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Ob dieses Verhältniss auch in Zukunft dasselbe bleiben wird, muss die Erfahrung lehren; vorläufig können wir nicht anders, als den auf sorgfältigste Berechnung gegründeten Folgerungen des Verfassers Recht geben. Vielleicht entschliesst sich derselbe dazu, doch noch einmal die brennende Frage der Einrichtung der sogenannten Centralstationen in den Bereich seiner Untersuchungen zu ziehen; kühle, von jeder Voreingenommenheit freie Objectivität steht ihm ja zu Gebote, wie wir aus der vorliegenden Schrift zur Genüge ersehen haben, und an statistischem Material wird es auch nicht fehlen. Zunächst aber wollen wir auch das, was er uns hiermit über die Einrichtung elektrischer Beleuchtungsanlagen für Gleichstrombetrieb an Aufklärung und Belehrung geboten hat, mit Anerkennung und Dank entgegennehmen.

C. Haeberlin.

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Die deutsche geologische Gesellschaft wird ihre

Tagesordnung der 65. Versammlung deutscher nächste allgemeine Versammlung in Strassburg i. E.

Naturforscher und Aerzte in Nürnberg

im Jahre 1892.

Sonntag, den 11. September. Abends 8 Uhr: Begrüssung in den oberen Räumen der „Gesellschaft Museum" (mit Damen). Montag, den 12. September. Morgens 9 Uhr: I. All

gemeine Sitzung in der Turnhalle des Turnvereins. Nachmittags 3 Uhr: Bildung und Eröffnung der Abtheilungen.

Abends 8 Uhr; Gesellige Vereinigung in der „Restauration des Stadtparkes" (Einladung der Stadt Nürnberg).

Dienstag, den 13. September: Sitzungen der Abtheilungen.

Nachmittags 2 Uhr: Ausflüge der verschiedenen

Abtheilungen; a. nach Erlangen, b. nach der
Krottenseer Höhle, c. nach der Hubing bei
Pommelsbrunn.

Abends 8 Uhr: Zusammenkunft in den Räumen der
Gesellschaft Museum".

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unter Leitung des Geschäftsführers Prof. Dr. Benecke abhalten. Nach dem Programm ist zunächst für Dienstag den 9. August, Abends 8 Uhr, eine gesellige Zusammenkunft in Aussicht genommen; die Sitzungen finden vom 10.-12. August statt, woran sich in den folgenden Tagen bis zum 21. August Ausflüge, zum Theil in ferner gelegene Gebiete, wie die Hochvogesen, das Gebiet zwischen Vogesen und Jura und den nördlichen Theil des letzteren anschliessen werden. Anmeldungen hierzu sind an Herrn Prof. Dr. Benecke, Strassburg i. E., Goethestrasse 43, zu richten.

Der II. internationale Congress für Physiologie wird in der Zeit vom 20.-30. August in Lüttich stattfinden.

Der preussische Medicinalbeamtenverein hält seine diesjährige Hauptversammlung am 5. und 6. September im Langenbeck-Hause zu Berlin ab..

Der vierte Aerztetag der Gesellschaft livländischer Aerzte findet in Wenden vom 14.-16. September dieses Jahres statt.

Die 6. Abhandlung von Band 57 der Nova Acta: Anton Nestler: Abnormal gebaute Gefässbündel im primären Blattstiel von Cimicifuga foetida L. 1 Bogen Text und 1 Tafel. (Preis 1 Rmk.) ist erschienen und durch die Buchhandlung von Wilh. Engelmann in Leipzig zu beziehen.

Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden.

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August 1892.

