe beikommen; nach dem Schusse wälzte es sich vor der Röhre, schlüpfte jedoch ein bevor es der Hund nehmen konnte. Ich war an demselben Tage beschäftigt die Baue zu untersuchen, und da es sich mir gleich blieb wo ich nachgrub, so suchte ich nach dem angeschossenen. Die Röhre ging drei Fuss fallrecht und theilte sich in zwei horizontal laufende nach entgegengesetzten Richtungen, die eine war zwei Fuss, die andre, in welche der Susel gegangen, zwei Klafter lang, er sass am Ende der Röhre, und in der Mitte der lagen einige grüne Grashalmen, und ähnlich habe ich alle dergleichen Baue gefunden. Ich glaube darin, dass die Thiere so spät im Jahre ihre Wohnungen in den geackerten Feldern verliessen und sich auf der Wiese neue suchten, einen Beweis zu finden, dass sie keinen Wintervorrath eintragen. Drei Tage lang trieb sich ein Wiesel auf der Wiese herum, ich habe aber nicht bemerkt, dass es Jagd auf Ziesel gemacht hätte, am dritten Tage, wo es mir sehr dick und angefressen vorkam, schoss ich es todt; es hatte eine Feldmaus Hyp. arvalis verzehrt. Vom 10. September an habe ich auch auf dieser Wiese keinen Susel mehr gesehen. An vielen Stellen habe ich wieder nachgegraben und nachgesucht, aber weder ich noch der Hund konnten eine Winterwohnung entdecken. Ein Bauer erzählte mir, dass er beim Graben einer Grube um Kartoffeln für den Winter aufzubewahren, beisammen zehn schlafende Susli gefunden habe. Nachdem ich einen ganzen Monat meiner Lebenszeit ausschliesslich damit zugebracht, die Perlziesel zu beobachten, verliess ich Poturzyca am 16. Sept. und hatte

20 Bälge, 10 in Spiritus und nahm 20 lebendig mit, fuhr nach Zalosce um dort abgelassene grosse Teiche abzusuchen, wo ich sonst viele seltene Enten und Strandvögel erjagt habe. Zwei Tage dauerte die Reise, und drei meiner Perlziesel fand ich ermordet, eins hatten die andern fast aufgefressen, einem andern die Eingeweide ausgerissen, und das dritte lag mit aufgeschlitztem Bauche in den letzten Zügen; später wurden zwei flüchtig, aber immer habe ich 15 Stück gesund nach Krakau gebracht, und mit ihnen eine Reise von 80 Meilen gemacht. Sechs davon schenkte ich dem zoologischen Garten in Breslau, und erfahre, dass sie sich recht wohl befinden.

Es liegt etwas Geheimnissvolles in dem Leben und Treiben dieser Thiere; mir kommen sie vor wie Kobolde und Gnomen, denen es nur zu Zeiten gestattet ist, auf die Oberwelt zu gehen. Man geht in's Feld, und ein Susel, welchen man nicht sah, stand bei seiner Röhre und schlüpfte mit Blitzesschnelle ein, der Eindruck bleibt dem Auge, man blickt nach der Erscheinung, und der kleine Erdgeist ist verschwunden; man wartet bis er herauskömmt, lenkt aber unterdess die Aufmerksamkeit auf etwas anderes, und mit einem male steht das Vexirteufelchen da, um eben so geschwind wieder zu verschwinden. Manchmal sieht man sie bei gutem Wetter nicht, manchmal laufen sie während des Regens herum. Jede Aenderung des Wetters bringt sie in Aufregung, auch in der Gefangenschaft. Bevor die Sonne untergeht, sind sie schon verschwunden, und die Sonne steht schon hoch, bevor sie sich zeigen und die letzten Thautropfen von den Pflanzenstengeln ablecken. Jedes Thierchen hat sein Territorium, um welches nicht selten im Frühjahr auf Leben und Tod gekämpft wird. Am besten kann man dies sehen auf Wiesen und Rasenhügeln. Von einer Hauptröhre, die durch den häufigsten Gebrauch am weitesten geworden ist, gehen nach 3, 4, 5 Seiten fest ausgetretene 1, 2, 3, 4 Klafter lange Fusssteige, ein jeder führt zu einer Röhre, von welcher wiederum Fusssteige ausgehen, und je weiter der Bewohner zum Wei

Archiv f. Naturg. XXXII. Jahrg. 1. Bd.

