Allgemeine botanische Zeitung. Nro. 1. Regensburg, am 7. Januar 1835. I. Original - Abhandlungen. Protocolle der botanischen Section der zwölften Versammlung deutscher Aerzte und Naturforscher. Zu der zwölften Versammlung deutscher Na turforscher und Aerzte in Stuttgart hatten sich folgende Botaniker eingefunden: Dr. Bartling, Professor aus Göttingen. Dr. Casse beer, Senator und Apotheker aus Bieber. Dr. Duvernoy, aus Stuttgart. Fée, Professor aus Strassburg. Dr. Fresenius, aus Frankfurt am Main. Dr. v. Fröhlich, Medicinalrath aus Elwangen. Dr. Fürnrohr, aus Regensburg. Dr. Gärtner, aus Calw. Dr. Gmelin, Geheimerrath aus Carlsruhe. Hering, Apotheker aus Stuttgart. Dr. Jäger, Professor aus Stuttgart. Dr. v. Kielmeyer, Staatsrath aus Stuttgart. Dr. Kunze, Professor aus Leipzig. Dr. Kurr, aus Stuttgart. Dr. Märklin, Privatdocent aus Tübingen. Dr. J. Chr. Mikan, Professor aus Prag. Dr. Nees v. Esenbe ck, Prof. von Breslau. Dr. Reum, Professor aus Tharandt. Dr. Ritgen, Regierungsrath und Professor aus Dr. Röper, Professor aus Basel. Dr. Spenner, Professor aus Freiburg. Dr. Steudel, Oberamtsarzt aus Esslingen. rt. 1. Donnerstag den 18. Sept. 1834. schritt die botanische Section zur Wahl ihrer Präsidenten, und es wurden Se. Excellenz Graf Caspar v. Sternberg zum ersten Präsidenten, die Herren Hofrath von Martins und Professor Nees v. Esenbeck, Präsident der kaiserl. Leopoldinischen Gesellschaft, zu Vicepräsidenten gewählt, der bisherige provisorische Geschäftsführer v. Martens aber als Seeretär der Section bestätigt. Erste Sitzung. Freitag den 19. Sept. fand hierauf die erste Sitzung statt, welche der Präsident mit einem Vortrage über die Keimung einiger aus egyptischen Mumien erhaltenen Getreidekörner eröffnete. Graf von Sternberg hatte schon im Jahre 1833., jedoch in etwas vorgerückter Jahreszeit, durch Hrn. Obristlieutenant Prokesch von Osten einige Weizenkörner erhalten, die in den Behältern egyptischer Mumien gefunden worden waren. Die ersten Versuche, die Keimkraft dieser Körner durch Säure zu beleben, misslangen, inden die, wie es scheint, durch das hohe Alter sehr mürbe gewordenen Samenhäute zerrissen und das Stärkmehl sich in der Flüssigkeit auflöste. Auch blosses Wasser bewirkte die gleiche Erscheinung. Es wurde daher versucht, die Körner in Oel zu tauchen, dann solche ziemlich tief in Töpfe zu legen und diesen eine mit Wasser gefüllte Unterschale unterzusetzen. Diese Verfahrungsart bewirkte glücklich die Keimung von 2 Pflanz chen, wovon das eine ins Freie versetzt sich noc im September ziemlich bestockte, das andere, in Glashause hingegen zurückblieb und einen einzige Halm ausbildete. Im Frühling 1834. entwickelt sich die im Glashause überwinterte Pflanze seh schön und reifte mehrere vollkommene Aebren. Die im freien Lande gezogene wurde zuers durch Frost, dann durch Hägel beschädigt, zeigten sich die vor dem Hagel aufgeschossenen Aeh ren taub oder Mutterkorn entwickelnd. Die spä 'ter getriebenen gelangten aber zu völliger Reife. Die Aehren wurden vorgezeigt, es ist der Ta 'lavera - Weizen, Triticum vulgare, spica taxa, mu tica, alba, glabra Metzger, Dr. Zollikofer aus St. Gallen bemerkte, dass Dr. Gay in Paris vor einigen Jahren eine kleine Abhandlung über ähnliche Versuche bekannt gemacht habe und v. Martens aus Stuttgart erinnerte sich, in einem öffentlichen Blatte eine ähnliche Thatsache gelesen zu haben, nämlich die Entdeckung von Maiskörnern" in den Gräbern der Inkas in Peru, welche Körner ebenfalls glücklich zur Entwicklung gebracht wurden. Dr. Kurr aus Stuttgart brachte bei dieser Veranlassung die Frage zur Sprache, ob nicht auch mehrere Erfahrungen über die Keimfähigkeit unreifer Grassamen bekannt seyen, ihm sei es gelungen, Getreidekörner kaum nach der Blüthe zur Keimung zu bringen. |