Inhalt: Amtliche Mittheilungen: Revision der Rechnung der Akademie für 1891. Ergebniss der Wahl eines Vorstandsmitgliedes der Fachsektion (3) für Chemie. Veränderungen im Personalbestande der Akademie. Beiträge zur Kasse der Akademie. August Wilhelm v. Hofmann. Nekrolog. Sonstige Mittheilungen: Eingegangene Schriften. Simroth, Heinrich: Einige Punkte aus der Oekonomie des Weichthierkörpers, ein Kapitel über Constitution. (Schluss.) Naturwissenschaftliche Wanderversammlungen. - Die 4. Abhandlung

von Band 58 der Nova Acta.

Amtliche Mittheilungen.

Revision der Rechnung der Akademie für 1891.

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An das Adjunkten-Collegium der K. Leopold.-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher.

Die Unterzeichneten haben die Rechnungen der K. Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher über das Jahr 1891 der Prüfung unterzogen und dieselben in allen Theilen als richtig befunden.

Dresden, den 5. August 1892.

Schlömilch.

Drude.

Ergebniss der Wahl eines Vorstandsmitgliedes der Fachsektion (3) für Chemie.

Nach dem von dem Herrn Notar Justizrath Theodor Herold in Halle a. S. am 13. August 1892 aufgenommenen Protokoll hat die am 12. Juli 1892 (vergl. Leopoldina XXVIII, p. 113) mit dem Endtermin. des 12. August 1892 ausgeschriebene Wahl eines Vorstandsmitgliedes der Fachsektion für Chemie folgendes Ergebniss gehabt:

Von den gegenwärtig 70 stimmberechtigten Mitgliedern der Fachsektion für Chemie haben 55 ihre Stimmzettel rechtzeitig eingesandt, welche sämmtlich auf Herrn Professor Dr. Jacob Volhard in Halle lauten. Es ist demnach, da mehr als die nach § 30 der Statuten nothwendige Anzahl von Mitgliedern an der Wahl Theil genommen haben, einstimmig zum Vorstandsmitgliede der Fachsektion für Chemie gewählt worden

Herr Professor Dr. Jacob Volhard in Halle.

Derselbe hat die Wahl angenommen und es erstreckt sich seine Amtsdauer bis zum 12. August 1902.
Halle a. S., den 31. August 1892.
Dr. H. Knoblauch.

Leop. XXVIII.

15

Veränderungen im Personalbestande der Akademie.

Neu aufgenommene Mitglieder:

Nr. 2955. Am 8. August 1892: Herr Hofrath Dr. Franz Steindachner, Director der zoologischen Abtheilung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums in Wien. Erster Adjunktenkreis. Fachsektion (6) für Zoologie und Anatomie.

Nr. 2956. Am 15. August 1892: Herr Professor Dr. C. K. Hoffmann in Leiden.

Fachsektion (6) für Zoologie und Anatomie.

- Auswärtiges Mitglied.

Auswärtiges Mit

Nr. 2957. Am 15. August 1892: Herr Professor Dr. Carl van Bambeke in Gent.
glied. Fachsektion (6) für Zoologie und Anatomie.
Nr. 2958. Am 22. August 1892: Herr Dr. Johann Philipp Ludwig Julius Elster, Oberlehrer am herzoglichen
Gymnasium in Wolfenbüttel. Neunter Adjunktenkreis. Fachsektion (2) für Physik und
Meteorologie.
Nr. 2959. Am 22. August 1892: Herr Hans Friedrich Carl Geitel, Oberlehrer am herzoglichen Gymnasium
in Wolfenbüttel. Neunter Adjunktenkreis. -Fachsektion (2) für Physik und Meteorologie.
Gestorbenes Mitglied:

Am 21. August 1892 zu Dresden: Herr Geheimer Medicinalrath Dr. med. et phil. August Gottlob Theodor
Leisering, Professor an der Thierarzneischule in Dresden. Aufgenommen den 31. October 1865;
cogn. Borelli.
Dr. H. Knoblauch.

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18.