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zenfelde hat, desto mehr hat er Löcher. Eine solche Röhre fällt senkrecht ein und in einer Tiefe von ungefähr drei Fuss theilt sie sich in 1, 2, 3 wagrecht laufende Aeste (die längste habe ich zwei Klafter lang gefunden), die aber nicht mit andern in Verbindung stehen; ich habe hunderte solcher Löcher voll Wasser gegossen, und mehr als 20 ausgegraben, aber nur dreimal fand ich welche mit einander in Verbindung. Niemals liegt bei solchen senkrechten Löchern ausgeworfene Erde, die Oeffnung ist oft mit Gras überwachsen, dass man sie nicht sieht, den Fusssteig sieht man immer. Geht das Thierchen von dem Hauptloche in's Feld, so geht es an keiner Röhre vorüber ohne einzuschlüpfen, kömmt heraus, macht ein Männchen, sieht sich vorsichtig um und geht zur nächsten Röhre und so fort bis in's Kornfeld, wo es sich auch noch Nothbaue gräbt, die nicht tief sind, und bei welchen immer Aehren und Spreu liegen. Eine Röhre hat 22-3 Zoll Durchmesser. Den Fluss Bug bewohnen sie bei Sokal und Poturzyca an beiden Ufern; man muss sich über ihre Verbreitung wundern, ich kenne ein Dorf von Wald und Sumpf umgeben und auf den Feldern leben Susli. Sie können nicht schwimmen und gebärden sich im Wasser ganz unbändig und ungeschickt, der Hamster hingegen ergiebt sich in sein Schicksal, bläst die Backentaschen auf und weiss sich so über dem Wasser zu erhalten; giesst man die Susli mit kaltem Brunnenwasser aus, so erstarren sie und verlieren alle Geistesgegenwart. Bei Annäherung einer Gefahr, oder wenn sie bei schlechtem kalten Wetter in den Löchern sitzen und nur die Nase herausstecken, lassen sie einen scharfen sehr hoch gestimmten Pfiff hören, den ich mir nicht getraue mit einer Note zu bezeichnen; geht man übers Feld und hört den Ton, so kann man nie mit Bestimmtheit sagen, von welcher Richtung er kam; sie täuschen und necken den Beobachter. Alle die, welche ich im September bekam, hatten nur grünes Gras in dem immer vollen Magen, sie sind in dieser Zeit erstaunlich fett. Ich bin zur Ueberzeugung gekommen, dass sie keinen Wintervorrath eintragen und die Eingangsröhren zu den

Winterquartieren äusserlich nicht verstopfen. Ueber ihre Vermehrung könnte man leicht in's Klare kommen, wenn man im Frühjahre alle Tage ein Weibchen untersuchte, denn man kann voraussetzen, dass diese Thiere, die wie mit dem electrischen Schlage an einem Tage erwachen und einschlafen, auch an einem Tage sich begatten und an einem Tage Junge zur Welt bringen. Unter den 50 Exemplaren, die ich gesammelt, waren zwei fast ausgewachsene Junge, man kennt sie an den schwachen Zähnen, und an der dunkel gelberen Unterseite. Auch Winterquartiere könnte man entdecken, wollte man nur Obacht geben wo im Frühjahre die ersten herauskommen, vielleicht wird ein Winterbau mehrere Jahre benutzt. Sie wohnen nur in strengem Lehmboden oder Kreidemergel, sandige Orte meiden sie, auch zu trockene oder zu nasse. Wo die Susli eine Flur bewohnen, da sind. sie auch häufig, und der Schaden, den sie anrichten, ist erheblich; Herr Solowej, Güterverwalter, sagte mir, dass sie Maispflanzungen viele Morgen gross vernichten, wenn die Samenkörner keimen. In der Gefangenschaft suchen sie sich in ihr Schicksal zu finden. Bringt man sie vom Felde nach Hause und setzt sie in den Käfig, so ist das erste und nothwendigste was sie zu thun haben, zumal wenn sie noch nass sind, sich zu kämmen und zu putzen, aufrecht sitzend fahren sie mit den Händen über den Nacken und Kopf, und das sieht recht possirlich aus; sie fressen sogleich und zanken sich mit einander immer in aufrechter Stellung, schlagen sich mit den Händen und schreien dabei gewaltig wie Ferkelchen; sie durchnagen einen Brettkasten, machen sogar Löcher in gebrannte Ziegelsteine, während der Arbeit treten oft Pausen ein, in welchen sie ihre Schneidezähne aneinander wetzen, und zwar mit solcher Geschwindigkeit, dass man das Schwirren einer Heuschrecke zu vernehmen glaubt; alles was sie fressen halten sie mit den Händen, einen Grashalm, ein Haferkorn etc. So viel man ihrer auch in einen Kasten zusammengiebt, so drängen sich alle, wenn sie ruhen oder schlafen, auf einen Haufen und liegen auf- und übereinander, was doch wohl auf einen gesellschaftlichen

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