"

August 8. 1892. Von Hrn. Hofrath Dr. F. Steindachner in Wien Restzahlung auf das Eintrittsgeld
Von Demselben Jahresbeiträge für 1892, 1893, 1894 und Anzahlung für 1895. 20
Von Hrn. Privatdocent Dr. Simroth in Gohlis bei Leipzig Ablösung der Jahresbeiträge 60

10

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Oberlehrer Dr. J. Elster in Wolfenbüttel Eintrittsgeld u. Jahresbeitrag f.1892 36
Oberlehrer H. Geitel in Wolfenbüttel Eintrittsgeld u. Jahresbeitrag für 1892 36
Dr. H. Knoblauch.

August Wilhelm v. Hofmann.*)

Am 6. Mai 1892 ist August Wilhelm v. Hofmann, ganz unerwartet für Alle, die den rüstigen Vierundsiebziger kannten, die ihn noch vor Kurzem in jugendlicher Frische sahen und bewunderten, von uns geschieden. Mit ihm ist einer der bekanntesten Söhne Deutschlands, einer seiner bedeutendsten und populärsten Naturforscher dahingegangen: ein Grossmeister der Chemie.

August Wilhelm Hofmann wurde in Giessen am 8. April 1818 geboren, wo sein Vater als Architekt und Universitätsbaumeister wirkte. Der künstlerische Einfluss des Vaters ist für den Sohn lebenslang von grösster Bedeutung gewesen; ohne diesen Einfluss wäre Hofmann nicht geworden, was er war: zugleich ein Gelehrter, Künstler und Weltmann, ein allseitig in glücklichster, harmonischer Weise entwickelter Mensch. Die mit mehreren Kindern gesegnete Familie lebte in hinreichenden, aber nichts weniger als reichen Verhältnissen. Der junge Wilhelm zeichnete sich früh durch lebhaftes Auffassungsvermögen und Lerneifer aus. Er absolvirte das Gymnasium in seiner Vaterstadt und bezog die Universität, ohne, wie dies so oft bei bedeutenden Persönlichkeiten der Fall ist, einen bestimmten Drang für irgend einen Beruf schon in diesem Lebensstadium zu fühlen. Er widmete sich zunächst dem Studium der Philologie, dann demjenigen der Jurisprudenz, und zwar, was damals noch seltener als heute vorkam, auch auf ausländischen Hochschulen, in Italien und Frankreich. Durch diesen ungewöhnlichen Studiengang legte er den Grund zu seiner umfassenden und von jeglichen nationalen Vorurtheilen freien Bildung. Sein Vater war inzwischen mit dem Bau des Liebigschen chemischen Laboratoriums beauftragt worden, jenes Instituts, das den Namen der kleinen Universitätsstadt an der Lahn weltberühmt gemacht hat. Es war dies die erst errichtete Anstalt für den praktischen Unterricht in der Chemie, und aus allen civilisirten Ländern strömte die wissbegierige Jugend herzu. Liebig war nicht allein ein Meister der Forschung, er war zugleich Epoche machend als Lehrer. Die Liebigsche Schule umspannt heute die Erde. Alle, die jetzt in der chemischen Wissenschaft oder Industrie, in der Landwirthschaft, in den biologischen Wissenschaften entdeckend und erfindend schaffen, sind in erster oder in späterer Generation Schüler Liebigs. Dass der persönliche Einfluss eines solchen, die Welt umfassenden und befruchtenden Genius auch in seiner näheren Umgebung, in seiner Heimath, und hier sogar

*) Vergl. Leopoldina XXVIII, 1892, p. 77, 108. wirthschaft und Litteratur, Nr. 33 vom 14. Mai 1892, p. 498 ff.

Aus: „Die Nation", Wochenschrift für Politik, Volks

von besonders eingreifender Wirkung sein musste, ist begreiflich. In der That schossen damals aus dem kleinen Hessenländchen die Naturforscher, die Chemiker, wie Pilze aus dem Waldboden hervor. Und darunter waren Männer ersten Ranges, wie Hofmann und Kekulé.

Liebig, mit seinem Baumeister in freundschaftlichem Verkehr, lernte auch dessen Sohn Wilhelm kennen, er zog den Jüngling alsbald in seinen Kreis und bewog ihn, sich der Chemie zu widmen. Der junge Hofmann hatte jetzt seine eigenste Begabung, seinen ihm vorgezeichneten Beruf erkannt. Mit Feuereifer warf er sich auf das Studium der Chemie und that sich darin bald so sehr hervor, dass ihn Liebig zu seinem Assistenten machte. In dieser Stellung verblieb Hofmann bis 1845 und habilitirte sich alsdann in Bonn. Allein hier sollte nicht seines Bleibens sein. Noch im gleichen Jahre folgte er einem Rufe nach London, und damit begann der zweite bedeutungsvollste Abschnitt seines Lebens.

Die ausserordentlichen Erfolge der Liebig'schen Schule hatten begreiflicherweise überall und auch im Auslande Aufsehen erregt. In England trat eine Gesellschaft von Männern zusammen, welche das Ziel im Auge hatten, ihr Vaterland mit einer nach dem Muster des Liebig'schen Unterrichts- Laboratoriums eingerichteten chemischen Schule zu beschenken. Die Mittel zum Bau und zur Ausstattung der neuen Anstalt wurden, wie dies in solchen Fällen in England üblich ist, durch freiwillige Beiträge aufgebracht. Das unter das Protectorat des Prinzgemahls Albert gestellte Institut erhielt den Namen „Royal College of Chemistry", und durch die Vermittelung Alexander v. Humboldts und auf Empfehlung Liebigs wurde Hofmann zum Leiter der neuen Schöpfung berufen. Sie wurde der Ausgangspunkt seiner grossen Laufbahn. In der ersten Zeit waren indessen die Verhältnisse für Hofmann ziemlich schwierig. In dem fremden Lande und mit knappen Mitteln ausgestattet, musste er sich tüchtig mühen, um sich und die ihm anvertraute Anstalt vorwärts zu bringen. Seine glänzende Begabung als Forscher und Lehrer, seine grosse Befähigung zur Erfassung und Lösung in dem gewerbreichen Lande ihm häufig vorgelegter praktischer Probleme und endlich seine überaus gewinnende Persönlichkeit verschafften ihm indessen bald die ihm gebührende Geltung. Im Jahre 1853 ernannte die englische Regierung Hofmann zum Nachfolger Lyon Plaifairs in der chemischen Professur an der Royal School of Mines, indem gleichzeitig das Royal College of Chemistry als chemische Abtheilung der Bergschule einverleibt wurde. Schon drei Jahre darauf wurde Hofmann zum Münzwardein von England, nach weiteren fünf Jahren zum Präsidenten der Chemical Society of London ernannt. Hofmann hat mehr als zwanzig Jahre in England verlebt, zuletzt in glänzendsten Verhältnissen, mit Ehren überhäuft und umgeben von einer Schaar ausgezeichneter Schüler, die heute in Wissenschaft und Technik den tiefsten Einfluss in ihrem Lande ausüben.

Und doch hat er sich entschlossen, diesem gastlichen Boden, der auch durch Familienbande ihm zum zweiten Vaterlande geworden war, Valet zu sagen, als der Ruf aus der Heimath an ihn erging. 1862 erhielt er von der preussischen Regierung die Aufforderung zur Errichtung eines chemischen Laboratoriums in Bonn. Das Laboratorium wurde in der That nach Hofmanns Plänen erbaut, allein er selbst hat es nie benutzt. Noch vor Beendigung des Baues starb in Berlin der berühmte Chemiker Eilhard Mitscherlich und Hofmann wurde zu seinem Nachfolger erkoren und mit der Gründung eines Unterrichts-Laboratoriums in Berlin beauftragt. Er siedelte dann 1867 aus London nach der Heimath über, und es war ihm vergönnt, auch hier noch fünfundzwanzig Jahre in segensreicher Weise zu wirken.

Die von Hofmann in Bonn und in Berlin erbauten Laboratorien sind die ersten palastartigen Institute dieser Art, ausgestattet mit allem modernen Rüstzeug der Wissenschaft. Wie in Bonn unter Kekulés, so blühte alsbald in Berlin unter Hofmanns Leitung eine grosse chemische Schule hervor. In dieser Zeit, in den ersten siebziger Jahren, hatte der Schreiber dieser Zeilen das Glück, zu den Schülern Hofmanns zu zählen und dem Meister auch persönlich nahe zu treten. Im Jahre 1867 gründete Hofmann in Berlin die "Deutsche chemische Gesellschaft", wohl den grossartigsten wissenschaftlichen Verein der Welt. Nach dem Muster der Londoner chemischen Gesellschaft organisirt, zählt der deutsche Verein gegenwärtig ungefähr 3500 Mitglieder, die sich aus allen Ländern und Sprachgebieten der Erde rekrutiren. Die von der Gesellschaft herausgegebene Zeitschrift, die „Berichte", bildet nicht allein das verbreitetste, sondern auch das umfangreichste wissenschaftliche Journal. Im künftigen November soll der fünfundzwanzigste Stiftungstag dieser weltverzweigten Gesellschaft festlich begangen werden. Es wäre für ihren Begründer einer der grössten Ehrentage geworden. Er hat ihn nicht erleben sollen, und ein tiefer Schatten wird deshalb auf diesen Gedenktag fallen. Als Mitglied der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie wurde Hofmann am 25. November 1873 aufgenommen; seit dem 19. Juli 1875 gehörte er zum Vorstande der Fachsektion für Chemie.

Wenn wir die Bedeutung Hofmanns in wenigen Worten zusammenfassen wollen, wie es hier allein möglich ist, so können wir nur darauf hinweisen, dass er gleich hervorragend als Pfadfinder in der Wissenschaft wie als Lehrer gewirkt hat, und dass er in Jahren, da sonst die grossen Eroberer der Natur das Schwert der experimentellen Forschung ermüdet sinken lassen und der wohlverdienten Ruhe pflegen, mit jugendkräftiger Hand zur Feder griff und sich vor dem staunenden Auge der Fachgelehrten zum fruchtbaren, glänzenden Schriftsteller entwickelte.

Die Arbeiten Hofmanns als Forscher bewegen sich hauptsächlich auf dem Gebiete der organischen Die Verbindungen des Ammoniaks, der Grundsubstanz vieler der wichtigsten im Thier- und Pflanzenleibe gebildeten Stoffe, der heilkräftigen Alkaloïde und der furchtbarsten Gifte, nicht minder auch einer grossen Reihe der herrlichsten, der Kunst des Chemikers entsprossenen Farbstoffe, bildeten vor Allem eine Domäne seiner Forschung. Das Anilin, ein dem ehemals nutzlosen Steinkohlentheer entstammender Körper, vor fünfzig Jahren kaum gekannt, heute täglich in Tausenden von Kilos fabricirt, wurde in Hofmanns Hand zum Ausgangspunkt der Theerfarben-Industrie. Von seinem Schüler und Gehilfen W. H. Perkins wurde in England die erste Fabrik von Anilinfarbstoffen gegründet; ein anderer seiner Assistenten, Peter Griess aus Kurhessen, legte durch seine Arbeiten den Grund zu der jetzt nicht minder entwickelten Industrie der sogenannten Azofarbstoffe. Ein grosser Theil der Leiter und Mitarbeiter in diesen, namentlich in Deutschland zu ungeahnter Blüthe gelangten Gewerbszweigen hat zu Hofmanns Füssen gesessen.

Sehr wichtig sind auch andere, grossartig durchgeführte Experimentalarbeiten Hofmanns geworden, deren nähere Darlegung in dieser summarischen Würdigung zu weit führen würde. Nicht minder gross als in der chemischen Technik ist die Zahl seiner Schüler in der Wissenschaft, auf den Lehrstühlen der in- und ausländischen Hochschulen. Allein er verstand es nicht nur meisterlich den gereiften Jüngling in das Gebiet der experimentellen Forschung einzuführen und ihn zu selbständiger Entdeckerarbeit anzuregen; sein eigenstes Talent war es, in dem Anfänger die Lust und Liebe zur Wissenschaft zu erwecken, ihn an der Hand glänzender und überzeugender Vorlesungsexperimente leicht und fast spielend in das Unbekannte, in das dem Laien so geheimnissvoll erscheinende Gebiet der Chemie zu geleiten. Auch besass er, wie wenige, das Talent, das Interesse weitester Kreise für seine Wissenschaft zu gewinnen und in populären, farbenprächtigen Experimentalvorträgen den einfachen Handwerkern wie der höchsten Hofgesellschaft die neuen Errungenschaften der Chemie fasslich und angenehm vorzuführen.

Durch seinen Studiengang, den langjährigen Aufenthalt im Auslande und zahlreiche, weit ausgedehnte Reisen war Hofmann zum Kosmopoliten und im besten Sinne zum Weltmanne geworden. Er fühlte sich ebenso heimisch und bewegte sich mit gleicher Leichtigkeit in Gelehrten-, Künstler- und politischen Kreisen. Mit einer sehr grossen Anzahl der hervorragendsten Männer aller Länder und Völker war er schon früh bekannt geworden, und namentlich stand er mit nahezu allen Fachgenossen des In- und Auslandes in freundlichen, zum Theil freundschaftlichen Beziehungen. Diese glücklichen Umstände sollten ihm in seinem letzten Lebensabschnitte besonders zu statten kommen, als der berühmte Chemiker sich zum Schriftsteller, zum Künstler entwickelte.

In seiner Eigenschaft als Präsident der deutschen chemischen Gesellschaft kam Hofmann oft in den Fall, bei Eröffnung der Sitzungen dahingeschiedenen Fachgenossen einen Nachruf zu widmen. Dies war der äussere Anlass zur Entdeckung und Entfaltung eines hervorragenden schriftstellerischen Talents. bedeutende Aufgabe, welche in dieser Hinsicht an ihn herantrat, war der Nekrolog auf seinen 1873 verstorbenen grossen Lehrer und Freund Justus Liebig. Er entledigte sich desselben in origineller Weise, indem er den Briefwechsel Liebigs mit dessen Jugend- und Lebensfreunde, dem berühmten Chemiker Friedrich Wöhler, herausgab und an der Hand dieser Correspondenz Leben und Grossthaten des Giessener Altmeisters schilderte. Einige Jahre später setzte er dem inzwischen ebenfalls verstorbenen Wöhler in einer glänzend geschriebenen Biographie ein dauerndes Denkmal. Die Reihe der grossen Naturforscher aus dem Anfange des Jahrhunderts, und auch diejenige der späteren, der Alters- und Studiengenossen Hofmanns, begann sich bun immer rascher zu lichten. Jean Baptiste Dumas, Adolphe Wurtz, Quintino Sella, der italienische Mineralog und Staatsmann, ein Jugendfreund Hofmanns, starben alle kurz nach einander hin. vielen anderen der namhaftesten Erforscher der Natur wurde das Glück zu Theil, in Hofmann einen sachkundigen, unparteiischen, mit dichterischer Gestaltungskraft begabten Geschichtsschreiber ihres Lebens zu finden. Hofmann hat als naturwissenschaftlicher Schriftsteller wenige seines gleichen, als zeitgenössischer Historiker der Chemie überhaupt keinen Vorgänger gehabt, und schwerlich wird sobald ein ihm würdiger

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